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Tante Warwara
Als Ariane hereinkam, saßen in dem großen Esszimmer ein paar Leute an einem langen Tisch, dessen Vorsitz Tante Warwara hatte. Sie war eine Frau in den Vierzigern, mit asymmetrischem Gesicht, in dem einem zuallererst zwei große dunkle Augen auffielen, Augen von solcher Schönheit, die allein schon ausreichten, die gängige Meinung in der Stadt zu rechtfertigen: »Warwara ist eine attraktive Frau.« Sie war auffallend frisiert. Ein Seitenscheitel teilte ihr braunes, leicht gewelltes Haar. Ihr Mund war ebenso fein gezeichnet wie der ihrer Nichte, allerdings hatte sie keine schönen Zähne. Warwara Petrowna wusste das und behalf sich, indem sie mit geschlossenen Lippen lächelte und ihre braunen Augen umso mehr leuchten ließ. »Sie ist unwiderstehlich«, hieß es dann bei ihren Bekannten. Sie war schlank geblieben. »Wenn Tante Warwara auf der Straße vorbeikommt«, sagte Ariane immer, »glauben die Leute, ein junges Mädchen zu sehen.« Sie kleidete sich, auch zu Hause, ohne die geringste Nachlässigkeit – etwas durchaus Seltenes in Russland. Sie trug elegantes Schuhwerk; ihre Hände waren gepflegt, ihre Wäsche vom Feinsten, und außer Haus trug sie jahrein, jahraus ein Kostüm aus schwarzem Tuch, das ein guter Schneider in Moskau gefertigt hatte.
In der Stadt war es ein unerschöpfliches Gesprächsthema, wie Warwara Petrowna lebte. Aus ihrer Vergangenheit war bekannt, dass sie unter ungeklärt gebliebenen Umständen ihre Familie verlassen hatte und zum Medizinstudium in die Schweiz gegangen war. Dann war sie als Dorfärztin nach Iwanowo in unserem Regierungsbezirk zurückgekehrt.
Zu der Zeit war bei uns viel von ihrer jüngsten Schwester die Rede, der sehr hübschen Vera, in die der berühmte Romancier Kowalski, der den Winter in der Stadt verbrachte, unsterblich verliebt war. Während man also mit der Ankündigung rechnete, dass das Mädchen und der Schriftsteller heirateten, reiste dieser unerwartet auf die Krim, und jene nach Iwanowo, wo sie bei ihrer Schwester Unterschlupf fand. Ein halbes Jahr lang bekam niemand sie zu Gesicht. Dann fuhr sie nach Paris und heiratete dort im Jahr darauf Nikolaj Kusnetzow, einen Ingenieur, der öfters beruflich in Frankreich zu tun hatte.
Kurz nach Veras Verschwinden aus Iwanowo kam heraus, dass Warwaras Haus noch einen weiteren Gast beherbergte, von dem Warwara sagte, es sei das kränkliche Kind einer Freundin, die es in ihre Obhut gegeben habe. Das kleine Mädchen war nicht in der Dorfkirche getauft worden, und als es achtzehn Monate alt war, fuhr Warwara mit ihm ins Ausland und blieb einige Zeit bei ihrer inzwischen verheirateten Schwester Vera.
Sie kam allein zurück. Da geschah etwas, das Warwaras Leben eine andere Wendung geben sollte. Eines Nachts wurde sie als Ärztin zu einem der größten Grundbesitzer von ganz Russland gerufen, dem Fürsten Y…, der sich zufällig für einen Monat auf einem benachbarten Gut aufhielt. Sie rettete ihm das Leben. Der Fürst wollte sie nicht wieder ziehen lassen, nahm sie mit nach Europa und behielt sie bis zu seinem Tod sieben Jahre später bei sich. Dann ging Warwara zurück in ihre Heimat, mit einem Vermögen von hunderttausend Rubel, zehntausend Rubel Pension und um manche Erfahrung reicher, die sie bei dem glanzvollen Leben im Westen hatte machen dürfen. Sie kaufte ein Haus an der Dworanskajastraße.
Sie wirkte, als hätte sie Russland nie verlassen. Als hätte sie nie etwas anderes getan, hatte sie die Gabe, ihre Zeit mit Nichtstun zu verbringen, und die Tage waren ihr immer zu kurz, obwohl sie nichts hatte, womit sie sie ausfüllte. Sie verließ die Stadt selten; allenfalls fuhr sie im Sommer für einen Monat auf ein kleines Anwesen am Ufer des Don, das sie gekauft hatte, um immer Milch, Eier und frisches Gemüse zu haben. Während der Jahre des Dienens beim Fürsten hatte sie bis zum Überdruss das Fernweh ausgekostet, das bei den Russen so hartnäckig ist. Ihre vergangenen Lebensjahre betrachtete sie wie eine Bühnenkulisse: etwas gewiss Staunenswertes, aber man würde nicht im Traum darauf kommen, sein Leben darin einrichten zu wollen. Man bleibt für ein paar Augenblicke im Rampenlicht und unter den Augen von tausend Zuschauern, aber gleich nach der Vorstellung geht man nach Hause und macht die Tür hinter sich zu.
Warwara Petrowna ging nach Hause, aber sie ließ die Tür angelehnt für die zahlreichen Freunde, die sie tatsächlich bald in der Stadt fand. Seit fünf Jahren war sie schon dort, da starb ihre Schwester Vera Kusnetzowa in San Remo, wo sie allein mit ihrer Tochter lebte, an Schwindsucht. Kusnetzow reiste eilends aus Sankt Petersburg an, nahm seine Tochter mit nach Russland, und weil er nicht wusste, wohin mit ihr, fragte er seine Schwägerin, ob sie sie aufnehmen wolle.
Als die Nachricht das Haus an der Dworanskajastraße erreichte, waren die Bekannten von Warwara rasch der übereinstimmenden Meinung, sie werde ablehnen. Warum sollte sie es auf sich nehmen, so frei wie sie war, ein Kind großzuziehen, das sie kaum kannte? Warwaras Freunde täuschten sich; kaum hatte sie den Brief ihres Schwagers erhalten, telegrafierte sie ohne weiteres Nachdenken nach Sankt Petersburg, man solle ihr ihre Nichte bringen.
Als Ariane zu ihrer Tante zog, war sie ein junges Mädchen von vierzehneinhalb Jahren, körperlich und geistig ihrem Alter voraus. Sie war sehr dünn, aber schon wohlgeformt, mit kräftigen Armen und ernstem Gesicht; ihr gerader Blick hatte etwas Angriffslustiges.
»Wem zum Teufel siehst du ähnlich?«, sagte Warwara Petrowna. »Du hast unseren Mund, aber du wirst nicht so hübsch wie deine Mutter. Und woher hast du diese Art, die Leute anzusehen? Von wem hast du diese Augen? Jedenfalls nicht von deinem Vater, dem siehst du überhaupt nicht ähnlich … Im Übrigen gratuliere ich dir dazu, denn du weißt, was ich von ihm halte …«
Das war die Art, wie Warwara Petrowna sprach. Die Augen des Mädchens leuchteten, aber sie erwiderte nichts darauf.
»Also, du gefällst mir. Ich hatte Sorge, du wärest noch eine Göre; aber ich sehe, dass du ein junges Mädchen bist. Wir werden gut miteinander auskommen.«
Dass das Mädchen nun bei ihr lebte, führte aber zu keinerlei Veränderung im Warwara Petrownas Leben. Sie behandelte Ariane trotz des Altersunterschieds eher wie eine Freundin als wie eine Nichte, für deren Erziehung sie zu sorgen hatte.
Warwara hatte sich, kaum dass sie von zu Hause weg war, an die Freiheit gewöhnt, hatte Geschmack daran gefunden und war zu der Ansicht gelangt, dass sie selber wusste, was für sie gut war. Da die Natur den Verkehr zwischen den Geschlechtern mit Geheimnissen und lebhaften Freuden verknüpft hat, warum sollte man darauf verzichten? Ihr aufgeklärter akademischer Verstand sah keinen Grund dafür, solche gesunden Wonnen von sich zu weisen. Sie hatte an der Universität Liebhaber gehabt, und zurück in der Heimat hatte sie sogar in Iwanowo welche gefunden. Während ihrer Auslandsaufenthalte mit dem Fürsten hatte sie manche Gelegenheit zu vergleichenden Studien über die Vorzüge abendländischer Männer gehabt, und nach der Rückkehr in ihre Geburtsstadt lebte sie weiterhin nach Lust und Laune. Es fehlte ihr an Verständnis dafür, dass man dem Sichhingeben diese große Bedeutung beimaß, wie es so viele romantische Menschen tun. Mit einem Wort, sie hatte hinsichtlich der Liebe einen männlichen Standpunkt. Sie nahm sich einen Geliebten, wenn sie das Bedürfnis dazu hatte, und sie verließ ihn, wenn sie einen anderen fand, der ihrer Laune mehr entsprach. Ihrer Vorstellung nach brauchte man sich nicht in Aufwallungen von Leidenschaft zu vereinigen und nicht unter Tränen zu trennen. In ihren Augen war die Liebe keine Krankheit, und ein Bruch führte nicht zur Tragödie. Sie handelte mit solcher Selbstverständlichkeit, dass ihre Liebhaber nicht auf die Idee kamen, sie hätten das Recht, mehr von ihr zu verlangen, als sie ihnen schenkte. Sie verließ sie im Übrigen nie ganz, sondern auf das innigste erotische Verhältnis folgte ohne viel Lärm und Aufhebens ein freundschaftlicher Umgang. Gelegentlich verweigerte sie sich nicht einmal einem Rückfall. In den ersten Jahren nach ihrer Heimkehr musste sie manchmal nach Sankt Petersburg und Moskau. Dort hatte sie Freunde von früher, bei denen sie abstieg. Wenn sie wieder zu Hause war, erzählte sie von der Reise und den Freuden, die sie dabei genossen hatte, ohne dass sich der aktuelle Liebhaber daran gestoßen hätte.
An all dem sieht man, dass Warwara Petrowna eine gesunde und ausgeglichene Frau war. Ihre Sinne, denen sie nichts vorenthielt, entführten sie nur auf halbem Weg in die Leidenschaft; da sie die Zügel in der Hand behielt, ließ sie sich nicht von ihnen davontragen.
Ihre Liebesmoral, denn die hatte sie, war von zwei Prinzipien geleitet. Sie blieb ihrem Geliebten treu, bis sie von einem neuen Mann fasziniert war. Dies gestand sie dann sofort, denn eine Aufteilung hätte sie nicht richtig gefunden. Sie war stets die Frau eines einzigen Mannes; nur wechselte sie den oft. So hatte sie nie jemanden betrogen. Um einen Mann zu betrügen, muss man ihn lieben, muss ihm mit seinen Gefühlen verbunden sein. Nun hatte Warwara bisher in ihren Geliebten nur Freunde eines ergänzenden Geschlechts gesehen, und die Beziehungen, die sie zwischen ihnen und sich aufbaute, waren fest umrissen. Sie sagte gern von sich, sie habe der Liebe genau den Platz zugewiesen, die sie einnehmen darf. Sie komme nicht höher als bis zur Körpermitte.
»Siehst du, mein Kind«, sagte sie zu Ariane Nikolajewna, als diese kaum fünfzehneinhalb war, »die Liebe ist etwas Köstliches, wenn man sie so zu nehmen versteht, wie sie ist. Doch das Romantische ist die Wurzel allen Übels … Außerdem glaube ich nicht, dass du von solch gefährlicher Torheit bedroht bist. Du hast einen guten Kopf auf den Schultern und wirst nicht auf Abwege geraten.«
Das Mädchen lächelte sein verschlossenes Lächeln, das nichts von seinen Gedanken erahnen ließ.
Warwara Petrownas zweites Prinzip war, dass Geld und Liebe nicht verquickt werden dürfen. Die Moral vieler russischer Frauen entspricht in dieser Hinsicht der von Warwara. Wo Geld keine Rolle spielt, ist alles gut, und solange man nicht derlei Interessen verfolgt, bleibt man, egal was man tut, eine ehrbare Frau. Beim Geld endet die Moral. Selbst als sie als junges Mädchen in Genf kaum genug zum Leben hatte, hätte Warwara von ihrem Liebhaber kein Abendessen und kein Trambahnbillett angenommen, ganz gleich, wie reich er sein mochte. Da war sie, wie viele ihrer Landsleute, etwas eigen.
Als Ariane aus Sankt Petersburg kam, war Warwaras Liebhaber ein bekannter Anwalt aus der Nachbarstadt, der zweimal die Woche in der Bezirkshauptstadt zu tun hatte. Dann wohnte er bei Warwara und hatte dort eine Schlafkammer für sich. Später hatte Ariane seinen Nachfolger mitbekommen, einen Ingenieur. Äußerlich wurde stets das Dekorum gewahrt. Doch Warwara Petrowna versäumte nie, ihrer Nichte, die ihre Vertraute geworden war, die Vorzüge, Fehler und Eigenheiten ihrer Liebhaber zu schildern.
»Da tue ich dir einen großen Gefallen«, sagte sie manchmal, »du wirst dir keine Verrücktheiten in den Kopf setzen. Du wirst die Dinge in ihrem rechten Licht sehen, und später wirst du mir dafür dankbar sein.«
Doch seit einem Jahr war in Warwaras Leben eine Veränderung eingetreten. Mit Anfang vierzig hatte sie sich in einen Arzt verliebt, dessen gutes Aussehen der ganzen Stadt den Kopf verdreht hatte. Zuerst hatte Warwara Wladimir Iwanowitsch genommen, wie sie viele andere vor ihm genommen hatte. Der Ingenieur war in die Wüste geschickt worden, und Wladimir Iwanowitsch war auf ihn gefolgt. Das erste halbe Jahr war bezaubernd, doch dann merkte Warwara, dass in ihr ein Gefühl entstand, wie sie es nicht gekannt hatte. Es war Liebe. Diese Entdeckung stürzte sie zugleich in Verzweiflung und Begeisterung. Es fühlte sich an wie ein Offenbarungseid ihres ganzen Lebens. Sie kannte sich nicht wieder. Wie ein Mensch, der in einen Sumpf gerät und keinen Boden mehr unter den Füßen hat, wusste sie nicht, woran sie sich festhalten konnte. Und zugleich wurde sie von einem unbekannten Glücksgefühl ergriffen; eine Woge der Freude stieg in ihr auf. Sie begann zu träumen wie ein siebzehnjähriges verliebtes Mädchen.
»Ach!«, sagte sie zu Ariane, »ich wusste nicht, was Glück ist. Ich hatte achtzehn Liebhaber – was heißt da Liebhaber? Freunde waren sie, nicht mehr. Und jetzt, wo ich vierzig bin, begegne ich Wladimir! Dass er die ganze Zeit in der Nähe lebte und ich ihn nicht kannte … Das kann ich mir nicht verzeihen. Ach! Wenn du wüsstest, was das für ein Mann ist!«
Sie konnte gar nicht genug bekommen. Das Mädchen hörte ihr schweigend zu, lächelte auch, doch diesmal biss sie sich dabei auf die Unterlippe.
Doch bald nachdem sie die Liebe kennengelernt hatte, bekam Warwara auch deren Stürme zu spüren. Sie glaubte gemerkt zu haben, dass Wladimir Iwanowitsch nicht mehr die gleichen Gefühle für sie hegte wie zu Beginn.
Gewiss, sie sahen sich jeden Tag, doch er kam nun zu anderen Tageszeiten als früher, zum Beispiel zum Abendessen, oder abends zum Tee. Manchmal kam er sogar gegen sechs, wenn Warwara gerade ihren täglichen Spaziergang machte. Er blieb nicht lange, wie es anfangs seine Gewohnheit gewesen war. Nur noch selten verbrachte er den Abend in dem kleinen Salon Tür an Tür mit Warwaras Schlafkammer. Sie hatte Mühe, ihn dort hineinzulocken. Lieber blieb er im Esszimmer, wo außer Ariane stets ihre ältere Freundin Olga Dimitriewna saß, die seit langem schon zum Essen zu Warwara kam, und ein paar Freunde des Hauses.
Um Entschuldigungen war er nicht verlegen: Seine Frau sei vom Land zurückgekommen, sie sei unpässlich, er habe Krankenbesuche zu machen, die Migräne usw.
Warwara Petrowna war verzweifelt. Diese Frau, die ihre Ehre dreingesetzt hatte, nie um etwas zu bitten, erniedrigte sich, indem sie von ihm Verabredungen erflehte oder wenigstens, dass er noch ein paar Minuten bleibe – und das sogar in Anwesenheit ihrer Nichte und ihrer Freunde.
Warwara litt Qualen der Eifersucht. Wahrscheinlich hatte Wladimir eine neue Geliebte. Sie begann, ihm nachzuspionieren. Sie horchte ihn aus, dachte nach. Sie beobachtete seine Blicke, registrierte den Tonfall seiner Worte. Sie, die früher nie am Vormittag ausgegangen war, begann in die Stadt zu gehen und hundertmal am Tag vor dem Haus ihres Liebhabers vorbeizukommen. Sie ging so weit, ihn mit der Kutsche zu verfolgen. Aber wie will man herausfinden, was ein Modearzt so alles treibt!
Sie hatte ihre Heiterkeit verloren, die Sorglosigkeit einer glücklichen Frau, der alles nach Wunsch gelingt und die ihr Leben nur zu leben braucht.
Als Ariane an jenem Tag von ihrer letzten Prüfung nach Hause kam, saß Warwara noch mit ein paar Freunden am Esstisch, obwohl die Mahlzeit längst zu Ende war.
»Wie ist es dir gegangen?«
Noch ehe das Mädchen antworten konnte, ging die Tür auf und herein trat Wladimir Iwanowitsch. Fast schien es, als hätte er Ariane ausspioniert und sich ihr an die Fersen geheftet. Er war ein nervöser Mann, immer auf Trab, auf die fünfzig zugehend, gut rasiert und mit ergrauenden Schläfen. Er hatte die schönsten Zähne auf Erden, und unter seinen borstigen schwarzen Brauen blitzten die lebhaftesten Augen hervor. Aus jeder seiner Bewegungen sprach große Selbstsicherheit. Warwara sprang auf und gab ihm die Hand.
»Endlich sind Sie da!«, sagte sie.
Wladimir Iwanowitsch gab Warwara einen kurzen Handkuss, stürzte sich dann aber gleich auf Ariane, die sich nicht gerührt hatte.
»Ich komme, Ihnen zu gratulieren, Ariane Nikolajewna; von meiner Tochter habe ich gehört, wie triumphal Sie abgeschnitten haben. Nicht dass mich das im Mindesten überraschte.«
Mit beiden Händen drückte er Ariane die Hand. Sie zog sie heftig zurück. Warwara war das nicht entgangen.
»Setzen Sie sich doch zu uns, Wladimir Iwanowitsch«, sagte sie, »ich schenke Ihnen Kaffee ein.«
»Nein, ich habe keine Zeit. Ich muss noch tausend Dinge erledigen.«
»Trinken Sie doch eine Tasse Kaffee, vorher lasse ich Sie nicht ziehen. Und dann nehmen Sie mich vielleicht mit, damit ich hier ein wenig rauskomme. Heute ist der erste Sommertag. Was hast du heute vor, Ariane?«
»Ich bleibe bis sieben hier«, erwiderte das Mädchen, »dann kommt Nikolaj mich mit seinem Wagen abholen. Ich lege mich kurz schlafen, ich bin müde.«
»Ach, fast hätt ich’s vergessen, auf deinem Zimmer liegt ein Brief von deinem Vater.«
Ariane runzelte die Stirn. Immer wenn von ihrem Vater die Rede war, verfinsterte sich ihre Miene.
Ein paar Minuten später war das Esszimmer menschenleer.