Читать книгу Traumprotokolle - Christof Wackernagel - Страница 7

Ab 17. Juli 2011

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− eine Kommode aus fünf Schubladen, frei schwebend, ohne Außenseiten, die oberen beiden Schubladen nach links hin ums Doppelte verlängert –

– ein Theater, das so gebaut ist, dass man durch den Säuleneingang auf einem Hügel die Villa der Sponsoren sehen kann, die im selben Stil gebaut ist, es ist also um den Säuleneingang, der ein Säulendurchgang ist, herumgebaut, völlig unpraktisch, aber die angeblich anonymen Spender wollen damit dann ganz toll dastehen • alle schmeißen alles weg, ich steige ganz aufs Dach hoch, um bei mir auch wirklich alles zu holen, die letzten Reste, Kästchen und Schachteln, in denen noch irgendwas drin ist, steige bis in den obersten Stock das letzte Stück mit einer Leiter hoch und sehe, wie alle Leute wegrennen und alle Leute alles wegschmeißen, es ist offenbar der Weltuntergang, aber kein Drama, keine Panik, keine Katastrophe oder so, sondern alles ganz normal, routineartig, also alles Wertvolle und so kommt richtig auf einen Haufen und ich brauche es gar nicht runterzunehmen bis ins Parterre, sondern schmeiße es vom obersten Stock beziehungsweise vom mittleren Stock aus gleich über das Geländer runter auf einen Haufen, aber nicht das Kästchen gesamt, sondern ich mache das Kästchen auf, leere es aus und werfe es dann hinterher und denke dabei, dass, wenn dann doch noch jemand weiter da wäre, der da drin rumwühlte und suchte, der dann wahnsinnige Sachen finden würde; es ist zwar Weltuntergang, aber nicht weiter schlimm, nur so, als müsste man vorher noch aufräumen • Ballspiel, bei dem jede Übergabe des Balls noch etwas Soziales bedeutet, nämlich einmal, so wie ich es sehe, wird der »jüdischen Sau« der Ball abgenommen, dann drehen sie sich um und der, der den Ball hat, sagt, »wir wollen der jüdischen Sau die Hose ausziehn« • ich will mit dem Auto fahren, wir sind aber mit dem Fahrrad unterwegs und müssen jetzt die Fahrräder noch abstellen, die anderen warten so lange mit dem Auto, es ist ein riesiger Platz, ein ansteigender italienischer Platz mit einer Erhöhung und oben ist ein Straßencafé, vor dem Frauen Ball spielen, schmale, lange, elegische, intellektuelle Frauen mit dünnen Zigaretten im Mund, worüber ich mich wundere, denn das nimmt ihnen doch die Luft zum Spielen, und eine schaut mich in einer Weise an, bei der man merkt, dass sie geistig ganz woanders ist, wenn nicht sogar unter Drogen, schaut sozusagen leer durch mich durch; ich will die Fahrräder hinten abholen, um sie nach Hause zu bringen und dann wegzufahren, aber dass ich jetzt auch noch die Fahrräder wegbringen soll, finde ich ziemlich blöd, das mach ich nicht nochmal, weil alle das Vergnügen haben, und ich muss die ganze Arbeit machen, damit es möglich gemacht wird, und zu Hause muss ich dann auch erstmal viel machen, um die abzugeben, muss erstmal warten und eine Grundsituation herstellen, was auch wieder wahnsinnig viel Zeit wegnimmt • Walter Benjamin geht da, nachdenklich, die Hände auf dem Rücken, vornübergebeugt durch das Dorf, das Tjenle sein könnte • nur damit das Geld zurückgezahlt werden kann, muss ich alles stehen und liegen lassen, und obwohl das nicht viel Geld ist, passiert gar nichts und es ist auch ganz einfach, wie das gemacht wird: es sind zwei Schalen, kalebasseartige Schalen, die nebeneinander stehen, eine etwas höher als die andere, und das Geld läuft dann von der höheren in die untere –

– im Norden Wiederholung von »Abschnitt 40«, ich hoffe, dass viele anrufen und hinterher was von mir wollen, ich bin Maß »Kloß«, sozusagen im Anhang von Lüdke beim Botschafter, bei dem auch noch andere Leute sind, und der Typ, der mich begleitet, sagt: »pass auf, es wird alles geklaut, halt alles fest!« ich habe ein »Baja« auf dem Schoß und er sagt: »ich will die ganze Zeit an deren Koffer, sonst sind die weg!« und ich muss auch darauf achten, dass ich genügend Batterieladung im Telefon habe, um die ganzen Interviews per Telefon geben zu können, ich bekomme vielleicht neue Rollen, wenn das jetzt wiederholt wird, obwohl es nur im Norden ist und nur eine Wiederholung; ich kann alleine in die Botschaft rein, die anderen müssen warten, ich muss aber durch eine Schleuse, die ein Glaskasten ist, der über dem Abgrund hängt, wodurch die Sache relativ gefährlich ist, wenn man da runterfällt, aber ansonsten lassen sie mich ohne weitere Kontrollen rein, ich muss nur durch diese Schleuse und über eine Distanz über dem Abgrund hineinspringen, aber wie wir noch vor der Botschaft alle warten, spricht eine Frau die Besitzerin von »Miniprix« auf Deutsch an und will mit ihr reden, was diese genervt lächelnd von sich weist, sich leicht abwendend, ein gebrochenes Deutsch, obwohl diese Frau noch von wo ganz anders herkommt, eher eine Araberin ist mit ihrem Kopftuch, die Frau von »Miniprix« antwortet kurz auf Deutsch, findet es aber eine Zumutung, Deutsch sprechen zu sollen beziehungsweise angesprochen zu werden, bloß, weil diese Frau damit zeigen will, dass sie Deutsch kann, ich wundere mich, dass die Frau von »Miniprix« Deutsch kann, und ich verstehe sehr gut ihre Reaktion auf dieses blöde Getue von der Frau, die nur zeigen will, dass sie Deutsch kann, obwohl sie eigentlich zu einem Ministerium gehört und eine Umfrage macht, was sie ganz normal auf Französisch fragen könnte, aber sie ist ganz impertinent und redet weiter Deutsch, und die Frau von »Miniprix« antwortet dann eben genervt lächelnd, zuckt die Achseln und guckt mich Einverständnis heischend an, wie blöd diese Frau ist, die ihre Fragen auf Deutsch stellt • wir sitzen und die »Säcke« wandern über meinen Schoß, bevor sie zum Klärungstermin gehen, geht auch relativ schnell; es gibt keine Besitzerin für italienischen »Nazuwahn« • eine Frau geht in die Maske und sprüht eine Frau, die auf einem Stuhl vor der Maske sitzt, voll mit einem Spray zu, so dass die komplett eingenebelt ist und wütend zu mir sieht, der ich weiter hinten sitze und mir das ansehe – und das macht kein Mensch wirklich richtig, dass die andere Masse zu mir kommt –

– alle Dateien auf Stand bringen, je eine Kopie für Ebby, alles schon gemacht, eine Kopie für Karin von Ebby • werde mit dem Bus zur Maske gefahren, warte dort brav, bis ich drankomme, viele andere Kollegen dabei und die drängen sich rücksichtslos vor, aber sie sind auch schon im Kostüm, mittelalterliche, länglich schmale Gestalten zum Teil mit Federn, ich bin total beleidigt und gehe voraus und zeige Fotos von »die Lücke« und zwar sind das drei Hochhäuser, riesige Hochhäuser, die ziemlich ähnlich sind, gleiche Architektur, leicht versetzt hinter beziehungsweise nebeneinander gebaut, und sie haben oben einen Aufsatz, sozusagen ein draufgesetztes letztes Stockwerk, das bei zweien schon ausgebaut ist, während von dem dritten nur die Pfosten schon stehen, und die Frau, der ich das zeige, sagt: »aber das ist das doch gar nicht!«, und dann mache ich sie darauf aufmerksam, dass es das dritte ist, was »die Lücke« ist, da, wo nur die Pfosten stehen, das Stockwerk selbst aber noch nicht gebaut ist; bevor es Catering gibt – ich habe schon ziemlichen Hunger –, bekomme ich einen A4-Bogen mit aufgedrucktem Essen, also kleinen Fotos, auf denen das Essen zu sehen ist, die in viereckigen Häppchen gedruckt sind, was wiederum ausgestanzt ist auf diesem Bogen, der ein Aufkleber-Bogen ist, von dem man diese ausgeschnittenen beziehungsweise stanzmarkierten Essen ablösen kann und irgendwo anders aufkleben, und das ist dann das Essen, es ist aber klar, dass das nur Dekoration ist, man kann es nicht essen, aber danach fahre ich dann nochmal mit einem anderen Bus zur Maske, der hinten voll ist mit Statisten, die Bullen spielen, während ich vorne drin sitze, und wie wir am Set ankommen, stehen draußen schon ganz viele andere Bullenstatisten, die mich von anderen Drehs – vor allem natürlich »Abschnitt 40« – kennen und sagen: »ja, die Silke oder Silvia« – kann mich an die Frau nicht erinnern – »die bei ›Abschnitt 40‹ auch als Bullenstatistin mitgemacht hat, ist auch da, die wird sich bestimmt freuen, dich zu sehen«, woraufhin sie sie holen, sie auch ganz schnell kommt, aber wie sie auf mich zukommt, schaut sie mich immer ratloser an, erkennt mich nicht, versucht, sich zu erinnern, es kommt aber nichts, weshalb ich sage: »ich bin’s! ich bin’s!«, aber sie guckt mich nur fragend an und kriegt es nicht zusammen und ich sage zu den anderen halb lachend: »ja, die erkennt mich wahrscheinlich nur, wenn ich die Uniform anhabe!«, und ich sage: »die Leute glauben das ja gar nicht«, da wird Heio von Stetten leicht ärgerlich und sagt: »dann sollen sie doch zum Set kommen, dann werden sie schon sehen!« und die Teamleute essen beim Catering und nicht beim normalen Essen und als ich dann komme, ist alles schon weg, die ganzen geschmierten Brötchen und Häppchen, alles weg, und zwar nur von den Teamleuten, nicht von allen –

– in ganz Schweden wird nicht mehr gefickt, angeblich, es wird jedenfalls offiziell so behauptet, das heißt, in Wirklichkeit müssen die Schweden es heimlich und ganz leise tun • ich erzähle Karin, dass Ebby erzählt hat, wie seine Tochter ihn geküsst hat und er das immer nicht genießen konnte, nicht annehmen konnte, ich sehe ihn, wie er etwas starr mit seinem unrasierten Gesicht dasaß und es über sich ergehen lässt, obwohl er es gerne genießen würde, aber ich sage: »nee, ich glaube, er hat es schon genossen, es ist halt nur so seine Art, eben Johnsonart-typisch, den Rauen spielend, aber im Herzen weich und so weiter« und dann ist es auch eher Johnson als Ebby –

– RAF-Treffen von Ehemaligen auf einer Wiese, auf der sie in einem Bastzelt sitzen beziehungsweise auf einem Fleck der abschüssigen Wiese, der von einem Bastzaun umgeben ist, ich höre von Weitem, wie Dellwo das große Wort führt, bin aber ausgeschlossen, treibe mich in der Nähe rum und weiß nicht, ob ich reingehen soll oder nicht, würde aber schon gerne mitreden und dabeisein, ärgere mich, dass die da sind und ich nicht mitreden kann, gehe dann aber wie zufälligerweise vorbei und dann sagen sie, ich solle kommen, bieten sofort einen Joint an, alle sind total bekifft und ich setz mich dann auf den Boden und eine Frau redet mich an, sie wissen alle, wer ich bin, aber man redet nicht darüber, dass was zwischen uns ist, sondern das wird mit dem Kiffen weggemacht und dann kommt Astrid Proll, begrüßt alle ganz freundlich, entdeckt dann mich und sagt ganz erfreut: »ah, der Christof, den hab ich kennen gelernt und dann haben wir gleich angefangen zu reden, aber so richtig unterhalten haben wir uns bis heute noch nicht«; Fips ist auch dabei und hat einen Joint gedreht, zieht einmal dran und gibt ihn dann mir weiter, ich zieh einmal dran und gebe ihn dann an den neben mir Sitzenden und der sagt: »ja Mensch, den kann man ja total reinziehn, der wird ja dann weggeraucht«, für jeden einen Zug und alle behalten es ganz lange in der Lunge und lassen es dann in einem großen Schwall raus, drei gleichzeitig, und dann sagen die: »jaaa, das war natürlich zu wenig, das hast du dann auch ausgenützt«, so als ob ich ihnen was weggeraucht hätte, aber es bleibt trotzdem, was es ausgelassen hat • heftige Überschwemmung im Dorf und ich denke, dass mein Hotelzimmer doch irgendwie unten liegt, Souterrain-artig und dann meine Sachen unter Wasser sind, überschwemmt werden, aber ich kann da nicht hingehen, weil alles so stark überschwemmt ist, dass man nicht durchgehen kann, da kommt einer in einem schmalen kleinen Boot, in dem er steht, kommt wahnsinnig schnell angerast, so dass er beinahe eine Frau umwirft, die da steht, dann nimmt er sie aber hinter sich im Boot mit und rast so schnell über den Platz und dann am Ende vor den Häusern so schnell um die Kurve, dass es ihre Beine, während sie sich an seinen Oberkörper klammert, hoch schleudert und sie einem Barkeeper, der vor seiner Espressobar in der erhöht gebauten, geöffneten Tür steht, voll in den Bauch knallen, woraufhin sie vor der Espressobar stehen bleiben und der Barkeeper mit erhobenem Zeigefinger sagt: »nicht nochmal so!« –

– Karins Haus liegt direkt am Fluss, der schmale Garten geht bis ins Wasser rein, schnell Grund da gemietet, und ich arbeite mit Batoma im Verlag an dem neuen Buch und wir machen aus, dass ich alle paar Wochen die neugeschriebenen Sachen schicke, und harre dann darüber aus, das zu sagen • will eine gebrauchte Verstärkeranlage in beziehungsweise von einem Theater kaufen, wahnsinnig hochprofessionelles Zeug, weswegen sie doch sehr teuer ist, der Typ will dreitausendfünfhundert Euro für einen solchen Verstärker; wir stehen davor, er ist immerhin fast mannsgroß und der Typ zeigt, wie solide die Anschlüsse sind, wie fest die Kabelanschlüsse verschweißt sind – er reißt richtig dran und biegt und versucht abzuknicken und es geht nicht, weil sie millimeterdicke Metallfüllungen haben –, während im Eingangsbereich des Theaters eine Gruppe schon ihre Anlage aufbaut, der Gitarrist seine Gitarre stimmt – wobei er ein Messgerät hat, das selbst wie eine kleine E-Gitarre aussieht, bloß ohne Saiten, wie ein etwa zwanzig Zentimeter hoher roter Plastiktropfen –, denn wir wollen auf jeden Fall noch vor dem Mittagessen ein bisschen spielen, aber auf dem Verstärker, den ich kaufen will, ist ein mit einem Text beschrifteter Aufkleber drauf, der sagt, dass irgendwas mit dem Verstärker nicht stimmt, und ich hole den Typen, der ihn verkaufen will, nochmal und wir reden ziemlich lange hin und her, bis der Verkäufer sagt, dass der Verstärker mit dem Aufkleber auf jeden Fall ein bisschen billiger sein muss und billiger verkauft wird, aber der geht noch und ist noch so gut wie neu • mehrere Leute von dem Ebby-Trauer-Treffen sagen, dass unsere Zeit damals die beste war, und sie wiederholen das den Leuten • im Theater Urlaubsvorbereitung, ich treffe eine Sanne-artige Frau und sage: »ihr fahrt doch auf die Malediven!«, aber sie sagt: »nein, wir wissen noch nicht, wohin wir fahren«, woraufhin ich sage: »ach, das tut mir leid, ich dachte, ich hätte es vergessen und das war mir sehr peinlich«, dabei weiß sie es selber ja noch nicht und sie sagt: »in den nächsten Tagen entscheidet es sich« und wenn nicht, bleibe sie da und werde sich melden, und ich sage: »ja, ich bleibe auf jeden Fall da«, womit unausgesprochen im Raum steht, dass wir uns in dem Fall vielleicht auch mal treffen könnten • ich spiele eine kleine Rolle in einem Theaterstück, das wir geprobt haben – ich stehe am Anfang vorne an einem Pult, sozusagen vor der Bühne und vor der ersten Reihe, zwischen Bühne und Publikum, wo ich etwas sage –, und jetzt geht die Vorstellung los, aber ich liege mit einem ziemlich großen dicken wuscheligen Hund neben und vor dem Pult am Boden und schmuse heftig mit dem Hund, der mich liebt, sich an mich drängt und ablecken will, was ich gerne mache, obwohl ja eigentlich die Vorstellung schon beginnt und ich jetzt dran wäre, weswegen ich dann auch denke, dass ich jetzt doch so langsam mal an meinen Platz gehen sollte und meinen Text sagen, da geht die Tür auf und Barbara Fantasia kommt rein und sagt meinen Text, aber die beiden Verstärker, mit denen wir Musik machen wollten, nur ein paar Takte, sind gar nicht rechts vorne am Publikum, sondern links vorne auf der Bühne, und es ist alles völlig anders als geplant, weshalb ich hochgehe und besprechen will, was jetzt los ist, aber dabei sehe ich, dass überhaupt kein einziger Zuschauer da ist, oben angekommen suche ich den Regisseur, der wie Johannes Rau aussieht, aber nicht mehr da ist, weggegangen ist, und ich gehe durch die sehr großen Hinterräume und Seitenräume, hallenartig und leer, fast kein Mensch, nur manchmal wenige Leute, und der Hund verfolgt mich, liebt mich, will mich ablecken, es ist auch noch ein zweiter Hund da, ein genauso großer schwarzer Schmusehund, und ich frage mich, ob ich meinen Einsatz jetzt versaut habe, weil ich mich mit dem Hund da hingelegt habe, aber es ist ja irgendwie eh nichts los –

– Claudia Tarabay ruft an und will Genaueres wissen wegen Ebby, sie redet ganz normal, als sei nichts Problematisches zwischen uns, im Hintergrund viele Kinderstimmen, so dass ich mich stark konzentrieren muss, um sie verstehen zu können, sie ist dann auch davon abgelenkt, redet mit den Kindern oder Leuten im Hintergrund und es dauert lang, bis sie wieder mit mir sprechen kann, und Ebbys Tod kommt wieder voll hoch bei mir, kann kaum reden, kämpfe gegen Tränenausbruch, aber sie will mit mir drüber reden, bis ich sie am Telefon sehe, schräg unter mir, wir sehen uns an, sprechen aber weiter in den Hörer, unsere Köpfe sind ganz nah beieinander, ihre Lippen ganz nah, bis wir uns küssen, erst vorsichtig, aber dann spüre ich auch ihre reindrängende Zunge, es wird ein richtiger Zungenkuss und wir reden weiter, es scheint, als ob sie auch andere Freundinnen da hat, weiter hinten, und es ist, als ob Ebbys Tod jetzt das Eis gebrochen hat bei ihr • es regnet und das heißt, die Messungen sind nicht mehr korrekt, das Geld ist zwar eingewickelt, in große grünbraune Blätter, so dass es kleine Ballen gibt, die oben offen sind, damit man es herausnehmen kann, und diese Ballen sind irgendwie in einer Tasche am inneren Rand der Haut, also wie eine natürliche Tasche, verstaut, aber es wird nass und deswegen muss es umgepackt werden in Döschen oder in Plastikdosen wie die runden von »Miniprix«, wodurch es sich aber anscheinend verwandelt, denn es sind erst nur zweitausend Francs CFA, aber am Schluss sind es fünftausend • wir arbeiten alle draußen in der Dämmerung an irgendeinem Haus, das aus mehreren Teilen besteht, die von einer Straße getrennt werden, hinter der der andere Teil an einem steilen Hang liegt, und das aus Punkten und Kugeln zusammengesetzt oder renoviert wird – aus silbernen oder silbern glänzenden Aluminiumkugeln – und da kommt ein großes, großes Flugzeug ziemlich dicht über uns angeflogen, vielleicht sogar eine Frachtmaschine, es setzt zum Landeanflug an, hat auch schon seine blinkenden Lampen an, rote und weiße; ich guck dem nach und geh über die Straße, wo auch alle anderen von der Arbeit abgelassen haben – teilweise Brückenkonstruktionen, Bögen, Verbindungen zwischen den Hausteilen – und dem Flugzeug nachgucken, das ja vielleicht sogar abstürzen wird, aber wie ich drüben ankomme, fliegt es schon so tief, dass ich es nicht mehr sehen kann, ihm nicht mehr nachgucken kann, zumal ich noch unten an dem Haus neben einer Wand, die den Hang abstützt, stehe, weswegen ich mich auf einen Barhocker setze, der da steht, gegenüber ist eine Frau, die raucht, aber ich nehme ihr die Zigarette ab und drücke die Glut raus, was erst nicht richtig geht, weswegen ich ziemlich lange dran fummeln muss, bis die Glut endlich ganz aus ist – wodurch meine Finger dann ganz stinkig werden werden, was ich aber in Kauf nehme –, frage noch sicherheitshalber: »das darf man doch, oder?« und die andere Frau sagt: »ja, das darf man!« und ich mach diese blöde Zigarette aus und die eine von den beiden Frauen, mit denen ich auf Barhockern vor dieser Mauer sitze – eine etwas oberhalb von mir, eine etwas unterhalb −, also die oberhalb Sitzende liest lachend einen Bericht von mir als Kind vor, als die Berichtschreiberin mit mir in der Schule war, dass ich ganz schlecht gewesen sei, die Lehrer gesagt hätten: »aus dem wird nichts«, später sei ich aber dann ganz gut geworden, und sie sagt: »ach, das ist aber hübsch gemacht, so italienisch! vor allem dieses: ›aus dem wird ja nichts!‹«, ich sage, dass ich mich an nichts erinnern kann, aber es durchaus so gewesen sein kann, »denn in unserer Volksschule in Ulm waren Mädchen, also das kann schon sein« –

– mehrere Leute, darunter Engländer, an der Autobahnauffahrt, müssen aber immer wieder warten und dürfen oder können nicht auf die Bahn, weil man da Unterricht gibt auf der Autobahnauffahrt; ich hab das mühsam organisiert alles, es war erst gesperrt, aber jetzt ist es geöffnet und es stimmt jetzt alles so, wie es ist, und wir bleiben auf jeden Fall da stehen, sonst kommt alles durcheinander und dann kommen noch die Engländer dazu und ich sage denen, dass sie auf jeden Fall nicht auf die Bahn fahren dürfen – wobei ich das Wort »Bahn« auf Deutsch sage und denke, dass sie das als »Autobahn«, quasi Lehnwort, verstehen werden –, sondern weiter da an dem Parkplatz warten, wenn sie nicht wo Bestimmtes hinwollen, sonst kommen sie von da so schnell nicht wieder • er, Lutz Eisel, verteidigte einen Mann, war ein Mann, der seine eigenen Eltern zerstückelte und ins Eisfach gelegt hat • bin auf einer Veranstaltung, die irgendwie ein bisschen zu meinen Ehren ist, könnte etwas Geburtstagsartiges sein, aber auch wegen der »es«-Veröffentlichung, über die eine Frau ganz interessiert mit mir reden will, mich regelrecht ausfragt, fast interviewt • wir stehen in einem Vorraum hinter dem Gang, durch den ich eben gegangen war und in dem einige auf den Boden kauerten und aßen oder irgendwelche Übungen oder Spiele machten –, aber dann sehe ich, dass einer der Veranstalter dieser Feier etwas weiter hinten steht und nervös wartet, bis die Frau endlich fertig ist mit mir, aber nachdem sie das offenbar noch lange nicht will, sie an der Schulter antippt und bittet, zum Ende zu kommen, da, wie ich dann auch sehe, weiter hinten an einem Tisch schon die nächste sitzt, die mit mir reden will, wobei dieser aufnahmeleiterartige Mensch mich aufklärt, dass insgesamt ganz viele mit mir über »es« reden wollen und er bereits organisiert hat, dass einer nach dem anderen mit mir reden kann, was mich freut und ehrt, aber als ich mich dann zu der anderen setze und wir zu sprechen anfangen, wobei sie mich erstmal wieder grundsätzliche Fragen fragt, denke ich: »verdammt, ich hab jetzt gar keine Prospekte dabei, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich natürlich Prospekte mitgenommen, die ich den Leuten geben kann, damit ich nicht immer bei Punkt Null anfangen muss«, da kommt ein weiterer, der auch mit mir reden will, und unterbricht das Gespräch mit der Frau am Tisch und sagt: »Kollege Drähn ist auch da und will mit dir reden«, woraus ich schließe, dass der mich Ansprechende wohl ebenfalls ein alter Kollege vom Schauspielhaus Bochum ist, er erinnert mich sogar an Andreas Korffmann, und er schlägt vor, doch eine kleine Gruppe zu bilden, eine kleine Versammlung zu machen, wo wir dann alle zusammen reden, damit es praktischer wird, womit ich sehr einverstanden bin, und durch diesen Gang gehe ich wieder zurück und sehe die Leute, die da kauern und etwas verrenkt am Boden rummachen und an etwas rumfummeln, was am Boden liegt, was ich aber nicht genau erkennen kann – etwas weiter hinten in einem eine halbe Etage tiefer gelegten Raum glaube ich auch, Kalle Drähn zu erkennen – und dann denke ich: »mein Gott, es ist vielleicht doch am besten, ich fahre eben schnell nach Hause und hole die Prospekte, ist ja nicht weit«; das Auto, das der rote Renault sein könnte, steht draußen auf dem Vorplatz unter einem Baum, und ich erkläre das dort noch kurz dem aufnahmeleiterartigen Typen, wobei wir nochmal ziemlich lange hin und her abwägen, ob sich das wirklich lohnt oder nicht, aber dann doch zu dem Schluss kommen, dass es sinnvoll ist, woraufhin ich ins Auto steige, losfahre, aber kurz darauf zu einer baustellenartigen Stelle komme, an der viele Leute herumsitzen und -stehen, ratlos, irgendwas scheint passiert zu sein, man kann auch nicht mehr weiterfahren, es ist alles wie Baugebiet, tiefe Rillen, in denen der Wagen stecken bleiben würde, ich kurble das Fenster runter und frage, was los ist: es gehe um eine Scheidung, sagen die Leute, was offenbar eine sehr ernste und schwierige, ritualartige Sache sei, ich frage: »was soll denn das?«, aber die Leute sagen, ich könne nicht mehr weiterfahren, »sonst verbrennt das Auto«, ich sage: »aber ich hab’s ganz eilig, muss ganz schnell wieder zu einer laufenden Veranstaltung zurück« und nach einigem Zögern erklärt sich eine Frau bereit, mir zu helfen, ich gehe raus aus dem Auto auf dieses baustellenartige Bruchgelände, das durch einen großen Spalt getrennt ist, wo auf beiden Seiten Leute sitzen und stehen, zum Teil an Tischen, alle sehr ernst und düster und gespannt, böse feierlich und als ob sie alle auf etwas warteten, aber bevor ich auf dieses Abbruchgelände gehe, sagt die Frau zu mir: »du musst hinterher das Jackett wechseln, denn du musst jetzt da rüber und musst dich dann auf diesem Schotter wälzen und wälzen und wälzen« und ich weiß nicht, was ich machen soll, wie ich das umsetzen soll und wie ich über diesen Spalt kommen soll, will nicht, dass mir jetzt was passiert, stehe unschlüssig da rum, bis die Frau mir wieder hilft und das Auto nimmt, das nur noch ein Autositz ist, den sie rüberträgt, wobei es nur noch eine Schüssel ist, in der wiederum eine zweite, kleinere Schüssel liegt, die verdeckt, was in der unteren ist, und stellt sie in die Mitte auf diese Fläche, die eine Bastzeugfläche ist, eine größere Bastmattenfläche, woraufhin ich auch über den Spalt springe und mich drüben auf diesen Abbruchboden werfe und über die Schulter rolle und rolle und rolle und sehe, dass diese Schüssel tatsächlich brennt, sehe die Flammen daraus lodern, und dann rolle ich mich und rolle mich und rolle mich weiter, damit ich selbst nicht zu brennen anfange, wobei ich feststelle, dass es sehr angenehm ist, sich da zu rollen, bis die anderen, die da rumsitzen, sagen: »jetzt ist gut, jetzt kannst du die Schüssel nehmen, das obere, verbrannte Teil abnehmen und da drunter sind Fleischstückchen, die kannst du essen«, was ich dann auch, neugierig geworden, tue, und feststelle, dass da tatsächlich mehrere, zum Teil nur halb oder angegarte Filetstückchen sind, darunter aber auch einige, die man tatsächlich essen kann, wie von einem oder für einen Brochette-Spieß; ich esse die dann auch und frage, was das soll, bekomme aber keine Antwort, obwohl da wirklich ziemlich viele Leute rumstehen und irgendwas machen, ein etwas grobschlächtiger Mann mit Kordhosen und einer Wollweste neben beziehungsweise unterhalb seitlich von mir kniet vor einem gewaltigen Fleischberg, einem wirklich kalbsgroßen reinen, roten Filetteil und hackt mit seinen riesigen Schneidezähnen Streifen daraus heraus, die vielleicht dann später für dieses merkwürdige Verfahren verwandt werden, andere, auch auf dieser Seite, also da, wo man verbrennt, bereiten auch irgend etwas vor und sagen: »ja, der Wagner, der wird sich wundern, dass er nicht mehr verheiratet ist«, nicken dabei mit dem Kopf und lachen bitter, aber auch ein wenig höhnisch, reden weiter darüber, dass dieses Paar jetzt nicht mehr zusammen ist, sie ihn betrogen hat und der das gar nicht weiß, und dann kommen zwei von der Seite rein, die Puppen mit Lodenmänteln tragen, halb mannsgroße, die sie auswickeln und herzeigen, so dass man das Gesicht von diesem Wagner sehen kann; ich frage, ob das der Wagner vom Stadtarchiv Bochum ist, bekomme aber keine Antwort, sondern sie halten mir die Puppe hin, so dass ich das Gesicht sehen kann, das ich zwar nicht kenne, das aber ein Hitlerbärtchen hat, woraufhin sie die Puppen wieder in ihre Lodenmäntel einwickeln und wegschmeißen – aber dann kommen wieder zwei neue Leute, die genauso aussehen und einer ist wohl dieser Wagner, um dessen Scheidung es da geht, er macht aber gar keinen unglücklichen Eindruck, sieht eher neugierig um sich, als ob hier etwas Interessantes los sei –

– wir arbeiten etwas in einem Haus neben einem kleinen Art Marktplatz mitten in der Stadt, auf dem gerade ein Volksfest stattfindet, aber wir müssen das koordinieren mit einem Mann, einem Schwarzen, der im ersten Stock eines Hauses auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes in einem offenen Tür- oder Balkoneingang steht – das Haus ist noch im Rohbau oder ist gerade entkernt worden und wird totalrenoviert –, neben zwei weiteren Männern, die faschingsartig verkleidet sind beziehungsweise für das Volksfest und von dort für das sich drängende Volk auf dem Platz sichtbar sind, aber starr dastehen, keine Aktion machen, während wir an einem Tischchen auf dem Platz sitzen, wo wir – eine Frau und ich – das, was wir sagen wollen, auf eine Tafel schreiben, was von dort irgendwie übertragen wird zu dem im ersten Stock stehenden Schwarzen oder es wird von einer Kamera aufgenommen und per Beamer nach oben projiziert, wo der das dann lesen kann, was aber auch hieße, dass ich das so schreiben muss, dass die Kamera es gut erfassen kann, da wäre ja ein rein elektronisches System praktischer, wo man es direkt auf die Tafel schreibt und es ganz oben irgendwo gesehen wird, aber er wird ja auch gefilmt und wir sehen das irgendwie und die Kommunikation klappt gar nicht, der steht da neben diesen beiden kostümierten und maskierten verkleideten Figuren im ersten Stock und blickt nicht durch, wobei diese beiden Werbung machen für irgendetwas, während er ja mit uns ganz wichtig das Haus renovieren soll oder was auch immer wir da machen, und er unterhält sich mit diesen beiden neben ihm, wir sehen uns gar nicht richtig, da kommt der Hund und wir wollen wieder zurück in unser zu renovierendes Haus, es ist aber alles so voll mit Menschen, die das Volksfest besuchen, dass kein Durchkommen ist und jetzt ist auch noch eine Bullin gekommen, die ihren Wagen fett mitten auf den Platz gestellt hat und einen Witz erzählt, verstärkt, so dass alle ihn hören können, aber ewig lang diesen Witz erzählt, der nicht zu Ende geht, und wir kommen da nicht raus, bloß weil diese Bullin da diesen Witz erzählt –

– ich ziehe um und mein Zeugs ist in Tuben, die keinen Verschluss haben, also oben offen sind, weswegen man aufpassen muss mit dem Regen, und Sylvia hat dem Laden, in dem die stehen, schon zweimal Geld gegeben, aber diesen Laden, also die beiden Türen vorne, kann man nicht richtig zumachen, die Eisengitter passen nicht drauf, außerdem haben die keine Quittung gegeben, sehen das wohl eher als Spende – wofür es ja auch eine Quittung geben müsste! – und da kann man jetzt nichts machen – dauernd muss man Rücksichten nehmen! • habe Johnson zu einem Dreh mitgenommen und er macht sich sofort bei allen beliebt mit Späßen und Sprüchen, alle mögen ihn auf Anhieb und ich bin stolz auf meinen Johnson, wie gut der sich macht, alle finden ihn toll und sind begeistert, auch diese Frau mit ihrem vegetarischen Essen in einer ziemlich großen Tupperdose, die auch aus Blech sein könnte und in der ein Brei zu sehen ist, weil der Plastikdeckel halb danebenliegt, wahrscheinlich die Produktionsleiterin oder »Producerin«, die erfreut über ihn lacht, aber wie ich mit Drehen fertig bin und gehen will, finde ich ihn nicht; das Gelände ist an einem steilen Hang, auf dem flache, gedrückte bauernhof- und werkstattartige Gebäude stehen, in denen Maske und Garderobe sind, darunter verläuft eine enge, querlaufende Straße, auf der ein riesiger, roter LKW steht, der das Ganze noch unübersichtlicher macht und an dem ich nicht vorbeikomme, als ich zum Set will, um nach Johnson zu suchen, weshalb ich kurz überlege, ob ich Johnson nicht einfach dalasse und schon alleine vor ins Hotel gehe, dann aber doch in der Schneiderei ganz oben an diesem Hang nach ihm frage, in der sie wie die Verrückten nähen, allerdings alles ganz primitiv, wie im Stall, zum Teil auf Säcken sitzend, Pferdegeschirr an den Wänden, anderes Stallzeugs, und einer, der auf dem Tisch sitzt und in weit ausholenden Bögen seinen Faden durch das Kleidungsstück zieht, sagt, ich solle doch die Aufnahme- oder Statistenleiterin nach Johnson fragen, und sie kommt auch gerade, blickt aber nicht durch, ob sie ihn noch brauchen oder nicht, antwortet gar nicht richtig auf mich, guckt auf den Boden und geht mit ihren Akten unterm Arm und ihrem Assistenten in diesem stallartigen, steil nach unten abfallenden Gebäude auf Holzdielentreppen wieder runter an das Set, das auf der anderen Seite der Straße weiter unten ist, auch in flachen, steil nach unten abfallenden Gebäuden – ich bin im Bademantel und denke: »na, dann geh ich eben runter und schau selber nach«, steige aber außen die ziemlich steile, enge Zickzacktreppe runter und ziehe oben den Bademantel aus und werfe ihn auf eine ins Gras gesteckte Laterne, aber wie ich dann schon fast unten an der Straße bin, merke ich plötzlich, dass ich ja völlig nackt bin, und weiß gar nicht, wieso ich das gemacht habe, renne sofort wieder hoch und will mir den Bademantel anziehen, komme aber nicht richtig in den Ärmel rein, der sich beim Ausziehen verknuddelt hat, und genau in diesem Moment kommen drei Musliminnen in bunten Gewändern und weitgehend verdeckenden Kopftüchern auf die Terrasse des daneben etwas weiter unten liegenden Gebäudes, lehnen sich sofort an das Geländer, machen mit ihren blöden Kopftüchern rum und schielen zwar lächelnd, aber missbilligend zu mir hoch; ich versuche mich mit dem immer noch nicht ganz angezogenen Bademantel jedenfalls so weit zu verdecken, dass man meine Nacktheit nicht sieht, obwohl ich immer noch damit kämpfe, in meinen Ärmel reinzukommen, aber die Beine ragen raus und man kann erkennen, das ich ansonsten nackt bin, sie gucken betont halb weg {das Restaurant am Hang, an dem ich beziehungsweise wir außerhalb der normalen Holzterrasse an dem Tisch saßen; diese Gefechtssituation, in der ich mit dem Hubschrauber von den Gangstern wegkam und die Butter dabeihatte}, kichern verschämt, gucken aber extra dauernd wieder hin und dann kommen auch noch die ganzen türkischen Statistinnen von unten aus dem Setgebäude über die Straße, von der der rote LKW inzwischen weggefahren ist, und gehen auch auf diese Terrasse zu den anderen Musliminnen oder auf die andere Treppe, die auch im Zickzack hochgeht, und setzen sich dort auf das Geländer wie Vögel auf die Stange, wie Tauben im Schlag, und schauen alle demonstrativ zu mir und kichern, alle verschleiert mit ihren bunten Kopftüchern und alle gucken verschämt weg und doch hin, eine sagt: »so was will ich nicht sehen!«, ganz empört, und während ich es endlich schaffe, den Badenmantel einigermaßen wieder anzuziehen, sehe ich auf der Straße den mit vielen bunten Blumen bemalten alten VW-Bus der Türkinnen, der sogar eine türkische Nummer hat, und gehe die Treppe runter und freue mich so wegen Johnson, dass und wie er da so viel Erfolg hat beim Team und überhaupt den Leuten, wie beliebt er sofort ist, alle ihn witzig finden, und ich denke: »den kann man wirklich mitnehmen, den kann man wirklich herzeigen«, denke aber auch: »diese blöden Türkinnen machen da so ein Geschiss um ihre Religion beziehungsweise ihre verlogene Prüderie, aber bei so ’nem stinknormalen Film mitmachen und die Statistengage einstreichen, das wollen sie schon auch – dann aber noch trotzdem mit ihren blöden Kopftüchern und ihrer gezierten Geschichte da rummmachen: denken doch selber nur ans Ficken, sonst gar nichts!« • Schule, Wohnung, Ferienvorbereitung, bin ganz alleine, wenn alle weg sind, freue mich sehr drauf, meine endlich Ruhe zu haben, und auf der gegenüberliegenden Seite sind sie auch genervt von dem Fußballgedöns • ich habe ein großes Blatt Papier, auf dem alles draufsteht, und lege das in den offenen Wagen beziehungsweise auf den Sitz bei offener Wagentür, das Blatt steht aber ein wenig raus und ein Wort passt nicht überein mit dem Rest, dem Ganzen, also ein Satz, eine Zeile, das macht aber nichts und die Tür lässt sich trotzdem zu-machen, die ist so raffiniert gebaut, sozusagen nach außen hin ausgebeult, aber auch das Glas, denn das Blatt müsste eigentlich überstehen, steht aber nicht über – und dann ist da auch so eine Liste mit Lesungen, die an einem Schlüsselbrett hängt, an den Stiften, die da rausstehen, und das leuchtet dann auf, wie teuer die Fahrt dorthin ist, jede folgende ist immer etwas billiger, am Anfang kosten sie über dreihundert Euro, am Schluss unter zweihundert und ich denke: »das ist ja gut für mich!« – die Windschutzscheibe geht kaputt, aber es fällt alles so ins Auto rein, dass nichts passiert, es niemanden stört und es dadurch für diese gehbehinderte Frau viel leichter wird, dorthin zu kommen, als vorher, weil das alles irgendwie auf mein Auto geht – auf dem Statistenzettel muss ganz oben die Produktion geschrieben werden, also der Titel von dem Film, aber den weiß ich nicht, weswegen ich einfach »Umzug« schreibe, dann weiß man schon, was gemeint ist, drunter dann muss man Name, Adresse und alles in diese vorgedruckten Zeilen eintragen –

– Fips kommt zu spät, weil die Frauen einen Aufstand machen, einen Streik gegen die unzulängliche Bezahlung und wir bieten Ebbys Frau – einer jungen, genervten Frau – an, in diesem Häuschen zu bleiben, bis wir das finanziert haben, weil das natürlich billiger ist, als von diesen zusammengesetzten Anteilen zu leben; sie hat schon was angespart von diesen ganzen Anteilen und greift oben in den Küchenschrank, wo das ist, um etwas davon rauszuholen • alle spielen mein Ende oder es ist auch echt, wenn man seine Sachen nicht organisiert hat – deswegen muss jeder sozusagen alles geregelt haben und dann ist es nur gespielt, aber die anderen glauben das alle nicht, vor allem die Afrikaner, weil es sowieso so ist und deswegen sind sie teilweise sauer, wenn ich das erwähne, und dann will ich eine Sitzbank erhöhen, indem ich auf die Bank zwei Pfosten – abgeschnittene Baumstämme – lege und ein Brett darüber, damit man da schon mal seinen Tee kochen kann, den malischen Tee und der Bruder von Jahas Rui sagt »nee« und dann zeige ich noch eine neue Variante, aber dann wird er langsam richtig sauer, dass wir dadurch mit viel mehr Leuten auf der Bank sitzen können, wenn man die so erhöht, und dann gebe ich nach • wir kommen und kommen nicht vom Fleck mit dem Haus von Ebby und müssen plötzlich das halbe Dach nochmal neu decken, aber es ist alles noch da, man sieht die Ziegel, die hinter einem Busch gestapelt liegen, und alles, was man neu machen muss, was in Ordnung gebracht werden muss, und man muss einzeln die alle suchen und neu einsetzen, zusammensuchen, von wo sie überall gelagert sind, es fehlt aber nur noch ein nicht allzu breiter Streifen, etwa zwei Ziegel breit – von oben nach unten am ganzen Dach – Geburtstag von einem Alten, wir sind alle in einem Restaurant und während eine Frau gerade etwas erzählt, kommt plötzlich einer rein und sie wird abgelenkt, zwei Frauen wechseln weiter hinten ihren Platz, stehen auf und gehen zu einem anderen Tisch, zu anderen Frauen, rechts von mir, ich kenne sie von irgendwoher, kann mich aber nicht genau erinnern, dann kommt noch ein anderer rein, der einen riesigen Bart hat, Licht wird angemacht, er sieht aus wie ein Weihnachtsmann, hat aber einen grünen Bart und er hält eine Rede und ich denke: »na, da machen sie doch nur die europäischen Gewohnheiten nach, aber sie machen es immerhin auf eine sehr eigene Weise« und es könnte Souleyman Goro sein, der sich diese Sache mit dem Bart ausgedacht hat, diesem weihnachtsmannartigen, und wie er reinkommt, wird sogar ein Scheinwerfer angemacht; ich wollte eigentlich nur kurz da vorbeikommen, bleibe jetzt aber länger, obwohl Leute auf mich warten, ich habe ganz viele verschiedene Requisiten, große, kleine, große Milchkannen, habe sie selber mitgebracht oder geschenkt bekommen, sie stehen da jedenfalls auch der Reihe nach auf dem Tisch, also nach Größe geordnet und ich wundere mich, dass Souleyman Goro den Text kann, ohne dass er ihm von der Seite eingeflüstert wird • ein ganz junger Interviewer interviewt eine Schlagersängerin, erzählt aber selber erstmal ganz viel, wie er bei ihr zu Hause war und ihr Sohn und sie sich einen Spaß gemacht haben, indem nach dem Essen das Kind gefragt hat: »na, bist du auch satt geworden?« und er angedeutet hatte, dass er nicht genug bekommen hatte, woraufhin der kleine Junge gesagt hatte: »na, ich kann uns noch was besorgen« und dann sieht man die gleiche Szene als Sketch im Fernsehen, in grellen Farben wie bei einer Tütensuppenreklame, wie eine Mutter, eine eher dicke, ältere in bunten Kleidern aus der Küche, die durch eine Fensterwand und Glastüren abgetrennt ist, kommt und den Gast begrüßt, der in der Tür steht, den man aber nicht sieht, sondern das Kind, ein höchstens Zweijähriges, das auf den Küchentisch klettert, auf dem ganz schnodderig irgendwie lieblos und achtlos hingeknallt Teller und Messer und Gabel liegen, und das wirklich fast babykleine Kind richtet es alles schön hin, richtet Messer und Gabel schön gerade aus, alles ganz anständig und vorher fragt der Interviewer die Schlagersängerin, ob sie Lust hat zu rauchen, und sie antwortet, sie rauche nie, sie habe was gegen’s Rauchen, aber da sagt er: »ich habe doch gerade in der Vorbesprechung gesehen, wie du geraucht hast!« –

– ich muss das Auto irgendwo parken, und um das hinkriegen zu können, finde ich gerade noch eine Parklücke, bevor es irgendwie auf die Autobahn geht, also die Straße in die Autobahn übergeht und es dann ganz lange nicht mehr geht – das Fahrrad in den Schatten stellen, mit Einverständnis der Hotelbesitzer {wo ich mit dem Taxi unterhalb des Hotels ausstieg, dann die Treppe hochmusste und von dort jemand kam, die Koffer tragen helfen} • alle möglichen Freunde wollen mit Gerüsten irgendwelche Außenwände renovieren, aber das Gerüst hängt nur ganz labbrig in der Wand und die Bretter rutschen immer so nach hinten weg, aber Tommi Metzler steht mit einem Seil um den Bauch da und hält sich an dem Seil fest, wenn das Gerüst zurückrutscht, da kommt der Vater von irgendjemandem und ist stinksauer, sagt: »das wird kaputt gehen!«, ich steh da drauf und habe auch Angst, war erst drinnen in dem Gebäude und habe das so gemerkt wie dieses Gerüst als ganzes immer wieder nach hinten schwappt, an den Halterungen zerrt, gehe dann raus, sehe diesen Vater, der sich aufregt, aber die auf dem Gerüst machen einfach weiter, sobald sie wieder an der Mauer sind, hacken da wieder rein, hacken weiter an der Mauer rum, aber dann fällt das Gerüst doch wieder nach hinten und zerrt weiter und auf einmal macht es dann wutsch und dann kracht das Ganze nieder und begräbt ein Haus, das an der Straße steht, unter sich – eine relativ belebte Straße – ein flaches Haus mit mehreren Buden und Geschäften drin; ich stehe etwas weiter weg und renne dann hin, sehe ein kleines schwarzes Kind verletzt heulend darunter herauskommen, das weglaufen will nach Hause, und sehe dann, wie einer von den Bau-Kollegen da mit einem verletzten Arm angeführt wird, Peter Schmidt, Schmido, steht auch da und schaut sich das an – Küche mit einem hüfthohen Schalthebel aus Holz, wie eine Gangschaltung mit einem Knubbel oben drauf, mit dem man die Küche dirigieren kann • komme mit dem Fahrrad in einem Aufzug an, hinter dem man eigentlich nicht mit dem Fahrrad durch den UNI-Gang fahren darf, weshalb ich das Fahrrad da einfach neben dem Aufzug liegen lasse und auf meinem über den Arsch gezogenen Pullover den ganzen Gang runterrutsche, auch die Treppen, was außerordentlich glatt und angenehm flutscht, richtig Spaß macht, total gut klappt, wie von alleine flutscht, als ob es einen geheimen Antrieb gäbe, und unten ziehe ich den Pullover aus und laufe zurück, um das Fahrrad zu holen, wobei ich einen anderen sehe, der sein Fahrrad hochträgt, um es in einen von dem Gang abgehenden seitlichen Raum mit Schließfächern, in dem ziemlich viele Leute an den Schließfächern rummachen, zu bringen und dort irgendwie abzustellen, währenddessen er sich mit einem anderen, der eine halbe Treppe weiter oben steht, Taubstummenzeichen gibt, und der Taubstumme steht an der Stelle, gestikuliert dort rum, wo ich mein Fahrrad platziert habe und ich denke: »ach so, deswegen darf man da nicht mit dem Fahrrad fahren« – bin leicht krank und will baden; es ist morgens und wir sind in einer größeren Gruppe, in irgend so einer campartigen Geschichte auf dem Land, wo für ein Festival aufgebaut wird; es gibt zwei Bäder, das heißt, es kann nur einer nach dem anderen, und die eine Frau, die Bonne, will schon Kleider waschen, und die Frage ist, ob sie das gleichzeitig mit mir tut, während ich schon bade, was ja eigentlich nicht geht, mir aber egal wäre, ich kein Problem finde und weshalb ich schon die Badewanne einlasse, aber dann macht Renate so ein Theater, dass das wieder diskutiert wird, die Bonne will zuerst waschen, ich sage: »sie kann doch hinterher waschen«, außerdem stelle ich fest, als ich in das Bad reingucke, dass es ein riesiges Teil auf zwei Ebenen ist, in dem oben eine Badenwanne ist, in die schon Wasser läuft, unten, nach den Treppen, nur halb zu sehen, dann noch ein komplettes zweites Bad kommt, mit Dusche, die geschlossen werden kann mit Türen aus undurchsichtigem Glas und einer wunderschönen neuen Badewanne, alles blau gestrichen, also ich könnte ja unten baden und die Bonne oben waschen, so dass sie mich nicht sieht, aber Renate verhindert das und ich ziehe mir dann meinen Kaftan an, weil sonst sieht es so aus, als wolle ich von der Bonne was, was aber nicht stimmt, allein schon wegen der Krankheit; ich ärgere mich wahnsinnig über Renate und gehe dann über das frisch gepflügte Ackerland draußen, dessen Erde richtig nass ist vom Pflügen und dem frischen Dünger, glänzenden, genau gleich runden und in sauberen Reihen gelegten Kuh- oder Eselskötteln, schöne, bearbeitete Düngerballen, zu dem flachen großen Zelt, in dem die anderen sitzen, um da nochmal Palaver zu machen wegen dieser Scheißdebatte –

– eine Klobrille ohne Deckel • bin im Schauspielhaus mit Johannes Schütz und ähnlichen blasierten Leuten, weshalb ich rausgehe, und vor dem Haus treffe ich eine junge Frau, wahrscheinlich eine Assistentin, die sich freut, dass die Leute von Steckel wiedergekommen sind, der andere Intendant sei furchtbar gewesen, wir wollen dann außen an dem Haus – dem Hotel – hochsteigen und da nimmt sie einen Gummizug, einen Gummistreifen, der raushängt, um sich damit rüberzuschwingen in ihr Hotelzimmer beziehungsweise auf dessen Balkon im ersten Stock, was ich dann nach−, aber daraus eine Kunst mache und mit einem Kredit von dreißigtausend Euro mir das nötige Material kaufen könnte, auch den roten Spiegel, den man dafür braucht, also praktisch ein fahrendes Geschäft draus machen und das überall vorführen, pro Tag vier Stunden arbeiten und genügend verdienen, und dann hänge ich an diesem Gummizug über dem großen Wasserbecken, fast einem kleinen, kreisrunden See, vor dem Hotel, an dem dieser Gummizug an einem Balkon im ersten Stock festgemacht ist, auf dem meine Freundin steht, die sich dorthin ja schon hochgeschwungen hat und mir zusieht, Videokameraleute sind auch da und drehen mit, was zum Teil schon kommentiert im Fernsehen kommt und ich schwinge weit ausholend erstmal in einem großen Bogen im Halbkreis über dem Wasser vor dem Balkon, sehe dabei an der Seite Kinder im Wasser spielen und denke mir: »naja, wenn irgendwas passiert, falle ich zumindest ins Wasser und es passiert nichts«, steuere dann direkt auf den Balkon zu, erwische aber nicht genau die Höhe des Balkons und haue mir ziemlich schmerzhaft die Füße an, stehe dann leicht bedeppert da – es könnte auch Veiti sein, nicht ich –

– Moni kommt, und wir wollen eigentlich zu dritt, es ist alles gut vorbereitet, ich fange erst alleine mit ihr an, aber wir werden gestört, es kommt ums Verrecken nicht dazu • ein Studio, in dem man mit holografischen Projektionen arbeitet, wozu ein Interview mit mir gemacht wird, allgemein über philosophische Fragen von Fortschritt und Rückschritt – an diesem Beispiel – und die verschiedenen Kulturen und was man jeweils von den anderen lernen kann, und ich sage: »hier kann man zwar alles machen« – was man an diesen holografischen Experimenten sehen kann – »hat aber die Distanz verloren – dort aber« – womit Afrika gemeint ist – »haben die Leute noch die Distanz und können noch mit sich was anfangen«, aber meine Gesprächspartner sind überhaupt nicht meiner Meinung, sogar fast ein wenig ärgerlich, aber auch spöttisch darüber, und gehen sofort wieder rüber ins Studio und machen ihre holografischen Spielchen, bei denen auf eine Person von hinten projiziert wird, aber wohinter kein Schatten zu sehen ist, sondern das Gesicht wie echt oder wie als Filmprojektion, als genaue Wiedergabe des Gesichts, also eine neue Projektionstechnik, aber diese Spielchen kommen mir irgendwie wie nichts, unwirklich, langweilig vor, völlig leeres Getue, ich denke mir und sage es auch: »ich ficke lieber, als solche rein virtuellen Spielchen zu machen« und denke mir: »die können wahrscheinlich gar nicht mehr richtig ficken vor lauter Rummachen mit ihren technischen Projektionen: hier haben wir mit der Beherrschung der Technik die Distanz zu den Dingen verloren, das heißt, sie bestimmen uns, die Dinge bestimmen uns und dort hat man noch die Distanz zu den Dingen und kann noch mit ihnen umgehen, kann sie bestimmen« • sechs Kästchen, also längliche, hohe, viereckige Kästchen, zwanzig oder dreißig Zentimeter hoch, und die kann man schon mal zur Korrektur an Ebby geben, wobei der Druck, dieses Tempo, mit dem das durchgezogen werden soll, zeigt, dass das nicht normal ist, weil das nicht Ebbys Art ist, so schnell –

– die Lieblingswohnung von mir ist frei, ich sehe im ersten Stock richtig die leeren Zimmer, aber genau um die Zeit, für die ich sie will, ist da schon jemand drin, hat vorgebucht – fahre spontan nach Köln, mit Leuten vom Team des »Schleuderprogramm«-Films, aber wie ich in Köln ankomme, merke ich, dass ich noch viel zu früh bin, erst ab nächste Woche Sonntag das Hotel habe, und weiß gar nicht, was ich machen soll; Marosch macht wieder Maske und ich bin bei ihm in seiner Wohnung, mein Rechner ist da und ich will mich gerade dransetzen, da kommt eine andere Frau und fragt: »kennste mich wieder?«, und es ist Mareille, mit der ich den Film im Irrenhaus gedreht habe, eine etwas füllige, ganz nette Person, an deren Funktion ich mich nicht erinnere, sie macht mich ein bisschen an und ich bin nicht abgeneigt, lege den Arm um sie und spüre ein wenig ihre Hüften, weich unter ihrem Hemd, worauf sie sagt: »ja, man muss gar nicht besonders hübsch sein und bleibt trotzdem in Erinnerung« und ich sage: »ja, der Meinung bin ich auch und wir sind eben eine große Familie«, aber dann suche ich wieder meinen Rechner und finde ihn nicht, finde nur Teile vom Rechner; im Hinterzimmer sitzt in einer der beiden Badewannen Marosch mit einer Kollegin und diskutiert ganz ernsthaft etwas, ich überlege, ob ich ihn fragen kann, ob ich bei ihm schlafen kann, und sehe zwei Matratzen in abgetrennten Zimmerteilen, die vielleicht noch frei sind, oder ob ich bei der Produktion anrufen soll und fragen, ob die auch jetzt schon ein Hotel für mich mieten können, weil ich diese verfrühte Reise ja nur gemacht habe, um schon Kontakt zu haben, und dann gehe ich nochmal raus, wo viel Betrieb auf der Straße ist, riesige Baustellen, Tiefbaugeschichten, stockwerktiefe Gruben neben der Straße, in denen Leute arbeiten, die auch zum Team gehören, und eine Frau, die Aufnahmeleiterin, die Julia sein könnte, steht auf einem Gerüst in Straßenhöhe in einer solchen Grube – also neben ihr geht es ziemlich tief runter – und gießt flüssigen Teer in eine Röhre mit ziemlich kleinem Durchmesser, die zu einer komplizierten stockwerkgroßen Röhren- und Gerüstkonstruktion gehört, sieht mich dabei an und sagt etwas, das ich nicht verstehe: ich weiche zurück, mehrere Schritte, ohne genau zu sehen, wohin ich trete, bis ich feststelle, dass ich auf eine danebenliegende Baustelle, auch eine tief in den Boden ragende Konstruktion geraten bin, auf einem schwankenden, ganz, ganz schmalen Brett stehend, schaffe es aber nicht, auf diesem schmalen Brett zurück zur Straße zu gehen, sehe aber, dass ich über zwei weitere, jeweils nicht allzu tief weiter unten liegende Bretter bis ganz unten auf den Boden springen kann, auf diesen geplanten Kellerboden, was ich dann auch tue, wobei aber eine Säge runterfällt, weshalb ich versuche, als ich unten bin, die Säge wieder auf ein höher liegendes Brett zu schmeißen, damit sie für die noch weiter oben arbeitenden Jungs erreichbar wird, ich schaffe es aber nicht, sie fällt immer wieder runter, bleibt einfach nicht auf diesen schmalen Brettern liegen, bis einer, der auch mit zum Filmteam gehört, sich auf ein Brett legt und, so weit es geht, seine Hand runterstreckt, während ich mich, so hoch es geht, strecke, um ihm die Säge zu reichen, woraufhin er tatsächlich die Säge zu fassen bekommt, allerdings am Sägeblatt, so dass die Sägezähne seine Hand berühren und fast verletzen, aber er kann sie mit hochnehmen und ist auch nicht sauer, auch wenn er nicht besonders glücklich über diese Aktion ist, jedenfalls hat er seine Säge und ich gehe weiter, sehe weiter vorne fertiggebaute moderne Häuser, die allerdings bis zu dem Boden reichen, der hier ja noch als Keller geplant ist und denke, dass ich seitlich irgendwo hochsteigen kann, und fange an, an einem dünnen, weißen Rohr, einem Plastikregenrinnenrohr, hochzusteigen, muss aber ganz weit hochsteigen und das Regenrinnenrohr ist immer enger in die Wand eingepasst und wird immer dünner, außerdem müsste ich mich oben dann noch über die Brüstung hochziehen und das ist mir zu anstrengend, dazu bin ich zu geschwächt, weshalb ich wieder runtergehe, mir diese weiter vorne liegenden schönen neuen Häuser anschaue und mir denke, dass ich ja dann dort irgendwie hochkommen kann, muss halt weit gehen und dann wird es schon Abend sein und die Produktionssekretärin wird nicht mehr im Büro sein, dann kann die mir kein Hotel mehr mieten beziehungsweise ich sie nicht mehr fragen, ob ich es selber zahlen muss, oder ich zahle es einfach nicht und behaupte frech, dass es auf die Produktion geht • ein Auto, das nach München fährt und ein Auto, das in Köln bleibt, stehen nebeneinander in entgegengesetzten Richtungen auf dem Parkplatz, voll mit den Sachen vom E.T.A.-Hoffmann-Jahr, und es ist ein Seil über die Straße gespannt, an dem Fähnchen vom E.T.A.-Hoffmann-Jahr hängen, und wir nehmen einfach alles mit, was zu haben ist, aber wie ich kurz weggehe und zurückkomme, sehe ich, dass die das Seil über die Straße mit den Fähnchen schon weggemacht haben und wir dann da auch weg müssen; wir wollen alle zusammen wegfahren, aber es passen nur sechs Leute rein, ein siebter will auch mit, und es ist mir peinlich, aber die Frau sagt ganz bestimmt: »das geht auf keinen Fall, da passen nur sechs rein, es wird sowieso schon ganz eng« und dann sage ich: »dann musst du eben neben mir sitzen und das ist dir unangenehm«, und setze mich weiter vorne hin, aber da sagt sie nichts dazu, während wir die Treppen hochsteigen –

– die Flohmarktschuhe lösen sich links auf, also das Schuhleder löst sich von der Sohle und der innere Wulst stülpt sich nach außen, darunter erscheinen andere Wülste, man könnte das nähen und in Bamako fände ich bestimmt jemanden, aber hier ist das die Frage; ich bin bei den Leuten, zu denen ich hin wollte, und erzähle das, aber es gibt zu viele Einstellungspunkte und man kann das erst am nächsten Tag beurteilen; die haben die Sachen für mich schon gemacht und es ist alles fertig • die ganzen Basler Verwandten, die ich mag, sind da und es gibt schon erste Termine, an denen wir uns treffen könnten, aber es ist noch wackelig • Fahrrad bei mir angekettet und an eine Nummer gebunden, die nur eine Zeitlang gültig ist – • eine riesen Silvesterfete mit sehr vielen Leuten in mehreren großen Sälen, sehr ausgelassene Stimmung, man macht Fez und Spökes und gegen Morgen finden sich mehrere Leute vor einer Theke in einem kirchen- oder bahnhofsartigen Saal zusammen und trinken noch einen, da kommt eine Fafa-artige Frau, die mich in perfektem Deutsch anspricht: »komm, lass uns noch einen losmachen«, wozu ich nicht abgeneigt bin, und so gehen wir nochmal in die und durch die dunkle Stadt, deren breite, leere Straßen, an denen dunkle, wie verrußte Häuser stehen, mehrstöckige Bürgerhäuser des vorletzten Jahrhunderts, herrschaftliche, hohe Häuser, fast schwarz, wir quatschen lose vor uns hin – und plötzlich ist sie weg, ist ein paar Schritte vor mir gegangen und hat sich buchstäblich in Luft aufgelöst, ein Prozess, welchen ich sogar eine halbe Sekunde lang sehen konnte, und ich gehe zurück zu der Fete, es ist inzwischen schon hell und regnet in Strömen, die meisten sind schon weg oder schlafen auf dem Boden der langen, großen Zelte, die total versifft und durcheinander sind, andere fangen an aufzuräumen, zwei Typen, die mir im Regen entgegenkommen, stoßen sich an und sagen: »ah, das ist der Wackernagel, den kennen wir ja, der ist okay«, und ich will noch ein wenig helfen, weil ich noch nicht müde bin und außerdem meinen Kassettenrekorder und anderes Zeugs holen will, und es regnet wirklich in Strömen, sturzbachartig, aber ein paar junge Leute rennen eifrig rum und räumen auf und da möchte ich mich nicht lumpen lassen und will den Betondeckel über dem Abwasserloch etwas lockern, damit diese Bäche von Regen besser ablaufen können, aber wie ich diese beiden viereckigen langen Stahlbetonteile nur ein bisschen zur Seite rücke, fallen sie sofort senkrecht runter, direkt in das Ablaufloch rein und stecken da fest, was einer der engagierten jungen Männer, die da aufräumen, sieht, und er kommt und ruft: »um Gottes willen, das ist die Mehre« – offensichtlich der Fachausdruck für diese Dinger, also so etwas wie die Bewehrung – »die ist ja jetzt genau im Abfluss, die müssen wir rausholen«; mir ist das sehr peinlich, dass ich das so ungeschickt gemacht habe, wollte helfen und mache nur noch mehr Arbeit, sage: »da müssen wir nur zwei Seile durchziehen und das dann hochziehen« und der Junge fängt an runterzuklettern – es geht um eine Ausstellung, aber wenn man wirklich einen Gründer als Inspirator haben will, muss es die konsequente Fortsetzung einer These sein, die nicht von ihm ist, und ich trommle mit einem Musikprofessor auf verschiedenen Holzteilen und suche nach welchen, die einen guten Klang geben, wir finden aber nichts Gutes, bis wir eine Holztreppe entdecken, deren seitlicher durchgehender Träger schon ganz gut klingt, aber da, wo er eine Kerbe hat, entdecke ich eine richtige kleine Melodie, die ich schlage, vorführe, kling klang, kling klang, aber wir haben keine vernünftigen Schläger, weshalb ich zwei alte Balafon-Klöppel hole, die sogar zufälligerweise direkt in der Nähe rumliegen, und gebe sie dem Professor, aber er zerschneidet die ohnehin schon zum Teil lose raushängenden Gummistreifen, ich rufe ihm zu, dass er das lassen soll, aber er lässt nicht davon ab, verzerrt das Gesicht vor Anstrengung und ich denke, dass ich Madu noch anrufen muss und sagen, dass er neue Klöppel aus Wuelenguena mitbringt, und man sieht ein weites Feld, an dessen Ende diese Kunstaktion vor einer dreckiggelben Mauer stattfinden soll, ganz weit weg wuseln da schon welche rum –

– wir haben eine Art Konferenz abgehalten, sind schon fertig, und ich rede noch mit Barbara Fantasija, die eigentlich schon nach Hause fahren will, aber dann doch noch mit mir in meine Wohnung kommt, wobei unausgesprochen klar ist, dass wir mitnander ins Bett gehen wollen, aber dann wollen noch andere in meinem Zimmer schlafen, mindestens vier Leute liegen dick in Decken eingewickelt auf dem Boden, die Tür steht halb offen und das Sonnenlicht fällt rein, so dass man die Lage gut überblicken kann, neben mir eine fremde Frau und an meiner Kopfseite im rechten Winkel weiter hinten Barbara, die aber auch, wie ich, wach bleibt und abwartet, bis sich für uns die Gelegenheit ergibt, und dann steht diese fremde Frau neben mir tatsächlich auf und geht, worauf ich meine Hand in Richtung Barbara ausstrecke, bis ich sie streicheln kann, was sie erwidert und wonach sie sich an meinem Arm quasi zu mir rüberrutschend hochzieht und unter meine Decke kommt, wo wir sofort anfangen, uns zu streicheln und zu knutschen, wobei ich bemerke, dass sie noch ein Höschen anhat, was ich ihr sofort ausziehe, woraufhin sie auch gleich ihre Schenkel öffnet, so dass ich schon mal, zwar vorsichtig, aber doch zielgerichtet anfangen kann und zumindest meine Eichel schon mal bei ihr reinschiebe, aber dann stöhnt sie so laut, dass der andere, der da liegt und der vielleicht sogar Ebby sein könnte, aufwacht, er bewegt sich jedenfalls und wir beschließen, das dann doch bis nachher zu verschieben, bis dieser Dritte, der Ebby sein könnte, weg ist, aber dann wird erstmal aufgestanden und Frühstück gemacht, draußen ins Café gegangen, während Barbara und ich dauernd darauf warten, endlich ficken zu können, warten, bis das alles vorbei ist und wir wieder reingehen können, um in Ruhe zu vögeln, aber wir – also alle Leute, die mit diesem Projekt, dieser Quasi-Konferenz zu tun haben und hatten – sitzen erstmal weiter in diesem überdachten, eng an die abschüssige Straße gefügten Café, das mit einem Gitter von der Straße abgetrennt ist, auf der weiter oben ein Auto steht; ich sitze mit dem Rücken zur Straße und wir diskutieren heftig, da sehe ich, dass die anderen etwas Spannendes auf der Straße sehen, und muss mich umständlich ganz umdrehen, verrenken, dass ich auf die Straße sehen kann, auf der ein Wagen, ein offenes VW-Cabrio, angefahren kommt, in dem eine sehr schöne Frau mit langen lockigen schwarzen Haaren sitzt, mit völlig verzweifeltem Gesichtsausdruck, die direkt vor dem Café vor dem Abtrenngitter anhält und den Kopf resignierend auf ihre Brust sinken lässt, und ich gucke zu einer bei uns im Café etwas weiter oben stehenden Frau, die sie mit leicht spöttischem Gesichtsausdruck ansieht und dann zu mir mit zynischem Lippenausdruck sagt: »hm, die hast du im Traum gesehen« und ich sage: »ja, in einem Alptraum«, aber die zynische Frau ist ganz nervös, sieht hin und her und will wegfahren, ruft der verzweifelten Frau etwas zu, aber es werden heftig alle möglichen Sachen durcheinander diskutiert und die alten Geschichten und Angelegenheiten werden in tupperdosenartige Gefäße getan und weggestellt, halb in die Erde gesteckt und dort lösen sie – also die alten Geschichten und Angelegenheiten – sich auf und sind dann weg, und der General, der auch mit im Café sitzt, sagt zu mir, wie beruhigend und bestätigend, dass ich das so machen soll und dann sei alles okay – Vorbereitung zu einer größeren Aktion, alles unterirdisch, in holzgetäfelten Gängen und Räumen; eine Familie wartet und es kommt die Nachricht: »die Kollegen sind da«, offensichtlich Kollegen von der Polizei, einer aus der Familie ist Bulle oder will Bulle werden, vielleicht sogar der Vater selber, der einen Job bei der Polizei haben will; er steht vom Esstisch auf, sagt noch etwas zu seiner Frau, alles von schräg oben gesehen – es könnte auch ein Film sein –, man kann sein Gesicht nicht erkennen und dann sieht man die beiden angekündigten Kollegen durch einen dieser holzgetäfelten Gänge ankommen, was sehr gemütlich aussieht, der eine ist uniformiert, aber mit einer Strickjacke, der andere ist ein alter Türke mit einem schwarzen Fez auf dem Kopf, völlig übermüdet oder krank, man hört im Hintergrund türkisch-arabische Musik, und der Alte sagt, er kann nicht mehr, stützt sich an der Holzwand ab und lässt sich auf eine daran befestigte Bank sinken, legt seinen Geldbeutel, ein oben spitz zulaufendes Leinensäckchen mit einem Klemmverschluss aus zwei Messingbügelchen und einem schwarzen Streifen darunter, auf eine kleine Ablage über sich, tippt darauf und sagt: »da sind hundert und zwanzig Euro drin!«, worauf er auf die Bank sinkt, und es liegt eine sehr gespannte Erwartung über dem Ganzen, irgendwas stimmt nicht, irgendwas lauert da, irgendwas braut sich zusammen, liegt zitternd in der Luft und dann kommt aus einem anderen Gang ein anderer Türke, der da auch dazugehört oder dahin will, aber aus einem weiteren, von links einbiegenden Gang, kommt etwas erhöht ein Zollbeamter in Uniform um die Ecke und sagt zu dem Türken: »Halt! Zoll!«, steht aber dann nur steif und etwas erhöht an der Ecke der holzgetäfelten Gänge und guckt geradeaus, da verzieht dieser zweite Türke, sein Gesicht, zückt ein Messer und sticht dem Zöllner in den Bauch, worauf der sofort zusammenklappt und tot runterfällt, und in diesem Moment wird mir klar, dass das ganze andere, die Situation in der Familie, bei der der Vater, der angeblich zur Polizei will, vom Essen weggeholt wird, aus der Familie rausgeholt werden soll zu den beiden anderen, die da gekommen sind und die vielleicht gar keine Bullen sind, dass das alles nur Vorbereitung für die Aktion war, Ablenkungsmanöver –

– wir sind bei mir in einem Hotelzimmer und bereiten eine illegale Aktion vor, für die wir aus einem anderen – ebenfalls konspirativen – Hotelzimmer etwas holen müssen, das im fünften Stock – oder noch höher – liegt, und wozu, also um da was rauszuholen, ich ein Zimmer daneben gemietet habe, während Shortie ein Stockwerk tiefer in einem Zimmer mit Kindern schläft, die auf Urlaub in diesem Hotel sind, und um das Gesuchte aus dem Nebenzimmer rausholen zu können, klettert Shortie raus auf einen Vorsprung und hangelt sich rüber bis zu dem Nebenzimmer, um da dann vielleicht durch das Fenster reinklettern zu können, er balanciert da lebensgefährlich und auch leichtfertig rum, ich hab dauernd Angst, dass er runterfällt, vor allem, wenn er etwas ans Fenster wirft, um es einzuschlagen oder jemanden ans Fenster zu locken, einmal tritt er sogar rückwärts einen Schritt zurück und beginnt schon, gefährlich zu schwanken, aber dann ist genau da ein nach außen stehender Absatz, der ihn hält, aber es ist nicht möglich, in oder an das Fenster ranzukommen, niemand macht auf und Shortie rutscht dann tatsächlich fast ab, kann sich aber noch fangen und landet nur ein halbes Stockwerk tiefer auf einem rausstehenden Vorbau, der ein Lüftungsgitter oben drauf hat, das an das Zimmer grenzt, in dem er mit den Kindern wohnt, dessen Oberfenster offen stehen, so dass man reinsehen kann, und dann klettert auch schon ein Kind raus, um Shortie zu helfen, von dem Gitter runter und in ihr Zimmer zu kommen, aber es rutscht selber fast ab, so das es nur Shorties Sachen nehmen kann und damit zurück geht, und Shortie schafft es mit letzter Kraft, sich ins Zimmer zurückzurobben, wo ich ihn noch sehe, wie er sich völlig erschöpft auf eine Liege fallen lässt, und in diesem Moment geht neben mir das Fenster auf, in das wir reinwollten, aber da guckt dann einer von unserer Gruppe raus, der es offenbar geschafft hat direkt reinzukommen, was mich wundert, weil so nicht besprochen, aber egal, weil er die Sachen hat und jetzt damit aus dem Fenster raus und runter zu Shortie steigen will, aber kaum ist er draußen, rutscht er ab und fällt diese ganze unheimliche Tiefe runter, wird ganz klein dabei, klatscht laut auf und ist ganz sicher tot; ich bekomme einen riesigen doppelten Schrecken, denn das heißt, ich muss so schnell wie möglich weg, bevor sie ihn finden und merken, dass wir zusammengehören, aber als ich noch dabei bin, hektisch meine Sachen in meine Aktentasche zu stopfen, was nicht so richtig geht, nicht reinpasst und ich kneten und stopfen muss, kommen schon drei Journalisten und reden aufgeblasen rum, wissen offenbar schon etwas oder haben gehört, dass irgendwas los ist, wissen aber nicht, was, und ich erzähle ganz harmlos irgendwas, als sei ich Handelsvertreter oder sonst ein ahnungsloser Typ, was der dicke der Journalisten nicht so ganz glaubt und weshalb er zynisch bohrende Fragen stellt, während ich mir noch unauffällig Handschuhe anzuziehen versuche, damit es keine Fingerabdrücke gibt, erwische aber nur einen rechten, was immerhin was ist, und aus den Reden der Journalisten ist klar, dass auch noch keine Bullen da sind, so dass ich ganz harmlos so tun kann, als sei alles ganz normal und als ob ich jetzt zu meiner Handelsvertreterarbeit gehe, während die weiter von ihrer journalistischen Arbeit erzählen, ich aber dann irgendwann »ja, ja!« sage und einfach gehe, auf dem Gang sofort sehe, dass die beiden Türen zu dem Nebenzimmer offen stehen, dort auch Licht brennt, aber niemand ist drin und ich laufe die Treppen runter, so schnell es geht, ein Stockwerk nach dem anderen, nicht enden wollend, trappel, trappel, trappel • ein Bulle ist erschossen worden und die Kriminalpolizei will die näheren Tatumstände klären, aber er war Mitglied unserer Gruppe irgendwie und ich wäre bereit, dorthin zugehen, aber dann kommt eine Nachricht, dass erstmal alles ganz normal weitergeht, also der ganze normale Ferienbetrieb weitergeht und dass dann nach einer Woche irgendwie gesagt werden werde: »ist in Erfüllung seines Dienstes umgekommen« oder so ähnlich und man lässt, was den Tourismus betrifft, die Leute in dem Haus und die wissen gar nicht, dass das da passiert ist, aber die nächsten kommen schon und werden ihn vielleicht im Aufzug finden, tot, aber dann kommt es eben so raus; also da läuft schon was, und vielleicht bin ich auch der einzige Deutsche, der überhaupt im Moment da ist, aber später – ein kleines Kommunekind hat da auch Kontakt, wartet jedenfalls ab – aber später, wenn alles vorbei ist, habe ich dann den Beweis und habe die Möglichkeit, zumindest ein Video, ein Überwachungsvideo zu sehen, wie er die Treppe runtergetragen wird, am Ende ohne Gedöns, und eigentlich müssten die Bullen, die jetzt dahin eilen, dort die Leiche rausholen und das alles erledigen, aber man wartet, bis der dann im Aufzug hochtransportiert werden wird und dann wieder ein weiterer Teil des Tourismusprogramms abgespult wird, aber so finde nicht ich ihn tot und muss mich nicht drum kümmern und kann dann später den Kindern im Aufzug von ihm erzählen, ganz normal, aber ich akzeptiere das auch nur für den Moment, nicht auf Dauer, das wird alles haarklein recherchiert und ans Licht gebracht, später • ich komme mit einem altmodischen Zug in einem Bahnhof ähnlich wie München an, er ist gerammelt voll, fährt ganz langsam ein, bleibt dann nochmal kurz vor dem Ende stehen, weil angeblich ein anderer Zug erst rausfahren muss, und wartet, man darf noch nicht aussteigen und erst nach einer langen Weile ruckelt er endlich den Rest bis zum Halt und es ertönt eine Stimme wie in der U-Bahn, dass man links aussteigen soll, was ich aber auch selber gewusst hätte, weil ich genau diese geteerten, tiefer gelegenen Gleiszwischenräume gesehen habe, die man nicht betreten darf; die Menschen ballen sich alle an der Tür, wobei alle gleichzeitig ein- und aussteigen wollen, und ich muss meine Sachen noch einzeln aus einem Vorraum ganz vorne am Waggon rausholen, direkt hinter der Lok, wo auch ganz viele Leute rumstehen und sich drängeln, es ist ganz viel Zeugs für Mali, lauter zum Teil kleine Einzelteile, Dosen, Büchsen, Schachteln, und ich bin auch mit Renate verabredet, die weiter hinten gefahren ist, und bis sie da ist, sollte ich alles rausgeschafft haben, muss mich aber wahnsinnig durchdrängeln, fast mit Gewalt, weil alle gleichzeitig rein und raus wollen, ein Strom, eine Reihe rein und daneben ein Strom, eine Reihe raus, aber weil das lauter Einzelteile sind, muss ich jedesmal, nachdem ich raus bin, mich wieder neu hinten an der Schlange anstellen und reindrängeln, um das nächste zu holen, dann ist aber ein junger Mann mit einem Kinderwagen so nett, mir einzelne Dosen und Büchsen abzunehmen, die ich ihm sozusagen von der Türschwelle aus zuwerfen kann, damit ich nicht jedesmal ganz rein und raus muss, aber schon nach dem dritten hat er keine Lust mehr und wirft die Schachtel einfach auf den Bahnsteig, wobei alles rausfällt, weshalb ich total sauer werde und doch rausmuss und das dann auch noch einzeln aufsammeln und dann wieder an der Schlange hinten anstehen, was sich der Arsch mit seinem Kinderwagen böse grinsend ansieht, und so schaffe ich das ja nie, alles rauszukriegen, denn alle wollen bei dieser ersten Tür rein, obwohl weiter hinten Türen frei sind, worauf ich die Leute hinweise, aber sie machen es einfach nicht, und dann finde ich weiter hinten ein Lager einer Schreinerei, wo ich mein Zeugs erstmal abstellen kann, und wie ich dann wieder im Zug bin und in den Lagervorraum des Waggons auf dem Boden reinkrieche, sehe ich durch ein Gitter draußen, wie hinter den Rädern, Renate am Gehsteig, stark geschminkt, auch am Boden kauernd und mich suchend, und nachdem ich sie draußen begrüßt habe, will sie erstmal in ein Café gehen, das direkt neben dem Zug ist, aber das ist dann das ganz, ganz altmodische Zugrestaurant, ein unglaublich breiter langer Raum mit runden Ecken, altmodischen Tischen und Stühlen, alles aus dunklem Holz und abgegriffen und ich sage: »der Zug fährt doch gleich weiter, da müssen wir sofort wieder raus«, außerdem müssen wir erstmal die restlichen Sachen aus dem Zug holen und zusammenbringen mit den Sachen, die auf dem Bahnsteig neben dem Zug stehen und denen, die ich ins Lager gebracht habe, und wie ich dorthin gehe, denke ich noch, wie ich das am besten mache, dass Renate nicht denkt, ich wolle mit ihr ins Bett gehen, sehe dann, dass sich in dieser offenen Schreinerei vorne zwei Kühe niedergelassen haben, und denke, dass ich das ja dann ganz leicht Renate beschreiben kann und sie auch von dort Sachen holen kann, und wie ich dann in der Schreinerei ankomme, sehe ich, dass die alles, was ich gebracht und lose hingeschmissen habe, fein säuberlich auf einem Tisch aufgebaut und sortiert haben, die Werkzeuge, Feilen und Schnittmesser geordnet und der Größe nach nebeneinander gelegt, diese ganzen altmodischen hauptsächlich Holzbearbeitungswerkzeuge, die hierzulande normalerweise keiner mehr will, richtig liebevoll da hingelegt, und auf dem Tisch liegt ein kleine Holzstück, auf dem mit Kugelschreiber ein kleiner Brief zu lesen ist: »Hi! Wer hat denn dieses tolle Zeugs hier angeschleppt? Das ist ja irre!« – offensichtlich hat da jemand gemerkt, dass das historisches Werkzeug ist, das ich da aus Afrika mitgebracht habe, frage erstmal, wer das geschrieben hat, und dann sehe ich denjenigen schon in der Tür des Büros stehen, ein junger Meister, der lächelnd und neugierig zu mir rüberschaut, dann zu mir kommt und ganz begeistert eines von den Teilen nimmt und sagt: »ja, das ist eine Lehre«, dann ein anderes Ding nimmt und eine Art rundes Lineal mit Winkeleinzeichnungen anlegt, um damit die Winkel zu messen und anzuzeichnen, was er mir voller Freude vorführt, aber ich sage: »ich muss das leider mitnehmen nach Mali«, und ich frage mich, wieso eigentlich, weil ich es ja gerade aus Afrika geholt habe, worauf er entgegnet: »eigentlich könnte man das hier viel besser gebrauchen, vor allem viel besser würdigen« und ich überlege kurz, ob das nicht wirklich sinnvoll ist, sage dann aber: »nee, wir wollen das selber nehmen, wir können das wirklich gut gebrauchen und wir haben immer viel zu tun« • Hans von Feistl • bin bei Bärbel und Hugo und beginne ein bisschen was mit ihr, worauf sie offensichtlich Lust hat, aber er ist da und ich will weiterfahren mit meinem alten Mercedes zu Freunden nach Fahrenholt im hohen Norden, fahre aber erstmal nur ein Stück zu einem Bauernhof, der Leuten aus der Clique von Bärbel und Hugo gehört, auf dem sich aber auch viele Gäste tummeln, und ich frage, ob ich da übernachten kann, denn bis nach Fahrenholt wäre es noch viel zu lang, über tausend Kilometer, hinter Berlin, es geht dort aber nicht so gut, weil dort gerade Besuch angekommen ist, der sich nicht angemeldet hat, weshalb ich überlege, in ein Hotel zu gehen, kontrolliere aber erstmal das Öl im Wagen, das aber noch gut ist, genügend, und dann spielt eine Truppe Fußball, es sind aber alles Kriminelle und Knackis und dann kommt einer, der eine Predigt halten will, oder irgendeinen religiösen Vortrag, mit dem er die Knackis zu guten Menschen machen will, was ich kritisch betrachte und worüber ich mit dem Freund von Hugo und Bärbel, der da wohnt, rede, sage: »beten ist nicht mein Ding, wenn, dann alleine, denn wenn du vor Gott stehst, bist du auch alleine«, wozu er sagt, »ja, da hast du im Grunde recht«, will aber dann erstmal woanders hingehen und einen trinken, er besorgt mir den Rest von meinem Bier und holt sich eine Cola und dann kriegt der eine, der an der Theke steht und mit diesem Prediger diskutiert, auch ein Bier, aber die anderen schweren Jungs gehen alle so langsam weg, schleichen sich unauffällig von dannen und der, der mir mein Bier bringt und bei dem ich wohnen will, sagt: »dem Prediger, der hier predigen will, dem stell ich mal die ganz großen Oberverbrecher vor, aber der geht nicht drauf ein, will nur predigen und diesen einen Mann überzeugen« und dann gehen wir wieder zu dem Tisch, an dem wir vorher saßen, und er berichtet dem anderen Typen, dass ich ein ganz cooler Typ sei, weil ich in einen Zweireiher gekleidet einen Unfall gebaut hätte und versucht, hinterher den Wagen für tausendzweihundert Euro zu verkaufen, »total cool«, und er findet mich »total gut«, wie ich da »echt locker« bin, zumal das ein ganz besonders teurer Zweireiher gewesen sei, schwarzer Anzug, total schick • neueste Studie: »Kinder, die nicht geschlagen werden, schlagen als Erwachsene nicht, einundsiebzig Prozent schlagen nicht«; ich lese das in der Zeitung im Urlaub, an der fast weißen Strandpromenade –

– Festende, ich gehe mit einem anderen den Hang runter und will noch was naschen, sehe einen Apfel, aber dann kommen andere, die auch auf der Fete waren und sagen: »da in der Kiste sind noch Süßigkeiten«, und es sind so Sachen wie »Nuts«, von denen der andere nimmt, weil er von der Gruppe ist, die das gebracht hat und die da auch Musik gemacht hat • bin illegal irgendwo im Ausland, stehe mit einem Genossen unter einer Brücke und sehe, dass mich ein Mann in einem nicht weit entfernten Wagen sehr genau anschau, und denke: »ah! hm! vielleicht hat der mich erkannt?!«, sage das dem Genossen und bringe ihn nach oben auf die Brücke, weil ich keine Lust habe, jetzt nochmal verhaftet zu werden, und sehe dort etwas seitlich unterhalb der Brücke, etwas tiefer gelegen eine Autowerkstatt mit lauter uralten Autos, Citroëns, schwarze Autos, die zum Teil wie riesige, spitz zulaufende Schuhe aussehen, und mitten drin ein wunderschöner roter VW-Bus, der alte klassische; ich bin es leid, da immer rumzumachen, den Stress zu haben und am Schluss dann doch wieder verhaftet zu werden –

– ich gehe durch die Stadt, in der ich schon lange nicht mehr gewesen war, und staune, dass alles komplett im alten Stil renoviert ist, alle Häuser so wie früher, nur so, als ob sie neu wären; sehr, sehr schön, nicht direkt Fachwerk, aber feine, mit Holz strukturierte weiß gestrichene Mauern, mindestens fünf oder sechs Stockwerke hoch, die Fenster alle im gleichen Holz, aber in einem etwas helleren Braun, innen auch alles im alten Stil renoviert, aber die ganze Szenerie ist sehr dunkel, weil die Bäume noch höher als die Häuser sind und dicht bewachsen wie im Urwald; teilweise liegen die Häuser in kleinen Tümpeln oder zwischen kleinen Flüssen und an so einer Stelle sehe ich, wie weiter hinten ein Jugendlicher ein Auto aus dem Wasser zieht, das ihm durch den Ufersumpf reingerutscht ist, und er zieht den weißen Pick-up ganz leicht und ganz alleine an einem Seil rückwärts wieder ans Ufer und ich denke mir noch, ob ich da vielleicht eine Wohnung mieten sollte, insgesamt ist mir das aber alles zu dunkel und dann sehe ich ganz oben an einem Haus im sechsten Stock eine Dachwohnung mit einer riesigen Veranda davor, die allerdings einen Glasboden hat, durch den man von unten durchsehen kann, und ich denke mir: »die ist natürlich toll die Terrasse und da oben auch heller, aber auch gefährlich, da drauf rumzulaufen, denn bei jedem harten Auftritt bricht das Glas und man fällt runter!«, aber dann bin ich wieder in unserem großen Haus gleich um die Ecke, wo auch alles dunkel von den überwuchernden Bäumen ist, und Jochen Tovote kommt und macht Missionsterror gegen Diarra Sow, die deswegen heulend in der Ecke sitzt, aber sich natürlich nicht bekehren lässt, und am nächsten Tag kommt Wolf Redl und zieht Sabine mit hoch in den ersten Stock in ein Zimmer, in das sonst gar niemand reinkommt, wo er auch missionierend auf Sabine einredet, den gleichen Missionsterror macht wie Tovote, und nach einer Weile höre ich Weinen, gehe hoch und sehe, dass Sabine weint und versucht, sich gegen Redl durchzusetzen, ich aber flippe völlig aus, schreie Redl wütend an, dass er diesen Terror lassen soll, mache riesen Theater von wegen »Gott« und hin und her, was diese anmaßende Behauptung soll, gebe ihm durchaus recht, dass es etwas Spirituelles gibt, aber die Menschen das nicht begreifen und »Gott«, die diese primitive Gottesvorstellung dafür ein Ersatz sei: »ihr habt alle keine Ahnung und wollt die Leute nur fertig machen« und Redl geht sofort in die Defensive, nimmt seine Tasche und geht rückwärts aus dem Zimmer und geht die breite Holztreppe runter zum Ausgang und die anderen kommen hoch, hauen aber wieder ab und Sabine ist sehr einverstanden mit meiner Intervention, und diese Geschichte mit Redls Missionsversuch hängt dann draußen an einem Hochhaus, ganz oben im letzten Stock, etwas abgesetzt nach außen, also nicht ganz in die Fassade integriert, was man aber internettechnisch machen kann und was extra angezeigt ist an einem Kleiderständer mit einem Kleiderbügel und ich will das in den nächsten Tagen reduzieren, hab auch einen Ausdruck dabei von der Geschichte, mit dem ich da hinkommen kann, um es in die Fassade integrieren zu lassen –

– endlos lange Schlange von Mopeds, die zur Reparatur sollen, in zwei oder drei Reihen nebeneinander, kommt kaum vorwärts, man steht neben den Mopeds und schiebt sie mit laufendem Motor immer wieder ein Ruckelchen am Straßenrand den Abhang hoch, dann wieder ein Ruckelchen und oben angekommen, geht mir der Motor aus, ich krieg ihn gleich wieder an und dann lichtet sich die Schlange, kommt schneller vorwärts, ich rutsche sozusagen runter, es wird immer schneller, ich überhole sogar ein paar andere in der Schlange, was eigentlich ungerecht ist, aber dann ist es nicht mehr weit bis zum Reparateur • zu-Klampen-Fernsehreklame: Dietrich sitzt mit verschränkten Armen – wie im Webcamausschnitt – zurückgelehnt in seinem Bürostuhl und schaut in die Kamera: über das ganze Bild groß die Aufschrift: »THE TOTAL CITY« • wir sind mit mehreren Leuten unterwegs, ein kleiner Strafgefangenentrupp, der was wegbringen muss, Pit ist dabei, Bassy ist dabei, wir laufen durch Wälder, an breiten Straßen entlang und müssen an einer Stelle die Autobahn überqueren, was wir mit einiger Mühe, aber ganz gut schaffen, auf der anderen Seite ist links eine breite in den Wald geschlagene Schneise zu sehen, vor der hohe Stöße von bereits auf Maß geschnittenem Holz liegen und Baumtransportmaschinen herumstehen, eine Frau diskutiert energisch fuchtelnd mit einem Arbeiter, ein Cheftyp läuft mit den Händen in den Hosentaschen rum, wir müssen aber in den Wald rein oder durch ihn durch, um die Sachen abzuliefern, die wir wegbringen sollen, müssen dazu aber über eine Brücke, die einen sehr tiefen Abgrund überquert; ich bekomm sofort Schiss, weil sie kein Geländer hat, weswegen ich schon gleich von vornherein in die Mitte gehe, dann aber feststelle, dass sie nach mehreren Metern über diesem unsäglichen Abgrund abgebrochen ist, woraufhin mir sofort total schwindlig wird, heftigstes Magensausen, kann mich kaum halten, aber Pit geht locker voraus, verschwindet irgendwie in der Tiefe, vielleicht seitlich den Abhang runter und da sehe ich, dass das Ende einer Leiter an dem abgebrochenen Teil der Brücke zu sehen ist und wie ich näher hinkomme, sehe ich, dass drei oder vier Meter tiefer bereits ein – allerdings sehr schmaler – Absatz kommt, an dem wieder ein Leiterende zu sehen ist, die Leiter aber höchstens anderthalb Meter lang ist, so dass man sie zwar anfangs benützen kann, danach aber den Rest bis zu dem Absatz runterspringen muss, bei welcher Vorstellung sich mir erst recht der Magen umdreht, weil der so schmal ist, dass man da nicht hundertprozentig auftrifft oder, wenn man schief aufkommt, so ins Schwanken kommt, dass man den Rest runterfällt, der wirklich nochmal so unglaublich tief runtergeht, dass sich mir beim bloßen Sehen schon wieder der Magen rumdreht, ich bekomme Angst um Pit, denke mir, dass der jetzt bitte um Himmels willen nicht auch noch sterben darf; ich weigere mich, das zu tun, und ziehe mich zurück, sehe aber dann, dass dieser tieferliegende Absatz in einem halbrundartigen Bogen seitlich bis oben hin reicht, man also auch auf diese Weise runter könnte, der Weg wird aber, je höher er kommt, umso schmaler, ist völlig ungesichert und sieht außerdem so rutschig aus, dass sich alles in mir sträubt, das auch nur zu probieren; Bassy steht auf der anderen Seite und schaut den Abhang runter, streicht sich übers Kinn und sagt und macht gar nichts und ich sage entschieden, Kopf schüttelnd: »nee, das mach ich nicht!« • habe Nacktfotos von Claudia in ein ziemlich langes Leporello geklebt, in dem auch viele Nacktfotos von allen möglichen anderen Frauen sind, vor allem schwarzen, aber auch normale Fotos von irgendwelchen blöden Amerikanern, die mir vorhin schon ziemlich auf die Nerven gegangen sind, weswegen ich sie fotografiert habe, wobei ich aber gar nicht mehr weiß, wieso ich die Fotos dann in das Leporello mit den nackten Frauen geklebt habe – aber erstmal bringt Claudia Ebby etwas, das sie fast feierlich betont langsam schreitend auf den Händen hoch vor ihrer Brust trägt, irgendwelche Klamotten, die sie für ihn gemacht hat, und ich gehe hinter ihr her und sehe ihren Arsch, denn sie trägt eine äußerst grobmaschige Netzstrumpfhose und darunter einen weißen Stringtanga, von dem nur noch das oberste Zipfelchen aus ihrer Arschfalte reicht; ich vertiefe mich in diesen Anblick, diese genau richtige Rundung, diese Glätte, diese perfekte Proportion ihres Arsches, nicht zu groß und nicht zu klein, werde angenehm ruhig geil, aber dann übergibt sie Ebby ihr Geschenk und wir gehen in ein Zimmer nebendran, lassen uns auf dem Boden nieder und schauen zusammen das Leporello mit den Nacktfotos an, wobei sie sofort sagt, dass die Fotos von den blöden Amerikanern da unbedingt raus müssen, was ich sofort anfange zu tun, sage: »kein Problem, weil ich die Leute ja eh nicht kenne, außerdem sind sie ganz angezogen«, allerdings kommen in dem Leporello am Anfang noch Fotos von Freundinnen mit Kleidern, erst später die nackten, teilweise geht das Rausreißen der Amerikaner ganz locker, teilweise kleben sie so fest, dass ich aufpassen muss, das Leporello nicht zu zerstören, und als ich alles draußen habe, sage ich: »jetzt machen wir eben neue Nacktfotos von dir!« – sie lacht, stimmt zu und steht auf • ich werde runtergerufen, weil eine Frau gekommen ist, die vorher angerufen hat und Geld will – ich hatte noch gehofft, dass sie nicht kommt, aber jetzt muss ich halt runter –, aber als ich unten ankomme, ist auch Marosch gekommen und in seiner Begleitung ein kleiner Amerikaner von einer Sekte und sie schauen mir zu, wie ich mit der Frau rede, die etwas verschüchtert, aber fordernd in einer Ecke vor einer unverputzten Mauer steht, und ich gebe relativ schnell nach, denke, ich gebe ihr zwanzig- oder vielleicht nur zehntausend, obwohl sie fünfzigtausend will – und als ich das sage, freut sich der kleine, amerikanische Sektenarsch, streckt den Daumen hoch und lobt mich, was mir etwas schmeichelt und mich deshalb doppelt ärgert – und ich eile die zwei Stockwerke hoch zu mir, aber genau in dem Moment, als ich oben in meinem Dachzimmer mit oben schrägen Wänden an meine Kasse gehe, kommt dieser blöde kleine Ami rein, ist mir nachgelaufen und schaut sich frech neugierig in meinem Zimmer um, ich sage ziemlich scharf: »das ist hier rein privat, hier sind keine fremden Personen zugelassen«, woraufhin er sich sofort, allerdings deutlich beleidigt, zurückzieht; ich gehe dann auch runter und begrüße Marosch, der sich sehr freut, dass wir uns sehen, wir umarmen uns, ich gebe der Frau ihre zehntausend, die aber gar nicht enttäuscht ist, dass es nicht mehr ist; wir gehen raus und ich versuche, den Amerikaner loszuwerden, was auch klappt, aber dann kommen Marosch und ich in eine Unterführung, an deren anderem Ende es steil raufgeht, und Fips tippt mich an die Schulter und sagt: »da sind sie schon wieder, die Amerikaner«, denn an diesem Ende des Tunnels knien und liegen diese ganzen – es sind drei – Amerikaner, allerdings zum Glück mit dem Rücken zu uns und Blick nach oben, so dass sie uns nicht sehen, und ich haue schnell ab, bevor sie uns entdecken könnten • bin in einer breiten Fußgängerzone, die zeitweise auch Markt mit Ständen ist, mit irgendjemandem, da kommt ein Nachbar und pfeift und pfeift und pfeift, und die Frau, mit der ich spazieren gehe, sagt: »der sucht seinen Hund – der ist Marktverkäufer und hat tagsüber hier« – sie zeigt an eine Stelle, die am Boden etwas angezeichnet, aber sonst leer ist – »seinen Stand, aber jetzt sind sein Hund und seine Katze weg und der nervt immer so!«, da guckt er ganz traurig zu uns, als ob er das gehört hätte, aber dann sehen wir auch schon etwas weiter hinten seine ganz kleine, sehr junge Katze, neben der ein Pferd unter einem Baum steht, und die beiden suchen was zu fressen, grasen da rum, aber dann will der Hengst die Katze besteigen, was natürlich nicht geht, und der Nachbar jammert: »oh je, die arme kleine Katze, ist zum ersten Mal draußen – ob das jetzt gut geht mit der?!« und die Frau, mit der ich spazieren gehe, es könnte Gesine sein, schüttelt nur den Kopf und meint mit nach oben verdrehten Augen: »mein Gott!« – bin bei ganz reichen Leuten, Arabern, Scheichs, im Garten eines hochherrschaftlichen, fast schlossartigen Hauses, einer dunklen Prachtvilla aus dem neunzehnten Jahrhundert, bin mit denen aber nur lose verbunden, in gewisser Weise vielleicht so etwas wie ein Bediensteter, sie sind alle nur Erben, junge Schnösel, die selber nich gar nichts zustande gebracht haben, und sie sitzen hinten am Ende des Gartens, ich an der Seite an einem kleinen Tischchen, Angestellte laufen dauernd zwischen dem Haus und denen da hinten rum und bringen und holen was, aber der eine junge Typ von denen flippt aus, ruft einen und sagt: »bring doch das Tablett endlich mal weg!« – das steht auf einem kleinen Tischchen, auf dem ein angefangener Rotwein und andere Naschereien stehen, auch eine Sprudelflasche, und ich sage: »jetzt reg dich doch nicht auf, ich bring das schon hoch in die Küche und so – wird schon alles gut werden«, und in diesem Moment fängt es auch an zu regnen und der junge Typ sagt: »wir müssen uns mal in Ruhe unterhalten wir beiden, habe da so eine Idee« und ich sage: »am besten nächste Woche, weil ich so früh weg muss: in drei Wochen fahr ich nach Deutschland« und dann sagt er: »dann gehen wir in ein schönes Lokal« und ich sage: »vielleicht am besten das Logon – aber das ist mir zu teuer«, worauf er sagt: »ich dachte eigentlich an ein anderes, aber das Logon ist nicht so teuer«, womit klar ist, dass er bezahlt, und ich denke: »vielleicht will der mir einen Kulturjob bei sich anbieten mit regelmäßiger Bezahlung« und ich weiß sofort, dass ich das auf keinen Fall machen will, auf keinen Fall, da wehrt sich alles in mir dagegen • bin bei irgendwelchen Scheichs im Palast und will gerade mein Geld holen, da greift mich einer an und will mir das Geld wegnehmen, mich vielleicht sogar umbringen – es sind nur zwanziger und zehner Euroscheine –, wir ringen miteinander und es geht auch um die Frau, die noch im Raum ist, sie greifen mich zu zweit an und es muss schnell gehen, denn je mehr Zeit vergeht, desto mehr bin ich im Vorteil, aber es ist nicht richtig ernst, hat was Schaukampfartiges, wobei der eine mich an dem Zwanzig-Euro-Schein aus dem Zimmer rauszieht, was vielleicht der Zweck des Ganzen war, weil in dem Zimmer der andere Scheich jetzt mit der jungen Frau rummacht, und dann lässt der Angreifer auch ab von mir, lässt mir mein Geld, aber ich renne sofort wieder in das Zimmer, in dem immer noch Geld von mir ist, das ich auch unbedingt haben will, aber da liegt der andere Scheich halb auf der Frau mit raushängendem Schwanz und hat schon abgespritzt, alles ist voll mit Sperma, das bis auf den letzten Zwanziger von mir gespritzt ist, weshalb ich Tempotaschentücher suche, um das abzuwischen, sind immerhin noch vier Scheine, kriege das Sperma aber nur oberflächlich weg, weil ich auch dauernd zu der jungen Frau gucke, die ganz angezogen immer noch halb unter dem Scheich liegt und lächelnd sagt: »ich gehe jetzt ins Frauenhaus zu dem Fest und mache ihnen allen an der Muschi Freude, mache sie alle an ihrer Muschi glücklich« und ich wundere mich, dass die Araberinnen auch in dieser Hinsicht aktiv sind, hatte diese Frau für eine Edelnutte gehalten, denke aber jetzt, dass sie eher so was wie eine Sexpriesterin ist, aber dann muss ich auch noch schnell aufs Klo und pinkeln, was aber alles gelaufen sein muss, bevor die Hausbesitzer wiederkommen und es eventuell noch Diskussionen um das Geld gibt, das aber auf jeden Fall von mir ist, aber das haben sie ja versucht zu klauen, vorher, und während ich im Klo stehe und pinkle und zum Fenster hinaussehe, verändert der wunderschöne goldene Spiegel davor seinen Winkel und ich sehe in gleißendem goldenem Licht die Lok der Straßenbahn oder des Zuges, mit dem ich ja gleich selbst fahren werde, langsam in den Tunnel unter dem Schloss der Scheichs fahren, ein beeindruckendes majestätisches Bild, wobei ich allerdings immer noch mit Sperma an einem Zwanzigerschein kämpfe und nur einen Schuh richtig anhabe, während ich zur Straßenbahn eile, deren Haltestelle wie der Barfüsserplatz in Basel aussieht, und dort versuche, mir den anderen Schuh noch anzuziehen, nachdem ich dort aus der Straßenbahn ausgestiegen bin –

– ich kann nicht einschlafen, wälze mich dauernd hin und her – da klingelt es, ich stehe auf und merke, dass es früher Nachmittag ist, und Reinhild ist schon zurückgekommen • Einkauf im Baumarkt, wir laufen zwischen den hohen Regalen rum und ich sehe noch einen Flüssigkleber, den ich dann auch noch kaufe, sowie ein durchsichtiges Kleberollband, aber dann gibt es eine lange Diskussion mit Jonas, ob es gerechtfertigt war, so viel Kleber zu kaufen, wir knien vor einer Palette nieder und ich breite die Kleber darauf aus, Jonas nimmt die Packungen einzeln in die Hand und fragt jeweils, ob das wirklich nötig war und wie viel es kostet, und er sagt, dass wir in Zukunft immer vorher genau diskutieren müsse, wie viel Geld wir für was ausgeben, weil insgesamt einfach nicht genügend Geld da ist; ich rechtfertige mich und wundere mich selbst, dass ich mich vor ihm rechtfertige, freue mich aber auch, dass er in dieser Hinsicht so genau ist, sage, während ich mich in diesem riesigen Lagerraum umsehe, in dem auch viele andere rumwuseln, fast wie Teammitglieder: »ich musste diesen durchsichtigen Kleber jetzt kaufen, sonst ist er nicht da, wenn man ihn dann braucht und schnell kaufen muss – und dann wird es teurer und genau das werfe ich doch den Leuten hier in Afrika immer vor!« –

– Julia ruft an und sagt, dass sie mich doch lieber nicht sehen will, weil sie diese ganzen Stressgeschichten, die ich da im Harz habe mit den Leuten dort, nicht mitmachen will • ich sitze in der Straßenbahn, die Sonne scheint gleißend, wir stehen an der Haltestelle und ich sitze so weit vorne, dass ich rausschauen und die Straße vor lauter Helligkeit nicht sehen kann, aber eine alte Frau, die, so schnell sie kann, rennt, um die Straßenbahn noch zu erwischen, keuchend gerade noch rechtzeitig an der offen Tür vorne beim Fahrer ankommt, schon einsteigen will und dabei sagt, dass sie von Oberschleißheim bis hier, wohl Unterschleißheim, gerannt sei, weil die Straßenbahn ihr dort davongefahren sei, da fragt der Fahrer sie nach ihrem Ticket und sie antwortet, dass sie einen Altenfahrschein habe, worauf der Fahrer sagt, dass sie ihn zeigen soll, sie beim Einsteigen innehält und mit schriller Stimme, empört, aber so, dass man sofort merkt, was los ist, fragt: »ich?!?« – wobei man sieht, dass sie gar kein Gebiss hat –, und betroffen zurückweicht und beschämt zu Boden blickend mit ihrem zahnlosen Mund herumkaut – und der Fahrer schließt erbarmungslos die Tür und fährt los und ich sehe sie traurig da stehen und fühle mich beschissen –

– fahre mit dem Auto auf eine brückenartige Baustelle aus Holz, auf der auch eine Straßenbahnlinie fährt, aber der Autofahrweg wird immer enger, so dass ich plötzlich zwischen einer stehenden Straßenbahn und der Holzwand am Rande der Baustellenbrücke stecken bleibe, wobei klar wird, dass das alles weggemacht und vertuscht werden soll, keiner das sehen darf, keiner von dieser ganzen Baustelle und allem Drum und Dran erfahren darf, top secret alles, woraufhin ich den Wagen erstmal wieder etwas rückwärts rausfahre, dann aber die Straßenbahn weiterfährt, wobei das Metall des Autos am Metall des zweiten Wagens der Straßenbahn streift, der irgendwie enger daran vorbeifährt, aber komischerweise passiert nichts, das glitscht ganz glatt aneinander vorbei und ich kann dann vorsichtig, sozusagen auf den Schienen, hinterherfahren, wobei ich Löcher und Bruchstellen sehe, es aber irgendwie schaffe und den Wagen dann stehen lasse, und als ich dann hinterher zu Fuß über die Baustellenbrücke zurückgehe, sehe ich, dass da teilweise ziemlich große Matsch- und Morschlöcher in dieser Holzbrücke sind, durch die ich mit dem Auto hätte durchbrechen können, das hätte böse ausgehen können, ich hätte mit dem Auto meterweit tief runterfallen können, wäre um ein Haar da ganz runtergestürzt und bei der Gelegenheit bin ich mit einer Frau zusammen – nicht, dass ich mit der etwa schliefe oder so, aber es ist meine Frau und soll nun mal so sein und wir sind in einer riesigen Gruppe, die in einem langen, langen, langen schmalen Hallengelände lebt, in dem Flugzeuge oder Eisenbahnen oder Ähnliches gebaut werden, was allerdings schon vorbei ist, mal so war, stattdessen sind da improvisierte Bettlagerstätten und so weiter, so dass man sich da einigermaßen häuslich einrichten kann, Hunde sind auch da, und dann tauschen wir nach einigem Hin und Her eben doch die Beziehungen, der Typ, mit dem ich befreundet bin und seine Frau und meine, die wir sowieso immer viel zusammen machen und dann muss ich mit der anderen, also seiner Frau, mit der ich allerdings heimlich schon was habe, was dann jetzt freilich offen wird, und mit der muss ich dann jetzt weggehen, aber meine muss dann mit meinem Freund zusammen bleiben, der mich, bevor es losgeht, nochmal kurz auf die Seite zieht und im Vertrauen sagt: »ich kann mich doch drauf verlassen, dass wenn wir uns hinterher wieder treffen, alles wieder rückgängig gemacht wird«, woraufhin wir unsere Jacketts ausziehen und die von früher anziehen, dunkelviolette Cordsamtjacketts, und ich denke, und sage wohl auch: »wir könnten doch alle zusammen nebeneinander pennen, wie die Heringe, so wie früher« – das wird aber alles mit einem seltsamen Schweigen hingenommen, alle wissen Bescheid, aber keiner spricht es aus, wir sind eine große Runde, in der sich alle immer wieder wissend angucken, aber nichts dazu sagen, und in der mich einer zur Seite zieht und mir etwas zeigt; er weiß auch Bescheid, deutet aber mit einem Nicken an, dass er nicht darüber redet, und dann erklärt er mir nochmal, dass es eben so gemacht wird, dass wir die Partnerinnen tauschen; es ist eine intellektuelle, sehr snobistische Gruppe, in der das, was man weiß und worüber man sich einig ist, auf jeden Fall nicht ausgesprochen wird; man redet überhaupt sehr wenig, ist sich aber sehr einig und weiß genau, was gemeint ist • lange Diskussion am Telefon mit Gaby Wight, wie ich sie doch noch besuchen kann, ich will nicht, weil ich eigentlich keine Zeit habe, sie besteht aber unter allen Umständen darauf, ich sehe sie richtig an Telefon auf den anderen Seite, wie sie kopfschüttelnd darauf besteht, und sie lässt nicht locker, bis ich meinen Terminplan rausgeholt habe und zwischen den ganzen Terminen der Lesungen und Drehtage noch ein Wochenende raushaue, an dem ich irgendwie einen Flug nach London buchen und sie dann besuchen kann; ich sage, wir hätten uns ja umgekehrt schon mit Erika und Jeremy getroffen und gesehen, aber das sieht sie gar nicht ein, sondern sie will auf jeden Fall, dass ich sie besuche • wir haben wieder mal einen öffentlichen Musikauftritt, stehen schon auf der Bühne, aber es muss noch alles Mögliche gemacht werden, Verstärker aufgebaut, eingestellt, justiert; der Typ, der Geige spielt – wie Stefan, der den Branco spielt – stimmt ewig rum, ich baue mein Schlagzeug auf, aber Fips sagt, ich solle doch besser Gitarre spielen und den guten alten Totalen, den Fetzigen rausdröhnen, dann werde er auch Geige spielen und wir dann mit zwei Geigen den »Vollen Hammer« loslassen, worauf ich sofort gerne einsteige, aber dann muss wieder alles umgebaut werden, damit ich Gitarre spielen kann, obwohl es gerade losgehen sollte und die Leute warten und warten, aber ich denke: »je länger sie warten, desto besser wird es« und überlege, was ich sagen soll, wenn die Fans hinterher kommen und fragen, wie wir heißen, was für einen Namen wir uns heute geben sollen, und als ich die Gitarre – eine edle, große, rote – in die Hand nehme, stelle ich fest, dass sie ein Bass ist, aber dann gibt mir ein Bühnentechniker schon die richtige, die aber völlig verstimmt ist, weswegen ich ihn bitte, die doch für mich zu stimmen, weil ich zu aufgeregt bin, außerdem müssen auch noch Verstärker ausgetauscht werden und ich schaue schon mal nach dem Publikum, das ziemlich zahlreich vertreten schon erwartungsvoll dasitzt und ich stelle mir vor, wie ich mit den Fetzigen anfange, schön lange immer wieder den Grundrhythmus reindrücke und durchziehe, singe das so vor mich hin und überlege, ob ich nicht ein paar Späßchen à la Johnson zum Publikum sagen soll, um es etwas aufzuheitern, bevor die Leute sauer werden, aber in diesem Moment sehe ich, dass es schon viel weniger sind, ein Drittel schon weg ist, wir also endlich anfangen müssen, da hat Stefan/Branco seine Fidel gestimmt und ich denke: »das wird jetzt aber ein richtig fettes Konzert, jetzt hauen wir rein« –

– eine selbst ausgerichtete Ausstellung von Schriftstellern, die alle jeweils ein Beispiel für ihre liebsten Theaterstücke und ihre liebsten Roman- oder Erzähltexte vorstellen müssen, außerdem, warum und wie sie mit Geld umgehen; was das Theater betrifft, nenne ich eine szenische Collage von Frank-Patrick Steckel, die damals noch in Bochum lief und wo ich seitdem wirklich nichts Besseres gesehen habe, für das andere weiß ich noch nichts, gehe aber dahin, also zu dem Tisch, an dem man das abgibt, und die Frau, die das entgegennimmt, erzählt ganz euphorisch, wer alles da sei an bedeutenden Leuten, zum Beispiel der Sohn von Elias Canetti und noch andere Kinder von berühmten Schriftstellern und außerdem eine Frau, eine berühmte Künstlerin, die im Geld badet und dazu Gedichte dichtet, in Münzen, was fast so aussieht, also holte sie sich dabei einen runter, denn sie zieht die Münzen immer zwischen ihren geöffneten Beinen an ihrer Vulva hoch und bäumt sich dabei ein wenig auf; sie ist nackt, aber ihr Gesicht ist nicht zu sehen und auch das meiste ihres Körpers ist mit Geldmünzen bedeckt, und reimend lässt sie sich darüber aus, wie sie das Geld liebt, wie gut das Geld ist, wenn sie darin badet, und es reimt sich wirklich sehr gut, hat Rhythmus –

– eine Pressekonferenz zum Buch soll stattfinden, die aber auch eine Art Befragung ist und in einem Kellerraum eines Knasts stattfindet, sehr viele Leute sind da, die Tische und Stühle werden aufgestellt, ich will schon mal meinen Laptop aufbauen, da wird aber alles nochmal umgestellt, damit man besser Projektionen an die Wand dahinter machen kann, was ich nicht ganz verstehe, aber dann erklärt mir einer der Wächter, dass es ein ganz neues, ziemlich kleines Beamersystem gibt, praktisch mit einem Stick, den er mir zeigt, und mir ist es recht, aber dann wird nochmal alles umgestellt und ich fühle mich in die Ecke gedrängt, irgendwie wird da über meinen Kopf hinaus bestimmt und gehandelt, die Stühle werden dauernd umgestellt, und dann sehe ich schon ganz groß die Fotos von meinen Traumnotizen an die Wand projiziert und bekomme Befürchtungen, dass die Bullen die analysieren und vielleicht strafrechtlich relevante angebliche »Verstöße« da zu erkennen versuchen, aber es werden laufend weiter Tische und Stühle umgestellt zwischen diesen Massen von Leuten, weswegen ich erstmal rausgehe und mit Sabine tuschle, dass mir das langsam nicht ganz geheuer ist, wobei ich eine Frau zwischen den Massen sehe, die weiterhin in den Saal der Anhörung strömen, von der ich denke: »die kenn ich doch!«, scharf nachdenke, woher ich die denn verdammt nochmal kenne – und plötzlich wird mir klar: es ist Olga, Olga Wuyts, das gibt’s doch gar nicht, frage mich, wie sie mitgekriegt hat, dass das hier stattfindet, aber da ist sie schon vorbei und ich habe eine unangenehme Vorstellung bei dem Gedanken, dass sie das Interviewverhör mit mir mitbekommt, und als ich wieder reinkomme, sehe ich, dass zwei große Käfige aufgebaut wurden, in denen bullige, finster dreinblickende Gefangene sitzen, die wohl gegen mich aussagen sollen, also es ist inzwischen klar, dass das Ganze letztlich zu einer Art Verhör geworden ist, worauf ich nun überhaupt keinen Bock habe • bin in Shorties kleiner Hütte, einem Zimmer mit schrägem Dach, sehe genau einen Querbalken aus »bois rouge26«, darüber den »platfond27« unter dem Wellblechdach; an den Wänden hängen nur ein paar Kleider und, sauber aufgereiht, Werkzeuge, vor allem für den Garten, von denen er einige von uns geschenkt bekommen hat, darunter auch die gute Astschere, die wir damals bei und mit Mi gekauft haben, und ich denke, dass es doch wieder mal interessant ist, zu sehen, mit wie wenig man leben kann, und nehme mir fest vor, meinen ganzen Ramsch auch entschieden zu reduzieren – er sitzt lächelnd in der Mitte des Zimmers, da hören wir draußen Lärm, gehen sofort raus und sehen, dass bei den Nachbarn hundert Meter weiter in der Steppe, die ein etwas größeres Häuschen haben, neben dem aber auf einer sehr langen Wäscheleine weiße Betttücher aufgehängt sind, ein Kamel ausgeflippt ist und laut röhrend durchgedreht im Kreis rast, einer Frau hinterherrast in die aufgehängten Betttücher rein, worin es sich verhakt, daraufhin noch wütender wird und erst recht rumrast, woraufhin das zweite Kamel auch ausflippt, genauso zu toben anfängt und die beiden in unsere Richtung zu laufen beginnen, weswegen wir uns gleich in Shorties Häuschen zurückflüchten und da aus der Tür raussehen, wie die Kamelbesitzer sie zu fangen versuchen, auf die draufspringen, einer sogar mitsamt einem kleinen Pferd, also auf dem Rücken des Pferdchens sitzend auf den Rücken des Kamels springt, wo das Pferdchen sich mit seinen vier Beinen festklammert, andere mit zwei Four-Wheel-Drives nachjagen, aber die Kamele lassen und lassen nicht nach, bis die Araber das erste mit dem Kopf auf den Boden zwingen, direkt vor Shorties Häuschen, ihm Zucchini und Gurken aus einem mitgebrachten Topf zuwerfen, welche es frisst und wobei es resigniert schaut – ich sehe den auf den Boden gedrückten Kopf ganz nah, das fast runde haarige Maul – und sich beruhigt und wir sitzen mit dem beruhigten Kamel vor Shorties Haus und ich denke, dass man daran wieder mal sehen kann, dass wir Menschentiere die beherrschenden Figuren in der Natur sind, aber das eben brutal und mit Gewalt, und das merken die Kamele und dagegen lehnen sie sich auf –

– Streit um Feuer, ein Teil ist unten, ein Teil ist oben, aber die, die das unten gemacht haben, ohne sich abgesprochen zu haben, einfach da hingesetzt haben und gefeiert, die kriegen sozusagen einen Rüffel, einen Verweis, eine Verwarnung und stehen auch ganz blöd da – und das Auto, weswegen gefeiert wird, war einer der schönsten Oldtimer von Ebby, weswegen ich auch eine Anzeige in die Zeitung gesetzt habe – und dann beginnt ein langes, warm reizendes Getändel mit einer mir völlig fremden Frau innerhalb einer größeren Gruppe, die etwas ganz anderes feiert, mit dem ich eigentlich gar nichts zu tun habe, wir stehen erst etwas abseits und flüstern uns indirekte, aber eindeutige Worte zu, es ist völlig klar, dass wir beide wollen, ich stehe auf die Frau, weil sie so selbstbewusst und selbstverständlich ist, nicht irgendwie rummacht, und dann gehen wir seitlich umschlungen mit der Gruppe durch einen baum- und buschüberwachsenen Gang und fangen dabei schon an zu schmusen, was von den anderen äußerst wohlwollend betrachtet wird, allgemein befürwortet, man freut sich für die Frau, die zu dieser Gruppe gehört, und gönnt ihr das, aber am Ende des Ganges, wo eine Halle beginnt, müssen wir leider abbrechen und verabreden uns auf später, aber eindeutig, hundertprozentig und wie ich in der Wittener Straße, in der nur noch eine Doppelmatratze mit weißer Bettwäsche auf dem Boden liegt, aufwache, will ich den Traum aufschreiben, kriege ihn aber nicht mehr richtig zusammen und stelle fest, dass neben mir einer liegt, den ich gar nicht kenne, der aber Oliver Demny ähnlich ist, nackt, und der auch was von mir will, wobei ich noch geil von der Annäherung an die Frau bin und gerne vögeln würde, was so aussieht, als wollte ich was von dem, was aber jetzt ersatzweise mit einem Mann irgendwie auch nicht der wahre Jakob wäre, obwohl ich es mir ernsthaft überlege, es nicht doch mal zu versuchen und sei es nur, um meine Geilheit loszuwerden, aber erst muss ich noch den Traum zu Ende schreiben und der Typ schiebt das Bett etwas abwärts, so dass die beiden Teile auseinandergehen und ich mit ihm auf dem oberen mit meinem Zettel liege und zu schreiben versuche, es aber noch enger wird und unangenehmer, bedrängender, aber dann klingelt das Telefon, der Hausmeister Fischer ruft an und macht ganz dringend rum, wir ziehen uns hektisch an und stürzen auf den großen Platz vor der Wittener, wobei ich gerade noch meine Hose zumache und Angst habe, dass jemand was merkt und denkt, ich wäre vielleicht schwul, aber dann torkelt schon Fischer vollkommen besoffen auf mich zu, hinter ihm eine Gruppe von weiteren Besoffenen, vor allem Frauen, die aus einem großen, dunkelblauen Reisebus kommen, der mitten auf dem großen Platz steht, Fischer lallt und will was von mir, das ich nicht verstehe, gibt mir dann zwei Plakate und mehrere Weggehmitbringsel von dieser Veranstaltung oder Feier, bei der er und die Leute aus dem Bus waren, die offensichtlich die ganze Nacht durchgesoffen haben, denn es graut schon der Morgen, aber in diesem Moment kommt Frau Fischer, die allerdings eher Elli Sabborrosch sein könnte, und zieht ihn wütend von einer der Frauen weg, keifend, weil die offenbar was mit ihrem Mann hat, wobei sie sich bei mir beklagt, wie furchtbar es mit ihrem Mann sei und dass er nichts mehr richtig mache, zeigt mir die Kacheln an der Außenwand der Wittener, die bei mir zwar noch fast vollständig gleichmäßig sind, aber am Rand auch schon ausgebessert mit kleineren und größeren, länglichen und großen viereckigen und bei ihrer Eingangstür völlig durcheinander mit allen möglichen Sorten von Kacheln, aber alle weiß oder hell, sieht sehr bad- oder schwimmbadartig aus und dann gehe ich bei mir rein und in den ersten Stock, wobei mir diese Frau, die angeblich was mit Fischer hat, folgt, was mir wiederum peinlich vor Frau Fischer/Sabborrosch ist, weil die womöglich denkt, ich wolle auch was von der oder die Situation ausnützen, wobei diese Frauen und Mädchen keine Nutten sind, sondern halt ausgelassene, besoffene Frauen, die jetzt eben so drauf sind und eine andere von denen, die auch mit hochgekommen ist, legt, als ich die Plakate, die mir Fischer gegeben hat, auf den Tisch lege, den Arm um meine Hüfte und ich frage mich, ob sie wohl was von mir will, weswegen ich meinen auch um ihre Hüfte lege, worauf sie aber wiederum überhaupt nicht reagiert, außerdem sehe ich, dass Fischer, der auch Wolfgang Clement sein könnte und seinerseits auf dem Gang von seiner Frau und anderen besoffenen Frauen bedrängt wird, das sieht und eifersüchtig werden könnte, aber dann fragt die Frau, die angeblich was von Fischer/Clement wollte, wie das denn damals war, als wir »Ein Mann für jede Tonart« drehten, weswegen wiederum Frau Fischer/Sabborrsoch beleidigt ist, dass ich überhaupt mit der rede, und dann schauen wir uns die Plakate an, es sind Filmplakate von zwei Romanverfilmungen, wobei ich weder die Romane kenne, noch die Schauspieler, die da mitspielen, aber es sind sehr, sehr schöne Plakate, wunderschöne Fotos, das eine, ganz Blau in Blau gehalten, zeigt in der Mitte ein tempelartiges Haus, das aber auch ein großen französisches Landhaus sein könnte, verschwommen, davor über den typisch filmplakatartigen Textzeilen, klein die beiden Hauptdarsteller, einen Mann und eine Frau, wobei der Mann eigentlich ganz gewöhnlich ist und ich denke, das könnte ich doch auch spielen so eine Rolle oder dann müsste »Der Fluch der Dogon« auch Chancen zur Verfilmung haben, das andere eher mehr orange gehalten, aber auch minimalistisch und leicht verschwommen –

– komme an und habe einen riesigen Blumenstrauß und anderes Zeug für die Requisite dabei, gebe aber dem den Blumenstrauß, der mich am Set empfängt • es kommt ein Sturm auf wie in Bamako vor dem Regen und alles muss geschlossen werden, weswegen ich in den Keller runter gehe zu mir beziehungsweise zu meinen Sachen, und schicke die Codenummern nach oben, die ich in meinen E-Mails hatte, was den Empfänger betrifft, und nach heftigen interkulturellen Diskussionen Treffen in einem Hof von einer umgebauten oder umfunktionierten alten Fabrik, da stehen wir alle am Straßenrand vor dem Gebäude um ein Moped herum, das repariert werden muss, aber dann kommen persische und arabische Musiker und setzen sich auf dem Hof vor das Gebäude und fangen an zu singen, weswegen wir sofort dazukommen und uns dazusetzen, und dann singen sie so wahnsinnig schön, vor allem eine Frau mit einem alles noch umfließenden Oberton, dass mir fast die Tränen kommen; sie ist sozusagen spontan eingestiegen, improvisierend, aber wirklich eine neue Dimension dazubringend und so schön, dass alle ganz ergriffen sind, auch eine wunderbare Verbindung zweier Kulturen sich darin ausdrückt, eine Verschmelzung, vor allem sprachlich, und hinterher rede ich mit der schönen Sängerin, frage sie, wie man überhaupt so schön singen kann, und es stellt sich heraus, dass es eben doch ein arabischer Dialekt war, ein arabisch-persischer Übergangsdialekt, den sie, die übrigens eine außerordentlich schöne Frau ist, kannte und wir stehen alle herum und freuen uns, da kommen Leute aus dem Haus mit einem Gästebuch, wobei sich herausstellt, dass das ein Kulturzentrum, eine Art Kulturrat ist, und sie wollen, dass diese Gruppe da noch was reinschreibt, eine Art Gruß, und da sehe ich, wie Marquard, jung, frisch und mit ziemlich kurzen Haaren auf einer Vespa vorbeikommt mit jemandem hinten drauf, wundere mich, dass er überhaupt fahren kann, und er grüßt ganz lässig zu mir rüber, so als ob er sagte, dass er nur den auf dem Rücksitz absetzt und dann zurückkommt, woraufhin wir wieder zu meinem Moped zurückgehen, dass repariert werden soll und schon fast fertig repariert ist – den Verschluss von meinen Spinatbeutelchen kann man nur auf eine ganz spezielle Weise aufmachen und das macht Magda dann schon, zupft dieses weiße Band auf diese speziellen Weise auf und es ist sehr nett, dass sie das schon mal macht, was auch heißt, dass man das im Prinzip immer auf diese Weise machen sollte; es ist dieses besagte Plastikbändchen, über das man, was aber nur Magda machen kann, mit einem Gerät drüberfahren kann, welches das Bändchen dann löst, etwa wie ein Messer, aber auch nicht, weil sanft und irgendwie auch elektronisch • es ist alles brauchbare Sore • mit der Schwester von Gabriele Riedl, die ihr sehr ähnlich sieht, aber jünger ist, und anderen Leuten im Garten, aber dann gehe ich mit ihr hoch in mein Zimmer, da öffnet sie, kaum dass ich die Tür geschlossen habe, ihren Bademantel und ist nackt drunter, zeigt mir ihr Geschlecht, was mich sofort sanft geil macht, völlig unhektisch, ich ziehe meine Hose runter und zeige ihr meinen Schwanz, worauf wir uns ganz vorsichtig anfangen zu küssen, bis mein Schwanz hart wird, sie aufs Bett deutet und dann drauf geht, ich komme nach, muss mich aber noch ausziehen, was total umständlich ist, als ob ich mehrere Schichten anhätte, dauernd kommt noch eine und der Schwanz wird schon wieder weich, aber dann bin ich endlich nackt und schiebe ihn sofort rein, ohne Kondom und ohne weiteres größeres Vorspiel, aber trotzdem sehr sanft und ohne Hektik, sehr zärtlich, wirklich richtig geil, ohne Störung und Ablenkung, aber trotzdem beeilen wir uns, als es vorbei ist, damit die anderen das nicht merken, und nachher geht sie raus und tut so, als wäre nichts passiert, fragt mich noch, was für eine »Sorte Mensch« ich sei, welche Farbe ich habe, was offenbar nicht politisch gemeint war, aber sie kann auch nichts anderes erklären, was damit gemeint sein soll, und ein anderer meint ganz nebenbei, ich sei eben rot, aber das sagt letztlich nichts, und nachdem wir runter gegangen sind, wo die anderen Leute sind, kommt die Schwester einer anderen Frau, die nur halb angezogen ist, und sie schielt zu mir rüber, so als ob in Frage stünde, dass vielleicht auch was zwischen uns laufen könnte, und ich denke: »na, eigentlich könnte ich mit der doch auch« –

– fahre in einem altmodischen offenen Zugabteilwagen, eigentlich nur ein Wägelchen, das irgendwie betrieben ist, eine steile Schiene noch, aber am Anfang liegen ziemlich dicke Äste über der Schiene und ich frage mich noch, ob das wohl gut geht oder ob die Äste dieses kleine Schienengefährt entgleisen lassen könnten, was aber nicht der Fall ist, und so steigen wir problemlos mit diesem uralten Ding hoch, fahren in großer Höhe, und wie wir aus diesem Gefährt wieder rauskommen, müssen die ganzen Ladengeschäfte dort neu geräumt und organisiert werden, teilweise neu gestrichen beziehungsweise eines muss ganz ausgeräumt werden, weil es keinen Sinn mehr hat; es gehört noch zu einem anderen, ist mit dem zusammen, ist aber in einer Seitenstraße und ich mache das zu, habe das alles organisiert und habe einen ziemlichen Überblick über alles • mehrere Hahnenkämpfe, einer brutaler als der andere, und bei dem letzten hackt der stärkere Hahn dem unterlegenen die Hoden kaputt, hackt da so lange drin rum, bis sie nur noch Matsch sind –

– wir müssen Opern singen, aber da ist nur der erste Akt fertig, der Rest ist irgendwie im Schrank, der aber wiederum im ersten Stock ist und das muss man noch fertigmachen und -lesen beziehungsweise im ersten Stock muss erstmal das Modell aufgebaut werden und herausgefunden, wie man die Kacheln drumrum macht, – es ist im Prinzip nur ein viereckiges, oben offenes Kästchen, das auf einem Stuhl steht und an das seitlich ganz rum bis an den Boden runter die Kacheln gehängt oder geklebt werden müssen, vielleicht ja nur auf eine Klebefolie gedruckte, was aussieht wie in Wirklichkeit, aber eben ein Modell ist, ganz klein, und wir fahren mit dem Aufzug in den ersten Stock, aber man weiß bei den ganzen Taschen nicht, was davon das Schiff ist, das im ersten Stock hält beziehungsweise anlegt, und das ist auf jeden Fall das echte, das Original, das echt Gedruckte und ich habe dieses originale Ersatzteil, wirklich, aber das ist praktisch nur für diese eine oberflächliche Ebene, wo das andere – die gedruckten Kacheln – noch drumrum gemacht werden müssen und danach das Ganze in echt verwandelt werden, aber vorher muss das auf die anderen Kopien draufgesungen werden und das erinnert mich alles an die alte Schachtel, also das ist schon sehr gut gemacht, technisch, aber wie wir dann die Kopien machen wollen, geht gar nichts, und es erinnert immer an früher, aber jetzt ist es nicht mehr reduzierbar, und dass das soviel Geld kostet, ist schon eine Sauerei; eine Version ist das originale Modell mit allem Drum und Dran, und das auf der Bühne vom original Normalen selbst • ich habe die Umbuchung für diesen »Contifinger« gemacht: »ter pi rure cotten«28 und dann legt er mit dem Schiff dann da an, also an der ersten Hauptstation kommt er dann an, und dann kann nichts passieren • Fips und ich bereiten ein Gastspiel vor und wir machen dann auch ein Gastspiel, aber ich mache dann noch zusätzlich eine kleine Performance mit einer Schauspielerin, stehe ganz oben an einer Außentreppe und bekomme dort dann von der Verwaltung des Theaters ein Honorar zugesteckt, woraufhin die Frau, mit der ich gespielt habe, runtergeht, während ich mit einer anderen runtergehe und wir uns über das veränderte Publikum unterhalten, wobei wir allerdings nebenher anfangen, uns anzufassen, bis mein Schwanz dick wird, sie sich an mich randrückt und wir uns aneinander reiben, bis ich frage: »wo gehen wir hin?«, während wir schon anfangen, sie, auf einem Absatz sitzend, die Beine breit macht und ich mich dazwischenschiebe, aber sie antwortet, dass sie nur einen Schrank habe, in dem wir vögeln könnten und ich sage: »naja, ist doch kein Problem, dann gehen wir da hin«, was sie aber nicht so gut findet: »da ist aber meine Tochter, das geht auf keinen Fall, die soll das nicht mitkriegen«, außerdem steht Fips dabei und ich denke, dass ich keine Lust habe, zu zweit mit der zu ficken, womöglich will Fips dann zuerst und ich muss danebenstehen und zugucken und dann vergeht’s mir womöglich währenddessen, was ja auch komisch wäre • wir haben die Ticketts für die anderen Leute schon in der Tasche – und –

– wir kommen alle in der Unterhose zum Dreh, alle vier »Knackis« aus dem »Schleuderprogramm«, weil die Szene nochmal neu gedreht werden muss, aber wir haben eine Idee und führen die Katinka vor, wobei wir alle auf den Boden fallen, runterfallen von dem Fenstersims, auf dem wir sitzen • mündliches Navigationssystem in der Oper und da kann man am Anfang gleich die Visitenkarten singen und dann ist dieser Weg auch noch mit dabei; eigentlich wollten wir nur den Weg nach Hause rauskriegen, bekommen dann aber noch die Visitenkarte und damit den Weg dahin von Katharina/Katinka, und bei diesem System werden auch automatisch Brücken gebaut, aber eine von diesen Brücken – ich sehe sie im Blick zurück circa hundert Meter weiter unten hinten liegen – ist zu tief gebaut, denn wenn da nur ein bisschen Hochwasser ist, wird sie sofort überflutet – Abholung zum Dreh beziehungsweise zum Set selbst mit einem Einkaufswagen, in dem ich sitze und der bewirkt, dass zum Teil die Türen automatisch aufgehen, wo er spielend durchfährt, aber dann kommt eine ganz enge, ziemlich lange Röhre, durch die man nur selbst durchkriechen kann und in die man gerade noch reinpasst, weshalb Hannah Cencig sagt: »du musst da durchkriechen und hinterher dann den Gang lang – ich muss dann den Einkaufswagen hinterher schieben«, weshalb ich mich frage, wieso man dann überhaupt mit dem Wagen fährt, und während ich da durchkrieche, denke ich: »gestern hat es ja auch geklappt«, aber ich weiß nicht mehr, wie es geklappt hat, weil ich mir heute gar nicht mehr vorstellen kann, wie es geklappt hat, denn es ist einfach viel zu eng, man kommt nur gerade eben mal durch diesen schmalen Gang durch –

– gehe mit einem Bekannten in ein Konzert einer neuen deutschen Band, also einer Gruppe, mit einer Sängerin, die deutsch singt – Nena-artig oder so ähnlich –, und das in einem Stadion stattfindet; es ist schon Abend und das Stadion nur wenig gefüllt, aber die Leute sind überall verteilt, so dass es trotzdem gut besucht aussieht, und ich denke, dass wenn wir mal in so einem Stadion auftreten sollten und es derart schwach besucht ist, das durchaus reichen würde, das macht ja gar nichts, wenn nur so wenige kommen – und das selbst bei so jemand Berühmtem wie dieser Sängerin –, und dieser Gruppe sind letzte Woche von Neonazis die Verstärker kaputt gemacht und zum Teil geklaut worden, was zwar bekannt wurde, wogegen aber nichts gemacht wurde, was nicht verfolgt, sondern irgendwie unterdrückt wurde, worüber ich mit anderen Besuchern des Konzertes diskutiere, relativ heftig, bis ich mich da ganz oben in der obersten Reihe des Stadions hinstelle und laut eine kleine Rede halte, eine Brandrede gegen die Rechtsradikalen und die Schweinerei, dass sie nicht verfolgt werden, versuche die Leute zu agitieren, dass es nicht geht und dass man gegen die Neonazis was tun muss, aber dann kommt ganz schnell der Moderator auf die Bühne, obwohl die Techniker noch am Aufbauen sind, und lenkt von mir ab, beginnt schon Smalltalk, lässt die Arme affenartig schlenkern oder als ob er etwas am Boden suchte, wodurch die Diskussion ausläppert und ich dann erstmal runtergehe und mich in einer der ersten Reihen hinsetze neben ein kleines, abgesperrtes Podium für Techniker, das mir den Blick auf die Bühne ein wenig versperrt, aber dann kommt der Moderator und verschiebt ein Gitter dieser Absperrung ein wenig – erstmal bleibt er damit hängen und es verkantet sich, hängt noch fester drin als vorher und die Leute lachen, weil er das nicht schafft, aber dann bekommt er es los und ich habe dann auch bessere Sicht, aber dann setzt er sich wie zufällig neben mich, schaut mich an – nebenan isst jemand Blumenkohl mit weißer Soße und ich bekomme wahnsinnig Lust, das auch zu essen – und es kommt der Moderator, ein kleiner drahtiger Typ in heller Kleidung, mit mir ins Gespräch, um dann relativ schnell zur Sache zu kommen: das sei total daneben gewesen, wie ich da diese Rede gegen die Neonazis gehalten habe, ich habe mich nur wichtig machen wollen, er kenne mich, ich sei Schauspieler und wolle dadurch meinen Bekanntheitsgrad erhöhen, was ich aber nicht akzeptiere und weshalb ich mich nochmal aufrege, dass es nicht gehe, da nichts dagegen zu machen, mich wundere, weil es doch deren eigene Verstärker waren, aber er schüttelt den Kopf und sagt: »nee, das muss man so hinnehmen, ich kann dich gerne mit auf die Bühne nehmen, dann kannst du mit Nena selbst reden«, damit sie mir das erklären könne, aber ich lehne ab weil ich von diesem Vorwurf ziemlich getroffen bin, weshalb ich rausgehe und vor dem Stadion mit anderen Leuten noch über das Problem und den Vorwurf rede, wobei ich mir überlege, das nächste Mal ein anonymes Flugblatt zu machen, mit dem ich die Neonazis angreife, frage mich aber auch, ob das dann vielleicht nicht ernst genommen wird, wenn es anonym ist, aber man kann das so ja nicht stehen lassen, man kann das doch nicht hinnehmen, wenn die Macht von den Nazis schon so groß ist, dass selbst eine Gruppe, wie die um Nena, es nicht wagt, etwas gegen die Nazis zu machen, selbst wenn sie selbst geschädigt ist • bin bei einer Freundin in der Wohnung, die eine Komödie inszeniert, sitze da am Tisch in der Wohnküche, als eine Mitarbeiterin kommt, die Probleme hat, aber die Regisseurin ist nicht da, weswegen die Mitarbeiterin warten muss, aber ich will dann mit ihr die Probleme schon mal durchgehen, weil ich da durchblicke, und fordere auf, sich zu setzen, da will sie sich auf den Stuhl der Regisseurin setzen, obwohl das eigentlich kenntlich sein müsste, weswegen ich sage: »nee, setz dich da an diese Seite!«, und ich schreibe erstmal eine Notiz für die Regisseurin, auf der steht: »mit deiner ›Self-bla-bla-Comedy‹ müssen wir erstmal noch das und das machen«, und ich beruhige die Frau, dass wir auf jeden Fall noch alles besprechen können und sie ihre Probleme loswerden wird und die gelöst werden und hinterher auch noch genügend Zeit ist, bis die Vorstellung beginnt • eine Frau kauft für Judith zwei Puddingpulvertütchen und legt sie auf deren Küchentisch; Judith ist nicht da und ich sage: »die hat auf jeden Fall bis zum Monatsende genügend Geld, um das zu bezahlen« • ich bin in Berlin zu Besuch und treffe einen Typen, der ein kleines Häuschen an einer großen Straße hat und dort kifft, mir was zu rauchen gibt und sagt, er habe unglaublich viel zu rauchen, und ich sage: »ich habe in der Nähe eine kleine Dachwohnung mit Veranda, auf der ich ein kleines Beet habe«, woraufhin er zwinkernd antwortet: »ja, dann komme ich und wir bauen was an«, was ich in Berlin nicht so gut finde – das aber nicht sage – und weshalb ich nach Hause fahren will, was mit einem Bus, dessen Haltestele neben der Tankstelle gegenüber ist, gut gehen würde, wenn ich danach noch zwei Stationen mit der U-Bahn fahren würde; schräg gegenüber sehe ich auch noch das Haus von Freunden mit den durchgehenden Holzbalkonen vorne dran, die ich auch schon lange nicht mehr besucht habe, weshalb ich denke, dass ich ja in Berlin so viele Leute kenne, dass ich dort auch hinziehen könnte, aber die würde ich ja eh alle nie treffen und es wäre alles nur oberflächlich, weswegen es eigentlich eher blöd wäre, nach Berlin ziehen zu wollen, aber dann gehe ich erstmal zu Rosemarie Fendel in der Bank, sie ist Chefin und ich komme sofort da rein, stelle aber fest, dass noch andere Besucher da sind, eine junge Italienerin und ein älterer Herr, bin etwas verwirrt, weil ich ja störe, außerdem sehe ich Rosemarie nicht, da nickt die Italienerin mit dem Kopf zu Seite und ich sehe Rosemarie schlafend in der Ecke dieses Plüschsofa-Büros, auf dem Rücken liegend mit einem Spitzenhäubchen auf dem Kopf, aber ich küsse sie ganz vorsichtig auf die Stirn, woraufhin sie sofort aufwacht und aufsteht, sich aber erst um diese junge Frau aus Italien kümmern muss, die ganz wichtig ist und mit der es um große Bankgeschäfte geht, sie bekommt sogar ein Stück Kuchen, während ich keinen Kuchen bekomme, aber dann verschwindet auch der alte Mann, der da saß, und ich rede mit Rosemarie über das Stück, das wir zusammen spielen werden, wobei wir voreinander stehen und sie einen kurzen Rock an hat, unter dem ihre Oberschenkel gut sichtbar rausgucken, die ich dann wie selbstverständlich zu streicheln beginne, was sie auch nicht weiter stört, während ich sogar geil werde und denke: »eigentlich wollte ich doch schon immer mal mir ihr und es wäre überhaupt ganz toll, mal mit so einer gealterten Frau zu vögeln«, aber dann kommt ein Angestellter und zeigt die Textheftchen des Stückes, das wir zusammen spielen wollen, was dann schon losgeht: ich spiele mit einem Typen im Rollstuhl eine Szene, bei der wir beide in Rollstühlen beziehungsweise auf Rollgeräten, Rollgefährten sind; es ist Teil von verschiedenen Anti-Nazi-Stücken, deren Texthefte in Raubdrucken stehen – womöglich als Reprint, denn sie sehen ganz sauber und neu aus – und auf einer Seite steht in der Oberzeile über eine Linie in einem Halbbogen das Wort »Studentenbewegung« geschrieben; zum Teil sind es alte Texte aus den zwanziger Jahren, aber alles Texte gegen Nazis, gegen Faschismus, gegen Kapitalismus, das, was wir spielen, ist aber ein altes Stück, dessen Anfang wir in einem U-Bahn-Verbindungstunnel spielen, zwischen zwei Bahnsteigen, einem langen Gang, und ich sitze da in meinem Rollgefährt, seitlich zur Mauer des Ganges gewandt, der Typ – der Rosemarie ist, den sie spielt oder in den sie sich verwandelt hat – kommt gerade in den Gang gefahren, aber dann sollen wir schon wieder rausrollen und eine andere Szene spielen, ich schlage aber vor, doch erstmal die Fortsetzung von dieser ersten Szene zu spielen, rolle mich selbst in meine Position, aber als sie/der Typ im Rollstuhl kommt, fragt sie/er, wie sie/er denn da wieder auf Anschluss kommen soll, damit der Anschluss gut stimmt –

– auf einer Fahrt nach einer Veranstaltung im Zug totaler Krach mit Renate, sie kommt aber trotzdem dauernd weiter mit mir mit, obwohl ich in unser Camp zu Batoma gehe, wir keifen uns an und sie hängt sich einfach an mich, bis wir zu Batomas und meinem Bett kommen, in das sie sich dann auch noch provokativ lachend reinlegt, genau in die Mitte, also zwischen Batoma und mich, was Batoma, die schon fast nackt ist, mit verlegenem Lachen kommentiert, woraufhin ich völlig ausflippe und Renate ultimativ rausschmeiße, sie dann tatsächlich aufsteht und beleidigt geht und während wir durch das Camp zum Ausgang gehen, fragt, ob das jetzt so zu verstehen sei, dass wir endgültig nichts mehr miteinander zu tun hätten, es also besser wäre, gar nicht mehr miteinander zu reden, als ab und zu ein bisschen, was eh verlogen sei, was ich entschieden bestätige, woraufhin sie in die Sicherheitsschleuse tritt, ein rechteckiger Glaskasten mit automatischen Glastüren, durch die man erst in eine Vorkammer tritt und wenn deren Außentüren geschlossen sind, sich dann der Zugang zur Hauptkammer öffnet, und wenn man da drin bei geschlossenen Türen steht, sich der ganze Kasten um hundertachtzig Grad dreht, wobei ich gerade noch, während sich ihr Gesicht abwendet, sehe, dass sie zu weinen beginnt; Christoph Türcke ist auch dabei und sagt: »aha, Mittwoch komm ich dann auch so raus«, denn diese Schleuse ist als Einziges noch übriggeblieben von dem Lager, das unser Camp mal war, das jetzt offen ist, aber durch die Schleuse vor der Außenwelt beschützt wird –

– bin in einem Theater wie Essen, wo der Dramaturg gerade ein Stück von Schlingensief vorstellt, Marquard – ganz jung und unbedarft – ist auch dabei, wir sitzen ganz vorne in der ersten Reihe, es ist nur eine hausinterne Vorstellung, aber trotzdem mit allem Drum und Dran und vielen Besuchern, die alle heftig klatschen als es vorbei ist – ich bin aber der Einzige, der pfeift, weswegen kurz darauf der Dramaturg zu mir kommt und versucht rauszukriegen, wer ich bin und wie ich heiße, worauf ich sehr gereizt reagiere und sage, er könne mich doch direkt mit meinem Namen ansprechen, aber dann kommen wir ins Gespräch und ich kritisiere das Stück, erkläre, was ich daran nicht gut finde, wobei er mir sogar im Prinzip recht gibt, sagt, er müsse, darüber mal nachdenken, weswegen wir uns für später mal verabreden, um auch über anderes zu reden, und ich denke, dass wir unsere Produktion in Bochum, an der wir gerade arbeiten, ja dann doch auch in Essen aufführen könnten, und als ich wieder nach Bochum zu meinen Leuten komme, im Theater, gibt gerade einer weißen Rum aus, schenkt sich selbst aber total viel in ein großes Glas ein, woraufhin ich auch was haben will, aber er gibt mir nur wenig in ein dünnes hohes Glas, das oben einen Ring hat und das ich neben die aufgeschlagene Mappe stelle, in der ich gerade Notizen mache, was dazu führt, dass das verdammte Glas umfällt und dieser obere Ring abbricht – merkwürdigerweise aber kaum was ausläuft, nur kann man jetzt nicht mehr richtig draus trinken; außerdem muss ich das Ausgelaufene aufwischen –

– bin bei Antoine, und wir warten in dem Vorhallengang auf Fidel Castro, der dann auch kurz darauf mit einer Delegation zu Besuch kommt, allen die Hände schüttelt, überraschend gut aussieht, sich offenbar bestens von seiner Krankheit erholt hat, aber nur noch ein winziges Restbärtchen trägt, weswegen ich aber trotzdem denke: »siehste: ›Fidel Castro ohne Bart!‹ – hab ich also doch recht gehabt beziehungsweise das vorausgesehen!« und als er mir die Hand gibt und mich ganz freundlich anlächelt, umfasse ich seine Hand mit meinen beiden und sage, dass ich mich wahnsinnig freue, ihn sehen zu dürfen, woraufhin er sich an unser letztes Treffen erinnert, mich tatsächlich wiedererkennt, was ich nun wirklich nicht erwartet hätte, sich sogar an unser Gespräch über Utopien erinnert, und ich bin immer mehr erstaunt, wie jung er aussieht und wie gut er drauf ist, aber dann muss ich erstmal runter in die Stadt noch was holen, während die anderen mit ihm in den Salon gehen und quatschen, und obwohl ich mich wie verrückt beeile, keine zehn Minuten brauche, ist Fidel, als ich zurück bin, schon wieder weg und die anderen erzählen, dass nur ganz kurz ein paar Worte gewechselt wurden und er total abgeschottet wurde, man praktisch nicht an ihn rankam und dann musste er schon wieder weiter, Antoine ist auch weg und ich bin stinksauer, denn ich hätte so gerne das Gespräch über Utopien weitergeführt, aber dann berichtet eine Frau, die dabei war, wie sauber picobello alles bei Antoine aufgeräumt war, alles wie zum Ablecken, auch das Fotoatelier, aber Fidel, der auch Barack Obama sein könnte, eben total abgeschottet wurde, und ich denke: »was muss das für ein langweiliger Job sein, den ganzen Tag so formales Zeug machen zu müssen – dabei hätte er es bestimmt viel interessanter gefunden, sich mit mir über Utopien zu unterhalten!« –

– an einer grauen Bauruine am Rande der Straße steht ein Zettel: »bitte nicht anfassen – ist lockerer, als du denkst!« – man muss alles neu bauen, sonst kann man nicht drehen • neuer Text für die Krankenszene: »die Kumpels, die sind total krank«; den anderen Teil hat die Regisseurin schon gekauft, das ist dann also schnell zu machen und so werden drei Szenen beziehungsweise Schnitte draus – wir drehen draußen in Gras- und Moos-überwachsenem Bauruinengebiet und erst rutscht die Kamera aus, so dass beinahe Leute verletzt werden, und dann fällt dem Aufnahmeleiter plötzlich ein: »scheiße, hier ist alles unterhöhlt, hier wohnen überall Leute« und dann sieht man: er hat eine Leiche gefunden, wozu er sagt: »das ist nur der, der gewohnt war, zum Arzt zu gehen, als er einen Schluckauf hatte und nicht mehr richtig essen konnte – und jetzt ist er tot« – und der Aufnahmeleiter fängt an zu heulen, bis ich auch anfange zu heulen und denke: »na, dann kann ich meine traurige Szene auch besser spielen«, aber auch alle anderen sind betreten und dann kommt ein anderer Aufnahmeleiter und sagt: »ja, du gehörst doch jetzt zu uns, zu unserem Drehteam und da bist du gut aufgehoben« und dann gucken wir uns das Video an, das ich gemacht habe, während das alles passiert ist und wir reden darüber – medizinisches Beratervideo, ein Marokkaner und eine Marokkanerin, erst nochmal ganz zärtlich, dann von hinten, dann hinterher abwechselnd mit Blut und wie das Blut gerann –

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