Читать книгу Wenn das nicht tierisch cool ist - Claudia Meddour - Страница 8
Aufgepasst beim nächsten Zoo-Besuch
ОглавлениеIn einem Zoo, irgendwo auf dieser Welt, lebten friedlich nebeneinander eine Herde Kühe und fünf Schweine mit drei Ferkeln. Seit Jahren waren sie aneinander gewöhnt. Es gab nie Streit und auch keine bösen Blicke wechselten die Käfige. Da sie nichts miteinander gemein hatten, ignorierten sie sich wohlgefällig. Die einen muhten, die anderen grunzten und die Ferkel quiekten dazu. So ging das tagein und tagaus, ohne nennenswerte Vorkommnisse.
Die Leute aus der nahegelegenen Stadt kamen oft und betrachteten sie. In Städten gibt es fast keine Schweine und Kühe mehr. Um ihren Kindern aber die heimischen Tiere zu zeigen, pilgern sie auf Bauernhöfe oder eben in den Zoo. Eines Tages aber bemerkten die Besucher, dass sich unter den Tieren eine feindliche Stimmung breitgemacht hatte. Irgendwas hatte sich verändert. Was war passiert? Wie kam es dazu, dass das freundschaftliche Verhältnis gestört war?
Das konnten nur die beteiligten Tiere beantworten: Es kam durch ein Missverständnis:
Die Kühe glaubten zuerst eine veränderte Stimmung vonseiten der Schweine zu bemerken. Sie waren sich plötzlich sicher, dass die Schweine über sie lästerten. Warum sonst rotteten sie sich zusammen und tuschelten? Dieses Verhalten war neu. Spotteten sie über ihre schwarz-weißen Flecken oder über ihren Schwanz? Die Kühe hatten keine Ahnung, aber sie bildeten sich ein, dass irgendwas im Busche sei. Nur leider konnten sie die Sprache der Schweine nicht verstehen, sonst … So hielten sie gebührenden Abstand zum Käfigzaun und taten beleidigt.
Und die Schweine? Sie sind sehr intelligente Lebewesen und sie fanden das Zurückziehen ihrer Nachbarn komisch. Was war denn plötzlich los mit den Kühen? Nun hatten sie den Verdacht, dass sich die Kühe über ihre nackte rosa Haut und die Ringelschwänze lustig machten. Dachten die Kühe vielleicht, ihr Mist würde besser riechen als der Schweinemist? Sie beschlossen eingeschnappt zu sein, obwohl sie das Muhen ihrer Nachbarn ja auch nicht deuten konnten.
Aber irgendwie wurde es langweilig und still in den beiden Käfigen. Früher, so dachten beide Parteien, war es doch besser. — Bis das Schwein Ingeborg auf die Idee kam, die Sprache der Kühe zu erlernen. Dann könnte man die Sache klären und eventuell bereinigen. Es gab ja wirklich die Möglichkeit, das Kühe und Schweine die Zeichen falsch gedeutet hatten.
Der Wille war also da bei Schwein Ingeborg. Aber wie sollte das praktisch gehen? Das Muhen hörte sich äußerst kompliziert an und sie brauchte einen Lehrer. Ingeborg packte der Ehrgeiz. Ihre kleinen Schweinsäuglein nahmen immer wieder Kontakt zur Kuh Waltraud auf. Mit ihren Beinen, mit den Ohren mit dem Schwanz und der Schnauze (also mit Händen und Füßen, wie es bei uns Menschen so schön heißt) versuchte sie Waltraud klarzumachen, was sie von ihr wollte. Waltraud sollte ihr das Muhen beibringen und sie hatte so eine Ahnung, dass Waltraud umgekehrt auch das Grunzen lernen wollte. Damit hatte sie recht.
Sie verabredeten sich von nun an täglich um dieselbe Zeit und muhten und grunzten um die Wette, bis es gelang sich untereinander zu verständigen. Klar, es war ein schweres Unterfangen, der Akzent blieb, aber das war unwichtig!
Die anderen feuerten sie an, ja, sie unterstützten sie bei jeder Gelegenheit, denn der Gedanke, ihre nächsten Nachbarn verstehen zu können, erschien ihnen großartig. Vorbei war die Zeit des Zwistes.
Waltraud und Ingeborg gaben schließlich Unterrichtsstunden und das Erlernte weiter. Jetzt galt es sich zu konzentrieren und zu lernen. Es war eine schwere Zeit für alle Beteiligten und die Feinheiten des Muhens und Grunzens erschloss sich den Tieren nie so ganz. Aber sie konnten sich verständigen und wild grunzten und muhten sie durcheinander: Übung macht den Meister!
Was war das für eine Attraktion! In großen Zeitschriften, ja sogar im Fernsehen wurde von diesem Phänomen berichtet. Die Menschen wunderten sich, wie es dazu gekommen war konnten sie allerdings nicht verstehen. Wissenschaftler rätselten, aber ohne Erfolg.
Die Schweine und Kühe aber, die wussten es genau. Alles wegen eines Missverständnisses. Denn jetzt, da sie sich miteinander unterhalten konnte, stellte sich heraus, dass ihre Annahmen total falsch waren.
Einträchtig leben in diesem Zoo nun Kühe, Schweine Kälber und Ferkel Seite an Seite. Glücklich darüber, die anderen zu verstehen.
Die beiden Käfige grenzten übrigens an einen Pferdestall. Sollten sie versuchen das Wiehern zu erlernen? Na, das wäre eine echte Herausforderung! Aber zuzutrauen wäre es ihnen.