Читать книгу Die Verwandlung - Claudia Rack - Страница 3
1. Kapitel
ОглавлениеMittlerweile waren es vier Wochen, die Ariana von Jazar getrennt war. Sie nahm am Tempo zu, als sie ihren morgendlichen Lauf absolvierte. Ihr dunkler Trainingsanzug schützte sie vor der eisigen Kälte. Die schwarze Mütze, die sie bis in ihre Stirn zog, verdeckte ihre brünetten Haare. Das Joggen im Kerry Park in Seattle wurde für sie zur morgendlichen Routine. Sie fiel beim Morgengrauen aus dem Bett, nachdem sie Alpträume unruhig schlafen ließen. Total übermüdet streifte sie sich als Erstes den Trainingsanzug über, um sich für den täglichen Lauf bereitzumachen. Ariana war es egal, ob es gut für ihre Kondition war oder nicht. Sie brauchte diese Zeit, um ihre Gedanken zu sortieren und Kraft zu sammeln. Die Bilder in ihrem Kopf verblassten nicht, egal wie sehr sie sich anstrengte. Zu jeder Zeit sah sie Jazars Gesicht. Die wundervollen stahlblauen Augen, die diesen seltsamen Schimmer aufwiesen, sobald er in ihre Augen sah. Der sinnliche Mund, der ihr Wonnen schenkte, die sie zuvor nicht kannte. Nachdem Arabas ihr in jener Nacht offenbarte, dass Jazar in einer abgelegenen Hütte war und das Gedächtnis verloren hatte, kämpfte sie für seine Rückkehr. Sie sehnte sich nach Jazar. Sie brauchte ihn. Es war die reinste Folter zu wissen, wo er war und nicht zu ihm gehen zu können, außer als fremde Person. Zweimal in der Woche ging sie zum Kickboxen, um ihre Technik im Nahkampf zu trainieren. Sie erinnerte sich daran, wie Jazar ihr die Grundtechniken beigebracht hatte. Mit der Hand wischte sie eine Träne weg, die sich auf ihre Wange schlich. Nichts war mehr wie zuvor. Ihr Leben hatte sich komplett verändert, nachdem sie das Tor zum Himmel geöffnet hatte. Der Kerry Park war verlassen, bis auf vereinzelte Leute, die es ihr gleichtaten und ihrem Sport nachgingen. In der Nacht zuvor hatte es geschneit, sodass sie umringt war von der weißen Pracht. Bis auf Arabas hatte sie keinen anderen Engel mehr gesehen. Es verletzte sie zutiefst, dass sie keinerlei Notiz von ihr nahmen. Ariana fühlte sich benutzt und weggeworfen, nachdem sie ihren Zweck erfüllt hatte. Niemand vermisste Jazar, außer sie. Ihr Glaube an Gott und den Himmel war zerstört. Die Tränen versiegten nicht, sodass sie anfing zu schniefen. Ihre Atmung wurde flacher. Einzelne Schneeklumpen wirbelten vom Boden auf und durchnässten ihre Hose. Sie lief schneller, bis ein ziehender Schmerz in ihrer rechten Leistengegend Ariana störte. Sie blieb stehen, beugte sich vor und stützte ihre Hände auf den Knien ab. Schwer atmend sah sie auf und orientierte sich. Sie war länger gelaufen, als üblich. Sie richtete sich auf. Ein Blick auf ihre Armbanduhr sagte ihr, dass es Zeit war. In gemächlichem Tempo machte Ariana sich auf den Rückweg. Zur Zeit nutzte sie das schicke Appartement von Jazar im Escala. Dort war sie ungestört und niemand stellte ihr unangenehme Fragen. Arabas und Nicholas waren die Einzigen, die ihren Aufenthaltsort kannten. Arabas hatte ihr geholfen und einen Schutzzauber auf das Appartement gelegt, sodass keine unbefugten Gäste eintraten. Das Haus ihrer Adoptiveltern war verkauft, und soweit sie wusste, wohnte eine andere Familie darin. Das Einzige, was ihr von ihrem bisherigen Leben geblieben war, war ihr bester Freund Nicholas und ihre Arbeit in der Bibliothek. Sie arbeitete halbtags und für ein paar Tage in der Woche. Die restliche Zeit ging für die Recherchen drauf und für ihr Training. Arabas fühlte sich zum Teil verantwortlich und unterstützte sie finanziell, obwohl sie es ablehnte. Ariana wusste nicht, woher Arabas an Geld kam, sie fragte nicht nach. Es war besser sich aus seinem Leben weitestgehend herauszuhalten. Die Beziehung zu ihm war schwierig. Er tat alles, um zu helfen, sah sie ständig entschuldigend an mit den pechschwarzen Augen. Verziehen hatte sie ihm nicht. Hinzu kam, dass Ariana nachtragend war. Diese Eigenschaft bekam Arabas jedes Mal zu spüren, sobald sie sich sahen. Und heute war wieder so ein Tag. Sie hatten eine Verabredung und sie hatte nicht mehr viel Zeit. Der Pförtner nickte ihr lächelnd zu, sobald Ariana die Eingangstür öffnete. Sie wünschte ihm einen Guten Morgen und eilte zum Aufzug. In den vier Wänden gelandet, steuerte Ariana das Badezimmer an. Der Trainingsanzug landete achtlos auf den Bodenfliesen. Ariana streifte die Mütze von ihrem Kopf, sodass ihre violette Haarsträhne hervorstach. Sie fuhr mit einer Hand kurz darüber und betrachtete sich eingehend im Spiegel über dem Waschbecken. Ihre dunkelbraunen Augen schimmerten von den Tränen. Dunkle Augenringe zeichneten sich in ihrem blassen Gesicht ab. Sie sah übermüdet aus. Ein Seufzer entrang sich ihrer Kehle, bevor sie unter die Dusche ging. Der heiße Wasserstrahl hinterließ eine Dampfwolke und die Scheiben der Duschkabine beschlugen sofort. Ihr Körper war schemenhaft hinter den beschlagenen Scheiben auszumachen. Ariana schloss die Augen und stütze sich mit den Händen an den Scheiben ab, sobald der Wasserstrahl über ihr Rückgrat fuhr. Selbst diese herrliche Dusche konnte sie nicht angemessen genießen. Ihre Sehnsucht saß tief. Die Liebe zu Jazar fraß sie innerlich auf. Die Trennung von ihm hinterließ täglich mehr Spuren an ihr und das wusste sie. Ständig fragte Ariana sich, ob es ihr Fehler gewesen war. Hätte sie Jazar aufhalten sollen? Hätte sie dafür sorgen müssen, dass er nicht den freien Fall wählte? War sie zu egoistisch gewesen? War es nur ihrem Willen, ihn für immer an ihrer Seite zu wissen, zu verdanken, dass sie ihn verloren hatte? Schuldgefühle, Zweifel und Angst vor der Zukunft wechselten sich in ihr ab. Was sollte sie tun? Sollte sie Jazar aufgeben? Hatte er nicht ein friedliches Leben als Mensch verdient, nach allem, was er für sie geopfert hatte? Das hatte er auf jeden Fall, fand sie. Allerdings sollte dieses Leben an ihrer Seite sein. Sie waren füreinander bestimmt. Geistesabwesend wusch sie die Haare und spülte sie aus. Sobald sie fertig war, öffnete sie die Tür der Duschkabine und stieg heraus. Mit einem dunkelgrünen Handtuch bekleidet, ging sie barfuß in Richtung Küche. Sie hinterließ eine nasse Fußspur auf dem Boden. Ihre nassen Haare klebten an den Schultern und einzelne Wassertropfen kullerten über ihr Dekolletee. Ariana öffnete den Kühlschrank und griff nach einer Scheibe Käse, die sie sich in den Mund stopfte. Sobald sie sich aufrichtete und zurück ins Bad wollte, materialisierte sich Arabas vor ihr. Ariana schluckte den Käse überrascht herunter. Mit einer Hand hielt sie das Handtuch oben zusammen, damit es nicht ausversehen ihre Blöße aufdeckte. Sobald Arabas sich orientiert hatte, erblickte er sie. Sofort schossen seine schwarzen Augen über ihren leicht bedeckten Körper, bis er sie direkt ansah. Leichte Röte überdeckte ihre Wangen, sobald ihre Blicke aufeinandertrafen. Er räusperte sich kurz und sein Blick huschte zur Fensterfront. Arabas tat so, als ob es normal war, dass Ariana halbnackt vor ihm herumlief. Dennoch hatte sie seinen Blick bemerkt. Da war Begehren zu erkennen in den pechschwarzen Augen. Ariana verdrängte den Gedanken und schüttelte kurz den Kopf.
„Ich habe getrödelt, entschuldige“, meinte Ariana.
„Ich bin zu früh, das trifft es eher, Auserwählte“, erklang seine melodische Stimme. Er wusste genau, dass sie diesen Namen nicht mag, trotzdem zog er sie ständig damit auf, indem er ihn extra betonte. Sie wechselte kurz einen Blick mit ihm, bevor sie nickte und auf das Bad zuging. Unsicher, ob Arabas zurückblieb, sah sie kurz zurück, um sich zu vergewissern. Obwohl Ariana ihn mittlerweile besser kannte, konnte sie ihn noch nicht einschätzen. Der Anführer der Gefallenen war verschlossen, bis auf die Scherze, die er sich ab und zu mit ihr erlaubte. Ariana beeilte sich und zog eine hellblaue Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover über. Sie fuhr kurz mit der Bürste über die feuchten Haare und beendete ihre Morgenwäsche, bevor sie sich zu Arabas ins Wohnzimmer gesellte. Er saß auf einem Sessel, ein Fuß lag lässig auf dem Knie. Entspannt wirkte er auf Ariana, aber das konnte täuschen, wusste sie. Sie setzte sich auf das Sofa links von ihm und zog die Füße unter ihren Po, um es bequem zu haben. Es war jetzt eine Woche her, seitdem sie miteinander gesprochen hatten. Ariana war gespannt, welche Neuigkeiten er für sie hatte. Nervös fummelte sie mit ihren Händen an einem Fuß herum. Direkten Blickkontakt vermied sie.
„Und, was hast du herausgefunden?“, fragte sie angespannt. Arabas beobachtete ihre Körperhaltung. Besorgt runzelte er die Stirn.
„Du bist kaum wiederzuerkennen, weißt du das?“ Ariana sah zu ihm auf. Angriffslustig erwiderte sie seinen Blick. „Schon gut, ich will keine Erklärung von dir“, ergänzte er beschwichtigend. „Ich mache mir Sorgen um dich, Ariana.“ Sie rang mit ihrer Fassung, versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie jeden Moment weinte.
„Es geht mir gut, Arabas. Ich habe viel um die Ohren, wie du dir denken kannst. Jetzt sag schon, was gibt es Neues?“ Eine Weile sah er sie an und malte sich aus, wie sie reagieren würde, wenn er die Neuigkeiten verkündete. In letzter Zeit war es schwer, ihre Reaktionen einzuschätzen. Ariana war ein reines Nervenbündel. Ihre nervöse Art und die Tatsache, wie sie mit ihren Fingern an ihrem Fuß hantierte, bestätigten das Bild von ihr. Kurz schlich sich ein anderes Bild in seinen Kopf. Ariana in einem Handtuch bekleidet und mit feuchtem Haar vor ihm stehend. Arabas wusste, dass es eine Weile dauern würde, bis er diesen reizvollen Anblick vergaß. Er hatte nicht bemerkt, wann es geschehen war. Eines Tages hatte sie sich in seinen Kopf geschlichen. Sie verfolgte ihn bis in den Träumen. Das war nicht gut. Egal, was er versuchte, er bekam sie nicht mehr aus dem Kopf. Hatte sie ihn verhext? Zu allem Überfluss schien Ariana es zu bemerken, was er für sie empfand, zumindest hatte er es vorhin kurz in ihren Augen erkannt. Dabei dachte Arabas, dass er es gut verstecken konnte. Er besann sich und schüttelte kurz den Kopf.
„Es geht ihm gut. Er lebt mit dem alten Mann in der Hütte und ahnt nichts.“ Ariana sah ihn direkt an. Unzufrieden seufzte sie.
„Das weiß ich, Arabas. Wenn du hergekommen bist, um mir das zu sagen, ist es Zeitverschwendung“, ereiferte sie sich. Er musste leicht schmunzeln. Sobald Ariana es bemerkte und ihn wütend betrachtete, nahm sein Gesicht ernste Züge an.
„Das ist nicht alles, was ich sagen wollte, Ariana. Ich hatte Nemir mit einer Aufgabe beauftragt. Er sollte Informationen über den freien Fall sammeln.“ Ariana horchte interessiert auf. Sie hörte zum ersten Mal, dass Arabas den Gestaltwandler mit einbezog. Wo war Nemir? „Ich hatte ihn längst zurück erwartet, aber er verspätet sich. Ich mache mir ernsthafte Sorgen um ihn. Das ist kein gutes Zeichen.“ Sorge zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Seine schwarzen Haare waren länger, was ihn noch verwegener wirken ließ. Seine schwarze Lederhose wurde mit einem breiten Gürtel festgehalten. Ariana vermutete eher, dass der Gürtel als Waffenhalter diente, wenn sie sich den silbernen Dolch und das Schwert daran ansah. Soweit sie wusste, trug Arabas zu jeder Zeit einen gesegneten Dolch an dem Gürtel. Dieser spezielle Dolch diente dem Zweck, einen Engel zu vernichten. Es würde Ariana nicht wundern, wenn das Schwert ebenfalls mit einem speziellen Zauber belegt war. Arabas war vorbereitet. Was würde sie dafür geben, wenn sie einen gesegneten Dolch ihr Eigen nennen konnte? Das war schon lange ihr Wunsch. Sein schwarzes Oberteil spannte über die muskulöse Brust. Eines musste man Arabas lassen, die Farbe schwarz stand ihm gut.
„Wo steckt er? Ich meine, wo sollte er die Informationen holen?“, fragte sie. Eventuell gab es eine Möglichkeit, dass sie ebenfalls dorthin konnte, um mehr über den freien Fall zu erfahren.
„Im Himmel“, meinte Arabas trocken. Ariana öffnete den Mund, um ihn sofort wieder zu schließen. „Das ist die einzige Quelle, wo wir mehr darüber erfahren können. Also schien es mir richtig, Nemir dorthin zu schicken.“ Ariana sah Arabas ungläubig an. Ihre Gedanken überschlugen sich.
„Wurde er entdeckt? Willst du das damit andeuten, Arabas?“ Jetzt war sie ebenfalls um den Gestaltwandler besorgt. Sie hatte Nemir in ihr Herz geschlossen, obwohl er unnahbar war und seine Eigenheiten hatte, die nicht jeder verstehen konnte. Arabas zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung, es ist ungewöhnlich für ihn. Nemir ist immer pünktlich. Oder er würde zumindest Bescheid sagen, falls er länger braucht. Ich habe den Kontakt zu ihm verloren.“
„Seit wann?“, fragte sie ungeduldig.
„Seit drei Tagen.“
„Was?“ Ariana sprang auf und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. „Wieso sagst du mir das jetzt erst? Drei Tage? Verdammt, in der Zeit könnte Nemir verletzt sein oder weitaus Schlimmeres.“ Arabas beobachtete ihre Reaktion und war überrascht über ihren Ausbruch. Das erklärte eindeutig, wie es um ihren Gemütszustand bestellt war.
„Hör mal“, versuchte er sie zu beschwichtigen, „es gibt keinen Grund, sich jetzt darüber aufzuregen, Ariana. Nemir kann gut auf sich aufpassen, glaub mir. Ich denke, dass irgendetwas Wichtiges ihn aufgehalten hat.“ Sie wirbelte zu Arabas herum und starrte ihn entsetzt an.
„Du bist unmöglich“, polterte sie los. „Du sitzt seelenruhig vor mir und tust so, als ob es absolut normal ist.“ Arabas versuchte die Belustigung über ihren Ausbruch zurückzuhalten und hielt sich eine Hand vor den Mund, um das Grinsen zu verstecken. Arabas setzte soeben an, bis sie ihn über den Mund fuhr. „Wir müssen ihm helfen.“ Er stockte und sah sie entgeistert an.
„Das können wir nicht. Oder glaubst du allen Ernstes, du kannst in den Himmel gehen und ihn da raus holen?“ Ariana stützte ihre Hände an den Hüften ab und schaute ihn herausfordernd an.
„Wieso nicht? Ich bin schon einmal dort gewesen, nicht wahr?“ Ihre Gedankengänge gefielen ihm nicht. Das nahm eine Wendung, die er aufhalten musste. Arabas erhob sich und postierte sich vor Ariana. Sie musste ihren Kopf in den Nacken legen, damit sie ihn direkt ansehen konnte.
„Keine gute Idee, Ariana. Darf ich dich daran erinnern, dass du nicht freiwillig dorthin gekommen bist?“ Zähneknirschend sah sie ihn an. Er wusste, dass er recht hatte und sie nicht kontern konnte, obwohl sie das wollte. „Pass auf, ich warte noch ein paar Stunden. Und wenn er dann nicht zurück ist, hole ich ihn.“ Misstrauisch kniff Ariana die Augen zusammen. „Versprochen, ich hole ihn da raus, Ariana“, versicherte er ihr. Ein wenig besänftigt nickte sie ihm zu. Arabas war erleichtert, dass er das Schlimmste verhinderte. Er traute Ariana momentan alles zu. Sie handelte unüberlegt und begab sich unnötig in Gefahr. Sie hatte keine Chance, wenn sie in den Himmel wollte. Als Mensch gab es für sie keine Möglichkeit, das zu erreichen. Allerdings wusste er, dass sie andere Wege in Betracht zog, um an ihr Ziel zu kommen.
„Hast du die andere Sache versucht, die wir besprochen haben?“, fragte sie. Arabas wusste sofort, worauf sie anspielte. Bei ihrer letzten Zusammenkunft hatten sie geplant, dass er Jazar aufsuchen sollte. Arabas wollte versuchen, ob er die Erinnerungen von Jazar zurückholen konnte. Er besaß eventuell die Fähigkeit, aber zu diesem Zweck musste er mit Jazar in Kontakt treten und die Kräfte auf das Gedächtnis wirken lassen. Ob das gelingen würde, war fraglich. Ariana hatte ihn darum gebeten, es zu versuchen. Selbstverständlich hatte Arabas es versucht, sogar zweimal. Er war zu Jazar gegangen. Er gab sich als Tramper aus, der kurz Rast machen wollte, und hatte kurz ein paar Worte mit ihm gewechselt. In einem unauffälligen Moment hatte Arabas ihn an der Schulter berührt, um mentalen Kontakt herzustellen. Anstatt den Kontakt herzustellen, hatte er nichts gefühlt. Jazar oder das, was ihn ausgemacht hatte, war nirgends zu finden. Nicht einen Funken seiner Essenz hatte er in seinen Zellen aufspüren können. Das war ernüchternd gewesen, sodass er enttäuscht gegangen war. Absichtlich hatte er noch nichts zu Ariana gesagt. Es war eine erneute Niederlage in ihrem Versuch, Jazar zurückzuholen. Ariana beobachtete Arabas genau. Auf irgendeine Weise musste er sich verraten haben, denn Ariana sah enttäuscht zu Boden und versuchte Fassung zu bewahren. Es brach ihm das Herz. Erneut hatte er sie enttäuscht. Er hasste es.
„Tut mir leid, es hat nicht geklappt“, meinte er noch. Ariana nahm ihm noch das Versprechen ab, dass er sie über Nemir informierte, bevor sie ihn regelrecht raus warf. Arabas wusste, dass sie Ruhe brauchte, um sich von den schlechten Neuigkeiten zu erholen. Er wollte noch nicht gehen. Ohne es sich anmerken zu lassen, wie ihn das traf, verabschiedete er sich mit einem kurzen Nicken, bevor er sich in Luft auflöste und verschwand. Ariana sah an die Decke und fluchte. Wenn es nicht bald ein Erfolgserlebnis gab, flippte sie aus. Sie spürte es. Sie war jeden Moment kurz davor, auszurasten. Gott sei Dank hatte sie heute Abend ihren Kurs beim Kickboxen. Dort baute sie ihren Frust ab, zumindest für ein paar Stunden.