Читать книгу Korridorium – Mythenwege, Märchenpfade - Cory d'Or - Страница 8
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Ich betrete den Korridor und ziehe die Tür hinter mir zur. Der Lärm des Festes wird zu dumpfem Gemurmel herabgedämpft. Ich atme tief durch und ziehe meine Maske ab. In diesem Teil des Schlosses bin ich noch nie gewesen. Vermutlich ist dies ein Gang für Bedienstete, der zur Küche führt. Ich öffne eines der Fenster, damit die frische Luft den Schweiß auf meiner Stirn trocknet. Schon Wochen, scheint es mir, verbringen wir hier hinter verschlossenen Türen und mit hochgezogener Zugbrücke und geben uns hemmungslos dem Vergnügen hin. Im Fensterglas sehe ich an meinem Halsausschnitt eine blaue Verfärbung der Haut, doch ich messe ihr keine weitere Bedeutung bei. Stattdessen untersuche ich interessiert das kleine, zusammengeschnürte Bündel auf der Fensterbank. Ich entfalte einen langen schwarzen Umhang, in den eine Maske, eine große Sanduhr und eine Sense eingewickelt sind, deren Stiel sich ausklappen lässt. Ich werfe mir den Umhang über und fühle mich plötzlich wieder jung und voller Tatendrang, wage sogar ein paar kleine Tanzschritte und Pirouetten. Die Maske zeigt einen Totenschädel. Meine ist nutzlos geworden. Ich werfe sie einfach zum Fenster hinaus. Sie landet irgendwo in der Tiefe des Hofes, die das fahle Licht des Mondes nicht erreichen kann und im Dunkeln liegt. Die Sense in der Rechten gibt mir ein gutes Gefühl. Die Uhr schlägt. Es ist Zeit, wieder unter die Feiernden zu gehen.