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Gewissenserforschung

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Wenn ich auf meine persönliche Geschichte mit dieser Gebetsweise schaue, steigen manche Erinnerungen hoch: das abendliche Gebet mit meiner Mutter, in dem wir auf den Tag schauten, um zu sehen, was den »kleinen Willi« alles bedrückt und froh gemacht hatte und, natürlich, was nicht gut war von ihm und wo er es am nächsten Tag besser machen wollte und sollte. Weiterhin: Die nicht selten angstbeladene, aber auch mit Erleichterung belohnte Beichte; erste Tagebuchversuche; im Noviziat der Jesuiten dann die tägliche Praxis der Gewissenserforschung – das sog. Examen – des Ignatius, für die mittags und abends eine eigene Zeit vorgesehen war. Für Ignatius ist das Examen die wichtigste Gebetszeit gewesen: Auch wenn alles wie etwa Messfeier, Breviergebet, Meditation ausfiele – den Blick auf das Wunder und Wachsen des Lebens und das Wirken des Gottes-Geistes und das eigene Mitwirken wollte er nie auslassen. Das wäre für ihn wie eine Einwilligung in Erblindung, Erlahmung und Lebensmüdigkeit gewesen.

Die Bedeutsamkeit liegt auch darin, dass diese Gebetsweise in etwa dem Weg der Exerzitien entspricht: eine Zeit stillen Innehaltens – d.h. sich die Zeit für Exerzitien nehmen; die Zeit, sich und sein Leben vor Gott zu bringen – dazu kann man das »Prinzip und Fundament« der Exerzitien heranziehen; das Geschehen von Umkehr, Versöhnung und Neuorientierung – dies entspricht der sog. ersten Woche der Exerzitien; die Suche nach vertiefter Lebensgestaltung aus der Beziehung zu Christus und der Wunsch, in Gottes Liebeswillen zu leben – dies spiegelt die Dynamik der Exerzitienetappen, die ausdrücklich der Nachfolge Christi gewidmet sind.

Ein hörendes Herz

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