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Die französische Besatzungspolitik in Deutschland

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Als die Alliierten am 5. Juni 1945 mit einer völkerrechtlichen Erklärung die Regierungsgewalt übernahmen, lag nicht nur das Schicksal Deutschlands, sondern auch die Verantwortung für die Deutschen in ihren Händen50. Den Franzosen stand nur wenig Vorbereitungszeit zur Verfügung51, um nicht nur die militärische Besatzung ihrer Zone, sondern zudem auch die Zivilverwaltung zu organisieren, deren administrative und kommunikationstechnische Infrastruktur es neu zu ordnen bzw. aufzubauen galt. Intensiviert wurde der Vorbereitungsprozess, als General Louis-Marie Koeltz im Herbst 1944 eine Mission militaire pour les Affaires allemandes (MMAA) bildete und ihr die Administration militaire française en Allemagne (AMFA) eingliederte, die sich um die Rekrutierung und Ausbildung des künftigen Besatzungspersonals kümmern sollte. Dafür wurden seit Dezember 194452 drei- bis vierwöchige Kurse eingerichtet. Dennoch stand zu wenig Zeit zur Verfügung, so dass die französischen Militärbehörden auf die Handbücher des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) der Angloamerikaner zurückgriffen und diese kurzerhand ins Französische übersetzten53. Von Dezember 1944 bis Juni 1945 durchliefen 1200 bis 1500 Personen diese Kurse54.

Nach der deutschen Kapitulation wurde die Festlegung eines Besatzungsprogramms für die „Provisorische Regierung der Republik“ zu einer Priorität. Deshalb nahm das Comité interministériel des Affaires allemandes et autrichiennes (CIAAA) unter dem Vorsitz de Gaulles höchstpersönlich am 7. Juli 1945 seine Arbeit auf und diktierte am 19./20. Juli noch vor der offiziellen Einsetzung der Militärregierung in der französischen Zone seine ersten „Direktiven für unser Vorgehen in Deutschland“. Sie legten den französischen Handlungsrahmen fest; der erste Teil des Werkes hieß „Die Kontrollpolitik der Vier Mächte“ und der zweite „Die Politik in der französischen Zone“55.

Besatzungspolitik war für Frankreich Deutschlandpolitik und sollte in diesem Rahmen genauso die zukünftige Sicherheit des Landes vor Deutschland garantieren. Als Ziel dieser Sicherheitspolitik sollten die Deutschen nach den zwölf Jahren nationalsozialistischer Diktatur für die Demokratie gewonnen werden. Dabei galt es zum einen, die Entscheidungsebenen des öffentlichen Lebens in der Zone zu entnazifizieren, um die Struktur des Landes und die Mentalitäten zu verändern, zum anderen sollten die Deutschen mit der Demokratie vertraut gemacht und deren Vorzüge den Menschen bewusst gemacht werden. Der Entnazifizierung kam nach Meinung von Corine Defrance somit eine doppelte Funktion zu: „Strictu sensu beschreibt Entnazifizierung den repressiven Prozess der Säuberung oder Épuration, gleichzeitig weist sie auf den konstruktiven Prozess der Umerziehung hin“56.

WBG Deutsch-französische Geschichte Bd. X

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