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Drei Schwestern

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"Hallo Evi, was ist mit Andri los? Weißt du etwas? Sie hat sich so seltsam über WhatsApp geäußert. Es ginge ihr nicht gut, wolle aber im Moment nicht darüber reden. Ich mache mir Sorgen um sie. Ist sie krank?" fragte Gigi ihre jüngste Schwester". "Keine Ahnung.... da musst du schon warten bis sie dir das selbst erzählt." war Evis Antwort. Zwei Tage später meldete Andri sich und erzählte, dass sie ernsthaft darüber nachdenke, sich nach über 30 Ehejahren von ihrem Ehemann zu trennen. Klaus, ihr Ehemann, war nach außen hin ein smarter netter Kerl, mit dem man sich gut unterhalten konnte. Er war immer für Andere da, wenn er gebraucht wurde. Klaus schien nach außen hin der fürsorgliche, geduldige, tolerante Ehemann und Familienvater zu sein. Die beiden hatten zwei schon erwachsene Kinder. Ihre Tochter Mia und ihren Sohn Moritz, der am Asperger Syndrom litt. Andri, stand ständig unter "Strom", weil sie die beiden Männer auseinander halten wollte, um Streit zu vermeiden. Oft war sie mit den Nerven am Ende. Klaus war enttäuscht von Moritz. Er erwartete wie alle Väter, dass sein Sohn Abitur machen und eine berufliche Karriere anstreben sollte. Dazu war Moritz nicht im Stande. Das lag aber nicht an seiner mangelnden Intelligenz sondern daran, dass er auf Grund seiner psychischen Behinderung einfach nicht in der Lage war, den Erwartungen seines Vaters zu entsprechen. Klaus warf Andri unterschwellig vor, in der Erziehung des Sohnes versagt zu haben. Die Situation zu Hause wurde für Andri immer unerträglicher. Andri war mittlerweile 57 Jahre alt und wollte endlich ein ruhigeres Leben ohne den ständigen Familienstress. Sie musste sich selbst wiederfinden, nachdem sie sich vor vielen Jahren verloren hatte. Wie viele Frauen in ihrem Alter. Evi, war mit 54 Jahren die jüngste der drei Schwestern. Sie hatte sich schon vor 6 Jahren von ihrem Mann Adrian, der ihre erste große Liebe war, getrennt. Auch sie war im Laufe ihrer Ehe immer unzufriedener geworden. Wie bei den meisten langjährigen Partnerschaften ist irgendwann die "Luft raus" und man verliert sich als Paar. Adrian saß nach der Arbeit sehr oft bis spät in die Nacht hinein an seinem PC. Er bastelte daran herum oder spielte PC-Spiele. Evi hasste den Computer, der für ihren Mann wichtiger geworden war, als seine Frau und die Kinder. Sie fühlte sich allein gelassen mit der Erziehung und unattraktiv als Frau. Ihr Mann hatte sich in seinen PC verliebt, der für ihn wichtiger geworden war als alles andere. Für Evi fühlte es sich an, als wäre sie eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern. Zwei Teenies und einem Mann, der nicht erwachsen werden wollte. Sie begann, nachdem die beiden Kinder größer wurden und sie nicht mehr permanent brauchten, wieder zu arbeiten. Ihrem Mann passte das ganz und gar nicht. Er erwartete, als Einzelkind aufgewachsen, weiterhin "all inklusive" Service rund um die Uhr. Im Haushalt mit anzupacken war für ihn undenkbar. Aber Evi ließ sich nicht unterbuttern. Sie genoss einerseits die neu gewonnene "Freiheit" wieder eigenes Geld zu verdienen und nicht nur Servicekraft für Ehemann und Kinder zu sein, andererseits war aber auch die Doppelbelastung durch Beruf und Familie nicht zu unterschätzen. Berufsbedingt musste sie sich nun mit dem gehassten PC auseinandersetzen. Zunächst freute sich ihr Mann darüber, dass sie sich nun auch mit seinem Hobby beschäftigte und half ihr sich in der digitalen Welt zurecht zu finden. Als Evi begann die Vorteile der sozialen Netzwerke zu entdecken und so auch viele neue Kontakte knüpfte, war Schluss mit lustig. Er bekam Angst, dass sie sich von ihm abnabeln und auch andere Männer im Netz entdecken würde. "Typisch Mann." dachte Evi zunächst belustigt.Adrian begann sich in Evis Laptop zu hacken und sie auszuspionieren. Als sie das herausfand, war endgültig Schluss. Sie verlangte eine Trennung auf Zeit. Adrian fiel aus allen Wolken und jammerte und lamentierte, heulte und flehte sie an doch zu bleiben. Evi blieb standhaft in ihrer Entscheidung und siehe da... einige Tage später eröffnete Adrian seiner Frau, dass er sich Knall auf Fall in eine Arbeitskollegin verliebt hatte. Nun wollte er die Scheidung. Also suchte Evi sich eine eigene Wohnung und zog aus. Die Scheidung brachte sie zwar in finanzielle Nöte, aber sie zog es durch und befreite sich von den Ehefesseln. Mittlerweile hatte sie sich selbstständig gemacht. Evi betreute nun ältere Menschen und begleitete diese bei Behördengängen und sonstigen Dingen des Alltags. Zu Adrian hatte sich in den letzten Jahren ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Gigi war mit ihren 65 Jahren die älteste der drei Schwestern und führte seit 47 Jahren eine Vernunftehe. Sie heiratete mit 18 Jahren, um das Elternhaus möglichst schnell zu verlassen. Mit Werner, ihrem Mann, baute sie ein Haus und sie bekamen zwei Kinder. Werner hatte eine schlimme Kindheit. Sein Vater war Alkoholiker und terrorisierte und verprügelte seine Frau und die Kinder. Werner wollte genau wie Gigi von zu Hause weg. Also fanden die Beiden, dass es eine gute Idee wäre zu heiraten, um eine eigene kleine Familie zu gründen. Sie hofften aus den Fehlern, die ihre Eltern gemacht hatten, zu lernen. Im Laufe der Zeit entwickelte Werner sich selbst immer mehr zum Trinker wie sein Vater. Zwar verprügelte er Gigi nicht, machte ihr aber mit seiner Sucht das Leben schwer. Sie hatte die zwei Kinder fast alleine großgezogen, da ihr Mann oft auch am Wochenende arbeitete. Fleißig war er, das musste sie ihm lassen, trotz seiner Alkoholsucht. Arbeiten ging er immer. Es war ein Teufelskreis aus dem er alleine nicht herauskam. Gegen eine Therapie wehrte er sich immer vehement. Von dem Vorsatz, vieles besser machen zu wollen als ihre Eltern, war bei Gigi und Werner nichts mehr übrig geblieben. Sie waren in die gleiche Ehe-Falle getappt wie ihre Eltern. Gigi war immer für ihre Kinder und beiden Enkelkinder verfügbar und ertrug bisher geduldig das Verhalten ihres Ehemannes.

Das Tass(ch)enbuch Nr.1

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