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Der Schwarze Sigurd

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Ein großer blauschwarzer Rabe beobachtete ihn aus einiger Entfernung.

Er saß versteckt zwischen Blättern, ganz mäuschenstill. Als er sich sicher fühlte, daß er kein Jäger war, flatterte er zu ihm hinunter und setzte sich auf einen Baumstumpf.

Von da aus schaute er ihn wieder mit leicht schrägem Kopf an. "Was bist du denn für eine schlimme, kleine Rübe...?" krächzte er.

Jesper stutzte.

Einen Vogel seinesgleichen hatte er noch nie vorher gesehen.

"Ich heiße Jesper. Wer bist du?"

"Der Schwarze Sigurd," krächzte er und schob die Brust vor. "Hast du etwas Feines in den Taschen?"

Jesper wühlte nach, aber die Taschen waren leer. Nicht mal so viel wie eine Brotkrume war darin.

"Nee," er schüttelte bedauernd den Kopf. "Bist du hungrig?"

"Ach, kleine Leckereien kann man doch immer noch schaffen," antwortete der Schwarze Sigurd. "Aber du hast etwas anderes, was mich mindestens ebenso froh machen würde." Er starrte mit festen Augen auf Jespers Brust.

"Wenn du mich beißt, dann benutze ich den Säbel," warnte Jesper.

"Nein, nein, nein," krächzte der Rabe ungeduldig. Dann breitete er die Flügel aus, flog hoch und setzte sich auf den Sattelknauf.

Er war groß, als er so dicht vor ihm saß. Er verschlang ihn mit seinen schwarzen Augen.

"WUNderschön..." murmelte er hingerissen und klapperte mit dem Schnabel.

Jesper bereute nach und nach, daß er nicht dem Ritter aus dem Wald hinaus gefolgt war.

"Dein Knopf..." krächzte der Schwarze Sigurd. "Dein glänzender und ganz und gar ungewöhnlicher, unwiderstehlicher Knopf."

Auf Jespers Brust, dort wo die Schärpe über seinem Herz verlief, leuchtete eine große, goldene Spange. Mitten auf der Spange saß ein Edelstein, so rot wie die rotesten Erdbeeren.

"Magst du ihn leiden?" fragte Jesper.

"Wir Raben sind ganz wild nach glänzenden, goldenen Knöpfen mit roten Edelsteinen in der Mitte," krächzte der Schwarze Sigurd, sodaß der ganze Wald es hören können mußte. Dann sah er ihn mit einem einschmeichelnden Bick an.

"Kann ich ihn haben...?"

"Was bekomme ich als Gegenleistung...?" fragte Jesper.

"Öh..." der Schwarze Sigurd sah sich verwirrt um. "Mmm, ..." Er grübelte und grübelte, zuerst fiel ihm aber nichts ein. Dann hatte er eine gute Idee, setzte ab, und flog zwischen den Bäumen davon.

Einen Augenblick später drehte er um mit einem Regenwurm. Er landete auf dem Sattelknauf und ließ den Wurm in Jespers Schoß fallen. "Hier, gerade etwas für ein Leckermaul, wie dich..."

"Bähh," sagte Jesper und schmiß den Wurm auf den Waldboden.

"Du kannst meinen Schmuck nicht für einen erbärmlichen Wurm bekommen - du mußt schon etwas Besseres finden. Ich muß jetzt auch weiter. Ich muß aufs Schloß und mit Prinzessin Isabel Tee trinken."

"Aufs Schloß...?" murmelte der Schwarze Sigurd ärgerlich. Was konnte er jemandem anbieten, der zum Tee aufs Schloß sollte?

"Ich kann dir DOS zeigen..." flüsterte er dann, und sah sehr bedeutsam aus. Aber Jesper wußte nicht, was DOS war.

"DOS - das ist das dritte Land," sprach der Schwarze Sigurd schleppend.

"Das Land, wo sie nichts fühlen, nichts essen, niemanden lieben..."

"Wo ist es?" fragte Jesper.

"Erst den Knopf, Kleiner. Dann reden wie über das Geschäft." Er starrte auf die glänzende Brosche und hatte einen stumpfen, wie hypnotisierten Blick in den Augen.

Jesper legte die Hand über die Brosche, sodaß der Schwarze Sigurd sie nicht sehen konnte.

"Was ist das, mit diesem DOS?" fragte er dann.

"Es wächst..." flüsterte der Schwarze Sigurd. "Dort sind Ritter, die Sir Gawain aus Abenteuerland wie eine alte Konservendose erscheinen lassen. Dort sind Ritter, die Grunga töten können - den Drachen..."

"Warum tun sie es dann nicht?"

"Ach, was du die ganze Zeit fragst," antwortete der Schwarze Sigurd rauh. "Keine Ahnung. Und jetzt den Knopf...?"

"Erst später..." sagte Jesper. "Ich verspreche dir, daß, wenn du mir dieses DOS zeigst, dann wirst du ihn bekommen, später..."

Der Schwarze Sigurd saß auf dem Sattelknauf mit einem ausgelassenen Ausdruck auf seiner Vogelfratze.

"Reit nur weiter, Kleiner. Du hast einen Freund fürs Leben gefunden."

"Sehr gut..." sagte Jesper. "So etwas findet man nicht jeden Tag. Zeig mir nun, wie ich nach DOS komme..."

"Mir nach, Kleiner," krächzte der Schwarze Sigurd, setzte ab und flog in den Wald hinein. Jesper spornte das Pferd und folgte ihm.

Der schwarze Sigurd

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