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Der Garten im Winter
ОглавлениеDraußen hat sich mit Schnee und Nebel eine zauberhafte Stille über das Land gelegt. Drinnen lodert knisternd ein gemütliches Feuer im Kaminofen. Auf viele Menschen wirkt der Winter besinnlich, die langen Abende bieten Zeit für Hobbys, Familie oder die Planung des kommenden Gartenjahres. Endlich Zeit zum Entspannen, zum Kochen und Genießen. Wäre es jetzt nicht herrlich einfach in die Stiefel zu schlüpfen und mit einem Korb hinaus in den Garten zu gehen, um frisches Gemüse für die nächste Mahlzeit hereinzuholen - ganz so, wie es jedem Gärtner im Sommer selbstverständlich ist?
Ein paar klassische Wintergemüsearten kennt sicher jeder, aber Hand aufs Herz: Wie viel wächst in deutschen Gärten in der kalten Jahreszeit tatsächlich? In der Regel nichts oder zumindest nicht viel. Landläufig wird die Gartensaison im März eröffnet und im Herbst beendet. Im Oktober werden die letzten Kürbisse und Möhren eingeholt, der Garten wird aufgeräumt und winterfest gemacht. Bei vielen Gärtnerinnen und Gärtnern geht das sogar mit einer gewissen Traurigkeit einher. Aus irgendeinem Grund hat sich dieses Vorgehen in den letzten Jahrzehnten etabliert. Dabei hat der Winteranbau von Gemüse in ganz Europa eine lange Tradition. Vor allem in Frankreich und Großbritannien wurde in vergangenen Jahrhunderten äußerst effizient Wintergärtnerei betrieben.
In früheren Zeiten musste eine ganzjährige Versorgung der Bevölkerung natürlich in erster Linie mit regionalen Produkten bewerkstelligt werden. Dieser Umstand machte den Anbau von Wintergemüse geradezu unentbehrlich. In der heutigen globalisierten Welt ist dies, zumindest auf den ersten Blick, nicht mehr notwendig. Selbst im tiefsten Winter gibt es keinen Mangel an Gemüse. Über den Handel wird importiert, was das Herz begehrt. Und doch macht es auch heutzutage Sinn, den Garten in der kalten Jahreszeit für den Gemüseanbau zu nutzen.
Jeder der eigenes Gemüse anbaut weiß, dass dieses an Frische und Geschmack kaum zu überbieten ist. Handelsübliches Gemüse dagegen hat meist schon mehrere Tage Transport oder Lagerung hinter sich und lässt dazu oft, gerade im Winter, geschmacklich zu wünschen übrig. Wer Wert auf unbehandeltes Gemüse legt, hat im eigenen Garten maximalen Einfluss darauf, welche Düngemittel oder Pestizide zum Einsatz kommen oder konsequent vermieden werden. Nicht zu vergessen das gute Gefühl etwas zu essen, was mit eigenen Händen ausgesät, gegossen, versorgt und geerntet wurde. Es gibt wirklich keinen Grund auf all diese Vorteile im Winter zu verzichten. Gerade in dieser Zeit ist es sogar umso erfüllender, die Zutaten für eine Gemüsepfanne oder einen Salat frisch aus dem Garten zu holen. Unbezahlbar sind häufig auch die überraschten Blicke von Freunden und Familie, wenn sie ein solches Mahl vorgesetzt bekommen.
Wen all das noch nicht überzeugt, dem sei Folgendes gesagt: Ein Garten macht im Winter wesentlich weniger Arbeit als im Sommer. Das Gießen entfällt in der Regel vollständig. Ebenso der ewige Kampf gegen lästige Schnecken und Schadinsekten. Bei Kälte und kurzen Tagen wachsen die Kulturen nicht so schnell - das Unkraut dementsprechend auch nicht. Das verlangsamte Pflanzenwachstum führt außerdem dazu, dass Wintergemüse besonders voll und aromatisch im Geschmack und von zarter Konsistenz ist. Alles, was für den erfolgreichen Anbau von Wintergemüse nötig ist, ist ein wenig Mut zum Experiment und die Bereitschaft, optimale Bedingungen für die Pflanzen zu schaffen. Dazu braucht es in der Regel gar nicht viel - noch nicht einmal ein Gewächshaus.
Im ersten Teil dieses Buches werden die wichtigsten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Winteranbau benannt und zahlreiche Tipps zur Umsetzung in die Praxis gegeben. Dabei liegt der Fokus stets auf einer möglichst unkomplizierten und preiswerten Umsetzbarkeit. Natürlich können mit viel Aufwand und großen beheizten Gewächshäusern maximale Ernten diverser Gemüsearten eingefahren werden. Das dürfte jedoch kaum im Sinne eines Hobby- oder Selbstversorgergärtners sein. Dieses Buch möchte Anregung und Grundstein sein für Jene, die zunächst mit einfachen Mitteln, ohne große Investitionen und Anstrengungen oder allzu wissenschaftlichem Herangehen, auch im Winter frisches Gartengemüse anbauen und ernten möchten. Wenn dies mit Freude und Leichtigkeit gelingt, kommt der Drang die eigene Wintergärtnerei auszubauen, bestimmte Themenbereiche tiefer zu ergründen, neue Methoden zu testen und eigene Anpassungen vorzunehmen, meist von ganz allein.
Im zweiten Teil des Buches werden 40 Kulturen vorgestellt, die im Winter angebaut und/oder geerntet werden können. Darunter befinden sich allseits bekannte Gemüse wie Rosenkohl, Sellerie, Feldsalat und Chicorée. Andere Arten wie Topinambur, Stielmus, Hirschhornsalat oder Zuckerhut sind dagegen meist nur in bestimmten Regionen verbreitet oder in letzter Zeit zunehmend in Vergessenheit geraten.