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1.Keimzeit – Kindheit und Jugend Friedrich Fröbels in Oberweißbach und Stadtilm

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Als Friedrich Fröbel am 21.04.1782 im thüringischen Oberweißbach das Licht dieser Welt erblickte, war er das sechste und letzte Kind seiner Mutter, die nur wenige Monate nach seiner Geburt an einer Infektion starb. Ihren frühen Tod deutete Fröbel rückblickend in einem Brief an seinen Bruder Christoph als ein allzu plötzliches Entlassenwerden in die „Welt, mit all ihren Mängeln und Gebrechen, Verdorben- und Verkehrtheiten (…), deren Bild sich leicht in mir mit allen seinen Schattenseiten abdruckte.“1 Ein sperriger Start für den kleinen Spross, der fortan auf sich und seine älteren Geschwister gestellt aufwuchs.

Der Vater war viel beschäftigt als Pfarrer der örtlichen Gemeinde, ein „Theolog der alten Zeit“2, und streng in der Erziehung seiner Kinder. 1785 heiratete er ein zweites Mal, und Friedrichs Kindheit verdunkelte sich erneut: Die Stiefmutter hatte nicht viel übrig für den Kleinen, beschimpfte ihn und sprach ihn stets in dritter Person an.3 Ihm war weder gestattet, das elterliche Grundstück zu verlassen noch Kontakt zu den Kindern des Dorfes aufzunehmen, und so verbrachte er seine Kindertage vor allem im Garten des elterlichen Hauses. Über sein Aschenputtel-Dasein schrieb Fröbel: „In den viel bedeutenden herrlichen Jahren der Kindheit, wo sich dem Kinde die Welt gestaltet, d.h. wo es mit Bewußtsein Gegenstände außer sich wahrnimmt (wo das kindliche, unentwickelte Menschengemüth so gern seine Kraft an den Gegenständen außer sich versucht), wurde meinem Geiste verwehrt, aus sich herauszutreten.“4

Isoliert von der sozialen Außenwelt begann der Junge schließlich, sein „kindliches, unentwickeltes Menschgemüth“ an sich selbst5 und den Dingen seiner unmittelbaren Umgebung zu erproben. Und das waren die Erde, die Steine und die Blumen auf dem Grundstück des Pfarrhauses. In einem Brief an den damaligen Herzog von Meiningen schrieb Fröbel über sein einsames Gartenleben: „… die Natur, die Pflanzenwelt und die Blumenwelt wurde, soweit ich sie anschauen und begreifen konnte, bald ein Gegenstand meiner Beobachtung und meines Nachdenkens.“6 Die erhellende Kraft der Pflanzenwelt, ihre Formen und Farben und mannigfaltigen Erscheinungsformen verwurzelten sich tief in dem kleinen Weltentdecker und entfalteten im Laufe seines Lebens eine Naturverbundenheit, die sich durch sein ganzes Werk ziehen sollte.

Die gemeinsame Gartenpflege vermochte sogar, Vater und Sohn für kurze Zeit einander näher zu bringen.7 Jedoch konnten die Momente der trauten Einigkeit nicht darüber hinweg täuschen, dass das Bild des verstockten, wenig intelligenten Jungen an dem kleinen Friedrich haften blieb: „Ich galt frühe als bös.“8, ein Stigma, von dem er sich erst befreien konnte, als der Bruder seiner Mutter ihn, den inzwischen Zehnjährigen, nach Stadtilm holte und ihm dort ein unbeschwerteres und geborgeneres Aufwachsen ermöglichte. Der junge Fröbel „trank hier frischen Lebensmut in langen Zügen, (…) begann Freiheit des Gemüthes und erstarkte körperlich.“9 Und weiter schrieb er über sein neues Leben bei seinem Onkel: „Die Welt lag offen vor mir, so weit ich sie ausfüllen konnte. (…) Mein bisheriges stilles Leben in der Natur war nun mehr ein freies lebendiges in derselben.“10

In Stadtilm besuchte er die örtliche Knabenschule. Eine höhere Bildung auf einer Lateinschule kam nach Ansicht des Vaters für Friedrich nicht Frage. Über seine Schulzeit äußerte Fröbel wenig Gutes: Sie sei einseitig ausgerichtet gewesen auf den zukünftigen Beruf der Jungen, so dass „viel edle Menschenkraft unentwickelt“11 geblieben sei. Eine ernüchternde Erkenntnis, die wohl dazu betrug, dass Fröbel sein eigenes pädagogisches Konzept nach ganzheitlichen Lehr- und Lernprinzipien aufbaute und den Menschen als Ganzes stets im Blick behielt.

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