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Vorwort – in eigener Sache

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An Karfreitag 2021 schrieb eine von mir geschätzte Bloggerin, dass sie gern einen Film sehen oder ein Buch lesen würde, bei dem es darum geht, was die Jünger Jesu am Tag der Kreuzigung taten und zwar, nachdem Jesus gestorben war. Was ging ihnen durch Kopf und Herz?

Es kann spannend sein, sich das vorzustellen, die Bibel sagt nicht viel darüber und ist ja auch keine fundierte, historische Quelle.

Aber die Jünger – und Jüngerinnen Jesu waren Menschen sehr unterschiedlichen Charakters, die eine schwierige Krise meistern mussten und alles, was sie erlebten, war bereits vor ihnen und auch jahrhundertelang nach ihnen eine Aneinanderreihung allgemeiner, menschlicher Erfahrungen. Wir haben keine Ahnung, wie die Menschen damals im Alltag miteinander geredet haben, was ausgesprochen wurde und was man lieber für sich behielt, welche Gefühle den Einzelnen bewusst waren und welche ihr Verhalten bestimmten, ohne dass ihnen klar war, warum das so war. Sie tickten sicher ganz anders als wir heute, hatten eine vollkommen andere psychische Struktur, eine andere Art nach außen mit Konflikten umzugehen, aber auch sie innerlich zu verarbeiten. Wir haben schon Verständnisprobleme, wenn wir es in der heutigen Zeit mit Menschen aus anderen Kulturkreisen zu tun haben, ja sogar wenn sie aus einem anderen sozialen Umfeld stammen, weil sie nicht die gleichen Erfahrungen gemacht haben und anders geprägt wurden. Es wird also kaum realistisch sein, was ich mir hier ausgedacht habe.

Aber der Sinn von biblischen Texten besteht nicht darin, sich die Welt von vor 2000 Jahren zu erschließen, sondern das, was sie beschreiben, in unsere Lebenswelt zu übersetzen, um aus den uralten Erfahrungen, die trotz aller Unterschiede in ihrer Essenz seit Generationen die gleichen sind, für das eigene Leben und die aktuelle Gemeinschaft zu lernen. Dabei hilft es, gemäß des Bibliologs der in Teilen der altjüdischen Tradition des Midrasch ähnelt, neben dem sogenannten schwarzen Feuer, dem gedruckten, lesbaren Wort, auch das sogenannte weiße Feuer zu entfachen, die Geschichten hinter den Geschichten, die Figuren und Erzählungen zwischen den Zeilen, die unsere Phantasie uns offenbart. Also erzähle ich Ihnen eine fiktive Geschichte von den ersten zehn Stunden nach Jesu Tod – und beginne im folgenden Prolog einige Stunden zuvor.

Karfreitagabend

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