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Heilkunde und Körperübungen vom Altertum bis ins Mittelalter
ОглавлениеVon der Antike bis in die Neuzeit wird auf die Bedeutung von Sport und Bewegung auf den Körper sowie die körperliche Leistungsfähigkeit hingewiesen.
Bereits im Altertum wurde körperliche Ertüchtigung mit Gesundheit in Verbindung gebracht. So gibt es in der indischen Zivilisation nachgewiesene Konzepte aus dem Zeitraum von 700 bis 100 v.Chr., die ein tägliches moderates Training im Sinne der Gesundheitsförderung und Therapie bei bestehenden Erkrankungen vorsehen. Auch in der chinesischen Antike wurde moderates Training zur Gesundheitsförderung und im Sinne des „Anti-Agings“ empfohlen (Tipton, 2014).
Im alten Griechenland spielte die körperliche Ertüchtigung ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie wurde zu Zeiten Homers (750 v.Chr.) von den Bürgern Griechenlands als nationale Pflicht angesehen (Tipton, 2014). Auch Pytagoras (570–490 v.Chr.), insbesondere bekannt als exzellenter Mathematiker und Astronom, empfahl in seiner Rolle als ehemaliger Athlet und medizinischer Philosoph zur Gesunderhaltung tägliches körperliches Training sowie andere Lebensstilinterventionen. Als „Vater der Sportmedizin“ wird der Mentor und Lehrer von Hippokrates – Herodikus von Selymbra (um 484 v.Chr.) – tituliert. Er verband Sport und Medizin und unterstrich in seinen Lehren „den Wert der Körperübungen für die Gesunderhaltung und Heilkunde“ (Arndt et al., 2012, S.21). Auch Hippokrates (460–370 v.Chr.) selbst schrieb drei Bücher zu Lebensstilinterventionen der körperlichen Aktivität und Ernährung (Berryman, 2012).
Claudius Galenus aus Pergamon (129–210 n.Chr.) war ein berühmter Vertreter des Faches des römischen Reichs. Die Hygiene und die mit ihr assoziierten Gesundheitsfaktoren, darunter auch körperliche Aktivität und Ruhe, waren in seiner medizinischen Theorie zentral verankert. Er postulierte, dass diese jeweils in Maßen gelebt werden sollten, da ein zu viel oder zu wenig den Körper in Ungleichgewicht bringen und zu Krankheiten führen würde (Berryman, 2010; 2012; Tipton, 2014). Galenus’ Theorien und Schriften dominierten die Medizin über das Mittelalter hinweg und fanden selbst in der Renaissance noch breite Anerkennung (Berryman, 2012). Er nahm damit nachhaltigen Einfluss auf den gesundheitlichen Stellenwert körperlicher Aktivität in der medizinischen Praxis der arabischen und europäischen Länder (Tipton, 2014).
Neben der Bedeutung körperlicher Aktivität für die allgemeine Gesundheit gab es auch in der Antike bereits die Leistungssportbetreuung. Die Mitwirkung von Ärzten bei den antiken Olympischen Spielen war unentbehrlich und wohl vergleichbar mit der heutigen Leistungssportbetreuung durch die Sportmedizin. Die damaligen Ärzte waren häufig Trainer und Arzt in Personalunion. Sie begleiteten die Athleten im Vorfeld der Spiele über Monate hinweg. Hierbei wurden sie häufig von Badedienern und Masseuren assistiert. Neben der Wettkampfvorbereitung war eine weitere wichtige Funktion der Ärzte auch die Behandlung von Unfällen und Verletzungen. 394 n.Chr. wurden die Olympischen Spiele durch den römischen Kaiser Theodosius I verboten (Arndt et al., 2012). Während des Mittelalters war der Sport dem Rittertum vorbehalten. Die Rolle der Sportmedizin scheint keine bzw. eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben.