Читать книгу Verwandlung - Dana Lyons - Страница 5
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ОглавлениеWashington, DC, 2018
Am letzten Tag ihres Lebens war die junge Libby Stanton eine Frau mit einer Mission. Sie drehte sich vor dem Spiegel in ihrem Apartment in Georgetown, bewunderte ihr Spiegelbild, strich ihr Kleid über ihren Hüften glatt. Ein Diamantanhänger glitzerte an ihrem Hals, die passenden Stecker in ihren Ohren. Ihre Handtasche, Schuhe und ihr Kleid waren so zusammengestellt, dass sie den maximalen Effekt hervorrufen—Entblößung und Aufmerksamkeit.
»Damit werde ich etwas erreichen«, sagte sie vorher. Sie zog einen Schmollmund und schüttelte ihre Haare auf, während sie sich an die Worte erinnerte, die sie letzten Abend auf der Toilette des Smith Point gehört hat.
»Er kommt zurück auf den Markt«, sagte eine junge weibliche Stimme.
»Jaah, ich habe gehört, dass er fertig mit Libby und ihren Eigenarten ist.«
Glucks glucks kicher kicher.
Libbys Schmollmund geriet ins Stocken. Sie schauderte, als die Kühle der Abweisung über ihre Schultern zog.
Ihr Geliebter hatte sich in letzter Zeit … schwierig verhalten.
»Na ja«, ihr Gesichtsausdruck erhellte sich und sie verkündete ihrem Spiegelbild: »Ich kann nicht zulassen, dass er mit mir Schluss macht.«
Sie wählte seine Nummer und klopfte mit ihrem Fuß vor Aufregung auf den Boden bis er abnahm. »Oh, hi Schätzchen, ich bin fertig. Ja; das George heute Abend. Es sollte brechend voll sein. Okay. Ich seh’ dich gleich.«
Sie kontrollierte ihr Spiegelbild ein letztes Mal und befand es für gut.
Niemand lässt die Tochter des Senators sitzen.
Er kam an der Tür an, der perfekte Gentleman … mit einem Geheimnis hinter seinen braunen Augen. Dennoch lächelte sie und begrüßte ihn herzlich. Das musste genau so laufen, wie sie es geplant hatte. »Hey Baby, du siehst gut aus heute Abend.«
»Und du auch«, antwortete er.
Er begutachtete sie von oben bis unten, vielleicht, fragte sie sich, bereute er seine Entscheidung mit ihr Schluss zu machen. Was für ein Pech. Sobald Neuigkeiten die Klatschtanten erreichen, kommen sie an einen Punkt ohne Wiederkehr.
Ihre kurze Fahrt zum Club stank vor unausgesprochenen Worten, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Libby blickte ihn an, spekulierte wen er zu treffen plante, nachdem er mit ihr Schluss gemacht hatte. Na ja, dachte sie, die Chance wird er nie bekommen. Sie blieb bei ihrem Plan, hielt ihre Lippen mit Bedacht versiegelt.
Ihr Gesicht war im Club so gut bekannt, dass sie ihre kleine Mitgliedskarte nicht zeigen musste. Sie zogen an der langen Schlange vorbei und sie nickte dem Türsteher zu; er machte das Samtseil los.
Sie ging voran, suchte die Menge ab, schaute nach irgendjemandem mit einem Handy, den sie kannte, der bereit war ein Foto oder ein Video zu machen. In der Ecke war ein Tisch mit Models; sie winkte, obwohl sie die hasste. Aber sie wusste, dass die langbeinige kleine Brünette neidisch auf ihren Status war und ohne Zweifel jede Handlung einfangen würde. Libby konnte die Schlagzeile im Daily Gossip morgen sehen: Libby Stanton wirft Drink in Gesicht von Liebhaber, stürmt hinaus.
»Perrier, ohne Limette«, bestellte sie.
Ihr Drink kam und mit ihm eine Flaute in der Musik, während der DJ ein neues Set aufreihte. Der Augenblick war perfekt. Sie stand auf und nahm ihren Drink.
Er hat Glück, dass ich keinen Singapore Sling bestellt habe.
Sie schleuderte das Glas mit eisgekühltem Perrier in sein Gesicht, nahm sich eine lange Sekunde um seinen verblüfften Gesichtsausdruck zu würdigen … und für die Blitze, an die sie ihre Verkündung machen wollte, so dass das Vorkommnis gut aufgenommen wurde. »Niemand lässt die Tochter des Senators sitzen«, verkündete sie laut genug, so dass alle es hören konnten. Sie sammelte ihre Tasche ein und schlenderte hinaus, schenkte ihm einen langen Blick auf das, was er nie wieder kennen würde.
Ihn mit erhobenem Kopf und einem Lächeln auf ihrem Gesicht zu verlassen war beschwingend. Eine solche öffentliche Zurschaustellung ließ ihr Herz vor Aufregung pochen; sie wusste, dass ihre Handlungen die morgigen Nachrichten machen würden.
Außerhalb des Clubs nahm sie einen tiefen Atemzug, befächerte ihr Gesicht bis sich ihre Nerven beruhigt hatten. Als Letztes verlangsamte sich ihr Herz und der Adrenalinrausch wurde schwächer. Ein Blick auf ihre Uhr zeigte, dass es kurz nach Mitternacht war. »Hmm, wohin soll ich gehen?« Sie zog ihr Handy heraus, als eine männliche Stimme fragte: »Brauchen Sie eine Mitfahrgelegenheit?«
Sie blickte auf. Ein glänzendes neues Auto war an den Bordstein herangefahren; Beifahrerfenster unten; Fahrer in den Dreißigern, gut gekleidet und süß mit tief liegenden Augen. »Oh? Und wer sind Sie?« Sie behielt ein Auge auf ihm, während sie ihre Kontaktliste überflog.
Er lächelte, entblößte ein charmantes Grübchen. »Ich bin ein Mann, der eine schöne Dame sieht, die für eine Party gekleidet ist. Brauchen Sie eine Begleitung? Ich wollte gerade hineingehen.«
Wieder hineinzugehen war das Letzte, das sie im Sinn hatte. Aber seine Stimme war weich und sein Tonfall entwaffnend. Sie ließ ihr Handy zurück in ihre Tasche gleiten. »Heute Abend ist da drin ein hässliches Gedränge. Deswegen bin ich gegangen.«
Er ließ die Türverriegelung schnappen. »Dann gehen wir irgendwo anders hin.«
Sie unterzog ihn einer weiteren Prüfung; er war wirklich süß. »Sagen Sie mir, Hübscher, was arbeiten Sie?«
»Ich bin ein Mann der Wissenschaft. Kommen Sie und nehmen Sie einen Drink mit mir, Miss …?«
Eine Welle des Entzückens lief ihre Wirbelsäule hoch und sie lächelte breit. Als sie ein Kind war, mochte sie es immer den Wissenschaftsleuten zuzuhören, wenn sie kamen, um mit ihrem Vater zu reden. Männer, die mit hochtrabenden Worten sprachen, ließen sie sich sicher und beschützt fühlen. »Ich bin Libby.« Sie griff nach der Tür.
»Willkommen Libby. Mein Name ist Gideon. Gideon Smith.«
Libby schlenderte durch die Tür in Gideons elegantes Zuhause. Diese plötzliche Wende der Ereignisse war erfreulich, wie sich die Nacht in eine siegreiche Situation entwickelte. Er war süß, gebildet, kultiviert und schien finanziell sicher zu sein. Während sie ursprünglich geplant hatte einen Drink mit ihm zu nehmen und sich dann eine Mitfahrgelegenheit zu rufen, begann sie die Vorteile darin zu sehen länger zu bleiben.
Er ging zu einer Bar in der Ecke der Küche. »Was möchtest du trinken?«
»Kannst du mir einen Margarita machen? On the rocks, mit Salz? Und ich würde gerne das Badezimmer benutzen.«
»Natürlich kann ich den Margarita machen«, sagte er eifrig. »Das ist mein Drink. Du findest ein Badezimmer, « zeigte er, »den Flur hinunter auf der linken Seite.«
Als sie durch sein Zuhause wanderte, war sie fasziniert, sah ein geschmackvolles Wohnzimmer gefüllt mit Möbeln und solider Kunst. Sie übersprang das Badezimmer und wagte sich weiter den Flur hinunter in das Hauptschlafzimmer. »Hmm, vielleicht bleibe ich«, murmelte sie, beäugte das gemütliche King Size Bett. Sie schritt in das Hauptbadezimmer. Eine nette Jacuzzi-Wanne. »Vielleicht nach ein paar Margaritas.«
Sie legte ihre Tasche auf die Ablage und trat vom Spiegel zurück, um ein Selfie zu machen. »Na also«, bestätigte sie. Nachdem sie das Foto als lohnend eingestuft hatte, sicherte sie es. Im Hintergrund des Fotos bemerkte sie eine Sonderbarkeit.
»Was ist das?« Auf einem Regalbrett hinter ihr war eine Kuriosität, etwas wie eine Schneekugel, nur rot, nicht weiß. Sie nahm sie, schüttelte sie und beobachtete die roten Flocken, wie sie um einen Vulkan tanzten. »Ist das nicht bizarr.« Sie stellte die Kugel zurück an ihren Platz auf dem Regalbrett.
Als sie zurück zum Spiegel ging, machte sie ihre Augenwinkel sauber und überprüfte nochmals ihr Gesicht. Ein wenig Lippenstift, ein Hauch Selbstbräuner und einmal mit den Fingerspitzen durch die Haare wischen und sie strahlte vor Zufriedenheit. »Ich bin bereit für Margarita.«
Sie streckte sich nach ihrem Handy, um es zu nehmen, als ihre Hand zu zittern begann. Das Zittern wanderte sichtbar ihren Arm hoch und breitete sich über ihren Körper aus. »Was?«, nuschelte sie, ergriff die Ablageplatte und stieß ihr Handy über die harte Oberfläche, so dass es über die Kante flog. Ihr Zittern nahm rapide zu. Sie wollte aufschreien, aber ihre Kehle war blockiert.
Kann nicht atmen!
Sie glitt auf den Fliesenboden und versuchte nach ihrer Kehle zu greifen, aber Krämpfe am ganzen Körper hielten ihre Muskeln unnachgiebig. »Giiagh«, krächzte sie. Sternchen füllten ihr Blickfeld. Sie wollte verzweifelt aufstehen und rennen, nach Hause gehen und ihren Morgenmantel anzuziehen. Aber das einzige Geräusch, das sie machen konnte, war: »Giiagh.«
Hitze strömte durch ihren Körper. Sie stand im Inneren in Flammen. Rasend heiß und geschmolzen, ihr Blut brodelte, brachte sie dazu aufkreischen zu wollen. Unerträgliche Schmerzen rauschten durch ihre Knochen. Ihre Haut war ein blasenschlagendes Bett aus stacheligem Kaktus. Die Sternchen in ihren Augen übernahmen ihre Sicht und flossen zu einem weißen Feld zusammen. Sie trat spasmisch einige Male aus. Ihre Augen rollten nach hinten. Ihre Blase entleerte sich.
Gideon mixte in der Küche fröhlich die Margaritas. Er summte, während er die Drinks auf der Suche nach Miss Hottie trug: »Libby«. Er konnte sein Glück ihr über den Weg gelaufen zu sein nicht fassen; die Aussicht darauf flach gelegt zu werden sah gut aus.
Das Wohnzimmer war leer, also wanderte er den Flur zum Badezimmer entlang. Auch leer. »Hmm, darf ich hoffen?« Er ging weiter zu seinem Schlafzimmer. In der Türöffnung rief er: »Libby?«
Niemand im Bett. »Vielleicht ist sie schon Whirlpool.« Er ging auf das Badezimmer zu.
Er kreischte, als er sie auf dem Fußboden sah. Sie war eindeutig tot, das Weiß ihrer Augen zeigte sich, ihr Körper war gekrümmt. »Verdammt, was zum Teufel?« Er stellte die Drinks ab und schritt zurück, starrte sie an. »Was? War sie high oder so, bevor wir hierhergekommen sind?«
Er stieg behutsam über ihre Leiche, versuchte nicht auf den Schaum auf ihren roten Lippen, das Blut an ihrer Nase, die Pfütze, die unter ihrem Kleid hervor lief, zu schauen. Er entnahm ein langes Wattestäbchen aus einer der Schubladen und stocherte in ihrer Handtasche herum. Keine Drogen da drinnen.
»Was, was, was soll ich tun?«, stöhnte er.
Libbys toter Körper rüttelte Erinnerungen an seine letzte Nacht auf Draco Station wach. Nur dass der tote Körper in dieser Nacht Annie Cooper gehörte. »Sie hat mich beim Stehlen erwischt. Ich hatte keine andere Wahl, als sie zu töten«, platzte er heraus, rang um Wiedergutmachung. Reue wegen der Vergangenheit und Furcht vor der Zukunft erschütterte ihn plötzlich. »Annie, ich bin mit deinem Mord davongekommen—aber das …«
Abrupt beugte er sich vor, sein Magen drohte seinen bloßen Inhalt auszukotzen. Wasser flutete seine Augen und er schluckte Galle. Die miserable Ironie dieser Situation ging nicht an ihm vorbei.
Der versehentliche Tod führt direkt zum Mord.
»Ich kann keine genaue Überprüfung brauchen.« Während er sich den Kopf über das Problem zerbrach, ging er auf und ab. »Was zum Teufel hat dich umgebracht Libby? Warum warst du hier hinten?« Er blickte sich um; seine Augen fielen auf die Schneekugel von Draco Station. »Oh Scheiße, hat sie die berührt?«
Er schlug sich mehrmals auf die Stirn. »Denk, denk. Hab ich die Umsetzung vermasselt, als ich die Droge aus der Kugel entfernt habe?« Er erinnerte sich an den Tag, an welchem er eine kleine Probe von Lazars Nobility-Droge entnommen hat. Die Tüte schien intakt, aber vielleicht war da ein winziges Loch und seine Handschuhe sind kontaminiert worden—
»Verdammt, verdammt, verdammt«, fluchte er durch steife Lippen. Er ging zum Schlafzimmer und starrte auf ihre Leiche, seine Hand an seine Stirn gepresst. »Ich habe einen Leichnam.« Er stöhnte: »Das ist nicht meine Schuld«, und begann auf und ab zu laufen. Als er sein Leben als hübscher Junge im Gefängnis an sich vorbeiziehen sah, fügte er hinzu: »Ich bin so geliefert deswegen.« Er rieb über sein Gesicht, suchte nach einem Ausweg. »Okay, sie ist auf einem Fliesenboden und es gibt keinen gewaltigen Blutfleck. Wir haben uns nicht einmal geküsst, also gibt es minimale DNS Übertragung.«
Er begann wieder auf und ab zu laufen. Schrittweise formte sich ein Plan. Er hielt an und tastete seine Hose nach seinem Schlüssel ab. »Geh nirgendwohin, Libby. Ich bin gleich zurück.«
Zwei Stunden später kam er zurück, öffnete das Garagentor mit der Fernbedienung und fuhr hinein. »Wow«, keuchte er. Er ließ seinen Kopf zurück auf die Kopflehne fallen, sog Luft ein, als ob er die ganze Zeit, während er weg gewesen war, seinen Atem angehalten hatte. Stumm bot er eine Entschuldigung für ein Gebet, da er wusste, dass er in einer zweifelhaften Position war, um himmlischen Beistand zu ersuchen.
Trotzdem. Jeder benötigt an einem gewissen Punkt einmal Hilfe.
Er trug seine Einkäufe hinein. Er zog Handschuhe an, packte eine Abdeckplane aus und rollte diese neben Libbys Leiche aus und platzierte einen neu gekauften Läufer oben auf der Plane.
»Na bitte.« Er wuchtete ihre Leiche auf den Läufer und rollte sie darin ein. Er benutzte die Plane als Schlitten und schleifte den Läufer den Flur entlang, durch die Küche hindurch und durch die Garage. Er stopfte den Verbund in den Kofferraum seines Autos, schlug die Kofferraumtür zu und setzte sich darauf, schnaufte von seinen Strapazen. Als er zu Atem kam, jammerte er verärgert: »Scheiße—heute Nacht werde ich nicht flachgelegt. Was jetzt?«
Während er mit einem nervösen Finger auf den Kofferraum klopfte, erinnerte er sich an ein dunkles Stück entlang des Flusses im Anacostia Park. »Jep. Ein so guter Platz wie jeder andere, um sie zu loszuwerden.«