Читать книгу Das 20-Minuten-Kind - Dana Dolata - Страница 10
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Kinderstar
Skeila liegt auf ihrer Couch. Es ist bereits Nacht. Etwas rät ihr, die aus mehreren Teilen bestehende Schlafcouch umzubauen. Sie tut’s, legt sich wieder hin. Noch mal! Skeila tut es wieder.
Am nächsten Morgen, Skeila wacht auf, hat sie die knappe Eingebung: „Du liegst in einem Grab.“ Denn genauso sieht es aus, wie sie sich drapiert hat. In der Nacht wurde das nicht klar, jetzt wird es überklar. Erschrocken schnellt sie hoch, nur noch die Decke da raus, denn sie lag nicht mehr auf, sondern IM Bettkasten des Sofas, aber ach, die Decke sieht aus wie eine Figur, die dort schläft. Skeila erkennt nicht nur die Umrisse: Auch ein Gesicht macht sie aus. Skeila haut mit den Armen rein. Keine neue Figur bildet sich.
Die Nächte sind es nun, in denen sich was abspielt. Jede Nacht ist Skeila wach. Es ist Spätsommer. Auf ihre Couch legt Skeila sich, wenn es fünf Uhr morgens ist. Sie weiß das so genau, weil dann im Haus gegenüber „die Scheren“ wüten. Das Fenster ist rot. Da dort eine Jalousie ist. Es ist im Bad. Der Nachbar wäscht sich am Waschtisch. Vor der Jalousie, für Skeila einsehbar, sieht es aus, als hätte er dahinter statt Händen Scheren – mit denen er herumfuchtelt. Sie bekommt starre Angst.
Aber es ist für sie auch ein Signal. Dafür, dass sie sich hinlegen kann. Was nur tut sie in der Nacht? Zum Beispiel das „C“ verbinden, den Halbmond. Er ist böse. Wenn Skeila ihn sieht, muss sie ihn verbinden – mit weiteren Utensilien oder mit Klebeband! Sie tut das bei eigentlich allem. Nicht nur ihre Klamotten verbindet sie. Auch an ihre Bücher kommen Klebestreifen und an die Zahnbürste. Bald schon ist die Wohnung voll von transparentem Klebeband. Leben kann man da eigentlich nicht mehr.
Eines Abends drapiert sie etwas Stück für Stück am Badezimmerfenster. Am nächsten Morgen sieht es aus wie eine Figur aus einem bekannten Horrorfilm. Skeila schaudert’s. Horrorfilme mag sie gar nicht, mochte sie nie. Warum gucken die Leute die? Du musst dich die ganze Zeit gruseln! Keine Entspannung, keine tieferen Einsichten, kein gar nichts. Nur Stress! Purer, blanker Stress und Skeila, zudem, kann Horrorfilme auch gar nicht vertragen. Eine Handvoll hat sie aber geguckt; nur deswegen weiß sie dies ja.