Читать книгу Fit für den Kunstmarkt - Claudia Herstatt - Страница 4

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ERST MAL INFORMIEREN

VOR DEM KUNSTKAUF

Ich würde jedem Sammler empfehlen, sich erst einmal mindestens ein Jahr nur umzusehen. Ausstellungen junger Künstler in guten Museen zu besuchen und sich in wichtigen Avantgarde-Galerien intensiv über die jeweiligen Shows und auch das gesamte Programm zu informieren. Er sollte den Galeristen das eigene Sammlungsvorhaben mitteilen und sich von ihnen beraten lassen, sie geben gerne Auskunft. Sinnvoll ist sicher auch, sich ein Bild von anderen privaten Sammlungen und deren Schwerpunkten zu verschaffen.

Besonders intensiv wirken natürlich persönliche Kontakte und Besuche in Ateliers, wo der Sammler direkt die neuesten Entwicklungen der Künstler und deren Kollegen verfolgen kann. Zusätzlich sollte man drei, vier deutsche und internationale Kunstzeitschriften abonnieren, reichlich einschlägige theoretische Literatur, Ausstellungskataloge studieren und Material über die Künstler der eigenen Sammlung zusammentragen.

Um auf dem Kunstmarkt versierter zu sein, empfiehlt es sich, zu den wichtigen Kunstmessen (Basel, Köln, Berlin oder New York) zu reisen, Auktionsergebnisse zu verfolgen und Preise zu vergleichen, um Angebote und Entwicklungen einschätzen zu können.

Wichtig ist es, sich ein Sammlungskonzept zu erarbeiten und ganz feste Schwerpunkte zu setzen. Je konzentrierter, desto geringer der Informationszwang und überschaubarer das Archiv. Der Sammler soll sich freimachen von modischen Trends, vieles kommt und geht auch schnell wieder. Und vieles, was erst nicht geht, kommt plötzlich ganz groß. Er muss unbedingt überzeugt sein von der eigenen Sammlung, denn sie wird auch Kritik standhalten müssen. Jeder soll sich beraten, aber nicht beeinflussen lassen. So viele Kunstwerke, so viele Meinungen. Und nur die eigene zählt.«

Ingvild Goetz, Sammlerin in München

LESEN, BLÄTTERN, SCHAUEN:

PFLICHT- UND LUSTLEKTÜRE

Schauen ist das eine, lesen und hören das andere. Auch wenn die Informationen über Kunst und Kultur in Tages- und Wochenzeitungen, Magazinen, Radio und Fernsehen im Vergleich zu anderen Sparten eher knapp bemessen sind und zunehmend populärer geraten oder politische Themen aufgreifen, so gibt es doch reichlich gedruckte Informationsquellen – von der kostenlos in Museen, Kunstvereinen und Galerien ausliegenden Kunstzeitung (www.lindinger-schmid.de) bis zu umfänglichen Fachpublikationen. Hier werfen wir für Sie einen Blick in eine Auswahl davon:

Seit 1979 informiert die im Hamburger Verlag Gruner + Jahr monatlich erscheinende Monatszeitschrift art im besten Sinne journalistisch, opulent bebildert und sorgfältig dokumentiert über neue und neuere Tendenzen, eingebettet in ein Panorama von aktuellen Nachrichten, Kommentaren, Porträts, klassischer Bildbesprechung und Kritik.

Ein wirklich guter Service ist der Zugang zum Register im Internet unter www.art-magazin.de. Unter dem jeweiligen Stichwort findet sich ein Verweis auf das entsprechende Heft, der allerdings nur dem etwas nutzt, der es zum Nachschlagen aus dem Regal ziehen kann. Auf der Website (www.art-magazin.de) werden täglich aktuelle Nachrichten eingestellt. Dem ersten und sechsten Heft des Jahres liegt eine ausgekoppelte Vorschau auf wichtige Ausstellungen, Biennalen und Messen des jeweiligen Halbjahres bei. Die praktischen Wegweiser im Taschenformat bieten sich als griffbereite Orientierungshilfe an.

Fast ein Pfund wiegt das Kunstforum International. Was zweimonatlich da seit 1973 zwischen weißgrundigen Buchdeckeln versammelt erscheint, ist sicher der vollständigste Überblick über das aktuelle Ausstellungsgeschehen – wenn auch der Herausgeber Dieter Bechtloff die Beiträge der vielen Autoren und Autorinnen gänzlich unredigiert ins Blatt hebt. Auch das Kunstforum bietet seinen Abonnenten und Gastlesern über das Internet einen Recherche-Service an. Über eine Kundennummer und ein persönliches Passwort können sie in rund 13.000 Artikeln, Interviews, Ausstellungsbesprechungen, Themenkomplexen, der internationalen Ausstellungsvorschau und einer weltweiten Biennale-Datenbank surfen. Sammelobjekte sind die gut dokumentierten und ausführlich bebilderten »documenta«- und »Biennale«-Ausgaben. (www.kunstforum.de)

Das im April 2004 erstmals von den Publizisten Amélie von Heydebreck und Florian Illies herausgegebene Magazin Monopol schien zunächst ein Blatt von der Szene für die Szene zu sein. Aber es erwies sich als so erfolgreich in seiner Mischung aus Talk und Trends im Bereich der Kunst, Mode und Lifestyle, Tageskritischem von Meinungsmachern und Beobachtern des aktuellen Kunstbetriebs, dass es der Schweizer Sammler und Verleger Michael Ringier erwarb und das Magazin monatlich erscheinen lässt. (www.monopol-magazin.com)

Mehr als 70 Hefte hat die in Bremen angesiedelte und ganz dem Titel verpflichtete Zeitschrift artist vierteljährig inzwischen herausgegeben. Aktuelle Künstlerpositionen, -editionen und -beilagen, Meinungen und gepflegte Polemiken zeichnen das Magazin aus, das mit einem kühlen Design und großzügiger Bebilderung optisch angenehm ruhig daherkommt, inhaltlich aber durchaus Position bezieht. Ganz konsequent reiht artist ein Porträt von internationalen Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart an das andere, inzwischen sind sie zu einem beeindruckenden Reservoir von Biografien gediehen. (www.artist-kunstmagazin.de)

Klein und handlich, aber keineswegs lokal begrenzt, ist die Schweizer Publikation Kunst-Bulletin, zweimonatlich am Puls der Zeit horchend, herausgegeben vom Schweizerischen Kunstverein (www.kunstverein.ch) und im Abonnement erhältlich. Kasper König, Direktor des Museums Ludwig in Köln, hat das in die Sakko-Tasche passende Heft auf Reisen gerne dabei. Wie die meisten Kunstpublikationen hat es seine eigene Website mit Informationen zur aktuellen Ausgabe und öffnet den Blick ins Archiv unter www.kunstbulletin.ch.

Als Reisebegleiter ist eine andere, ebenfalls in der Schweiz verlegte Veröffentlichung eher nicht geeignet, weil sie in mehrfacher Weise zu gewichtig ist: Parkett, mehrmals jährlich erscheinend, unverwechselbar im quadratischen Format, setzt auf Themen und pro Band auf je zwei Künstlerpersönlichkeiten, unter deren Mitwirkung die periodisch erscheinenden Bände mit Buchcharakter plus Editionen entstehen. (Siehe auch das Kapitel »Erschwinglich schön: …« (www.parkettart.com)

Auch in der Schweiz verlegt wird die großformatige Zeitschrift Du, die jeweils einem kulturellen Thema gewidmet ist – mal der Eröffnung der Tate Modern in London, mal der beinahe schon legendären und wieder aufgelegten Ausgabe »Wahn Sinn Kunst Müll – Dieter Roth in der Fabrik« oder der Fragestellung »Risiko Kunst«. (www.du-magazin.com)

Eher ideologisch geprägt, dem Kunstbetrieb durchaus treffende Hiebe versetzend, agiert Texte zur Kunst viermal im Jahr auf dem deutschen Markt. Das Format ist handlich, die Inhalte sind es nicht. Im Sinne der Herausgeberin Isabelle Graw versucht die Crew der Mitarbeiter, den gängigen Kriterien wie Lifestyle und der immer weiter gehypten marktgerechten, schicken schönen Kunstwelt die Stirn zu bieten. Zu jedem Heft erscheint eine Künstleredition. (www.textezurkunst.de)

Von solchen Ambitionen sind die amerikanischen Publikationen Art Forum (www.artforum.com) und das noch populärere Art in America (www.artinamericamagazine.com) eher unangefochten. Dafür wimmelt es in ihnen wie auch in dem englischen Magazin Frieze (www.frieze.com) von Anzeigen. Oft kann man gar nicht unterscheiden, wo die Information und was die Werbung ist, und was letztlich interessanter ist. Das gibt zu denken, weil es so treffend die Machtverhältnisse von Kritik und Marktpotenz spiegelt.

Ein deutliches Facelifting haben die Weltkunst und die Antiquitätenzeitung über sich ergehen lassen, seit sie unter dem Dach der Zeitverlag Beteiligungs GmbH erscheinen. Die früher eher nur in Expertenkreisen zirkulierenden Publikationen öffnen sich mit einem großzügigeren Layout nun auch einem breiteren Publikum. Dennoch bleiben sie Pflichtlektüre für die Liebhaber des Kunst- und Antiquitätenmarktes mit Vor- und Nachberichten von Auktionen, Messen und Ausstellungen und Hintergrundgeschichten der am Markt agierenden Spezialisten. (www.weltkunst.de)

Die in Wien erscheinende Hochglanzzeitschrift Parnass ist nicht nur in der Hand ein ästhetisches Vergnügen, sie informiert auch mit Tiefgang seit 1981 über Spezialgebiete wie beispielsweise Skulptur, Restitution, Sammlungen, auch Strandgut als Kunstkammerobjekte oder Künstlergärten, begleitet von aktuellen Informationen zu laufenden Ausstellungen und Kunstmarkt-Neuigkeiten. (www.parnass.at)

Vom Format und der Gestaltung her ist sicher Art + Auction das am elegantesten gestylte Periodikum in englischer Sprache. International ist auch der Anspruch des von Louise Blouin MacBain verantworteten Magazins mit Künstler- und Sammlerporträts, Reportagen und Meinungen zu Kunst, Design, Architektur. MacBain war zeitweise als Partnerin im Auktionshaus Phillips, de Pury & Luxembourg assoziiert. Unter dem großen Dach der von ihr geleiteten LTB Holding erscheinen auch der Gallery Guide und die englischsprachige, ebenfalls großformatige Zeitschrift Modern Painters. Da Art + Auction nicht überall im Buchhandel erhältlich ist, bietet sich ein Abonnement an. Bevor man sich darauf einlässt, kann man bei Messen wie der Art Basel oder der Tefaf in Maastricht mal ein Heft am Stand durchblättern. (www.artandauction.com)

Sowohl im Netz als auch schwarz auf gebrochenem Weiß und mit einem sehr klassischen Newspaper-Auftritt liefert The Art News Paper (www.theartnewspaper.com) monatlich in einer englischen sowie einer italienischen und französischen Ausgabe aktuelle Nachrichten aus der internationalen Kunstwelt. Manche Ausgaben sind nach Themen und Orten schwerpunktmäßig ausgerichtet, die ausführlich und mit Vorliebe über Beute- und Raubkunst berichten. Zunehmend verschreibt sich die Redaktion dem investigativen Journalismus im Kunst- und Museumsbereich.

Bei der Tagespresse ist das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (www.faz.de) schon vom Umfang her konkurrenzlos. Samstags erscheinen dort zusätzlich die Kunstmarktseiten und sonntags in der Rubrik »Gesellschaft« der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ebenfalls Nachrichten vom Geschehen des Marktes. Ähnliche Seiten beziehungsweise Beiträge bieten zum Wochenende hin die Süddeutsche Zeitung (www.sueddeutsche.de), der Tagesspiegel (www.tagesspiegel.de) und in unregelmäßigen Abständen die deutsche Ausgabe der Financial Times (www.financial-times.de) sowie donnerstags die Wochenzeitung Die Zeit (www.zeit.de). Einen angestammten Platz hat der Kunstmarkt freitags mit Auktionsberichten und Ausstellungsbesprechungen im Handelsblatt (www.handelsblatt.de).

Einen Einblick in die Fülle der weltweit erscheinenden Publikationen zu Kunst und Kultur vermittelt die Reihe der zur »documenta 12« im Jahr 2007 herausgegebenen documenta Magazine. Darin sind Beiträge von rund 90 Organen enthalten, von denen man sich vielleicht dem einen oder anderen nähern möchte. (www.documenta12.de)

Kaum ein Design-Interessierter wird auf den elfmal jährlich plus einer Doppelausgabe Juli/August erscheinenden Design Report verzichten mögen mit seinem breiten Spektrum vieler gestalterischer Positionen und Beiträge (www.design-report.de). Ein bisschen hochglänzender und Lifestyle-orientierter, aber durchaus ambitioniert, blättert es sich alle zwei Monate oder periodisch durch den Architectual Digest AD (www.ad-magazin.de), Architektur & Wohnen (www.awmagazin.de), Häuser, decoration (beide www.gujmedia.de), domus (www.edidomus.it), novum (www.novumnet.de), Hochparterre (www.hochparterre.ch), Abitare (www.abitare.it) oder szenig in Wallpaper (www.wallpaper.com). Eine Riesenauswahl von Links zu Design-Publikationen bietet das Architekturzentrum Wien (www.azw.at). Nicht gerade an jedem Kiosk erhältlich, aber im Netz einsehbar und lohnend ist der Blick in das Harvard Design Magazine (www.gsd.harvard.edu/hdm).

Auch die Fotoprofis, Fotografie-Interessierten oder an Fotokunst orientierten Leser haben ihre Journale. Dazu gehören Photonews (www.photonews.de), Cameraworks (www.washingtonpost.com) und die weniger jobmäßig und kunstorientierte österreichische Zeitschrift Eikon (www.eikon.at) sowie Photography now (www.photography-now.de). Wer sich für die mehr wissenschaftlichen Aspekte der Fotografie interessiert, dem seien Camera Austria (www.camera-austria.at), der Rundbrief Fotografie (www.foto.unibas.ch), die seit 1981 vierteljährlich erscheinende Fotogeschichte (www.fotogeschichte.info) und nicht zuletzt die kritischen berichte (www.ulmer-verein.de) empfohlen.

ZAPPEN ZUR KUNST ÜBER DRAHT,

KABEL UND NETZ

Das Internet hat auch die Informationsmöglichkeiten in den vergangenen Jahren revolutioniert. Es gibt kaum ein Museum, kaum ein noch so kleines Auktionshaus, eine Galerie, Messe oder Publikation, zu dem oder der man sich nicht per Mausklick Zugang verschaffen könnte. Außerdem sind mit vielen Links versehene Portale entstanden, die miteinander vernetzt eine kaum zu bewältigende Fülle an Wissen und Aktualität vermitteln. Wer die Kunstseiten der New York Times lesen will, tippt www.nytimes.com ein, die »Today’s Highlights« aus dem Kunstbetrieb sind bei www.artinfo.com ebenfalls in englischer Sprache abzurufen. Die ausschließlich im Internet präsente Netzzeitung hält ebenfalls über Kunst und Kultur regelmäßig auf dem Laufenden (www.netzzeitung.de/kultur). www.kunstmarkt.com, www.artknowledgenews.com, www.artnet.de oder www.artinfo.com sind nur einige der Medien im Netz – und es werden immer mehr.

Wer sich im Radio und Fernsehen über aktuelle Kulturereignisse und kritische Berichte informieren will, sollte sich auf das Wellenreiten oder »Zappen« allein nicht verlassen – dazu ist das Angebot zu klein. Kunstliebhaber gehören eben zur Minderheit. Aber es gibt ja feste Sendeplätze – zumeist am Morgen, am Spätnachmittag und dem späteren Abend.

Montags bis samstags informiert von 8.05 – 9 Uhr WDR 3 im Funk mit dem »Mosaik«, die Sendung »Zeitzeichen« läuft dort montags bis sonntags um 13.05 Uhr (www.wdr3.de/zeitzeichen/aktuell.html). Dreimal (8.30, 13.30 und 18.25 Uhr) hält Bayern 2 seine Hörer von montags bis freitags mit Kultur aktuell auf dem Laufenden (www.br-online.de). Täglich um 17.30 Uhr läuft im Deutschlandfunk »Kultur heute«. Um 24 Uhr bringt der gleiche Sender die ausführlichere einstündige Ausgabe »Fazit«. Wem das zu spät ist, der kann sich zu diesem Zweck allabendlich eine Stunde früher um 23 Uhr beim Partner Deutschlandradio Berlin einschalten (www.dradio.de).

»Texte und Zeichen« kommt für den NDR aus Hannover, täglich zeitgleich mit »Kultur heute« um 17.30 Uhr (www.ndr.de). Ebenfalls fast um die gleiche Zeit (17.05 – 17.50 Uhr) sendet der Südwestrundfunk in SWR2 sein Magazin »Forum« (www.swr.de). Auch der SFB Berlin strahlt im Verbund mit dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg sein »Kultur-Journal« um 17.05 Uhr aus. Da muss man Entscheidungen treffen oder das eine oder andere online nachlesen.

Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen haben mehrere Kulturmagazine ihren angestammten Platz: Sonntags um 22.45 Uhr wechseln sich in der ARD »Titel Thesen Temperamente«, der »Kulturweltspiegel« sowie der »Kulturreport« ab – reihum von den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft der Anstalten produziert und moderiert (www.daserste.de). »Aspekte« ist das kulturelle Aushängeschild beim ZDF, jeweils freitagabends um 22.25 Uhr (www.aspekte.de). Sechsmal im Jahr lädt der Südwestrundfunk für eine Stunde mit dem Rhetorik-Professor Bazon Brock und der Kunstkritikerin Ursula Bode und Gästen auf 3sat zur Talkshow »Bilderstreit« (www.3sat.de/bilderstreit/bilderstreit_titel.html).

Früh am Abend bringt 3sat (außer sonntags) um 19.20 Uhr die themenbezogene »Kulturzeit« auf den Schirm (www.3sat.de). Arte gilt als der europäische Kulturkanal schlechthin. Samstags, 21.35 Uhr, ist dort eine Stunde für »Metropolis«, eine Kultursendung zu verschiedenen Themen, reserviert. Arte ist darüber hinaus auch die zuverlässigste Quelle für die zufällige spätabendliche Begegnung mit den Künsten im Fernsehen (www.arte-tv.com). Tagestipps für aktuelle Kulturberichte vieler anderer Radiosender finden sich auf den Hörfunkseiten der Tagespresse, am ausführlichsten in der FAZ oder auf den entsprechenden Webseiten. Im Netz finden sich auch unter www.perlentaucher.de TV-Empfehlungen. Dazu hat der gelungene Online-Dienst, der täglich die Feuilletons großer Tageszeitungen auswertet, die Rubrik »Teletaucher« eingerichtet.

KUNSTRANKING:

PUNKTE UND PLÄTZE IM KUNSTKOMPASS

Lässt sich der Wert von Kunst anhand von Punkten, Jurys oder Umfragen unter Kunstkritikern bemessen? Diese Frage stellte sich das erste Mal, als der Kölner Kunstkritiker und ZEIT-Redakteur Willi Bongard im Jahr 1970 seinen »Kunstkompass« erfand und in der Wirtschaftszeitung Capital veröffentlichte. Dort erscheinen »Die 100 Besten« und »Die 100 Umtriebigsten« (Künstler) sowie »Die Aufsteiger« weiterhin Jahr für Jahr. Zur 37. Ausgabe 2006 steuerten die Maler Jörg Immendorff, Jim Avignon und Karin Kneffel speziell geschaffene Editionen bei. Jörg Immendorff begründete seinen Beitrag so: »Diese alchimistische (sic!) Arbeit ist eine Hommage an den Kunstkompass und seine Autoren Willi Bongard und Linde Rohr-Bongard. Sie brachten Transparenz in die Allianz von Kunst und Wirtschaft.« Dazu hatte Bongard ein Punktesystem ausgetüftelt, das Institutionen und Galerien, Kunstpreise, Gruppen- und Einzelausstellungen, Erwähnung in ausgewählter Literatur zwischen Tokio und New York zu einem Raster von sogenannten Parametern fügte, aus dem sich die hundert »besten« Künstler herausaddieren ließen.

In Buchform zum 30. Geburtstag im Jahr 2000 erschienen (inzwischen vergriffen), ist es amüsant zu sehen, wie sich die Rangfolge über die Jahre hin verändert hat. Hätte man sich 1970 als Sammler danach gerichtet, dann wäre man an Victor Vasarely auf Platz zwei gar nicht vorbeigekommen. Im Jahr 2001 fehlt der Op-Art-Künstler in der Ranking-Liste völlig, was ja nicht heißen muss, dass die Besitzer seiner Werke nicht weiter Freude daran haben. Vor allem deshalb nicht, weil gerade der über Jahre hin abschätzig beurteilte Vasarely gerade wieder neu entdeckt wird und so möglicherweise demnächst wieder Eingang in den Kunstkompass findet.

Ein Gerhard Richter, in den letzten Jahren zwischen Platz eins und zwei changierend und derzeit der Künstler, der auf internationalen Auktionen die höchsten Preise erzielt, lag dagegen auf Platz 57 mit Werken in einer Preislage von 6000 bis 10.000 DM und sackte im folgenden Jahr sogar noch auf Platz 71 ab.

Auch seit dem Tod von Bongard im Jahr 1985 erscheint der »Kunstkompass« weiter, jeweils in der Novemberausgabe von Capital, gepunktet und kommentiert von der Kunstjournalistin Linde Rohr-Bongard, seiner Frau. Über Sinn oder Unsinn einer solchen Rangliste mag man streiten, was die Fachleute immer noch jedes Jahr tun. Doch ist der »Kunstkompass« eine gute Informationsquelle, vor allem im Mittelfeld und bei den Newcomern, die separat ausgeworfen werden. Dass die Preisbewertung der Plätze eins und zwei im Jahr 2001, Sigmar Polke und Gerhard Richter, als »sehr günstig« angegeben wird, erstaunt indes.

25 MILLIONEN AUKTIONSERGEBNISSE IM NETZ

Der Sitz der weltweit größten Kunstmarkt-Datenbank befindet sich fernab in der Nähe von Lyon im Rhonetal. Zugriff auf die 25 Millionen Auktionsergebnisse und Künstlerbiografien hat man im Internet jedoch weltweit. Mehr als eine Million Abonnenten, darunter die Auktionshäuser, Kunsthändler und natürlich auch Sammler, nutzen die Informationsquelle gegen Gebühr je nach Anzahl der abgefragten Zahlen und Fakten. Permanent werten die Mitarbeiter von artprice.com die Ergebnisse von fast 3000 Auktionshäusern rund um den Globus aus. Mit zusätzlichen Informationen konnte das Online-Unternehmen seinen Bestand über den Ankauf weiterer Datenfonds aufstocken, darunter das »Who was Who in American Art« mit 65.000 Biografien von US-Künstlern aus fünf Jahrhunderten. Veröffentlichte artprice noch bis zum Jahr 2002 die jährlichen Ergebnisse in gebundener Form, so hat man sich den Zeichen der Zeit angepasst und presst inzwischen an die 400.000 Auktionsergebnisse pro Jahrgang als Update auf CD-ROMs. Mit einem Preis von 339 Euro ist das jedoch eher etwas für Profis. Wer nur gelegentlich Auktionspreise vergleichen möchte, hat schon ab vier Euro im Monat Zugang zu dem gesammelten Zahlen- und Datenmaterial. (www.artprice.com)

RECHT MIT FOLGEN: DAS FOLGERECHT

Fünf Jahre lang wurde diskutiert und gestritten, seit dem Jahr 2002 ist es in Kraft, das vom Europäischen Parlament verabschiedete sogenannte harmonisierte Folgerecht. Es garantiert Künstlern – und bis 70 Jahre nach deren Tod auch ihren Erben – bei Erst- und Wiederverkäufen von Werken ab 1000 Euro einen prozentual bis zu vier Prozent gestaffelten Anteil am Erlös. Realität wird es jedoch erst 2010. So lange haben die Händler Großbritanniens, Irlands und der Niederlande und der möglicherweise bis dahin noch in die EU aufgenommenen Länder Zeit, die Abgabe auch tatsächlich zu entrichten.

Im April 2006 beschloss auch das Bundeskabinett die Umsetzung der Europäischen Richtlinie in deutsches Recht. Damit haben Künstlerinnen und Künstler Anspruch auf Beteiligung am Erlös in Höhe von fünf Prozent, wenn ihr Werk zu einem Preis ab 1000 Euro weiterveräußert wird. Der niedrige Ansatz, der damit verbundene bürokratische Aufwand und die Wettbewerbsverzerrungen wurden von den Kunsthandelsverbänden heftig kritisiert.

Nun wirkt sich diese gut gemeinte Künstlerbeteiligung im Sinne des Urheberrechts auf den Verkaufspreis aus, die Kunst wird teurer. Das hat nicht nur den Handel, sondern auch Künstler wie Gerhard Richter sowie Maria Lassnig und Arnulf Rainer heftig gegen das Gesetz protestieren lassen. In der Schweiz und Amerika wird ein solches Folgerecht nicht praktiziert, es ist also nicht ausgeschlossen, dass in der Europäischen Union operierende Häuser ihre Transaktionen demnächst dorthin verlagern.

GESTEIGERTER GENUSS:

EAT & ART IM MUSEUM

Kalbsrücken in Nusskruste oder Joghurtmousse auf Erdbeer-Minzragout vertragen sich gut mit amerikanischem Design oder aktueller Videokunst. Viele Ausstellungshäuser und Museen bringen gepflegte Esskultur und Kunsthunger unter einen Hut und bieten vom Brunch über den Lunch bis zum Dinner kombinierte Genüsse an.

Das Kunstmuseum Wolfsburg setzt mit seinem Bistro Walino auf »Eat & Art« mit abendlichem Dinner und Führungen dienstags und freitags um 18.30 Uhr zu den jeweiligen Ausstellungen. (www.kunstmuseum-wolfsburg.de)

Zeitgenössische Kunst macht die Hamburger Kunsthalle mit einem sonntäglichen Brunch (10 – 14 Uhr) und drei stündlichen Führungen dem Publikum mundgerecht. Im Bistro wird beim »Untitled Breakfast« getafelt, durch die jeweiligen Wechselausstellungen in der Galerie der Gegenwart geht es mit wissenschaftlichem Fachpersonal. (www.hamburger-kunsthalle.de)

Wer in Berlin seine Mittagspause kunstorientiert verbringen will, geht mittwochs um 13 Uhr zu den »Lunch Lectures« in die Deutsche Guggenheim Berlin. An die halbstündige Führung schließt sich ein von den Nationalitäten der Künstler inspiriertes kleines Mittagessen an: spanisch bei Antoni Tàpies, kreolisch bei Kara Walker, chinesisch bei Cai Guo-Qiang. (www.deutsche-guggenheim-berlin.de).

Eine Institution ist in Düsseldorf das Café op de Eck. 1991 wurde die frühere Hafenkneipe in die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen am Grabbeplatz verlegt, die inzwischen den Namen K20 trägt. Auch hier sitzt man wieder an einer Ecke und kann entweder im Bistro leger über Kunst plaudern oder an weiß gedeckten Tischen mit Blick in den Hofgarten tafeln. (www.kunstsammlung.de)

Mit zu den beliebtesten Plätzen, ja geradezu Kult ist es, sich während der Messe Art Basel unter den Platanen im Garten oder in einem der verschachtelten Säle des Restaurants Kunsthalle einzufinden. Nicht wegen der Küche etwa, als Treffpunkt ist das Lokal jedoch unerreicht. (www.restaurant-kunsthalle.ch)

Richtig gut speist man dagegen im Tokyo Eat im von Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal erbauten Palais de Tokyo in Paris. Im künstlerischen Zusammenwirken des Architekten Stéphane Maupin und Designern sowie dem Schweizer Künstler Beat Streuli ist ein unverwechselbares Ambiente unter einer hohen Decke entstanden, wo man sich nach dem Kunstgenuss eine französisch-asiatische Fusionsküche munden lässt. Je nach Tagesangebot auch schon einmal eine lackierte Ente mit parfümiertem Reis und einem Salat von Gurken, Ananas und mit frischem Koriander. (www.palaisdetokyo.com)

Im siebten Stock der Tate Modern in London hat man nicht nur einen rasanten Ausblick über die St. Paul’s Kathedrale und die City. Am Ufer der Themse kann man sich vom Frühstück bis abends (donnerstags bis 23 Uhr) vor oder nach dem großen Rundgang durch das ehemalige Kraftwerk stärken. In den beiden anderen Cafés der Kunstfabrik gibt es ein Sandwich oder frisch gepresste Säfte. (www.tate.org.uk/modern/eatanddrink)

Wer der Kunst wegen nach New York reist, besucht auch garantiert das Museum of Modern Art. Wer würde darauf kommen, dort ausgerechnet auf den elsässischen Küchenchef Gabriel Kreuther zu stoßen, dem die New York Times drei Sterne für seine Künste zugeschrieben hat. Die Haute Cuisine hat ihren Preis, schneller, preiswerter und weniger förmlich, aber dennoch appetitanregend sind das Café 2 und Terrace 5. (www.moma.org)

Fit für den Kunstmarkt

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