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Prolog

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Himmelshafen stürzte, und schuld daran war Timothy.

Terra funktionierte ausschließlich über Magie. Alles und jeder hier war von Magie durchdrungen – mit einer Ausnahme. Timothy Cade war die einzige Person auf Terra, der keine Magie zur Verfügung stand, weswegen die Magi hinter seinem Rücken hämisch über den Jungen herzogen und ihn den Unmagier nannten. Sie meinten das beleidigend, aber im Grunde traf die Bezeichnung den Nagel auf den Kopf, war nichts als die reine Wahrheit.

Magie hatte keinen Einfluß auf den Jungen. Berührte er etwas, das verzaubert war, auch nur, so löste er diesen Zauber vorübergehend, was sogar für Magie galt, die selbst die mächtigsten Magi der alten Zeit nicht hätten lösen können. Das war aber längst nicht alles: Vor kurzem hatte Timothy feststellen können, daß, wenn er sich stark genug konzentrierte, es ihm möglich war, das Nullfeld, das ihn umgab – das Feld, das sämtliche Magie ausschaltete – auszudehnen. Jetzt brauchte er einen Zauber noch nicht einmal mehr zu berühren, wenn er ihn unterbrechen wollte.

Eigentlich hatte Timothy seine Wirkung auf Magie und seine Unfähigkeit, selbst auch nur den einfachsten Zauber zu wirken, stets eher als Handicap empfunden. In letzter Zeit jedoch hatte er immer mehr die Erfahrung machen können, daß er durch dieses Unvermögen zu etwas Einmaligem wurde und daß ihm noch dazu eine Kraft innewohnte, von der er lange nichts geahnt hatte. Magie war rein und wertfrei. Waren jedoch die Zauberer, die sie wirkten, grausam und böse, so wurde ihre Magie dunkel und todbringend.

Es hatte wohl nie einen Magus gegeben, der dunkler und grausamer gewesen wäre als Alhazred. Man hatte das Scheusal lange irrtümlich für tot gehalten. Alhazred jedoch war zurückgekehrt, um einen tückischen Plan in die Tat umzusetzen. Er hatte Magi entführt und ermordet, um sich ihre Magie anzueignen. Aber nicht nur das: Er hatte auch Tausende von Geisterlampen gesammelt – Lampen, die mit der magischen Essenz verstorbener Magi betrieben wurden – und sich die Magie der in den Lampen verharrenden Seelen einverleibt. Selbst das war nur ein Anfang gewesen, denn letztlich hatte sich Alhazred darangemacht, die magische Matrix, Quelle aller Magie in der Welt, anzuzapfen. Gelang es ihm, diese Matrix in seine Gewalt zu bringen, dann war niemand mehr in der Lage, sich gegen ihn zu stellen.

Timothy wußte, er mußte etwas tun.

Er konzentrierte sich ganz und gar auf das kribbelnde Gefühl, das Magie in ihm erzeugte, wenn sie ohne ihn direkt zu berühren über seine Haut glitt, und drückte. Er spürte, wie sich sein Nullfeld ausdehnte, sich aufblies wie ein Ballon. Jedes Quentchen Selbstkontrolle, das er aufzubringen vermochte, jede Prise Willenskraft setzte er ein, um das Feld immer weiter von sich zu schieben, um es zu zwingen, sich auszudehnen, auszubreiten, bis es den ganzen großen Raum ausfüllte, in dem sie sich alle befanden, bis es sich sogar noch darüber hinaus erstreckte.

Alhazreds Augen waren vor Wut ganz finster geworden, als in einem einzigen Moment jede Geisterfeuerlampe, jedes einzelne Stück Zauberglas im Gemach zerbarst und in einem gewaltigen Blitz, der alle Anwesenden blendete, die Energien der toten Magier freigesetzt wurden. Einen winzigen Augenblick lang verspürte Timothy ein heftiges Triumphgefühl.

Dann fiel Himmelshafen – eine Inselfestung, die über dem Ozean schwebte – vom Himmel.

Irgend etwas ganz hinten in Timothys Kopf schrie entsetzt auf. Von Angst und Instinkt geleitet, brachte der Junge es fertig, sein Nullfeld wieder an sich heranzuziehen, weshalb der freie Fall Himmelshafens ein abruptes Ende fand, bei dem Timothy allerdings das Gefühl hatte, der Magen steige ihm in die Kehle.

Langsam wurde dem Jungen klar, was er getan hatte.

Ich habe die ganze Matrix gestört! dachte er. Wahrscheinlich ist einen kurzen Augenblick lang alles ausgegangen, die gesamte Magie in der Gegend. Eventuell sogar noch in der Stadt ... und darüber hinaus ...

Plötzlich bekam er große Angst, und nur das mitleiderregende Jaulen des besiegten dunklen Magiers vermochte ihn abzulenken. Timothy sah, wie Alhazred endlich starb, wie das graue Fleisch rauh und faltig wie Pergament wurde. Finsternis quoll aus dem Mann wie trockener Staub, und bald war von dem üblen Erzmagier nur noch ein flüchtiges Häufchen Asche vorhanden, das auf dem Boden zusammensank.

Nun, wo Alhazred endlich besiegt war, kehrten Timothys Gedanken zu dem zurück, was er getan hatte. Er sah sich selbst die Hand ausstrecken und die Kraft berühren, die diese Welt am Leben hielt.

„Alles in Ordnung?“ Von irgendwoher aus der Dunkelheit erklang die besorgte Stimme Cassandra Nikodemus’.

Sie stellte eine Frage, auf die Timothy keine Antwort zu geben vermochte.

Der Un-Magier - Wyrmkrieg

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