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2Buchmärkte in Zahlen: internationale Buchmarktstatistiken

Praxisbeispiel

Die deutschsprachige Buchbranche verlässt sich gerne auf die jährlich erscheinende Branchenstatistik Buch und Buchhandel in Zahlen – in einschlägigen Bibliotheken sowie in jedem größeren Verlagshaus befinden sich die kleinen Bände, die seit den 1950er Jahren Auskunft über den deutschen Buchmarkt geben. Das BuBiZ unterliegt der Buchpreisbindung und kostet 44,50€ (Stand: 2019). Die Daten sind also relativ leicht zugänglich – ob für Börsenvereinsmitglieder und andere Branchenteilnehmer, die interessierte Öffentlichkeit oder für die Wissenschaft. Demgegen- über stehen beispielsweise die Daten aus den USA. Hier gibt es viele verschiedene Anbieter, die in einem unübersichtlichen Markt kostenpflichtige Angebote für Statistiken unterbreiten. Die Association of American Publishers (AAP) etwa geizt mit ihren Statistiken sehr: es gibt eine ganze Reihe verschiedener Publikationen – jährlich (AAP StatShot Annual), monatlich (AAP StatShot Monthly) und auch demnächst in einer personalisierbaren Online-Fassung (AAP StatShot Annual Tableau Drilldown). Es werden keine Summaries kostenfrei angeboten und auch keine Preise veröffentlicht – die Produkte sind nur nach einem Verkaufsgespräch mit der AAP erhältlich. Und selbst wenn ein Unternehmen tief in die Tasche greift, um an diese Daten zu kommen: sie fokussieren hauptsächlich die Verlagsperspektive, sodass viele Branchenteilnehmer zusätzlich bei anderen Anbietern weitere Daten einkaufen müssen.

Reflektion Kapitel 2: »Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast« – heißt es im Volksmund. Auch bei Buchmarktstatistiken gilt: Lesen Sie immer das Kleingedruckte!

Besonders wichtig sind die Erhebungsmethoden und die Quellen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Website der Frankfurter Buchmesse, die Zahlen und Fakten zu verschiedenen nationalen Buchmärkten bereitstellt. Derzeit (2019) wird die Website umstrukturiert, aber schauen Sie doch mal auf die InternetArchive/Wayback Machine-Archivfassung der Website (https://web.archive.org/web/20170709080120/http:/book-fair.com:80/en/international/book_markets/). Die auffindbaren Zahlen variieren sehr stark in Qualität, Zuverlässigkeit – und Erhebungsdatum. Klicken Sie sich durch die verschiedenen Reports und finden Sie die ältesten genannten Zahlen – und die neuesten. Inwiefern ist hier ein Vergleich überhaupt möglich? Was müsste anders sein, um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten?

Wie das Beispiel schon anklingen lässt, ist die erste große Herausforderung bei einer Betrachtung des internationalen Buchmarkts die komplizierte Quellen- und Datenlage.

There is a real problem that very few – maybe three – countries in Africa collect any kind of publishing or legal deposit statistics. This means we just don’t have the facts to show whether publishing is growing or declining in any given country. We also can’t refute or prove the many myths of Africa in relation to books, such as ›it’s a bookless continent‹ or ›Africans don’t have a reading culture‹.

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Außerhalb der westlichen Welt sind Buchmarktstatistiken häufig gar nicht verfügbar. Die Abteilung für Buchwissenschaft und Verlagswesen an der University of Pretoria in Südafrika etwa erhebt die Publikationsstatistik für Südafrika – die aber mit den Statistiken der südafrikanischen Nationalbibliothek nicht zusammenpasst.

Häufig werden in der westlichen Welt nationale Buchmarktstatistiken von Dachverbänden und Berufsorganisationen der Marktteilnehmer zur Verfügung gestellt. Manchmal sind die Datenblätter und Statistiken dann für Mitglieder kostenlos oder kostengünstiger einsehbar. Abgesehen von dem beschränkten Zugriff beziehungsweise den möglicherweise hohen Kosten, die mit einer Mitgliedschaft einhergehen, haben diese Zahlen oft gar nicht den Anspruch, den ganzen Buchmarkt darzustellen, sondern können nur das wiedergeben, was die Mitglieder ihnen weitermelden. Sie sind also für die Richtigkeit der Angaben auf das Wohlwollen ihrer Mitglieder angewiesen. Zudem sehen sich Wissenschaftler mit der Herausforderung konfrontiert, bei jeder Forschungsfrage alle Zahlen einzeln bei nationalen Anbietern zusammenzusuchen oder gar anzufragen.

Industry statistics can’t come to fruition without publishers’ ongoing engagement.

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Das heißt aber auch, dass der Umsatz von Big Playern wie Amazon, die nicht in den # Branchenverbänden vertreten sind, in den Statistiken der Branchenverbände kaum Berücksichtigung finden kann. Auch Bereiche abseits des traditionellen Handels, also Selfpublishing, Print-on-Demand usw., lassen sich mit den Zahlen der Branchenverbände nicht zuverlässig analysieren.

Mit dieser grundsätzlichen Problematik befassen sich in den letzten Jahren auch Aufsätze in den wichtigsten wissenschaftlichen Periodika zur internationalen Buchbranche. Zu nennen sind hier beispielsweise die Journals LOGOS. Journal of the World Publishing Community (erscheint seit 1990, Verlag: Brill, Herausgeber: Angus Phillips) und Publishing Research Quarterly (erscheint seit 1985, davor als Book Research Quarterly, Verlag: Springer, Herausgeber: Robert E. Baensch). Für den Bereich des akademischen Publizierens ist zudem das Journal of Scholarly Publishing (erscheint durchgängig seit 1969, Verlag: University of Toronto Press, Herausgeber: Alex Holzman und Robert Brown) empfehlenswert. Alle drei Journals arbeiten mit dem Peer-Review-Verfahren und sind komplett nach Stichworten online über die jeweilige Verlagsseite durchsuchbar, was eine erhebliche Erleichterung bei der Recherche darstellt.

Aber auch die Online-Zeitschrift Publishing Perspectives. International Publishing News and Opinion (ohne Verlag 2009 durch das German Book Office [GBO] gegründet und seitdem fortgeführt als Projekt der Frankfurt Book Fair New York Inc.; Herausgeber: Porter Anderson) sollte in diesem Zusammenhang als zuverlässige und breit angelegte Anlaufstelle für kritische Berichterstattung zum internationalen Buchmarkt genannt werden.

PEER-REVIEW-VERFAHREN

Ein sogenanntes Peer-Review-Verfahren (von Englisch Peer, Ebenbürtiger/Gleichaltriger und Review, Überprüfung/Gutachten) ist im Wissenschaftbetrieb eine anerkannte Form der Qualitätssicherung von Publikationen durch unabhängige Gutachter (Reviewer) aus der gleichen oder einer angrenzenden Disziplin. Es gibt verschiedene Formen des Peer-Review, zum Beispiel ein doppelblindes Peer-Review-Verfahren, bei dem die Anonymität von Gutachtern und Autoren gewahrt wird, um möglichst unabhängige und rein inhaltlich bezogene Gutachten zu erhalten.

2.1 Nielsen BookScan

Wenn es um die Auffindbarkeit und Zugänglichkeit von Buchmarktstatistiken geht, sind Wissenschaftler also in der Regel entweder auf publizierte und verarbeitete Statistiken in Wissenschafts- und Branchenpublikationen angewiesen oder auf die Daten, die Verbände zur Verfügung stellen. Hier kommen zusätzlich zu den Verbänden neue(re) private Anbieter hinzu, die auf Marktforschung spezialisiert sind. Weltweit ist der Name Nielsen untrennbar mit Medienstatistiken verbunden: #Nielsen BookScan (nielsenbookscan.co.uk/) ist der größte Anbieter für Buchmarktdaten. Die Firma Nielsen existiert als Marktforschungsinstitut schon seit 1923. Nielsen BookScan gehört zu Nielsen Holdings PLC, einem der größten Marktforschungsunternehmen weltweit.

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