Читать книгу Von Kindern lernen - Claudia Philipp - Страница 6
Einleitung
ОглавлениеIn der letzten Zeit ist viel diskutiert worden über Formen der Kinderbetreuung, über den Ausbau der Kita-Plätze auf der einen und die Einführung des Betreuungsgeldes auf der anderen Seite, über Bildungsgerechtigkeit und familiäre Bindung. Die Diskussionen zeigen zum einen den bildungspolitischen Handlungsbedarf, der seit der ersten PISA-Studie 2001 offenbar wurde, zum anderen die Pluralität der gesellschaftlichen und politischen Auffassungen von der „richtigen“ (Klein-)Kinderbetreuung. Manche sehen sie nur in der Familie ideal realisiert, andere wiederum versprechen sich mehr soziale Gerechtigkeit durch die flächendeckende Betreuung aller Kinder in den Kindertagesstätten. Wenn nun jedem Kind ein Kita-Platz rechtlich garantiert und gleichzeitig das Betreuungsgeld eingeführt wird, zeigt sich umso mehr der ideologische Grabenkampf zwischen den Verfechtern der häuslichen Erziehung als der einzig wahren und denjenigen, die eine Kita-Betreuung der Kinder nicht nur als eine Errungenschaft für berufstätige Eltern, sondern auch als Teil des Weges aus der deutschen Bildungsmisere und sozialen Not so manchen Kindes sehen.
So hitzig die Diskussion vor allem um die „Herdprämie“ ist, so unangetastet ist die Forderung nach einem Mehr an professioneller Kinderbetreuung. Der Besuch einer Kindertagesstätte ist in Deutschland zwar (noch) nicht Pflicht aber im 21. Jahrhundert fester Bestandteil nahezu jeden Kinderlebens in diesem Land. Hier toben die „Prenzelzwerge“ über Berliner Spielplätze, da haben die „Haselmäuse“ ihren Waldtag oder die „Remmidemmis“ eine Geburtstagsfeier. Es gibt Waldkindergärten, konfessionelle oder städtische Einrichtungen, Montessori-Läden oder Elterninitiativkitas. Die Kita-Landschaft ist bunt.
Dass uns die Existenz des Kindergartens in seiner heutigen Form so selbstverständlich erscheint, liegt wohl daran, dass er inzwischen eine über 170-jährige Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte vorzuweisen hat. Ein reifer, gewachsener Garten also, dessen erste zarte Triebe im Laufe der Jahrzehnte zu lauter bunten Blumen herangewachsen sind, die landauf, landab die Bildungslandschaft prägen. Wer jedoch den ersten Spatenstich zu diesem besonderen Garten wagte, ist trotz der Omnipräsenz der Institution weitgehend unbekannt. Es ist der Pädagoge Friedrich Fröbel, der 1840 im thüringischen Blankenburg den ersten deutschen Kindergarten gründet und damit eine Institution ins Leben ruft mit internationaler Strahlkraft: Vor allem im englischsprachigen Raum findet das Fröbelsche Konzept einer Bildungsstätte für die Kleinsten großen Anklang, die Bezeichnung „Kindergarten“ hält sogar Einzug in die englische Sprache.
Der Person Friedrich Fröbels und seiner Kindergartenpädagogik widmet sich dieser Band und soll ein Beitrag sein, den so verdienstvollen Pädagogen etwas bekannter zu machen.