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2.8.3Sich dem Moment hingeben

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Die Zukunft zu planen ist eine wesentlich menschliche Fähigkeit. Sie spielt uns aber einen Streich, wenn sie uns davon abhält, das zu erfassen, was gerade stattfindet.

Angst führt bei vielen Spielern dazu, dass sie in Panik verfallen und sich überlegen, was sie als nächstes sagen sollen, in welche Richtung sie die Story steuern wollen, wie man die Szene möglichst schlau beendet. Aber während du planst und überlegst und sinnierst, findet gerade eine Szene statt, in der dein Zuhören gefragt ist, deine Intelligenz, deine emotionale Beteiligung.

Wenn Vorausdenken das Problem ist, dann hilft es nicht, noch mehr vorauszudenken!

Versuchen wir, es mal so zu sehen: Wenn die Szene ohnehin dabei ist zu scheitern, kannst du genauso gut zuhören, was gerade passiert, darauf achten, was dein Szenenpartner tut, was er sagt und wie dich das emotional berührt. Wenn wir uns einfach damit abfinden, dass die Szene vielleicht scheitern kann, dann sind wir in der Lage, diesem Scheitern wenigstens noch etwas Wahrhaftiges mit auf den Weg zu geben. Und vielleicht scheitert die Szene dann eben doch nicht, sondern wird zu einer der besten, die du je gespielt hast.

Diese Umstellung der geistigen Tätigkeit vom Planen aufs Hier-im-Moment-Sein ist für die Meisten eine Zumutung und Herausforderung. Aber sie ist auch ein Weg, um die Angst zu verlieren. Wenn ich mich dem Hier und Jetzt wirklich emotional hingebe, den Moment erlausche und erspüre, was von mir gefragt ist, verliert die Angst ihre Bedeutung. Sie hat schlicht keinen Platz im Bedeutungsraum der Szene.

Wenn wir dieses Wagnis eingehen, kann es geschehen, dass wir den Teufelskreis verlassen und einen anderen Kreis betreten – den der positiven Rückkopplung. Dann lernen wir nämlich, damit leben zu können. Wenn Szenen, Storys und ganze Shows scheitern können, wenn wir lernen, damit leben zu können, dass wir selber als Impro-Spieler scheitern können, dann lohnt es sich nicht, über die Konsequenzen zu sinnieren, dann lohnt es sich nicht, zu planen und vorauszudenken, dann können wir genauso gut dem Moment vertrauen, dann können wir die vermeintlichen Sicherheiten, die Sprüche und Gags hinter uns lassen und uns dem zuwenden, was gerade von uns gefordert wird.

Übung: Rund/Kantig und Assoziieren

Drei Spieler. Spieler A bewegt sich pausenlos mit runden, weichen Bewegungen durch den Raum. Sobald der in seiner Nähe laufende Spieler B „Wechsel!“ ruft, bewegt sich A hart und kantig. Ruft B wieder „Wechsel!“ geht es wieder zurück in den Rund-und-weich-Modus. Gleichzeitig sagt Spieler C Wörter, auf die A sofort assoziieren muss.

Zu beachten: Spieler B sollte die Wechsel unvorhersehbar machen, in einem Abstand von 10-30 Sekunden. Spieler C soll nicht selber auf A assoziieren, sondern diesem dissoziativ neue Begriffe anbieten. Um hier Nachdenk-Lücken zu vermeiden, nimmt man dafür am besten Wörter, die mit dem letzten Buchstaben des zuletzt genannten Wortes beginnen, zum Beispiel:

C: Tiger

A: Dschungel

C: Lüge

A: Gericht

C: Trümmer …

Improvisationstheater

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