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SHIT MEETING

JACOB

Dienstbesprechungen gehörten nicht gerade zu meiner Lieblingsbeschäftigung. Das einzig Gute daran waren der Kaffee und die leckeren Kekse.

„In diesem Fall muss es aber sein“, wies Melanie mich streng zurecht und öffnete die Tür des Besprechungszimmers.

Augenblicklich stürmten meine übrigen vier Mitarbeiter in den Raum.

Kein Mensch, der den enormen Umsatz von Morgan Inc. kannte, hätte je geglaubt, dass die saftigen Gewinne, die meine Firma einfuhr, mit einem nur sechsköpfigen Team zustande kamen.

Das Motto von Morgan Inc. lautete: Klasse statt Masse. Ich stellte niemanden ein, der nicht für seinen Job brannte, arbeitete nur mit den besten der Besten. Weit überdurchschnittliches Fachwissen gepaart mit Scharfsicht und einem erschreckenden Instinkt für den Markt waren aber nur die eine Seite der Medaille. Noch wichtiger war mir das Menschliche. Wenn das stimmte, wuchs jeder einzelne weit über sich hinaus. Und damit meinte ich keinen Sex in the Office.

Ob es den gab, wusste ich nicht. Ich wollte es mir auch nicht vorstellen, dass Beth mit Jim auf dem Kopierer …

Nein, ich glaubte es nicht, denn dann wäre der längst nur noch ein kleiner Haufen Schrott, den die Putzfrau, die täglich zwei Stunden lang für Sauberkeit und Ordnung bei uns sorgte, längst beseitigt hätte.

Ich schüttelte mich und konzentrierte mich auf die gute Stimmung, die um mich herum herrschte. Hochmotiviert, bestens gelaunt und augenscheinlich hungrig versammelte sich meine großartige Mannschaft um den runden Besprechungstisch. Drei Männer und drei Frauen, die Spaß an der Arbeit hatten - und an Kaffee und Keksen.

„Aaaaah, Mel, du bist die Beste. Die Kekse vom Iraner!“

Beth, 130 Kilo geballte Überzeugungskraft, wegen zehn verkaufter Getreidesilos mit neuartiger Kühlelektronik Mitarbeiterin des Monats, stopfte sich drei von den hellen Krümelkeksen in den Mund.

Alle lachten. Selbst bei mir war das Eis jetzt gebrochen. In jedem Fall konnten wir sechs uns aufeinander verlassen und hatten das Schiff noch immer sicher durch so manchen scharfen Sturm gelenkt. Die Konkurrenz schlief nicht. Als florierendes Unternehmen ruhten die neidischen Augen der anderen immer auf uns. Doch am Ende waren wir stets noch stärker aus den Stürmen hervorgegangen.

Nicht, dass meine Leute sich nie untereinander austauschten, doch bis alle mit Kaffee versorgt waren, nutzten sie die Gelegenheit, ein paar dringende Dinge zu besprechen. Ich lehnte mich zurück und grinste zufrieden vor mich hin. Das waren meine Leute. Ich liebte sie alle!

Melanie schlug den Kaffeelöffel gegen meine Tasse. Das helle Klingeln sorgte für sofortige Ruhe.

„Es tut so gut, euch mal wieder alle auf einen Haufen zu haben. Und jetzt übernimmt der Boss.“

Melanie verzog ihren in einem dezenten rotbraun geschminkten Mund zu einem Lächeln und alle anderen nickten schelmisch.

Ich ließ nichts auf Melanie kommen, aber das, was ich jetzt tun musste, hätte sie viel besser gekonnt. Ich war gut darin, mit Zwischenhändlern, Produzenten und so weiter zu verhandeln, aber dieses Geschwafel in den Besprechungen … Der böse Blick, den ich Melanie von der Seite zuwarf, brachte alle zum Lachen.

Ja, so kannten wir unsere Melanie. Was sie wollte, dass wollte sie. Und was nicht, das eben nicht. Genau darum war sie meine Assistentin. Ich hatte also keinen Grund, mich zu beschweren. Im Übrigen wusste hier natürlich jeder, wie sehr ich diese Besprechungen liebte.

„Wie ich seit meinem letzten Ausflug nach Big Apple jetzt ganz sicher weiß, will Bailey Inc. aufrüsten“, eröffnete ich die Sitzung.

„Christian Bailey? Der Australier mit den sauteuren australischen Landmaschinen? Der, der die BIG RED MILK MACHINE erfunden hat?“ Carla, eine Mutter von fünf Jungs und dementsprechend durchsetzungsfähig, wackelte mit den Augenbrauen.

Melanie zwinkerte munter in die Runde.

„Er sieht in Wirklichkeit noch besser aus als auf den Fotos. Und damit meine ich nicht die Melkmaschine, der er im Übrigen bloß das Branding und die Farbe verpasst hat. Rot statt blau. Ein genialer Marketing-Schachzug, das gebe ich zu, aber sonst steckt rein gar nichts dahinter. Trotzdem clever. Worauf ich eigentlich hinaus wollte, Ladies”, Melanie schnalzte mit der Zunge, „Bailey ist wahrhaft First Class.“

„Wenn Bailey mit Klotz Inc. fusioniert, können wir einpacken“, bemerkte ich, um das Gespräch mal von Baileys äußeren Vorzügen abzulenken.

Ein Raunen ging durch den Raum. Gut so. Denn Klotz Inc. war uns ganz dicht auf den Fersen. Vielleicht war es auch umgekehrt. Im Grunde waren sie die einzigen Konkurrenten, die uns wirklich gefährlich werden konnten. Sie waren größer als wir, zudem waren sie länger auf dem Markt. Zusammen mit Bailey würden sie alles vom Markt fegen, was Rang und Namen hatte. Also auch uns. Und das machte mir wirklich ernsthafte Sorgen. Sonst wäre ich auch gar nicht mit Melanie zu der Messe nach New York gefahren, wo ich im Übrigen mit drei Brillenschlangen gevögelt hatte. Der mieseste Sex, den ich je gehabt hatte.

„Der Kanguruh-Mann ist an Klotz Inc. dran?“ Jim runzelte die Stirn, die sich bei ihm von der Nasenwurzel bis zum Nacken erstreckte.

„Nennen wir ihn doch lieber Surfer Boy.” Beths Schmunzelton täuschte. Sie war zutiefst alarmiert, was ich unschwer an ihrem gigantischen Doppelkinn ablas, das fast noch größer war als ihre Brüste. Immer wenn die aktuelle Mitarbeiterin des Monats in Sorge war, blähte sich ihre untere Gesichtshälfte samt Hals auf wie die Gurgel einer Kröte.

„O. k., Leute, wir haben den Ernst der Lage erfasst. Momentan ist Bailey noch offen. Das heißt, mit Klotz Inc. haben bis jetzt noch keine Verhandlungen stattgefunden, soweit ich weiß. Uns hat er inzwischen auch kontaktiert. Lasst uns also den ultimativen Schlachtplan aufstellen, wie wir Bailey davon überzeugen, dass er mit niemand anderem als mit uns fusioniert“, lenkte ich die Aufmerksamkeit auf die anstehende Aufgabe.

„Wir sind die Besten“, sagte Otto, dessen Vorfahren aus Deutschland stammten, vollmundig. „Wir bringen seine australischen Luxusmaschinen auf jeden amerikanischen Acker.“

„Das wissen wir“, murmelte ich und wunderte mich über Ottos hohle Phrase.

Melanie nickte und brachte es für mich auf den Punkt: „Die Frage ist, wie wir ihn von uns überzeugen. Da Bailey der Presse zufolge hetero ist, kommen wir mit unserem hübschen Boss nicht weit.“

„Dann musst dieses Mal du ran, Melly-Sexy“, grinste Paul.

Melanie warf mir einen finsteren Blick zu. „Das habe ich Jacob bereits vorgeschlagen, aber er hält mich für ungeeignet.”

„Ich lass doch nicht meine Assistentin von diesem Flachleger verheizen“, knurrte ich.

„Wann soll denn das Überzeugungsmanöver stattfinden? Ich meine, vielleicht kann ich bis dahin die Hälfte meines Gewichts verlieren.“ Zur Bekräftigung genehmigte Beth sich noch ein paar von den garantiert kalorienarmen Krümelkeksen, die ausschließlich aus reichlich Butter, Honig, feinstem Weißmehl und Gewürzen hergestellt wurden.

„Übernächstes Wochenende ist die Big Land Fair in Philadelphia. Ich fliege rüber nach Phili”, sagte ich.

Jim schüttelte bekümmert den Kopf. „Das schaffst du nicht, Beth.“

„Also, Leute, kommt jetzt. Werft Melanie eure Ideen rüber. Von der Oper bis zum Sauna-Club grabt alles aus, was euch einfällt und einen Mann wie Bailey beeindruckt. Table Dance, Rudel-Popp … Legt euch keine Ketten an. Höchstens, dass dem Australier die Peitschenhiebe über den Arsch zischen. Von mir aus besorgt ihm eine Domina, sofern er darauf steht. Und dann klemmt euch dahinter, dass ich Karten habe und einen Terminplan.“

Ich hatte jetzt endgültig genug von der Besprechung, es war eh alles gesagt. Meine Mitarbeiter waren ja nicht schwer von Begriff. Ich schnappte mir ein paar Kekse, schlug sie in eine von den Blümchenservietten ein, die wir neuerdings im Büro hatten, und erhob mich geräuschvoll von meinem Stuhl.

„Willst du denn in dem Fall kein Callgirl springen lassen, das die ganze Zeit dabei ist? Vielleicht diese Charlene, mit der du die Season of Peaches gerockt hast. Die hat doch bestimmt auch die Domina-Nummer drauf, also für den Fall, dass der Mann aus Down Under so tickt“, rief Jim in den Raum.

Ich versteifte mich und hinter mir ging mein Stuhl zu Boden.

Jim hatte ja keine Ahnung, was für einen Aufruhr er mit seiner gut gemeinten Bemerkung in mir auslöste. Auch nach New York hatte ich weitere Brillenschlangen gevögelt. Zehn dürften es inzwischen insgesamt sein, doch die Konfrontationstherapie zeigte keinerlei Wirkung.

„Ein Mädchen habe ich bereits festgemacht. Eine Theresa“, beeilte sich Melanie mit einem sorgenvollen Seitenblick auf mich zu betonen.

Otto hob den umgefallenen Stuhl auf.

„Danke“, ich nickte jedem meiner großartigen Mitarbeiter einzeln zu, „dann kümmere ich mich um eine Verabredung mit Bailey. In Philadelphia.“

„Und wir sorgen für das Rahmenprogramm“, verkündete Melanie unter dem tosendem Beifall aller.

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