Читать книгу Andor - Gestrandet auf Pelos - Dan Gronie - Страница 7
Mein lieber Scholli!
ОглавлениеWir waren durch das Basrato vermutlich nach Pelos gekommen und hatten unsere Mission erfüllt. Das feindliche Basrato war in einem riesigen Feuerball zerstört worden, während einige Gebäude in Flammen aufgegangen waren. Jedoch war somit der Rückweg zur Erde für uns nicht mehr möglich. Berger lenkte den Wagen sicher über die Piste, die zunehmend unebener wurde. Wir fuhren durch eine öde Landschaft und entfernten uns rasch von der feindlichen Basis.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel tauchte ein feindlicher Raumgleiter über uns auf, aktivierte seine Waffen und feuerte. Wir hatten dabei das Glück, schon auf eine Nebenpiste abgefahren zu sein. Die großen Felsen links und rechts von der Piste schützten uns vor den Energiestrahlen.
»Scheiße«, fluchte Berger lauthals und gab Gas.
Jennifer, die auf dem Beifahrersitz saß, sagte panisch: »Mist! Was machen wir jetzt?«
Ohne Vorwarnung schlug ein Energiestrahl direkt vor unserem Wagen in den Boden ein. Dreck und kleine Steine flogen gegen die Windschutzscheibe. Berger bremste kurz ab und gab sofort wieder Gas. Dann sahen wir den silbernen Raumgleiter über uns hinwegfliegen.
»Das geht nicht lange gut«, bemerkte Berger und wandte sich mir kurz zu.
»Ja«, nickte ich.
Ich saß auf dem Rücksitz hinter Jennifer und hielt meine Laptoptasche, die auf dem Sitz neben mir lag, krampfhaft mit der linken Hand fest. Ich überlegte, was außer dem Laptop noch in der Tasche war. Das Delektron war durch die Zerstörung des Basratos unwiederbringlich verloren. Ich hatte also noch mein Lichtschwert, die silbrige Kugel und das goldene Medaillon.
Dann kam der silberne Raumgleiter zurück. Die Felsen links und rechts von uns wuchsen zu kleinen Bergen an. Wir fuhren durch eine enge Schlucht. Dort konnte der Raumgleiter uns nicht folgen. Dennoch blieb der Besatzung die Möglichkeit auf uns zu schießen.
»Wo ist er?«, fragte Jennifer hastig.
Die Antwort kam prompt, als Energiestrahlen rechts von uns in die Felsen einschlugen. Kleine und große Felsbrocken brachen ab und donnerten herunter. Wir hatten Glück gehabt, denn nur kleine Steine trafen unser Wagendach.
»Schwein gehabt«, japste Jennifer.
»Entweder haben wir einen Schutzengel«, sagte Berger, »oder der Pilot ist ein miserabler Schütze.«
»Viel Zeit bleibt uns nicht, bis er zurückkommt«, sagte Jennifer ängstlich und ergänzte hastig: »Er wird nicht ewig vorbeischießen.«
Was konnten wir tun? Der Raumgleiter war auf jeden Fall schneller als unser Wagen.
»Da vorne«, sagte Jennifer schnell und deutete nach rechts.
Gott steh uns bei! Eine noch viel schmalere Piste zweigte ab. Berger überlegte kurz und folgte ihr.
»Oha«, brach es aus mir heraus. »Das ... das wird Zentimeterarbeit.«
Die Piste war sehr schmal, und die Felswände sehr hoch. Berger verlangsamte das Tempo. Ob das eine gute Idee war, hier abzubiegen, bezweifelte ich stark. Für mich sah der Weg aus, wie eine Sackgasse. Kein Entkommen. Eine tödliche Falle. Ich malte mir aus, dass wir plötzlich vor einer Felswand oder einem Abgrund zum Stehen kommen könnten. Wenn dann auch noch der Raumgleiter auftauchen würde, hätten wir ein Problem.
Los, Bill Clayton, streng deinen Grips an!, sagte ich mir im Stillen vor.
Berger schrappte mit dem Wagen an der linken Felswand vorbei. »Mist«, fluchte er laut. »Braucht 'ne neue Lackierung.« Er grinste breit.
Ich sah, wie Jennifer ein erschrockenes Gesicht machte.
»Ist ja nichts ...«, wandte ich mich ihr zu und brach ab, als über uns ein Poltern zu hören war.
»Au Backe!«, zischte Berger laut. Er blickte in den Rückspiegel und gab Gas.
Nun schrappte er auch mit der rechten Wagenseite am Felsen entlang. Aber das schien ihm egal zu sein, denn hinter uns stürzte tonnenweise Gestein herab.
Jennifer schrie kurz auf, dann hörte ich das Zerbersten der Heckscheibe und bemerkte, wie der Wagen noch schneller wurde.
In diesem Moment war ich mir noch nicht sicher, wie wir sterben würden. Entweder würden wir von den herabstürzenden Steinen erschlagen, oder Berger würde den Wagen gegen die Felswand fahren, wo er dann zerschmettern würde.
Ich hielt den Atem an und betete. Mein Leben war mir in diesem Moment egal, aber das Leben meiner Freunde wollte ich mit dem Gebet retten.
Berger bremste den Wagen ab. Wir wandten uns um und sahen, dass der Weg hinter uns verschüttet war.
»Verdammt, zurück können wir jetzt nicht mehr«, fluchte Berger und setzte die Fahrt langsam fort.
Nach kurzer Zeit wurde die Piste noch schmaler.
»Noch ein paar Zentimeter weniger und wir bleiben mit dem Wagen stecken«, stellte Berger fest, und seine Stimme klang bedrückt.
Berger fuhr sehr vorsichtig, und mit einem Mal jubelte er. Na ja, warum sollten wir nicht auch mal ein wenig Glück haben? Die Piste wurde wieder breiter, und Augenblicke später konnte Berger wieder Gas geben.
Ob das aber etwas nützen würde, um unsere Feinde abzuhängen, war ich mir nicht sicher. Außerdem glaubte ich fest daran, dass am Ende dieser Piste, falls sie aus dieser schmalen Schlucht herausführte, unsere Feinde uns schon erwarten würden.
Der Raumgleiter düste wieder über uns hinweg, jedoch feuerte er dieses Mal nicht auf uns.
Warum schießt er nicht? Der Pilot hat doch freies ... , überlegte ich, und Bergers Vollbremsung riss mich aus meinen Gedanken heraus.
»Was ist los?«, fragte ich erschrocken.
»Die Schlucht hört da vorne auf, und die Piste führt auf freies Gelände«, antwortete Berger.
Heikle Situation. Berger könnte Vollgas geben und hoffen, dass er mit dem Wagen irgendwo Deckung finden würde. Riskante Sache. Ein gezielter Schuss von dem Raumgleiter. Aus und vorbei.
Berger fuhr langsam, bis zum Ausgang der Schlucht. Das Gelände dahinter war flach und größtenteils mit hohen Gräsern bewachsen. Vereinzelt waren karge Bäume zu sehen. Weiter links von uns gab es einen kleinen See und weiter rechts davon einen grünen Laubwald. Dorthin führte auch die Piste, die sehr eben aussah, also könnte Berger Gas geben. Aber konnte er den Raumgleiter abschütteln?
»Ob er fort ist?«, fragte Jennifer.
Berger schüttelte den Kopf.
»Ob wir es bis zum Wald schaffen?«, fragte ich.
»Wir können es versuchen«, sagte Berger.
»Okay«, hauchte Jennifer.
»Dann mal los«, sagte ich.
Berger fuhr an, dann gab er Gas. Der Wagen hatte einen kraftvollen Motor und beschleunigte schnell. Berger lenkte den Wagen sicher über die Piste.
»Wir schaffen es«, sagte Jennifer erleichtert, und in diesem Augenblick hörten wir ein Zischen über uns. Der Raumgleiter war wieder da, drehte eine Runde und kam direkt auf uns zu. Das würde kein gutes Ende für uns nehmen. Die beiden Energiestrahlen schlugen links vom Wagen ein. Das trockene Gras fing sofort Feuer. Der Wagen brach aus und kam von der Piste ab.
»Mist«, fluchte Berger und lenkte den Wagen auf die Piste zurück. Dann gab er sofort wieder Gas.
»Wo ist er?«, wollte Berger wissen.
»Er ist hinter uns«, antwortete Jennifer nervös.
»Wie weit?«, fragte Berger kurz.
»Nicht weit genug«, sagte ich. »Wir haben ein paar Sekunden.«
»Das reicht nicht«, sagte Berger.
Der Wagen raste über die Piste und hinterließ eine Staubwolke. Die Landschaft hinter uns hatte sich in ein Meer aus Flammen und Rauch verwandelt. Die ersten vertrockneten Bäume fingen schnell Feuer.
Berger legte eine Vollbremsung hin. Ich schlug mit dem Kopf gegen das Seitenfenster, weil ich mich nach rechts gewandt hatte, um herauszuschauen.
»Das gibt eine Beule«, fluchte ich und fasste mir an die Stirn.
Der Energiestrahl schlug vor uns in die Piste ein, und Sekunden später brannte das Gras neben der Piste lichterloh. Berger beschleunigte den Wagen wieder und fuhr durch das entstandene Schlagloch. Jennifer schrie dabei kurz auf, und wir wurden durchgerüttelt. Die Piste führte nun schnurstracks auf den rettenden Wald zu.
»Er kommt zurück«, stieß Jennifer hervor.
Nur keine Panik. Ruhe bewahren, war mein Motto. Wir hatten schon schlimmere Situationen überstanden. Hoffentlich behielt auch Berger weiterhin die Ruhe. Er lenkte den Wagen immer noch sicher über die Piste. Der Raumgleiter kam, jedoch sah es so aus, als würde er uns nicht mehr erreichen, bevor wir im Wald verschwinden würden.
»Ja«, jubelte ich kurz.
Berger legte wieder eine Vollbremsung hin und kam am Waldrand zum Stehen.
»Was ist nun schon wieder?«, fragte ich hektisch.
»Raus aus dem Wagen«, schrie Berger uns an.
Ohne weitere Fragen zu stellen, stiegen wir rasch aus, und da sah ich auch schon die Bescherung. Die Piste hörte am Waldrand auf.
Der Raumgleiter kam rasant näher und schoss Energiestrahlen ab. Wir flohen ein Stück und warfen uns ins hohe Gras. In einem Feuerball explodierte der Wagen.
Wir blieben im hohen Gras in Deckung, während der Raumgleiter über uns kreiste.
»Wir brauchen einen neuen fahrbaren Untersatz«, sagte Berger und lächelte gequält.
»Ob wir es bis zum Wald schaffen?«, fragte Jennifer.
»Ist ja nicht mehr weit«, sagte ich. »Wir bleiben in Deckung und kriechen bis dahin«, schlug ich vor.
»Okay«, stimmte Berger mir zu, »aber die da oben haben bestimmt Geräte, mit denen sie uns aufspüren können«, ergänzte er.
Daran hatte ich auch schon gedacht. Wir krochen langsam auf den Wald zu. Es war nicht mehr weit, vielleicht noch zwanzig Meter, aber die hatten es in sich. Berger und Jennifer waren vor mir. Ich folgte ihnen und befürchtete, dass wir durch den Wald davonjagen mussten wie Hasen auf der Flucht vor einem Jäger. Wir robbten weiter über den Boden durch das hohe Gras, das uns Deckung vor unserem Feind gab. Es sah so aus, als ob wir es schaffen würden, doch plötzlich fehlte die Deckung. Die letzten Meter bis zum Wald war das Gelände kahl.
»Los«, sagte ich, als ich sah, dass der Raumgleiter über uns nach rechts abgedreht hatte.
Wir sprangen auf die Beine und liefen das letzte Stück bis zum Wald.
»Schneller! Beeilt euch!«, schrie ich, als ich sah, dass der Raumgleiter zurückkam.
Wir schafften es tatsächlich. Ein Grund zum Jubeln blieb uns aber nicht, denn hinter uns schlugen schon die ersten Energiestrahlen ein, die den Wald sofort in Brand setzten.
»Auch das noch«, fluchte Berger, als hinter uns die Feuerhölle losbrach.
»Lauft!«, schrie ich.
Berger und Jennifer zögerten keinen Augenblick. Ich folgte ihnen. Bei unserer Flucht hatten wir einen sanften Wind im Rücken. Scheiße, das Feuer verfolgte uns und fraß sich wie ein hungriges Tier durch den Wald. Ich sprang über einen am Boden liegenden Baumstamm, gleichzeitig schlug mir ein Ast ins Gesicht.
Etwas weiter rechts und links von uns schlugen wieder Energiestrahlen in den Wald ein und setzten auch diesen Abschnitt sofort in Brand. Wir liefen so schnell wir konnten um unser Leben.
Ich konnte nicht sagen, was schlimmer war, die Hitze oder der Qualm, der mir den Atem raubte und drohte, mich zu ersticken. Ich sah, dass Jennifer langsamer wurde und holte auf.
»Los weiter!«, feuerte ich sie an und blieb hinter ihr.
Berger hatte wohl bemerkt, dass wir ein ganzes Stück hinter ihm waren, denn er blieb stehen und wartete auf uns.
»Ob das Feuer uns in eine bestimmte Richtung treiben soll?«, fragte Berger.
Ich zuckte mit den Schultern, und wir flohen wieder vor den Flammen. Berger lief nach links. Wir verließen uns auf Bergers Instinkte und Orientierungssinn und folgten ihm dichtauf. Dann sprang er über einen brennenden Baumstamm. Jennifer zögerte, doch dann sprang auch sie. Ich folgte ihr schnell. Zwar war ich ein Elitesoldat und früher wohl schon einmal auf diesem Planeten gewesen, aber durch meinen Gedächtnisverlust konnte ich mich an nahezu nichts mehr erinnern. Berger führte uns sicher durch die gefahrvolle Situation, also überließ ich ihm die Führung.
Doch dann stutzte ich. Wo wollte Berger hin? Hatte er denn völlig den Verstand verloren? Er lief direkt auf eine Flammenwand zu. Innerhalb weniger Minuten wurde mein Gesicht glühend heiß und meine Kehle staubtrocken. Wenige Augenblicke später musste ich husten. Jennifer erging es wohl ebenfalls wie mir. Sie hustete und wurde langsamer.
»Los weiter!«, feuerte ich sie wieder an und hoffte, dass Berger wusste, was er tat.
Kurz vor der Flammenwand, drehte Berger nach rechts ab. Wir folgten ihm blindlings. Das Atmen war durch den Qualm bis jetzt unangenehm gewesen, doch nun wurde es zur Qual. Keiner von uns durfte jetzt das Bewusstsein verlieren, das wäre das Todesurteil. Berger sprang wieder über einen Baumstamm, doch dieses Mal brannte er zum Glück nicht. Wir liefen immer weiter. Als die Flammenwand endete und wir sie ein Stück hinter uns gelassen hatten, schrie Berger: »Hier entlang!« Er bog nach links ab. Und endlich waren wir den Flammen entkommen.
Zu früh gefreut, denn als ich nach links blickte, sah ich, dass die Flammenhölle wieder aufholte. Ich zitterte ein wenig und schnappte nach Luft, aber mir war klar, dass ich weitermusste.
»Verdammt, ich kann nicht mehr«, hustete Jennifer und wurde wieder langsamer. Ich nahm sie an die Hand.
»Komm weiter!«, sagte ich und legte einen Schritt zu.
»Lasst mich hier.«
»Bist du verrückt?«
»Ich schaffe es nicht«, schrie Jennifer und blieb stehen. Ich ließ ihre Hand los.
»Entweder schaffen wir beide es oder ...«
»Los, macht schon!«, brüllte Berger. »Hierher«, winkte er uns zu. »Hier ist ein See«, ergänzte er.
Als wir Berger erreichten, stand er am Ufer eines kleinen Sees. Er schnappte sich einen kleinen Baumstamm.
»Schnell! Hilf mir mal!«, fuhr er mich an, und wir schleppten das Ding zum Wasser.
In der Mitte des Sees wuchs Schilf. Mir war nun klar, was Berger vorhatte.
»Komm, Jennifer«, sagte ich. »Da vorne im Schilf sind wir sicher vor den Flammen.«
Wir gingen ins Wasser, hielten uns am Baumstamm fest und schwammen hinüber ins Schilf. Vorerst konnten wir aufatmen. Nur wusste niemand von uns, wie dicht der Qualm rings um den See werden würde. Wir konnten immerhin noch ersticken. Und außerdem wussten wir nicht, ob es gefährliche Tiere im See gab. Mittlerweile brannten auch die Bäume am Ufer lichterloh.
»Woher haben Sie gewusst, in welche Richtung wir laufen mussten?«, wandte ich mich an Berger.
»Ich habe ein paar Tiere vor den Flammen fliehen sehen«, antwortete Berger, »und dachte, es wäre eine gute Entscheidung, ihnen zu folgen.«
»Ja, das war es«, bestätigte ich ihm.
»Hoffentlich taucht der Raumgleiter nicht wieder auf«, sagte Jennifer.
Ich sah, wie sie zitterte.
»Vielleicht sucht der Pilot ja an der falschen Stelle nach uns«, sagte Berger.
»Sollen wir ans andere Ufer schwimmen?«, fragte Jennifer und deutete hinter uns. Das Feuer breitete sich zwar aus, aber es schien nicht um den See zu kommen. Wir konnten ja schlecht den ganzen Tag hier im Wasser verbringen, also schwammen wir mit dem Baumstamm ans andere Ufer.
Als wir das Ufer erreicht hatten, legten wir eine kurze Pause ein und blieben unter den Bäumen sitzen. Jennifer fuhr sich mit der Hand durch das Haar, und mir fiel auf, dass ihre Haarspitzen zum Teil versengt waren.
»Wie geht es jetzt weiter?«, wollte Jennifer von mir wissen.
Was sollte ich antworten? Ich schwieg.
»Ob der Pilot uns in eine bestimmte Richtung treiben wollte?«, überlegte Berger.
»Vielleicht«, antwortete ich und verzog dabei leicht die Mundwinkel.
Jennifer zuckte wortlos mit den Schultern.
»Wenn er das vorhatte, dann sollten wir herausfinden, warum er uns in diese Richtung treiben wollte«, schlug Berger vor.
»Wir könnten in eine Falle laufen«, ermahnte ich ihn und war von dem Vorschlag nicht begeistert.
»Wir sind ja darauf vorbereitet und schleichen uns an«, entgegnete Berger.
»Was erhoffen Sie sich davon?«, wollte ich wissen.
»Irgendetwas müssen wir ja tun, und vielleicht finden wir ja einen fahrbaren Untersatz«, sagte Berger.
»Tja, aber ...«, fing ich an, und Berger unterbrach mich: »Wollen Sie etwa ziellos durch die Gegend rennen?«
Das erschien mir auch keine gute Idee zu sein, also stimmte ich Berger mit einem Nicken zu.
»Okay«, sagte Jennifer und stand auf.
Berger erhob sich.
»Nun seid mal nicht so hektisch«, schimpfte ich.
»Komm schon, Bill!«, sagte Jennifer und folgte Berger, der losgegangen war und wieder die Führung übernahm.
Die Attacke des Raumgleiters war vorbei. Vorerst. Wir konnten durchatmen und kämpften uns durch den Dschungel, der zum Glück nicht so dicht bewachsen war, dass es kein weiterkommen gab. Wir waren schon eine knappe Stunde unterwegs und noch nicht sehr weit gekommen, weil wir den See und das Feuer umgehen mussten. Berger hatte einen guten Orientierungssinn. Er wusste noch ganz genau, in welcher Richtung uns der Feind getrieben hatte. Ich dagegen war wohl mehr damit beschäftigt gewesen, zu rennen und um das Leben von Jennifer zu bangen. Scheinbar sind mit meinem Gedächtnisverlust auch grundlegende Fähigkeiten verlorengegangen, wie beispielsweise der Orientierungssinn. Als früherer Elitesoldat müsste ich ja eigentlich einen guten Sinn dafür gehabt haben.
»STOPP!«, befahl Berger.
»Was ist los?«, fragte Jennifer sofort.
»Da vorne habe ich etwas gesehen.«
»Vielleicht ein Tier«, vermutete ich.
Berger schüttelte den Kopf. Wir gingen vorsichtig weiter. Es machte leicht Knacks.
»'tschuldigung«, sagte Jennifer.
Sie war auf einen morschen Ast getreten. Nach etwa zehn Metern blieb Berger stehen, und wir gingen hinter einem mächtigen Baum in Deckung. Über uns kreiste ein Raumgleiter.
»Scheibenkleister«, fluchte Jennifer leise.
Wir hörten Stimmen, verstanden aber die Sprache nicht. Dann sahen wir, wie der silberne Raumgleiter in Richtung der Sonne verschwand.
»Ob er zurückkommt?«, flüsterte Jennifer.
»Glaube nicht«, sagte Berger nur und lugte um den Baumstamm herum.
»Tja, man muss ja auch mal Glück haben«, wandte er sich uns zu.
»Was haben Sie gesehen?«, fragte ich.
»Unseren neuen fahrbaren Untersatz«, antwortete er fröhlich.
Ich riskierte einen Blick und sah zwei Fahrzeuge und sechs Palets.
»Na, wie gefällt Ihnen das?«, grinste Berger.
»Tolle Idee«, leierte ich herunter. »Wie wollen Sie denn die Mannschaft ausschalten?«, fragte ich ihn mit fester Stimme.
»Da müssen wir uns noch etwas überlegen«, kratzte er sich am Kinn.
»Worüber denken Sie nach?«, wollte Jennifer von Berger wissen.
»Funktioniert Ihr Lichtschwert?«, fragte Berger und wandte sich mir zu.
»Ja«, nickte ich, »aber gegen sechs von denen haben wir keine Chance.«
»Wir können ...«, fing Berger an und sah mir direkt in die Augen. Ich unterbrach ihn sofort: »Wenn wir einen offenen Kampf riskieren, werden wir sterben.«
»Was sollen wir sonst tun?«, fragte er mich schnell. »Wollen Sie sich etwa zu Fuß durch den verdammten Wald kämpfen?«
»Vielleicht.«
»Das ist doch Bullshit ...«, fing Berger an und unterbrach den Satz, als wir Geräusche im Unterholz hörten. Berger riskierte einen vorsichtigen Blick.
»War nur ein Tier gewesen«, atmete Berger auf.
Wir hörten ein helles Summen, dann ein pfeifendes Geräusch, und als ich um den Baumstamm blickte, sah ich, wie sich ein Fahrzeug erhob und über dem Boden schwebte. Sekunden später beschleunigte es und verschwand. Drei Palets blieben zurück.
»Wow, ein Hovercraft«, staunte Berger, als auch er einen Blick wagte.
»Okay ... okay«, stammelte ich und verzog leicht die Mundwinkel. »Das wird wohl unsere letzte Chance sein, bevor auch das zweite Fahrzeug verschwindet.«
»Du bleibst hier!«, befahl ich Jennifer.
Sie nickte mir zu. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ich überreichte ihr meine Laptoptasche und nahm das Lichtschwert zur Hand. Praktisch war, dass man die Laptoptasche auch als Rucksack verwenden konnte. Jennifer schulterte sie.
»Bereit?«, fragte ich Berger fordernd, der mir schnell zunickte.
Ich schlich mich von rechts an die Gruppe heran. Berger folgte mir kurz, dann ging er nach links.
Wir hätten uns besser absprechen sollen. Ich hatte den Blickkontakt zu Berger verloren. Wie sollte ich vorgehen? Ich hörte wieder Stimmen. Als ich nachsah, standen zwei Palets am Fahrzeug und unterhielten sich. Wo war der Dritte? Ich wartete einen Augenblick, aber er blieb verschwunden. Zu Berger hatte ich immer noch keinen Blickkontakt.
Ich reagierte auf einen Schatten, den ich im Augenwinkel wahrnahm, aber ich war nicht schnell genug. Mein Lichtschwert war inaktiv, aber zum Glück hatte ich mich in aller letzter Sekunde geduckt. Mein Feind hielt ein aktiviertes Lichtschwert in der Hand und streifte mit ihm den dicken Baumstamm vor mir. Ich wirbelte herum, aktivierte blitzschnell mein Lichtschwert und hielt mich bereit. Doch mein Feind dachte gar nicht mehr daran mich anzugreifen. Er rief etwas zu seinen beiden Kampfgefährten. Warum sollte er auch etwas riskieren? Zu Dritt würden sie mich in die Knie zwingen. Hatte ich überhaupt eine Chance gegen sie? Wo war Berger? Hatten sie ihn etwa schon erledigt? Ich musste an Jennifer denken. Und daran, was sie mit ihr machen würden, wenn sie mich getötet hatten.
Flucht, war mein Gedanke. Ich könnte fliehen und so die Aufmerksamkeit auf mich lenken. Jennifer wäre dann vorübergehend in Sicherheit.
Ich wandte mich dem Fahrzeug zu und sah, dass die anderen Palets schon auf dem Weg zu mir waren.
Kampf, war nun mein Gedanke. Ich dachte nicht weiter über die Konsequenzen nach und attackierte meinen Feind. Er war wohl so überrascht, dass er nur mit Mühe meine Schläge abfing.
Sollen sie nur alle kommen, dachte ich. Ich würde mein Leben teuer verkaufen.
Ich schlug nochmals mit dem Lichtschwert zu. Mein Feind taumelte zurück. Doch anstatt ihn abermals anzugreifen, floh ich und stolperte durch das Geäst. Meine Rechnung ging auf, denn meine Feinde folgten mir.
Ich kam an einer Mulde und dann an dornigen Sträuchern vorbei. Ich blickte zurück, sah meine Verfolger weit hinter mir. Dieser Baum war perfekt, und ich kletterte geschwind an ihm hoch. Sekunden später bezweifelte ich stark, ob das eine gute Idee war.
Das könnte es gewesen sein, dachte ich. Welche Chance hatte ich gegen sie? Keine.
Nun hockte ich hier oben und wartete auf den Tod.
Da kamen sie und blieben stehen. Ich hielt den Atem an und traute mich nicht, mich auch nur einen Millimeter zu rühren. Mein Lichtschwert hielt ich fest in der rechten Hand, jedoch hatte ich es wieder deaktiviert.
Meine Gegner sprachen miteinander, dann lief jeder von ihnen in eine andere Richtung. Ich wartete kurz ab und kletterte den Baum hinunter. Wem sollte ich folgen? Ich entschied mich für den Palet, gegen den ich eben gekämpft hatte. Er hatte einige entscheidende Fehler beim Kampf gemacht, und ich hoffte, dass er eine leichte Beute für mich sein würde.
Ich nahm die Verfolgung auf und erreichte ihn. Er stand vor einem Dornenstrauch. Wollte er etwa die braunen Beeren pflücken? Ich schlich ich mich an ihn heran, und tatsächlich pflückte er die Beeren und aß sie. Ich schüttelte verständnislos den Kopf und lächelte leicht, als ich hinter ihm stand.
»Wie geht's denn so?«, fragte ich fröhlich.
Er erschrak und wandte sich blitzschnell herum. Die Chance ließ ich mir nicht entgehen und schlug ihm das deaktivierte Lichtschwert gegen den Schädel.
Einmal. Zweimal. Dreimal.
Er wankte zurück.
Verdammt, dieser Kerl war zäh, doch nach dem vierten Schlag fiel er rücklings in den Dornenstrauch. Schnell aktivierte ich das Lichtschwert und sah nach ihm. Er lag reglos da. Ich jubelte im Stillen: Gewonnen.
Ich hätte ihn auch töten können, während er sich die Beeren hineinstopfte, aber ich war kein Mörder. Als er sich immer noch nicht rührte, verließ ich ihn und lief zurück, um die Spuren meiner Feinde zu suchen.
Nun hatte ich den Spieß herumgedreht, nicht ich war der Gejagte sondern meine Feinde. Als ich den Baum erreichte, an dem ich hochgeklettert war, entdeckte ich die anderen Spuren. Eine Spur führte zum Fahrzeug, die andere in die entgegengesetzte Richtung. Ich folgte der Spur, die zum Fahrzeug führte, obwohl ich nicht wusste, ob ich es überhaupt in Gang bekommen würde. Im Geiste stellte ich mich auf einen Kampf ein. Wir brauchten das Fahrzeug, um dieser Hölle hier zu entkommen.
Als ich endlich das Fahrzeug sah, näherte ich mich vorsichtig mit aktiviertem Lichtschwert. Neben dem Fahrzeug lag jemand. Hoffentlich war es nicht Berger. Ich erhöhte mein Tempo und sah nun, dass es sich nicht um Berger sondern um einen Palet handelte. Neben ihm lag eine blutige Eisenstange. Dann sah ich das Blut am Hinterkopf.
»Hast dir ja Zeit gelassen«, sprach mich jemand von hinten an.
»Habe mir ein wenig die Beine vertreten«, wandte ich mich Berger zu, der mich soeben geduzt hatte.
»Ist er tot?«, fragte ich und deaktivierte dabei mein Lichtschwert.
»Nein«, sagte Berger. »Er ist bewusstlos. Ich habe ihn aber trotzdem mit einem Seil gefesselt.«
Auch Berger hatte seinen hilflosen Feind nicht einfach getötet.
»Wo ist Jennifer?«, fragte ich besorgt.
»Hallo«, rief Jennifer, als sie hinter dem Fahrzeug zum Vorschein kam.
Ich war erleichtert Jennifer unversehrt zu sehen.
»Was ist mit den beiden anderen?«, fragte Berger.
»Einen habe ich ausgeschaltet. Er ist ebenfalls bewusstlos«, antwortete ich und nahm mein Lichtschwert in die linke Hand, »und der andere ist in diese Richtung gelaufen«, deutete ich mit dem Zeigefinger die Richtung an.
»Cooles Ding«, sagte Berger und deutete auf das Fahrzeug. »Bewegt sich fort wie ein Hovercraft.«
»Wissen Sie, wie man dieses Ding bedient?«, fragte Berger, der mich nun wieder siezte.
»Keine Ahnung, aber wir können es ja versuchen«, antwortete ich.
Hilflos stand ich vor dem fremdartigen Fahrzeug. Das außergewöhnlich runde Design gefiel mir sehr gut. Ich strich mit der Hand über die Oberfläche. Sie fühlte sich glatt und außergewöhnlich kalt an. Vorne auf der Haube war eine Waffe installiert. Auch sie war an das Design des Fahrzeuges angepasst. Bei dem wolkenlosen Himmel und den Temperaturen, kam mir dieses ungewöhnliche Cabrio gelegen.
»Hoffentlich gibt es keinen Regen«, sagte ich.
Berger zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Wir sollten sehen, dass wir hier wegkommen«, schlug Jennifer vor.
Ich nickte zustimmend und suchte den Griff, um die Tür auf der Fahrerseite zu öffnen. Es war kein Griff vorhanden, also kletterte ich ins Fahrzeug. Innen sah es so ähnlich aus wie in einem Auto. Zwei vordere und zwei hintere Sitze. Berger nahm neben mir Platz, und Jennifer setzte sich auf den Rücksitz hinter Berger.
Auf dem Display vor mir befanden sich unbekannte Symbole. Die Steuerung des Fahrzeuges funktionierte wahrscheinlich mit dem Steuerhebel rechts von mir, der sich auf einer Konsole zwischen mir und Berger befand.
»Sie haben absolut keine Ahnung, wie man dieses Ding fährt?«, stellte Berger fest.
»Tja, also ...«, stammelte ich.
»Dann sollten wir besser zu Fuß weitergehen«, sagte Jennifer angespannt.
Ich versank in Gedanken, konzentrierte mich und versuchte mit meinem Kommunikationsmodul, das in meinem Nacken implantiert war, Kontakt zur meiner Schwester herzustellen. Vergebens. Es funktionierte immer noch nicht.
Dann fiel mir ein rotes Symbol ins Auge. Ob das der Anlasser war? Je länger ich in diesem Fahrzeug war, desto vertrauter wurde es mir.
»Lutek«, flüsterte ich.
»Was?«, fragte Berger verstört.
»Ich glaube, dieses Fahrzeug nennt man Lutek«, erklärte ich.
»Ob Lutek oder Ludwig, ist mir egal«, fuhr Berger mich hektisch an. »Bekommen Sie das Ding hier ans Laufen, bevor der Palet aufwacht und die beiden anderen zurückkommen?«
»Ich versuch ja mich zu erinnern.«
»Dann beeilen Sie sich mal damit!«, murrte Berger.
»Mach mal keinen Stress hier!«
»Also, Bill, wenn ...«, fing Berger an, und Jennifer unterbrach uns: »Lassen Sie Bill in Ruhe überlegen, Helmut. Bitte!«
Berger legte die Stirn in Falten und schwieg.
»Das kriegen wir schon hin«, war ich überzeugt und betätigte das rote Symbol.
Die Waffe auf der Motorhaube wurde aktiviert und feuerte einen Energiestrahl ab, der die Bäume vor uns in Brand setzte.
»Verdammt«, fluchte ich.
Als ich Berger verlegen anblickte und auf einen dummen Kommentar von ihm wartete, zog er nur die Augenbrauen hoch.
»Okay«, flüsterte ich, dachte einen Augenblick nach und sagte: »Kastar-Deliter. Ja, genau, der Kastar-Deliter ist also eine Strahlenwaffe«, erklärte ich.
Ich warf einen flüchtigen Blick zu Berger und sah ihm an, dass ihn diese Information überhaupt nicht interessierte.
»Okay«, sagte ich wieder und wollte gerade nach dem Steuerhebel greifen, als ein Palet hinter den Bäumen hervortrat. Es war derjenige, den ich niedergeschlagen und in den Dornenstrauch geworfen hatte. Er sah mich, und seinem Gesichtsausdruck zufolge, wollte ich mir gar nicht vorstellen, was er zu gerne mit mir anstellen würde.
»An einem Kampf kommen wir jetzt wohl nicht mehr vorbei«, als Berger den Satz beendet hatte, trat der zweite Palet aus dem Wald hervor.
»Feuer das Kastar-Dings-Da ab!«, befahl Berger mir lauthals.
»Hab keine Ahnung, wie man es ausrichtet«, sagte ich.
Die Palets kamen. Instinktiv griff ich nach dem Steuerhebel, und das Lutek setzte sich in Bewegung und schwebte über dem Boden. Also ließ sich das Fahrzeug einfach mit dem Steuerhebel ein- und ausschalten, und ich brauchte keinen Anlasser dafür zu betätigen. Doch dann beschleunigte es und krachte rückwärts gegen einen Baum.
»Ups«, sagte ich.
Berger schwieg und zog nur die Augenbrauen hoch.
»Okay ... okay. Einen Moment. Hab's gleich«, sagte ich und bewegte den Steuerhebel vorwärts.
Die beiden Palets kamen direkt mit aktivierten Lichtschwertern auf uns zugelaufen. Ich bezweifelte, dass uns die Flucht gelingen würde.
»Wow«, staunte ich, als das Lutek beschleunigte.
Krach!
»Ups«, sagte ich wieder und stellte fest, dass ich einen der beiden Palets angefahren hatte, der sich vor Schmerzen das Bein hielt. Es sah so aus, als ob der Knochen gebrochen wäre. Na ja, das wird schon wieder, dachte ich.
Krach!
»'tschuldigung«, sagte ich, als ich auch den zweiten Palet anfuhr, der dabei rücklings gegen einen Baum flog und dann zu Boden fiel.
»Sachte«, ermahnte Berger mich eindringlich, als ich nun auch noch vorwärts gegen einen Baum krachte.
»Gibt es hier Gurte?«, fragte Jennifer.
Ich zog den Steuerhebel ganz vorsichtig zurück. Das Fahrzeug bewegte sich langsam rückwärts. Dann bewegte ich den Steuerhebel nach rechts. Das Fahrzeug reagierte sofort. Als ich den Hebel langsam nach vorne bewegte, setzte sich das Lutek schwebend in Bewegung. Ich lenkte es sicher durch den Wald.
»War doch gar nicht so schwer«, wandte ich mich an Berger, doch er schwieg.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Jennifer.
»Wir suchen uns ein Versteck«, schlug ich vor, »und dann versuche ich nochmal mit meiner Schwester Kontakt aufzunehmen.«
Ich wandte mich Berger zu.
»Okay«, nickte er mir zu, »das ist eine gute Idee.«
Als wir den Waldrand erreicht hatten und sich eine Steppe ausbreitete, hielt ich das Fahrzeug an.
»Was nun?«, fragte ich. »Hast du ... Haben Sie einen Vorschlag?«, sprach ich Berger direkt an.
»Tja, keine Ahnung«, sagte Berger schulterzuckend. »Aber ich denke, dass wir das förmliche Sie beiseite legen sollten«, schlug Berger vor. »Ich bin der Helmut.«
Genau das wollte ich auch schon mal zur Sprache gebracht haben. Natürlich hatte ich gegen den Vorschlag nichts einzuwenden.
»Okay, Helmut«, sagte ich und grinste leicht.
»Habe auch nichts dagegen«, nickte Jennifer ihm zu.
»Und was ist mit der Bergkette dort hinten?«, fragte Jennifer und deutete nach rechts. »Vielleicht finden wir dort ein passendes Versteck«, schlug sie vor.
Wir schwebten der Bergkette entgegen, die im Schein der untergehenden Sonne rötlich leuchtete.
»Kann sich das Ding nicht schneller fortbewegen?«, fragte Helmut. »Dagegen ist mein BMW ja wie eine Rakete.«
Keine Ahnung, ob es das konnte. Ich bewegte den Steuerhebel soweit es ging nach vorne. Das Fahrzeug beschleunigte zwar, aber ich schätzte, dass wir nicht schneller als 100 km/h fuhren.
Was war das? Mit dem Zeigefinger fühlte ich eine kleine Erhebung am Steuerhebel. Ich war neugierig und drückte darauf, und der Steuerhebel ließ sich weiter vorwärts schalten. Es summte laut, so als würde das Fahrzeug unter Strom stehen, dann erschien über uns ein blaues Licht und legte sich wie ein Wagendach über das Lutek.
»Wow«, staunte Helmut. »Das Lichtschild hält den Wind ab«, stellte er fest.
Helmut hatte den Satz gerade beendet, als das Lutek beschleunigte.
»Oh! Kacke!«, schrie Helmut laut auf.
Ich wandte mich Jennifer zu. Sie schwieg, aber ich sah die Blässe in ihrem zarten Gesicht aufsteigen.
»Schnell genug, Helmut?«, lächelte ich ihn an.
An das Duzen mit Helmut musste ich mich noch gewöhnen.