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2.4 μεμέρισται ὁ Χριστός; μὴ Παῦλος ἐσταυρώθη ὑπὲρ ὑμῶν, ἢ εἰς τὸ ὄνομα Παύλου ἐβαπτίσθητε; (1Kor 1,13)

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Dass derartige Gruppenbildungen dazu führen, dass Streitigkeiten entstehen bzw. man nicht mehr mit einer Stimme spricht, lässt sich leicht vorstellen, falls sie nicht als Reaktion auf bereits vorhandene unterschiedliche Positionen entstanden sind. In welcher Weise aber passt die nachfolgende Argumentation des Paulus zu der kritisierten Gruppenbildung? Zwei Richtungen der Kritik lassen sich ausmachen: Zunächst eine grundsätzliche an den Spaltungen: μεμέρισται ὁ Χριστός; (1,13a),1 sodann eine spezielle Kritik an der Vorstellung, sich als Christ einer bestimmten Person zugehörig, gar verpflichtet zu fühlen: ἢ εἰς τὸ ὄνομα Παύλου ἐβαπτίσθητε; (1,13c). Erstere Kritik scheint in den dann folgenden Versen nicht weiter aufgegriffen zu werden, wohl aber an späterer Stelle in 1Kor 12–14, wo stets die grundlegende in Christus gegebene Einheit bei aller Verschiedenheit der Einzelnen betont wird.

Gerade das Bild des Leibes verdeutlicht, dass es hierbei für Paulus nicht um einen verhandelbaren Aspekt2 geht, sondern dass das Verhalten der zu einem Leib zusammen Getauften Auswirkungen hat bis dahin, dass spalterisches Verhalten Christus „zerteilt“, die Gemeinde also bis zur Nichtfunktionstüchtigkeit bzw. Lebensfähigkeit hin schädigen kann.3 Angesichts der tatsächlich existie­renden Gruppierungen in der Gemeinde scheint μεμέρισται ὁ Χριστός; keine rhetorische Frage zu sein, sondern vielmehr das „Vor-Augen-Malen“ der Konsequenzen der derzeitigen Situation.

Ausführlicher widmet sich Paulus am Beispiel seiner eigenen Person der zweiten Kritik: der selbsterklärten Zugehörigkeit zu einer Person. In diesem Zusammenhang sind zwei Fragen zu bedenken: Wie sind die unterschiedlichen Bezugnahmen auf die Taufe zu verstehen?4 Und ist der Abschnitt grundsätzlich rhetorisch und damit teilweise als irreal zu verstehen? Diese Fragen werden meist im „Fahrwasser“ der Überlegungen zu den korinthischen Gruppen(-entstehungsgründen) gesehen, wobei die Mehrheit der Exegeten folgende Argumentationslinie verfolgt: Wenn es sich bei den drei ersten Gruppenhäuptern nicht um die Täufer der ihnen Anhängenden handelt, dann ist die These hinfällig, dass sich das besonders enge Verhältnis durch den Taufakt entwickelt habe. Also hat die Gruppenbildung nichts mit der Taufe zu tun und unterschiedliche Taufverständnisse und daraus möglicherweise resultierende Streitigkeiten scheiden als Erklärung aus. Die von Paulus gestellte Frage ἢ εἰς τὸ ὄνομα Παύλου ἐβαπτίσθητε; (1,13c) bzw. seine Befürchtung ἵνα μή τις εἴπῃ ὅτι εἰς τὸ ἐμὸν ὄνομα ἐβαπτίσθητε (1,15) sind damit rein rhetorisch zu verstehen. Paulus führt demnach die Taufe in einer – für die Korinther offensichtlichen – verdrehten Art und Weise an, ähnlich seiner vorangehenden Frage: μὴ Παῦλος ἐσταυρῶθη ὐπὲρ ὺμῶν; (1,13b).

Wie erklärt sich aber dann die (doppelte [1,14.16]) erleichterte Feststellung des Paulus, nur wenige getauft zu haben? Welche Funktion hat die abschließende, fast schon heftige Aussage οὐ γὰρ ἀπέστειλέν με Χριστὸς βαπτίζειν ἀλλὰ εὐαγγελίζεσθαι (1,17a) in einer solchen Argumentation? Darin etwa eine Abwertung der Taufe zu sehen,5 macht nur dann Sinn, wenn die Taufe (oder die Rolle des Täufers) zuvor einseitig oder über Gebühr wertgeschätzt wurde. Die Ursache für die korinthischen Gruppenbildungen wird gemeinhin in einer (übermäßigen) Betonung der Weisheit gesehen, was die sich anschließenden Ausführungen zur „Torheit der Kreuzesbotschaft“ (1,18)6 durchaus nahelegen. Ob dies jedoch Unklarheiten bezüglich des Taufverständnisses ausschließt oder nicht vielmehr integriert, nämlich da, wo das paulinische Verständnis der Taufe grundgelegt ist, im Kreuz Jesu Christi, sollte dagegen angefragt werden. In einem Atemzug fragt Paulus: μὴ Παῦλος ἐσταυρώθη ὑπὲρ ὑμῶν, ἢ εἰς τὸ ὄνομα Παύλου ἐβαπτίσθητε; (1,13b.c) an der Stelle, wo er anhand seiner eigenen Person die möglichen Voraussetzungen und Konsequenzen einer Alternativstellung von einzelnen Gemeindemitarbeitern und Christus anfragt.

Eine solche Herangehensweise allein erklärt noch nicht die Fragen, warum Paulus sich so erleichtert darüber zeigt, nur wenige getauft zu haben, und warum er Taufen und Verkündigen so konträr gegenüberzustellen scheint. Dass die Taufe – auf eine noch zu klärende Weise – Einfluss auf die Gruppenbildungen in Korinth gehabt hat, ist jedoch die einzig sinnvolle Erklärung für das Zustandekommen einer textkritischen Variante zu 1,15: […] εἰς τὸ ἐμὸν ὄνομα ἐβάπτισα – nach durchaus alten und gewichtigen Textzeugen7 befürchtet Paulus nämlich die Unterstellung, er hätte auf seinen eigenen Namen getauft.

Diese Überlegungen lassen in Kombination mit den oben ausgeführten grammatisch-syntaktischen Wahrnehmungen v.a. zu den Versen 13 und 15 Zweifel an einer rein rhetorischen Interpretation der Bezugnahmen des Paulus auf die Taufe aufkommen. Im Weiteren hat die Frage nach der tatsächlichen Bedeutung der Taufe in dieser Eingangsargumentation Auswirkungen auf die Frage nach der möglicherweise grundlegenden Bedeutung dieser Perikope für den gesamten Brief. Diese wie auch die bereits verschiedentlich angeführten noch offenen Punkte und Fragestellungen sollen an späterer Stelle, v.a. unter Heranziehung rituellen Vergleichsmaterials erneut gestellt und weiterentwickelt werden.

Die Taufe auf den Tod Christi

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