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KAPITEL 1

Kindesentwicklung und Gehirnorganisation

Die in „Eigenständige Kinder – Entspannte Eltern“ beschriebenen Konzepte und Empfehlungen werden direkt oder indirekt durch jahrelange wissenschaftliche Forschung gestützt – Forschung darüber, wie sich das Gehirn mit zunehmendem Alter herausbildet und wie sich organisatorische Fähigkeiten mit der Zeit entwickeln. Der Fokus dieses Kapitels liegt auf der wissenschaftlichen Entdeckung und dem faszinierenden Prozess, durch den Klinikärzte das organisierte Gehirn verstehen konnten. Es bietet Hintergrundwissen über die medizinischen Grundlagen, auf die sich schließlich die praktischen Tipps stützen.

Folglich ist der Inhalt dieses Kapitels fachlicher gehalten als der Rest des Buches. Das Material ist für Leser bestimmt, die mehr über die wissenschaftlichen Hintergründe der Entwicklung eines organisierten Verstandes erfahren wollen. Denn alle Eltern wissen: Selbst Kindergartenkinder fragen nach den meisten unserer Bitten und Aufforderungen: „Warum?“ Schließlich wissen sogar sie, dass Erklärungen wichtig sind. Dieses Kapitel fokussiert sich auf das „Warum?“ und die folgenden Kapitel erklären das „Wie?“. Deshalb ist das Verständnis dieses Kapitels keine Voraussetzung dafür, dass Sie die späteren praktischen Ratschläge umsetzen können.

Organisation der kognitiven Funktionen

Organisiertes Denken beinhaltet mehr als Unordnung oder Pünktlichkeit. Ein organisiertes Kind hat nicht nur die kognitive Fähigkeit (Gedächtnis und Denkvermögen), zeitliche und räumliche Beobachtungen und Daten (Informationen über Reihenfolge, Form und Größe) zu speichern und auf sie zurückzugreifen. Es hat vor allem die Fähigkeit, Informationen auf mehreren Ebenen gleichzeitig zu verarbeiten. Das organisierte Gehirn besitzt die Fähigkeit der übergeordneten Kognition. Dazu gehören Konzeptualisieren, Perspektivenwechsel, Kreativität und komplexe Entscheidungsfindung. Diese Gedankengänge benötigen ein sehr kompliziertes System neurologischer Integration (Nervenstränge, die Informationen miteinander verbinden).

Das Gehirn basiert auf einem komplizierten Netzwerk zusammenhängender Gehirnfunktionen. Und diese Organisation ähnelt dabei dem Aufbau einer Großstadt. Städte sind in Bezirke für Industrie, Wohnen, Shopping und Unterhaltung eingeteilt. In der Stadt sind die Bezirke durch kreuz und quer verlaufende Schnellstraßen verbunden. Der Verkehr läuft hin und her.

So ähnlich ist das Gehirn in Bereiche mit verschiedenen Funktionen des Nervensystems eingeteilt. Hierzu gehören zum Beispiel Gedächtnis, Sprache, räumliche und sequenzielle Verarbeitung sowie Bewegungskontrolle. Von einem Schüler geforderte Fähigkeiten, wie den eigenen Namen zu schreiben, an die Hausaufgaben zu denken oder Völkerball zu spielen, benötigen eine präzise Kommunikation zwischen diesen Gehirnregionen. Denken Sie zum Beispiel an eine simple Aufgabe wie das Anziehen am Morgen. Für diese Aufgabe muss das sensorische und motorische Nervensystem zusammenarbeiten. Man benötigt einerseits Balance und Koordination, andererseits Gedächtnis, um beispielsweise zu merken, dass Unterwäsche vor der Hose angezogen wird. Folglich kreiert das Gehirn einen „Plan für das Anziehen“, der abgespeichert und jeden Morgen abgerufen wird. Details wie den Reißverschluss zu schließen und die Schuhe zu binden, müssen auch beachtet werden. Und das Binden der Schuhe ist wiederum Teil der sequenziellen Verarbeitung, denn für eine richtige Schleife sind mehrere Schritte notwendig. Sie sehen also: Selbst für einfache Aufgaben wie das Anziehen muss das Gehirn des Kindes eine komplizierte Abfolge diverser Gehirnfunktionen leisten. Wenn man es so sieht, ist es doch fast ein Wunder, dass es Kinder jeden Tag in die Schule schaffen.

Nervenstränge im Gehirn haben die gleiche Funktion wie Straßen in einer überfüllten Stadt. Sie ermöglichen die Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnregionen. Das Nervensystem ist wesentlich komplizierter als das verstopfte Straßennetz von Los Angeles. Tatsächlich gibt es Billionen brillant abgestimmter Nervenbahnen, über die Informationen mit unvorstellbarer Geschwindigkeit rasen. Diese Nerven ermöglichen die Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnregionen. Bei so viel Verkehr mit so hohen Geschwindigkeiten im Gehirn würde man doch erwarten, dass häufig auch „Unfälle“ auftreten. Und wenn solche „Unfälle“ auftreten, was tatsächlich vorkommt, wie würden sie aussehen? Stellen Sie sich ein Kind vor, das im Unterricht die Hand hebt. Der Lehrer nimmt es dran, doch der Schüler vergisst, was er sagen wollte. Denken Sie an ein Kind, das mit den Antworten herausplatzt, obgleich der Lehrer noch spricht, oder das die telefonierenden Eltern einfach unterbricht. Beachten Sie das Kind, das einen emotionalen Zusammenbruch bekommt, wenn es nicht nach seiner Vorstellung läuft. Wenn sich Kinder nicht von dem Fernseher oder Computer trennen können, um sich für die Schule fertig zu machen, kann ein solcher mentaler Zusammenbruch auftreten. Diese Zusammenbrüche treten bei allen Menschen auf. Sie passieren jedoch frequentierter, wenn das Gehirn einer Person ungenügend organisiert ist.

Gehirnentwicklung

Die Feinheiten und Funktionsweisen des Gehirns sind ein nie endendes Abenteuer. Jede Entdeckung wirft weitere Fragen auf. Die Forschung des letzten Jahrhunderts gewährt uns einen Einblick in die Frage, wie das Gehirn organisiertes Denken unterstützt. Wir wissen nun, dass es bestimmte Regionen im Gehirn gibt, die zusammenarbeiten und organisiertes Denken und Handeln unterstützen. Manche Entdeckungen passierten aus Versehen (dennoch hilfreich, obwohl sie zufällig bei einer Forschung zu einem anderen Thema gemacht wurden), beispielsweise solche, die bei der Untersuchung unbeabsichtigter Gehirnverletzungen auftraten. Neuere Erkenntnisse für unser Verständnis des Gehirns sind durch moderne, aufregende Technologien wie das Neuroimaging entstanden. Das Imaging (Bildgebung) des Gehirns erlaubt es nicht nur, Aufnahmen verschiedener Gehirnregionen zu machen. Man kann vielmehr den Blutfluss innerhalb des Gehirns betrachten, während Patienten verschiedene Denkaufgaben lösen. Der Zusammenhang besteht darin, dass die aktivierten Gehirnregionen mehr Blut für die Sauerstoffversorgung benötigen. Teile der exekutiven Funktionen (für Planen, Aufgabenerledigung und Selbstkontrolle benötigte Fähigkeiten des Gehirns) können mit spezifischen Papier-und-Stift-Denkaufgaben gemessen werden. So können die Fähigkeiten in den Bereichen Planung und Organisation direkt in der Arztpraxis betrachtet werden. Mit diesen Messmethoden können nun Menschen mit Schwierigkeiten und Hochbegabungen untersucht werden. Wissenschaftler können so das kollektive Verständnis über die effiziente Funktionsweise des Gehirns erweitern. Mit diesen Werkzeugen lassen sich durch die Untersuchung von Kindern verschiedenen Alters Richtwerte oder Meilensteine für die Kindesentwicklung ableiten. Anhand dieser können Eltern erkennen, wieviel Unterstützung ihr Kind benötigt.

Der berühmte Fall des Phineas Gage

Seit dem berühmten Fall des Phineas Gage wird der Frontallappen in der wissenschaftlichen Literatur mit den exekutiven Funktionen assoziiert. Phineas Gage ist die erste ausführlich dokumentierte Person, die eine schwere Gehirnverletzung überlebt hat. Die folgende Persönlichkeitsveränderung ließ Wissenschaftler vermuten, dass bestimmte Gehirnfunktionen in bestimmten Gehirnregionen lokalisiert sind. Phineas Gage war Vorarbeiter einer Eisenbahnbaukolonne. Am 13. September 1848 haben er und seine Crew Sprengstoff verwendet, um den Weg für die Rutland-Burlington-Eisenbahnstrecke in Vermont freizuräumen. Als Gage gerade mit einem Stopfeisen Schießpulver in das Loch eines Felsens drückte, führte ein Funke zu einer versehentlichen Explosion. Diese feuerte die 1 m lange und 3 cm breite Stange durch seinen Kopf. Das Stopfeisen trat unterhalb seines linken Wangenknochens ein, flog vollständig durch die Oberseite des Kopfes und landete 23–27 m hinter ihm. Gage wurde zwar von der Explosion umgeworfen, blieb jedoch möglicherweise bei Bewusstsein, obwohl der Großteil der linken Hälfte des Gehirns zerstört war!

Auf wundersame Weise überlebte Gage den Unfall; wahrscheinlich aufgrund der hohen Hitze, sodass die Blutgefäße kauterisiert oder versiegelt wurden, sodass es nur begrenzt zu Blutungen kam. Er wurde für zehn Wochen in ein Krankenhaus eingewiesen und dann entlassen, um sein alltägliches Leben fortzusetzen. Gut neun Monate später fühlte sich Gage stark genug, seine Arbeit fortzusetzen. Jedoch hatte er Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Berichten zufolge war er vor dem Unfall ein kompetenter und effizienter Arbeiter und Team-Koordinator. Nach dem Unfall war er jedoch ungeduldig, starrsinnig, unruhig und ziemlich vulgär. Er war nicht in der Lage, seine Zukunftspläne umzusetzen. Seine Freunde sagten, dass er „nicht mehr Gage“ gewesen sei. Gage lebte weitere elfeinhalb Jahre. Seinen Beruf als Vorarbeiter nahm er nie wieder auf. Stattdessen arbeitete er in Ställen in New Hampshire und Chile. Außerdem war er für ein paar Jahre eine lebende Ausstellung in New York. Er starb 1860 und sieben Jahre später wurde sein Körper für Forschungszwecke exhumiert. Sein Schädel und das Stopfeisen sind nun in der medizinischen „Countway“ Bibliothek der Harvard University ausgestellt. Die Relikte sind ein Symbol der frühen Gehirnforschung.

In der letzten Zeit haben Forschungen über Gehirnverletzungen, vor allem Schlaganfälle, geholfen, isolierte Gehirnfunktionen schematisch zu beschreiben. Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutversorgung einer Gehirnregion beeinträchtigt ist. Manchmal können diese Vorfälle ganz bestimmte Gehirnregionen betreffen. Kommt es zu einem Schlaganfall im präfrontalen Cortex durch die Blockade oder ein Leck eines Blutgefäßes, können Mediziner anhand von Beeinträchtigungen bei bestimmten Alltagsaufgaben Rückschlüsse auf den genauen Ort der Gehirnverletzung ziehen. Alltagsaufgaben (wie Kochen, Haushalt, Einnahme verschriebener Medikamente) benötigen Planung. Diese scheint von bestimmten zerebralen Gefäßverletzungen (z. B. Schlaganfällen) negativ beeinträchtigt zu werden. Die Folgen von Verletzungen des präfrontalen Cortex wurden bei Rehabilitationen dokumentiert.7 Claudia Allens Test der kognitiven Fähigkeiten (Allen Cognitive Level Screen (ACLS)) bewertet die Leistungen des Patienten bei den exekutiven Funktionen.8 Die Ergebnisse beziehen sich auf Alltagsaufgaben, die Planung benötigen. Mit Neuroimaging und Messmethoden wie dem ACLS können Wissenschaftler folglich bestimmte Hirnregionen mit bestimmten Fähigkeiten verknüpfen.

Durch modernes Neuroimaging sehen wir Live-Aufnahmen des denkenden Gehirns. Die Technologie erlaubt es Wissenschaftlern, die Sauerstoffzufuhr genau zu verfolgen, während Kinder denken (z. B. Rechnen oder Puzzle lösen). So können sie feststellen, welche Gehirnregionen bei bestimmten Arten des Denkens aktiv sind. Außerdem können elektrische Ströme durch die quantitative Elektroenzephalographie (QEEG) gemessen werden, da Nerven durch eine Spannung stimuliert werden. Beim Denken lassen sich also im Gehirn elektrische Ströme feststellen. Bei so präzisen Messmethoden stellt sich doch die Frage, warum man nicht von jedem Kind ein Neuroimaging macht, sodass man feststellen kann, ob das Kind ADHS, Autismus oder etwas anderes hat.

Die Antwort auf diese Frage ist kompliziert. Von dem geringen gesundheitlichen Risiko dieser Tests abgesehen, liegt es vor allem an der Ungenauigkeit. Diese medizinischen Tests erzielten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Buches in den meisten Fällen keine genauere Diagnose als ein guter Mediziner im Patientengespräch. Die Schwierigkeit liegt darin, dass jedes Gehirn in der Vernetzung einzigartig ist. Eine Diagnose wäre einfach, wenn jedes Gehirn gleich aufgebaut wäre und man ein Nervenbündel finden könnte, das an der falschen Stelle sitzt. Tatsächlich hat jedoch jedes Gehirn eine ganz eigene Architektur.

Um die Variabilität im Gehirn zu erklären, eignet sich ein Streudiagramm. Ein einfaches Beispiel ist die Schätzung des Geschlechts einer Person anhand der Haarlänge. Die meisten Mädchen wären auf der Langhaar-Seite des Streudiagramms, die meisten Jungs auf der Kurzhaar-Seite. Dann gibt es aber einige Mädchen, die kurze Haare haben, und wiederum Jungs, die längere Haare als viele Mädchen besitzen. Folglich kann man das Geschlecht in Abhängigkeit von der Haarlänge nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit schätzen. Das Gleiche gilt auch für einen SPECT-Scan oder ein QEEG, zumindest zu diesem Zeitpunkt. Diese Verfahren können eine Verhaltensdiagnose nur anhand von typischen Mustern mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit schätzen.

Durch Studien zu Gehirnverletzungen junger Kinder wissen wir, dass man mit dem Wort „typisch“ aufpassen muss, denn Gehirne sind plastisch. Das heißt, Gehirne können sich in ihrer Struktur verändern und anpassen. Nehmen wir als Beispiel ein Kind, das seinen Arm aufgrund eines Schlaganfalls nicht mehr heben kann. Dann ist es möglich, dass das Gehirn durch eine geeignete Physiotherapie eine „Alternativverbindung“ für diese Funktion kreiert. Das Gehirn ist zu strukturellen Veränderungen fähig! Folglich ist es schwierig, eine Diagnose mit von „typischen“ Werten abhängiger Computer-Technik zu stellen. Dennoch wird Technologie für zukünftige Forschung und Entdeckung eine große Rolle spielen. Ihr Kinderarzt kann Ihnen sicher die Vor- und Nachteile neuer Diagnose-Techniken erklären.

Exekutive Funktionen

Die exekutiven Funktionen werden vor allem im präfrontalen Cortex gesteuert; eine Region, die etwa 5 cm von der Vorder- und Oberseite des Gehirns angesiedelt ist. Das Zentrum der Organisation im Gehirn wird auch „Zentrum der exekutiven Funktionen“ genannt. Es steuert die Selbstkontrolle, räumliche und sequenzielle Verarbeitung, Gedankenwechsel und gleichzeitige Verarbeitung. „Sequenzielle Verarbeitung“ beschreibt die Verarbeitung von Reihenfolge und Zeit. „Räumliche Verarbeitung“ bezieht sich auf die räumliche Lage. Durch Gedankenwechsel kann das Gehirn sanft von einem Gedanken auf einen anderen umspringen. Das Prinzip der gleichzeitigen Verarbeitung ist jedoch komplizierter.

Gleichzeitige Verarbeitung bezieht sich auf die Fähigkeit des Gehirns, über mehr als eine Sache auf einmal nachzudenken. Diese Veranlagung wird häufig auch Arbeitsspeicher genannt. Betrachten Sie den Arbeitsspeicher als große Tafel, auf der viele Informationen gleichzeitig stehen. Auf einer Tafel ist es beispielsweise viel einfacher, eine mathematische Rechnung durchzuführen, als sich die ganzen Rechenschritte zu merken. Das Gleiche gilt für das Merken einer Telefonnummer. Wenn der Arbeitsspeicher intakt ist, kann das Gehirn mehrere Gedanken gleichzeitig verarbeiten.

Wie lässt sich das auf Organisation anwenden? Nun, die meisten organisierten Gedanken werden durch den Arbeitsspeicher verarbeitet. Er ist wie der Hauptbahnhof für jegliche Organisation im Gehirn. Planen hängt mit ihm zusammen. Schließlich kann ein Kind so über mehrere Schritte gleichzeitig nachdenken – vorausdenken. Der Arbeitsspeicher ist ebenso für einen Perspektivenwechsel notwendig. Wenn ein Kind zum Beispiel etwas mit seinem Freund teilt, denkt das Kind nicht nur über sich nach, sondern beachtet auch die Perspektive seines Spielkameraden. Der Arbeitsspeicher eines Kindes funktioniert wie ein Dropdown-Menü (Liste von passenden Optionen) eines Computers.

Jüngere Kinder haben weniger Kontrolle über ihren Arbeitsspeicher. Folglich zeigen sie mehr unorganisiertes Denken. Häufig reagieren junge Kinder, manchmal auch ältere, in der gleichen, unangepassten Weise. Sie haben oftmals einen Verneinungsreflex. Die Mutter eines Patienten erklärte mir, dass ihr Sohn auf alles mit „Nein“ antwortet, unabhängig von der Frage. Egal ob sie „Bring den Müll bitte raus“ fordert, oder „Lass’ uns ins Kino gehen“ anbietet, seine erste Antwort ist immer „Nein“. Es spielt keine Rolle, wie sehr er das Kino mag – selbst wenn sein Lieblingsfilm kommt, seine Antwort lautet „Nein“. Kinder mit Verneinungsreflex haben häufig ein fehlerhaftes Dropdown-Menü. Diese Optionslisten sind wie Computer organisiert. Wenn ein organisiertes Mädchen beispielsweise mit einem Dilemma wie Freizeit konfrontiert ist, öffnet sich dieses fiktive Dropdown-Menü und ihr fallen zahlreiche Möglichkeiten ein. Wenn dieses Dropdown-Menü jedoch nicht direkt erscheint, entscheidet sich ein unorganisiertes Kind häufig für eine Standard-Beschäftigung, welche heutzutage häufig ein Computerspiel oder ein soziales Netzwerk ist. Der Verneinungsreflex tritt häufig bei 2-jährigen Kindern auf, denn Zweijährige sind natürlich per Definition noch nicht organisiert. Die Antwort ist meistens „Nein“. Wenn dieses Problem jedoch auch noch mit über 5 Jahren auftritt, sollten Sie es mit Ihrem Kinderarzt besprechen.Wenn Kinder älter werden, wird ein fehlendes direktes Dropdown-Menü mit diversen Optionen manchmal als Langeweile interpretiert. Kinder erscheinen häufig einfach deswegen gelangweilt, weil sie nicht an eine Vielzahl von Optionen denken können.

Die kognitiven, exekutiven Funktionen, wie gleichzeitige Verarbeitung, räumliche und sequenzielle Verarbeitung sowie Gedankenwechsel, ermöglichen die folgenden komplizierten Gedankengänge und mehr:

Einprägung von Mustern

Vorausschauendes Planen

Flexibles Denken (Berücksichtigen und Entwerfen verschiedener Antworten oder Verhaltensoptionen)

Einfühlungsvermögen zeigen oder das Gesamtbild begreifen

Lokalisierung der eigenen Gegenstände

Reibungsloser Übergang von einer Aufgabe zur nächsten

Bewegungskoordination beim Sport (Bewegungsablauf)

Effektive Kommunikation

Perspektivenwechsel

Diese organisatorischen Fähigkeiten werden zunehmend wichtig, wenn Kinder in das junge Erwachsenenalter kommen. Zum Glück entspricht die Gehirnentwicklung meistens den erhöhten Anforderungen. Wegen sich ändernder Anforderungen können Schüler auf einem Niveau gut abschneiden und auf einem anderen plötzlich Schwierigkeiten haben. Das sehen wir häufig bei weiterführenden Schulen. Schüler, die in der Grundschule hervorragend waren, sind teilweise noch nicht bereit für die organisatorischen Erwartungen der weiterführenden Schule. Wenn man über Organisation spricht, ist es wichtig, auch auf die zu erwartende Entwicklung der organisatorischen Fähigkeiten einzugehen. Die folgenden Kapitel zeigen die zu erwartende Entwicklung dieser Fähigkeiten. Bevor Sie jedoch weiterlesen, denken Sie daran, dass es bereits mit fünf Jahren zu einer erheblichen Variabilität kommt. Folglich sollten Sie herausfinden, wie weit Ihr Kind tatsächlich entwickelt ist. Dann können Sie es im individuellen Tempo vorwärtsbringen.

Entwicklung organisatorischer Fähigkeiten

Die organisatorischen Fähigkeiten wachsen mit dem Kind mit. Dennoch entwickelt sich jedes Kind im eigenen Tempo. Dieser Abschnitt befasst sich mit der Forschung zu der Entwicklung des organisatorischen Vermögens mit zunehmenden Alter. Erste Zeichen der exekutiven Funktionen zeigen sich bereits, bevor ein Kind ein Jahr alt wird. Ein Kleinkind kann schon einen simplen Plan befolgen. Es kann auf Grundlage von Informationen einfache Entscheidungen treffen. Dreijährige können Aufgaben erledigen, bei denen sie zwischen zwei verschiedenen Möglichkeiten entscheiden müssen. Sie treffen Entscheidungen, können sich fokussieren und demonstrieren auf diese Weise Flexibilität. Sobald Kinder in das Kindergartenalter kommen, können sie häufig schon Aufgaben gemeinsam in der Gruppe bewältigen. Sie können Aufgaben durch eine subtile Hilfestellung des Erziehers schon unabhängig lösen und Ablenkungen im Sitzkreis für 15 bis 20 Minuten ausblenden.

Die A-nicht-B-Aufgabe

Viele Studien zeigen das Wachstum der exekutiven Funktionen während der ersten Jahre nach der Geburt. Ein Pionier in der Erforschung der Kindesentwicklung ist Jean Piaget.9 Er führte ein Experiment namens A-nicht-B-Aufgabe mit Kindern durch, die sieben Monate und älter waren. In diesem Experiment wird den Kindern ein auffälliges Spielzeug gezeigt. Dieses wird innerhalb der Reichweite des Kindes in eine Box A gelegt. Das Kind darf dann nach dem Spielzeug suchen. Diese Abfolge wird einige Male wiederholt. Dann wird das Spielzeug vor den Augen des Kindes in die Box B gelegt. Piaget hat herausgefunden, dass Kinder unter zwölf Monaten immer wieder zu Box A gegangen sind, um das Spielzeug zu finden. Die Theorie besagt, dass die Kinder durch die zweite Box überfordert waren. Ihre Verarbeitungsfähigkeit wurde überfordert. Nicht in der Lage sich auf mehr als eine Sache zu konzentrieren, beharrten die Kinder auf der ihnen bekannten Box A. Kinder, die fast zwölf Monate alt waren, ließen sich hingegen nicht von den zahlreichen Wiederholungen ablenken. Sie probierten auch Box B aus.

Andere Forscher haben die A-nicht-B-Aufgabe seitdem weiterentwickelt. Das Spielzeug wurde nun in eine kompliziertere Box B gesteckt, bei der mehrere Schritte nötig waren, um sie zu öffnen. Der restliche Ablauf ist mit dem Piaget-Experiment identisch. Das Experiment wurde dann mit Kindern zwischen 12 und 24 Monaten durchgeführt, die das Piaget-Experiment einfach gelöst hatten. Das Erstaunliche ist nun, dass die Kinder einen Rückfall erlebten, denn sie entschieden sich wieder für Box A. Der Arbeitsspeicher der Kinder wurde durch die komplizierte Box so erschöpft, dass die Kinder das Problem nicht lösen konnten. Es wurde zu viel Gedächtnis benötigt. Während des dritten Lebensjahrs entwickeln Kinder schließlich Problem-Lösungsfähigkeiten, um diese Aufgabe zu lösen.

Befolgen von Regeln

In einem verwandten Experiment testete Dr. David Zelazo die Fähigkeit zwei-, drei- und vierjähriger Kinder, Regeln zu befolgen. Kinder erhielten Karten mit zwei verschiedenen Motiven (Autos und Blumen) und drei verschiedenen Farben (rot, blau oder grün). Dann sollten sie eine klare Regel befolgen (z. B. Lege die blauen Karten hierhin, die anderen dorthin). Dann wurden sie aufgefordert, die Regel zu wechseln (z. B. Lege die Autos hierhin, die Blumen dorthin). Dreijährige beharrten auf der bisherigen Regel und blieben stecken. Sie sortierten die Karten weiterhin nach der ersten Regel. Sie wurden dann nach der Regel gefragt und konnten die Frage überraschend richtig beantworten. Jedoch setzten sie nach erneuter Aufforderung die erste Regel fort: Sortierung nach Farbe. Wurden die Anweisungen umgekehrt (erst Symbol, dann Farbe), kamen die Wissenschaftler zum gleichen Ergebnis. Folglich verstehen Kinder in diesem Alter die Regel zwar, können diese jedoch nicht umsetzen. Scheinbar ist in diesem Spiel zu viel Komplexität für einen Dreijährigen.1113

Vierjährige sind schon eher in der Lage, mehrere Dinge gleichzeitig zu verarbeiten. Die meisten Kinder dieses Alters können reibungslos von der einen Anweisung (z. B. Farbe, Symbol) zu der nächsten wechseln. Sie können ihre Optionen abwägen, entsprechend reagieren und erkennen: „Das Farbenspiel wird so, das Symbol-Spiel so gespielt“. Vierjährige lernen aus ihren Fehlern und können Optionen sinnvoll abwägen.

Wenn Kinder älter werden, können sie sich besser kontrollieren. In einem weiteren klassischen Experiment werden Kinder in einen Raum mit einem Marshmallow gebracht. Der Forscher erklärt dem Kind, dass es zwei Optionen hat: entweder den Marshmallow sofort essen, oder warten und dafür einen zweiten erhalten. Die Studie zeigt, dass vier- und fünfjährige Kinder ihre Impulse bereits unterdrücken können. Sie erkennen, dass zwei Süßigkeiten später noch besser wären.

Eine Mutter fragte mich, wann ihr siebenjähriges Kind aufhören würde, ihr iPad zu stibitzen. Ich habe ihr erklärt, dass er es so lang benutzen würde, wie sie ihm das Passwort gibt. Denn für einen Siebenjährigen hat die direkte Belohnung viel mehr Bedeutung als spätere, potenzielle Konsequenzen.

Über die Jahre haben Wissenschaftler den typischen Fortschritt menschlicher Fähigkeiten in Bezug auf Planung und Organisation erforscht. Und durch dieses Wissen können Kinderärzte Eltern vorausschauende Ratschläge für die Entwicklung ihres Kindes geben. Das Problem ist jedoch die unfassbar große Variation der Fähigkeiten bei Kindern. Die organisatorische Entwicklung des einen Kindes sagt nichts über die Entwicklung eines anderen Kindes voraus. Zum Glück zeigen Studien, dass elterliche Fürsorge und ein geeignetes Umfeld die Kindesentwicklung positiv beeinflussen können.

Der Einfluss des Umfelds auf die Entwicklung

Kinder werden mit großartigem Potenzial geboren. Die Gehirnentwicklung hängt jedoch auch von der Exposition im jungen Alter ab. Unpassende oder zu wenig Zuwendung zu einem Säugling oder einem Kleinkind führen häufig zu Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben des Kindes. Insbesondere toxische Umgebungen wie Leben mit Vernachlässigung, Missbrauch oder Gewalt schaden dem Gehirn tatsächlich und führen zu Wutanfällen, wenn das Kind älter wird.14, 15 Die Angst oder Anspannung durch ein chaotisches oder unvorhersehbares Umfeld führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Cortisol. Cortisol ist ein Hormon, das ab bestimmten Mengen neurotoxisch wirkt und die Gehirnentwicklung beeinträchtigt. Die meisten von uns kennen dieses Gefühl, so beängstigt zu sein, dass man nicht mehr klar nachdenken kann. Der Schaden von intensivem oder chronischem Stress scheint permanent zu sein. Folglich kann eine längere Exposition in schwierigen oder verschreckenden Situationen dem Gehirn schaden. Währenddessen begünstigt ein warmes und unterstützendes Umfeld die Entwicklung der exekutiven Funktionen. Was genau mit „warm und unterstützend“ gemeint ist, wird in den weiteren Kapiteln dieses Buches erläutert. Umarmungen und Küsse sind sehr wichtig. Sie werden sehen, dass Beständigkeit, Möglichkeiten zum Erkunden und die Herausforderung, neue Dinge zu probieren, maßgeblich für die Erziehung eines organisierten Kindes sind.

Wie bereits erwähnt, führen Traumata zu einem bleibenden Effekt bei der Gehirnentwicklung. Wissenschaftler haben Kinder aus besonders schwierigen Umständen untersucht. Dazu gehören Missbrauch und Vernachlässigung16, Erziehung in einem Waisenhaus,17, 18 Frühgeburten oder Schwierigkeiten bei der Geburt.19, 20 Zudem haben elterliche Einflüsse, wie das fetale Alkoholsyndrom eine ähnlich schädigende Wirkung auf den präfrontalen Cortex und andere Gehirnregionen. Danach weisen Kinder, die einem oder mehreren dieser toxischen Umstände ausgesetzt waren, eher impulsives oder unorganisiertes Verhalten im Zuge ihrer Entwicklung auf. Der Gedanke, dass Kinder einen oder sogar mehrere dieser Umstände erleben müssen, ist einfach tragisch. Aber wir sehen es immer wieder. Zum Beispiel eine Mutter, die abhängig von psychoaktiven Substanzen (Drogen) und Alkohol ist. Drogen und Alkohol können manchmal zu einer Frühgeburt führen. Die neue Mutter kann die Bedürfnisse des Kindes nicht befriedigen oder bewältigen, sodass das Kind in einer Pflegefamilie oder, im Ausland häufig, im Waisenhaus endet. Das Kind ist nun sehr wahrscheinlich dauerhaft beeinträchtigt.

Dennoch sollte man das Kind nicht aufgeben. Wir wissen, dass ein anderes Umfeld oder die Anwesenheit mindestens eines beständigen, unterstützenden Erwachsenen in den ersten 1.000 Tagen nach der Geburt einen Unterschied machen können. Selbst Kinder in Pflegefamilien mit weniger häufigem Wohnortwechsel und einem beständigen Elternhaus schneiden tendenziell bei späteren Tests der exekutiven Funktionen besser ab.21

Umfelder, die Entwicklung fördern

Ein unterstützendes Umfeld ist gekennzeichnet durch direkte Fürsorge, Stetigkeit und Schutz vor Stress. Zur Erinnerung: Erwachsene (sowohl zu Hause, als auch außerhalb des Hauses) fördern die Entwicklung der exekutiven Funktionen (für Planen, Aufgabenerledigung und Selbstkontrolle benötigte Fähigkeiten des Gehirns) eines Kindes. Das gelingt, indem man Kindern gegenüber Vertrauen zeigt und sie schrittweise selbstbestimmt handeln lässt. Das Kind übernimmt die „exekutive“ Rolle. Die Kunst liegt darin, Kinder mit angemessenen Erwartungen zu unterstützen und sie so in einem individuellen Tempo vorwärts zu bringen – nicht zu schnell, nicht zu langsam. Junge Kinder brauchen mehr Aufsicht und Unterstützung, um ihre Umwelt zu organisieren. Sobald sie älter werden, brauchen sie zunehmende Möglichkeiten, eigene Entscheidungen zu treffen und zu reifen. Es scheint, als würde eine ordentliche und berechenbare Umgebung die Entwicklung der exekutiven Funktionen begünstigen. Spätere Kapitel dieses Buches beschreiben spezifische Interventionen, um die organisatorische Entwicklung des eigenen Kindes zu begünstigen. Diese Maßnahmen fordern Kinder zur Übung ihrer exekutiven Fähigkeiten heraus.

Kinder, deren exekutive Funktionen besser unterstützt wurden, sind besser im Umgang mit der Schule und ihren Freunden. Studien zeigen, dass sie früh größere Fortschritte machen. Schon im Kindergarten sind sie besser in Mathe, Sprache und Schreibfertigkeiten. Folglich helfen exekutive Funktionen Kindern akademisch und sozial.22, 23 Als Erklärung dafür wird angenommen, dass Interaktion Fähigkeiten in den Bereichen Multitasking, Selbstkontrolle, Planen und anderen exekutiven Funktionen fordert. Viele Kinder sind aber nicht auf dem gleichen kognitiven Level wie Gleichaltrige, was zu einer unzureichenden Interaktion führen kann. Als Konsequenz kommt es häufig zu sozialer Isolation. Daher ist es die Aufgabe der Eltern, die Gehirnentwicklung ihrer Kinder nicht mit Karteikarten, sondern mit Imagination, Kreativität und Spiel zu fördern.2426 Genaue Aktivitäten werden Ihnen später nahegebracht.

Forscher in den Bereichen Kinderheilkunde, Neurologie, Psychologie und Bildung entdecken ständig neues Wissen über die exekutiven Funktionen. Dieses Buch fasst einen Teil dieses Wissens zu den fünf wichtigsten Schritten, um eigenständige Kinder großzuziehen, zusammen. Die meisten dieser evidenzbasierten Maßnahmen beinhalten praktische Strategien wie „Tun-als-ob“ spielen. In Zukunft gelingt es vielleicht, die Entwicklung der exekutiven Funktionen mit moderner Technik voranzutreiben. Ich empfehle Ihnen, einen stetigen Kontakt zu Ihrem Kinderarzt zu halten. So werden Sie schnell über neue Entwicklungen informiert.

Verbesserung des Gedächtnisses

Das Gedächtnis ist das Archivierungssystem des Gehirns. Daher ist es elementar für organisiertes Denken. Unser Speichersystem basiert beim Abspeichern neuer Informationen und Abrufen von Erinnerungen auf einigen wenigen Prinzipien: Vervielfältigung, Bedeutsamkeit und wiederholende Übung. Kinder mit gutem Gedächtnis führen diese Aufgaben unterbewusst aus. Jedoch können diese Strategien auch bewusst ausgeführt werden. So können Schüler ihre Lernfähigkeit aktiv verbessern. Und Sie als Eltern oder Lehrer können diese Lernstrategien vermitteln.

Vervielfältigung

Erinnerungen kann man sich am besten merken, wenn sie gleich an mehreren Orten abgespeichert sind. Wenn Informationen vielfältig archiviert werden, kann man später in diversen Kontexten auf sie zurückgreifen. Unser Arbeitsspeicher kann Informationen an mehreren verschiedenen Orten einsortieren. Dafür scannt dieser unsere mentale „Datenbank“ durch und verknüpft neue Erkenntnisse mit bereits erlernten Informationen. Wenn ein Lehrer beispielsweise über Tornados spricht, kann er gleich mehrere neuronale Verknüpfungen eines Kindes ansprechen. Selbst wenn das Kind noch nie von einem Tornado gehört hat, kann es die neugewonnenen Informationen mit anderen Arten tödlicher Stürme (Hurrikans, Wirbelwinde) verbinden. Es erinnert sich vielleicht an die herumwirbelnden Blätter auf dem Spielplatz und verbindet Tornados mit diesem Ereignis. Vielleicht verknüpft es die Informationen sogar mit seinen Erinnerungen von Zwergen und Hexen aus „Der Zauberer von Oz“. Jede dieser Verknüpfungen wird zum Speichern verwendet. Diese Verbindungen sind nun Auslöser für das Wissen über Tornados. Neue Informationen in ein bereits gelerntes Muster einzuordnen, ist der Schlüssel für Erinnerungsvermögen. So kann auf verschiedene Weise auf Informationen zurückgegriffen werden.

Wiederholung

Je häufiger wir auf bestimmte Erinnerungen zugreifen, desto ausgeprägter ist die neuronale Verbindung. Dieses Phänomen lässt sich gut durch den Sport veranschaulichen. Manche Sport-Experten schätzen, dass 10.000 Wiederholungen erforderlich sind, bis ein Bewegungsablauf (z. B. Freiwurf im Basketball) automatisch abläuft. Übung lohnt sich. Und Kinder, die unzählige Stunden mit Übung beschäftigt sind, verbessern sich immer. Das Gleiche gilt für ein Kleinkind, das Laufen ausprobiert, ein Kindergartenkind, das das Alphabet lernt, ein Schüler, der mit dem Multiplizieren beginnt oder ein Medizinstudent, der die Hirnnerven auswendig lernt. Jeder Lehrer kennt das Prinzip von Wiederholung und Übung. Und die meisten Schüler finden es leider schlicht langweilig. Also haben Lehrer zahlreiche Strategien entwickelt, um Wiederholung interessant und spaßig zu machen. Wenn Lehrer das Alphabet beibringen, zeichnen sie es an die Wand, und die Schüler sprechen es nach, sie singen das Alphabet-Lied, Kinder bekommen Arbeitsblätter und Bücher mit verknüpfenden Bildern wie A steht für Apfel. Eltern können das Lernen beispielsweise mit Kühlschrankmagneten, Reimen und dem Aufzeigen von Buchstaben auf Straßenschildern unterstützen. Der Kontakt mit zahlreichen Buchstaben führt zu erfolgreichen Leseanfängen.

Bedeutsamkeit

Das Verknüpfen neuer Informationen mit bedeutenden Erinnerungen ist eine der mächtigsten Strategien. Die neuen Informationen werden greifbarer. Wenn ein Schüler beispielsweise ein Buch über den Bundestag liest, kann er die Informationen besser verknüpfen, wenn er einen Familienausflug nach Berlin gemacht hat. Dort hat er vielleicht mit seinen Eltern die Kuppel des Reichstags besucht. In anderen Worten: Neue Informationen werden am besten gemerkt, wenn sie für Schüler bedeutend oder wertvoll sind.

Eltern und Lehrer können Lesen einprägsamer machen, indem sie jungen Lesern helfen, Verbindungen herzustellen. Bevor ein Buch gelesen wird, können Eltern mit ihren Kindern Vorhersagen über den Inhalt raten, indem sie das Cover genau betrachten. Oder sie fragen beim Lesen: „Was glaubst du, passiert als nächstes?“ Oder: „Wärst du gern mit Harry Potter befreundet?“ Je vielseitiger ein Kind über den Inhalt nachdenkt, desto mehr Verknüpfungen stellt es zum Inhalt her. So werden die neuen Informationen gefestigt und das Kind kann besser auf sie zurückgreifen.

Gute Lehrer verwenden sogenannte Advance Organizer als Lernhilfe. Ein Advance Organizer ist ein Einstieg in Form eines Hinweises oder einer Verknüpfung zu einem bereits gelernten Thema. Zum Beispiel kann ein Lehrer zu Beginn der Stunde sagen: „Wisst ihr noch, wie wir herausgefunden haben, dass die Winkelsumme in einem Dreieck immer 180 Grad ist? Nun, heute schauen wir uns die Winkelsumme in einem Rechteck an.“ Ein guter Basketball-Coach benutzt beim Training auch Advance Organizers. Der Coach könnte sagen: „Erinnert ihr euch an das Spiel letzte Woche, als wir Schwierigkeiten hatten, die gegnerische Verteidigung zu durchbrechen? Nun, heute zeige ich euch einen Spielzug, um in die Zone zu kommen.“ Schon bevor das Training beginnt, haben die Spieler ein Bezugsbild im Kopf, an dem sie sich orientieren.

Eigenständige Kinder – Entspannte Eltern

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