Читать книгу Wenn das nicht tierisch cool ist - Claudia Meddour - Страница 5
Vom Kätzchen das sich nicht putzen wollte
ОглавлениеAber halt, halt: Ich muss euch die Geschichte von Anfang an erzählen. Noch ein wenig Geduld!
Auf einem großen Bauernhof, in einer alten Scheune, war ein Kätzchen mit dem Namen Kika zu Hause. Sie war nicht mehr ganz klein, also kein Baby mehr, aber auch noch nicht richtig erwachsen.
Katzen leben, anders als wir Menschenkinder, schon recht früh allein. Bis dahin hat ihnen ihre Mama alles Nötige beigebracht, damit sie ohne ihre Hilfe im Leben zurechtkommen können. Dazu gehört, dass sie ihnen beibringt sich anzuschleichen, sich bei Gefahr in Sicherheit zu bringen, die Krallen zu schärfen, die Bäume hoch — und runterzuklettern ohne Angst dabei zu haben, Mäuse zu fangen und natürlich sich richtig zu putzen. Mit ihrer Zunge schlecken sie dabei sehr ausgiebig jeden Fleck ihres Körpers ab. Das können sie stundenlang, ihr habt es vielleicht schon selbst beobachtet. Und wie sie zufrieden dabei schnurren! Ja, das scheint eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen zu sein.
Aber Kika hielt davon überhaupt nichts. Wozu sollte man sich mit dem Reinigen des Fells beschäftigen, wenn es auch so ging? Außerdem liebte sie es durch Pfützen zu planschen, sich in den dunkelsten, schmutzigsten Ecken zu verkriechen und sich dabei so richtig dreckig zu machen. Der Putzaufwand war ihr zu groß, sie würde ja am nächsten Tag wieder genauso aussehen. So wurde ihr einst schneeweißes Fell erst fleckig, dann graufleckig, dann verkrustet grau und schließlich war es fast schwarz. Unter den Katzen, die auf dem Bauernhof lebten, wurde sie nur der Schmutzfink genannt. Wen kümmert´s, dachte sich Kika und lebte weiter unbekümmert mit ihrem schmutzigen Fell.
Aber eines Tages geschah es … Sie begegnete auf dem Hof dem schönsten Kater der Umgebung. Man nannte ihn Pascha. Allein schon der Name ließ erraten, was für ein prächtiger Kater er war. Er war groß, stark und geschmeidig, seine Barthaare waren immer voller Stolz aufgestellt, sein Schwanz wedelte beim Stolzieren und viele Katzen blickten ihm sehnsüchtig hinterher. Ebenso Kika. Aber der hübsche Kater würdigte sie keines Blickes. Kika versuchte mit allerlei Tricks seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Als das jedoch fehlschlug fasste sie sich ein Herz und näherte sich Pascha, der in der Sonne vor sich hindöste.
"Wollen wir gemeinsam um die Häuser ziehen?", stotterte sie vor Verlegenheit. Dabei wurde ihr Fell noch dunkler, denn sie errötete ungemein bei dieser Frage.
"Nein", antwortete Pascha ohne sich zu rühren. "Du stinkst und bist mir zu schmutzig"!
Vor Scham wurde ihr Fell noch dunkler, wenn das überhaupt möglich war. Sie schlich mit eingezogenem Schwanz davon und verkroch sich im hintersten Winkel.
Sollte es wahr sein, was Pascha da gesagt hatte? Machten es die anderen Katzen vielleicht doch richtig mit dem ständigen Putzen? Sie überlegte lange und kam zu dem Entschluss, dass sie es ja mal probieren könnte. Mal sehen, wie Pascha dann reagieren würde.
Sie wollte einen zweiten Versuch starten. Aufgeben kam nicht infrage. Außerdem bemerkte sie eine Änderung an sich: Sie hatte mit einem Mal so ein komisches Gefühl im Bauch, in den Beinen, im Kopf … ja sogar ihre Ohren waren nicht mehr dieselben. War es denkbar, dass sie sich verliebt hatte?
Ich sage es euch, Kinder: Sie war bis über beide Ohren verknallt! Denn sonst wäre es wohl kaum zu der großen Reinigungsaktion gekommen.
Kika fing also an sich zu säubern. Aber so leicht war das nicht. Der Dreck klebte regelrecht an ihrem Fell und wollte sich nicht lösen. So wird das ja nie was, dachte sie. Es muss irgendeine andere Möglichkeit geben! Kika schlenderte auf der Suche nach einer Lösung über den Hof und entdeckte dabei das Babyplanschbecken der kleinen Amelia. Amelia war ein süßes Baby und oft hatte Kika beobachtet, wie sie darin herumkrabbelte und sich mächtig freute. Das Wasser darin schien ihr zu gefallen.
Nun sind Katzen aber sehr wasserscheu und freiwillig klettern sie wohl kaum in solch ein Becken. Aber Kika blieb nichts anderes übrig. Da kein Mensch in der Nähe war, sprang sie mutig hinein. Sie wollte eigentlich am liebsten sofort wieder die Flucht ergreifen, aber auf die Schnelle war keine weitere Lösung für ihr Problem in Sicht. Sie blieb also wo sie war, ließ erst den Schmutz aufweichen, um sich anschließend zu putzen, zu putzen und nochmals zu putzen. So wie ihr Fell langsam wieder weiß wurde, wurde das Wasser im Becken schwarz.
Nach einer Ewigkeit war Kika schließlich ganz blitzeblank. Was für ein tolles Gefühl! Und wie sie duftete! Jetzt wollte sie den zweiten Annäherungsversuch wagen.
Pascha döste wieder in der Sonne, Kika näherte sich ihm, stolz auf ihr neues Aussehen, und fragte wieder: "Wollen wir heute gemeinsam um die Häuser ziehen?"
Pascha schnupperte, hob den Kopf und schaute wohlgefällig das schneeweiße Kätzchen an. Was er da sah gefiel ihm. So eine hübsche Katze mit so einem weißen Fell! Sollte es möglich sein, das dies die schmutzige, verloderte Katze von gestern war? Er traute seinen Augen nicht, aber sein Instinkt sagte ihm, dass sie ein schönes Paar abgeben würden.
Lange ließ er sich nicht bitten. Schmunzelnd rieb er seinen Kopf an ihrem und beide gingen Seite an Seite über den Bauernhof, vorbei an den neidisch blickenden Katzen und dem Planschbecken von Amelia, das wirklich dreckig aussah.