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Vorwort

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Da schreibt eine noch zu wenig bekannte autorin um ihr leben in ihrem eigenen persönlichen stil kurze texte, fügt da und dort ein selbst gemaltes bild ein, und die lektüre der texte gestaltet sich vielschichtiger als lesende auf den ersten blick denken könnten. In fast durchgängig fließendem text beweist sich Dagmar Herrmann als überzeugte kleinschreiberin und komma-vermeiderin und es gelingt ihr, ganz viel in ihre prosa-poesie hineinzupacken: hintergründiges, lebensphilosophie, gesellschaftskritik und ein hohes engagement für kunst ergeben prosa-vignetten von grosser intensität. Ein vergleich von Nietzsche und Schopenhauer in einem punkt, ein gedicht von Yeats, eine betrachtung zu Salvador Dali und eine verteidigung von Johann Mario Simmel zeigen den weiten horizont der autorin.

Was die geneigten lesenden begeistert sind diese genauen alltagsbetrachtungen, überlegungen zum verlauf der zeit, anspielungen und hinweise auf den krankheitszustand der heutigen gesellschaft. Die autorin verzichtet bewusst auf satzzeichen, schafft so neue bezüge, verblüfft immer wieder: neologismen, eine eigene syntax und eigentlich ist alles immer ein satz, der stets länger wird. Gemäß Nietzsche schreibt jeder autor nur ein buch, bei Dagmar Herrmann können wir fast sagen, sie schreibt einen endlos langen satz! Durch den völligen verzicht auf satzzeichen ergeben sich neue bezugsmöglichkeiten, verweise, wortkreationen. Sie spielt auch mit der getrennt-und zusammenschreibung und errreicht damit dasselbe.

Wir finden da écriture automatique, eine suada ganz eigener prägung, tagebuchhafte fragmente, beschreibung von befindlichkeiten einer schriftstellerin, die mehrdimensional denkt, ihren alltag als quelle von erfahrungen intensiv nutzt. Poetisch sind diese texte durch die wortwahl, die variation der kapitelbezeichnungen und den o-ton einer autorin, die aus dem vollen schöpft, keine tabus fürchtet, lebensweisheit nicht für sich behalten mag, sondern engagiert ihren lesenden eine haltung vorzeigt und vorlebt, wo es wohl melancholie, aber keine resignation gibt, wo leben und literatur sich berühren, wo die schreibende den lesenden probleme aufzeigt, wo lösungen durchdacht sind, wo ihnen mut gemacht wird, lebensfreude und ein hohes maß an kreativität vorgelebt werden.

Täglich schreibend ist da eine ganz eigene weltsicht zusammengekommen, sie bringt ihre probleme oft auf den punkt, aber nicht todernst, auch humor ist eines ihrer markenzeichen.

Hier ein sentenzenhaftes gedicht: „bin nur die schrift nicht das wort/nur die aufgabe nicht die lösung“.

Dagmar Herrmann malt als autodidaktin mit dem künstlernamen „Meermaid“. Sie hat über 50 faszinierende bilder frei schaffend in einem ihr eigenen stil gemalt. Eine auswahl daraus illustriert den vorliegenden text.

Rudolf Weiler, Dr. phil, Zürich

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