Читать книгу Das Schleckermaul - Dana Holm - Страница 3

Ein Traum

Оглавление

Ein rot-weiß gepunkteter Fußball rollte über die Wiese und blieb vor mir liegen. Die Grashüpfer sprangen erschrocken auseinander, die blau-durchsichtige Libelle kreiste aber weiter mutig über dem Rasen, unterstützt von einer ganzen Armada bunter Schmetterlinge.

Alle riefen: „O’Neal, schnapp ihn!“

Das Leder bewegte sich wieder und wurde immer schneller. Ich jagte hinterher, erwischte es schon fast. Die farbigen Punkte verschmolzen ineinander, die Kugel wurde immer flacher und roch angenehm nach gebratenem Fleisch. Ich warf mich mit ganzer Kraft nach vorne und … erwischte eine riesige Frikadelle. Aus dem geöffneten Maul floss der erste Sabber der Vorfreude, ich spürte schon die fleischige Lust zwischen den Zähnen und auf dem Gaumen. Plötzlich verwandelte sich das Hacksteak in eine Kartoffel und kullerte rasend schnell davon.

Der Löwensprung ging ins Leere und ich knallte voll auf den Parkettboden.

Willkommen in der Realität.

So langsam rappelte ich mich hoch und stand auf. Es war also alles nur ein Traum. Oder nicht?

Ich schnupperte kurz und nahm dann Witterung auf. Die Spur führte direkt in die Küche. Dort saß der Chef (will nicht Herrchen genannt werden) und leibte sich meine Frikadelle ein. Ich versuchte alles, um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen, aber er mampfte seelenruhig weiter. Sein blau-grün gestreiftes Pyjamaoberteil saß schon ganz stramm, die Knöpfe klafften sogar etwas auseinander.

Und dieser Mann sagt manchmal „du ungarische Speckschwarte“ zu mir! Also nichts für ungut, aber mit der Speckschwarte wäre ich da vorsichtiger.

Ich bin ein schwarzer Riesenschnauzer im besten Alter, deutsch-ungarischer Abstammung. Die ungarische Hälfte verlangt schon mal nach Speck und sauren Gurken, die deutsche nach regelmäßiger deftiger Mahlzeit. Und die bekam ich meistens von meinem Frauchen Karin.

Inzwischen waren die Frikadellen fast alle.

Jetzt fiel es mir wieder ein, Karin-Schmatz (so nenne ich Frauchen manchmal) veranstaltete heute Nachmittag ein Sommerfest und lud jede Menge Freunde ein.

„Ja, das wird Ärger geben“, dachte ich.

Der Chef stand auf, streckte sich und klopfte zufrieden auf seine Speckschwarte (eehmm, seinen Bauch). Dann sah er mich endlich an und meinte: „Na alter Junge, hast auch Hunger, was. Hier ist noch eine in der Schüssel geblieben, die kannst du haben.“

Und er bot mir endlich die beste aller Frikadellen an.

Im ersten Stock ging die Schlafzimmertür auf und man hörte die Holzstufen knarren, Frauchen war unterwegs nach unten. Der Chef verzog sich ganz schnell ins Wohnzimmer und nahm seine übliche Position an – zack auf die Couch und Zeitung lesen.

Ich kaute um mein Leben, wurde aber trotzdem erwischt.

Es gab ganz viel Ärger und natürlich nur für mich.

Irgendwann beruhigte sich Frauchen wieder und verschwand in der Küche, um einen ganzen Berg Fleischklöpse zu braten. Ich musste draußen bleiben. Und das Schlimmste – es gab kein Mittagessen. Ich wäre ein verfressener Dieb und Strafe müsste sein, lautete die Begründung.

Der Chef schlich auf Zehenspitzen zur Treppe und stand schon auf der ersten Stufe, die ächzte aber unter seinem Gewicht. Karin-Schmatz machte die Küchentür auf und fragte, ob er wirklich kein Mittagessen wolle.

„Doch“, antwortete er unvorsichtig, „aber bitte keine Frikadellen, die kommen mir schon aus den Ohren raus.“

Tja, Pech gehabt.

Frauchen schaute ihn entgeistert an, drehte sich zu mir um und meinte: „O’Neal, du mein Schleckermaul, da muss ich mich bei dir entschuldigen. Du bist kein Vielfraß, sondern der da.“

„Der da“ stand immer noch auf der Treppe, den Kopf als Zeichen der Reue gesenkt.

Nützte ihm aber nichts, er wurde zum Einkauf der Getränke geschickt, danach durfte er die Bierbänke aufbauen und die bunten Glühbirnchen zwischen den Bäumen aufhängen. Zum Mittagessen bekam er nichts, ich dagegen einen Napf voll mit frischen Frikadellen. Danach lag ich im Körbchen und bereitete mich auf ein Verdauungsschläfchen vor. Die Augen fielen mir langsam aber sicher zu.

Aus der Ferne hörte man die Grillen zirpen. Ein rot-weiß gepunkteter Fußball rollte über die Wiese und blieb vor mir liegen ……




Rezept für Frikadellen:

Zutaten:

500 g mageres Hackfleisch

etwas Wasser

2 EL geriebener Käse

1 – 2 Möhren

2 Knoblauchzehen

1 – 2 Eier

1 EL Ketchup

Paniermehl

Zubereitung:

Das Hackfleisch mit Wasser vermischen.

Dann für etwa 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.

Inzwischen zwei Knoblauchzehen klein hacken und die Möhren fein reiben.

Alle Zutaten mit dem Hackfleisch gut vermengen.

Aus der Masse mit feuchten Händen die Frikadellen formen.

Von beiden Seiten in Paniermehl wälzen.

In einer Pfanne mit Öl oder Schmalz braten, bis sie knusprig braun sind


Das Schleckermaul

Подняться наверх