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Dreya fuhr vor Senator Stantons Zuhause vor, hoffte diese Vernehmung hinter sich zu bringen ohne böses Blut zu schaffen. Als sie Morgans Auto in der Zufahrt innerhalb der Absperrung des Secret Service sah, parkte sie am Randstein und zeigte ihre Dienstmarke am Gürtel, bevor sie hereingelassen wurde.

Senator Sanford Stanton ging im Wohnzimmer seiner zweistöckigen Villa auf und ab. Sie betrat den Raum und legte sofort ihren Kopf schief und kniff die Augen zusammen.

Etwas stimmt nicht mit diesem Bild.

»Dreya«, rief der Senator aus, als er sie in der Türöffnung sah. Er eilte hinüber und führte sie in den Raum. »Was ist mit meiner Tochter passiert?« Er zog sie zu einer Couch und setzte sich, hielt ihre Hand. »Was wissen Sie? Wer hat das Libby angetan?«

Dreyas Vermutungen bauten sich schnell aus. Sie zuckte mit der Nase, roch nicht nur Scotch, sondern auch politisches Drama. »Wir wissen es noch nicht, Sir. Was können Sie uns über Libbys Aktivitäten sagen, ihren gestrigen Verbleib?«

»Hab das«, sagte Detective Morgan. Er ging hinüber und bot ihr sein Handy an.

Sie nahm das Handy, bemerkte insbesondere den Verlust von Morgans mürrischer Einstellung. »Danke.« Das Handy zeigte eine bekannte Webseite für Sichtungen von Prominenten; Morgan hatte ein Video geladen. Sie schaute zu, wie Libby einen Drink in das Gesicht eines jungen Mannes warf.

Drama. Es ist eine Stanton-Familien-Manie.

Sie reichte das Handy zurück an Morgan, während sie den Senator fragte: »Können Sie uns seinen Namen nennen, Sir?«

Senator Stanton erhob sich, sein verschlossenes Gesicht signalisierte seinen Verlust an Interesse. »Sprechen Sie mit meinen PR-Leuten. Die behalten den Überblick über all das.« Er knöpfte sein Jackett zu und strich an seiner Hose entlang. »Sie und Rhys finden heraus wer das getan hat, verstanden? Nun, wenn Sie mich entschuldigen, ich habe eine Besprechung.«

Sie stand auf. Obwohl sie Libbys Ableben noch nicht als Mord bestätigt hatten, war sie sich sicher, dass das Mädchen keinen Selbstmord begangen hat, noch war sie aus Versehen in den Fluss gefallen. »Ihre Tochter ist gerade erst ermordet worden; werden Sie den Tag nicht frei nehmen, um sie zu betrauern?« Sie konnte die Herausforderung nicht aus ihren Worten halten. Ihre Stimmbänder klangen vor Empörung für Libby … sie war fort und bereits ausgeblendet.

Er hielt an und durchbohrte sie mit einem harten Blick. »Es ist eine Weile her, seit Sie hier gearbeitet haben, Dreya, aber es hat sich wenig verändert. Sie wissen, dass Libby immer einen Hang zu riskanten Situationen hatte. Teufel, Sie haben ihr Leben schon einmal gerettet. Ich vertraue darauf, unter Ihnen und Rhys, dass Sie für uns einen Abschluss zu dieser hässlichen Angelegenheit finden.«

Sobald er den Raum verlassen hatte, atmete sie schnaubend aus. »Es hat sich wenig verändert, das ist sicher.« Sie blickte Morgan an. »Problem?«

Er beobachtete sie mit gerunzelter Stirn und einem stechenden Blick. Gegen ihre Worte mit in Unschuld erhobenen Händen protestierend, zog er sein Kinn zurück. »Nein, kein Problem.« Er räusperte sich. »Wohin jetzt?«

Obwohl er gelassen genug aussah, sah sie die Vene auf seiner Stirn pochen. Sie fragte sich, was der Senator zu ihm gesagt hat, bevor sie angekommen war. »Wir gehen und reden mit dem Freund.«

»Ich besorge die Adresse von den PR-Leuten.«

»Treffe Sie dann draußen.«

Außerhalb der Villa war das Gebiet frei von Stanton und sein Sicherheitstrupp war weg. Sie ging zu ihrem Auto, tippte mit ihren Schlüsseln gegen ihren Schenkel.

Was könnte mit Libby passiert sein? Was könnte eine Feder zum Wachsen bringen und einen Schatten auf ihrer Haut hinterlassen?

Sie runzelte die Stirn, nicht in der Lage, sogar mit ihrer lebhaften Vorstellungskraft, ein Szenario zusammenzubrauen, das zu ihren Beweisen passte. Morgan kam heraus und reichte ihr ein Stückchen Papier. »Die Adresse. Sehe Sie dort.«

»Hey«, sagte sie. »Werden wir während der ganzen Ermittlungen getrennte Autos benutzen?«

Er musterte sie von oben bis unten. »Hängt davon ab.«

Sie nickte. »Genau meine Gedanken. Sehe Sie dort.« Sie kletterte in ihr Auto.


»Brandon Carlisle, 33. Straße, Georgetown«, sagte Dreya. Sie bog zu der aus Backstein gebauten Eigentumswohnung ein, sah, dass Morgan bereits auf sie wartete, lehnte, wieder, am Kotflügel seines Autos. »Er zieht diese lässige Scheiße nur ab, um mich zu nerven. Und wie ist er so schnell hier her gekommen?«

Als sie heranging, nickte er und drückte sich vom Auto weg. In einer Bewegung, die sie sofort verdächtigte, dass sie dazu gedacht war sie zu verärgern, streckte er seinen Arm aus und verbeugte sich, so dass sie vor ihm vorbeigehen konnte. Sie atmete aus und erklomm die wenigen Stufen zu Brandons Haustür. Als sie sich nach der Türklingel streckte, griff Morgan um ihre Schulter herum und kam ihr zuvor, drückte die Klingel. Sie zog sich zurück, spießte ihn mit einem düsteren Blick auf, rief geräuschlos ›lass den Quatsch‹ aus.

Er zuckte mit einer Schulter und bot seine Verteidigung an. »Na ja, für was bin ich denn sonst da?«

Sie wandte sich zurück zur Tür, widerstand dem Verlangen das Schienbein des Detectives mit der Spitze ihres Stiefels zu durchbohren.

Die Tür öffnete sich. Ein zerzauster, gutaussehender junger Mann stand vor ihnen, Mitte zwanzig mit dunklem Haar, ohne Shirt, eindrucksvoller Brust, guten Bauchmuskeln, Pyjamahosen hingen auf seinen Hüftknochen. Er musterte sie bevor er zu Morgan blickte. »Ja?«

»Dreya Love, FBI.« Sie zog ihre Jacke zurück, entblöße ihre Marke und Waffe.

»Detective Rhys Morgan.« Er klappte seinen Ausweis auf.

Die Augen des Burschen wurden groß und er fuhr mit einer Hand durch sein Haar. »Wow. Äh, was kann ich für Sie tun?« Er runzelte die Stirn und sah sie misstrauisch an. »Was ist los? Ist etwas passiert?«

»Können wir herein kommen?«, fragte sie.

Er trat zurück. »Sicher, kommen Sie herein.«

Sie betraten sein Zuhause. Sie beschäftigte Brandon, während Morgan herumging. »Wo waren Sie letzte Nacht zwischen Mitternacht und 1 Uhr morgens?«

»Warum? Was ist passiert?«

»Wo waren Sie?«

Er schnaubte ein leises Lachen. »Ha. Sie müssen die einzige Person in DC sein, die das nicht weiß. Warum? Was ist passiert?«

»Libby Stanton ist letzte Nacht gestorben.«

Sein Mund klappte auf und er trat zurück, eine Hand über seiner Brust ausgebreitet. »Oh, mein Gott, Libby? Sie hat letzten Abend mit mir Schluss gemacht …«

»Was haben Sie nach der berüchtigten Drink-werfen-Trennung getan?«

Er schnappte sein Handy und zeigte ihr eine Reihe Selfies von ihm und einem Paar junger, brünetter Damen; jedes Foto mit einer Zeit von 12.15 Uhr bis nach 2 Uhr morgens gestempelt. »Wir haben den Club verlassen und sind dann hierher gekommen.« Er gestikulierte in Richtung des Flurs und einer Schlafzimmertür. »Wenn Sie sie fragen wollen—«

Sie gab ihm sein Handy zurück. »Das wird nicht nötig sein.«

Morgan beendete seinen Rundgang und kam zurück, um bei ihr zu stehen. »Zu welcher Zeit sind Sie im George angekommen?«

»Wir waren gerade erst dort angekommen, gerade um Mitternacht herum, und bestellten unseren ersten Drink, als sie ausgeflippt war und ihr Dramaqueen-Ding durchgezogen hat. Sie hat mich mit ihrem Drink überschüttet und verkündet ›Niemand lässt die Tochter des Senators sitzen‹, und ist einfach hinausgelaufen.«

»Wissen Sie, wo Sie hingegangen ist? Haben Sie gesehen, wie sie mit jemanden auf dem Weg hinaus gesprochen hat?«, fragte Morgan.

»Nein, ich habe nichts gesehen. Ich war damit beschäftigt ihren Drink von meinem Gesicht abzuwischen. Zumindest war es nur ein Perrier.«

»Welche Partydrogen hat Libby benutzt?«, fragte Dreya. Sie blickte auf Morgan. Er zeigte ein verneinendes Schütteln seines Kopfs; er hatte bei seinem kurzen Umhergehen nichts Interessantes gefunden.

»Sie hat gern ein bisschen Kokain genommen.«

»Haben Sie letzten Abend mit ihr gekokst?«, fragte Morgan. Er überragte Brandon und spähte auf ihn herunter.

»Nein.« Brandon schüttelte seinen Kopf vehement. »Kein Kokain letzten Abend. Wir hatten keines und sind gerade erst dort angekommen gewesen, die Party hatte noch nicht begonnen.«

»Haben Sie gewusst, dass Sie mit Ihnen Schluss machen würde?« Morgan warf einen barschen Blick auf den jungen Mann. Sie fragte sich, was durch den Verstand des Detectives ging, dass er einen solch zerlegenden Blick hervorbrachte.

»Nein.« Brandon blickte nach unten, zog eine Grimasse. »Eigentlich wollte ich mich letzten Abend von ihr trennen, ich habe nur gewartet, dass—«

»Hatte sie eine Tasche?«, fragte sie.

»Äh, jep. Ein schwarzes rechteckiges Ding.«

Dreya war fertig; sie schaute Morgan an. Er hob eine Braue. Sie schob ihr Kinn in Richtung Türe vor. Brandon ging mit ihnen und griff nach der Türe, um sie zu öffnen, und fragte: »Was ist mit … Libby passiert? Wie ist sie—?«

Sie hörte die Besorgnis in seiner Stimme, aber, wie bei dem Senator, war es entweder zu wenig, zu spät … oder einfach nur praktisch. »Verlassen Sie nicht die Stadt«, antwortete sie.

Draußen wartete sie auf Morgan. Er kam näher, Hände in seinen Taschen, klar auf ihre Anweisungen wartend.

»Das George. Lassen Sie uns deren Sicherheitsvideo ansehen.«

»Das dachte ich auch«, stimmte er zu.

»Wir sehen uns dort.«

Sie schaffte es das George vor Morgan zu erreichen. »Hör auf damit«, wies sie sich selbst zurecht, stellte ihr wetteiferndes Naturell zur Rede. Sie stieg aus ihrem Auto und ging zum Bürgersteig. Über der Straße war ein Parkplatz; sie sah keine sichtbaren Sicherheitskameras.

Ein Auto bog in die Einfahrt zur Tiefgarage ein und der Fahrer rief heraus. Da sie ihn nicht erkannte, schaute sie sich um. Morgan saß hinter ihr auf einer Stützmauer aus Backstein um eine Restaurant-Terrasse herum.

Wie hat er das gemacht?

Er winkte dem Fahrer zu und erhob sich, gesellte sich zu ihr. »Das ist der Chef der Security. Ich hab ihn angerufen, gesagt, dass wir das Filmmaterial sehen müssen.«

Sie widerstand zu fragen, wie er so schnell hierhergekommen war, schätzte stattdessen still seine Detektivarbeit. Dass er den Sicherheitsmann kannte war keine Überraschung; das war der Nutzen von einheimischen Stiefeln auf dem Boden.

Sie folgten dem Auto in die Tiefgarage. Der Fahrer stieg aus und grüßte Morgan voller Eifer. »Hey, Mann, wie geht es dir?«

Morgan kam ihm mit einem ausgeklügelten Handschlag nach und sagte: »Wesley, Alter, das Leben ist gut. Du siehst aus, als ob das George dich gut behandelt.«

Während sie ihr Ritual vervollständigten, wartete sie. Wesley warf ihr einen kurzen Blick zu und flüsterte etwas in Morgans Ohr. Morgan schüttelte energisch seinen Kopf. Wesley flüsterte mehr, bis Morgan dann in Zustimmung nickte. Wesley ging breit lächelnd weg.

Morgan verkündete: »Agent Love, das ist Wesley, Chef der Security.«

Sie bot dem überschäumenden Wesley ihre Hand. »Danke, dass Sie uns hier so schnell treffen«, sagte sie, dankbar für den Moment, in dem er sie endlich losließ.

Er zwinkerte. »Erwähnen Sie einfach meinen Namen, wann immer sie ins George wollen.«

»Danke, Wesley. Ich behalte das im Hinterkopf.« Ein schneller Blick auf Morgan zeigte, dass sein Gesicht zu seinem finsteren Ausdruck zurückgekehrt war.

Boah, ist der launenhaft.

Wesley hatte eine Türe zu einem Kämmerchen der Security in der Garage geöffnet und legte das Video ein. »Mitternacht, sagen Sie?«

»Fangen Sie ein bisschen früher an—11.30 Uhr«, sagte sie.

Sie schauten das Video über Wesleys Schulter genau durch. Während die Autos vorbeieilten, hielt sie nach Brandons rotem BMW Ausschau. »Da«, zeigte sie. »Stopp.« Das rote Fahrzeug stach klar heraus; sie konnte Libbys Profil auf dem Beifahrersitz sehen, Zeitstempel um 11.49 Uhr. »Machen Sie weiter.«

Das Video startete wieder, zeigte wie Leute und Autos kamen und gingen. »Da ist sie«, sagte Morgan. »Halt an.«

Libby ging hinaus auf den Bürgersteig. Sie schaute auf ihre Uhr, zog dann ihr Handy aus ihrer schwarzen Handtasche. »Suchst du nach einer anderen Party?«, grübelte Dreya. »Oder besorgst du dir ein Uber für die Fahrt nach Hause?« Sie prüfte die Zeit—12.10 Uhr.

Ein Auto fuhr an den Randstein heran. Libby sprach mit jemandem in dem Fahrzeug; sie hat immer noch ihr Handy in ihrer Hand. »Können sie eine andere Ansicht kriegen?«, fragte sie. »Ich kann nichts sehen.«

Libby plauderte mit dem ungesehenen Fahrer für ein paar Minuten. Um 12.15 Uhr tat sie ihr Handy zurück in ihre Handtasche und stieg in das Auto. Das Fahrzeug fuhr ohne einen Blick auf den Fahrer oder das Kennzeichen ab.

»Sie bekommen, was Sie sehen«, sagte Wesley. »Ich habe nur diese eine Kamera draußen.« Er spähte genau auf das Bild auf dem Bildschirm. »Libby Stanton. Is’ ihr was passiert?«

»Vergiss, dass wir hier waren, Wesley«, sagte Morgan. Sein Tonfall war weniger zuträglich als vorher, autoritärer. »Verstanden?«

»Äh, sicher, Mann. Braucht ihr noch etwas?«

»Nein, geh nach Hause.«

Dreya ging nach draußen vor den Eingang zum Bürgersteig und starrte auf die Straße. »Was ist mit dir passiert, Libby? Wo bist du hingegangen? Warum bist du zu diesem Mann ins Auto gestiegen? War er ein Fremder? Oder jemand, den du gekannt hast? In welche Richtung seid ihr gefahren?«

Morgan gesellte sich zu ihr. »Also, um 12.15 Uhr steigt sie in ein unbekanntes Fahrzeug.« Er sah nach Westen. »Die einzigen Verkehrskameras westlich der Wisconsin Avenue sind auf der M Street, sofern sie also nicht die M entlanggefahren sind, haben wir sie verloren. Im Osten andererseits—«

Ihr Handy surrte, unterbrach ihn damit. »Hmh«, grummelte sie. »Das ging schnell. Assistenzgerichtsmediziner Bailey möchte uns sehen.« Sie ließ das Handy in ihre Jackentasche gleiten. »Ich sehe Sie dort, Morgan.«

Er schenkte ihr einen scharfen Blick unter dichten Brauen und atmete aus, als ob er zu einer Aufgabe einlenkte, die er scheute. »Jaah. Ich sehe Sie dort, Love.«


Im Forensik Labor betrat Dreya den Vorraum des Autopsieraums. Sofern es nicht eine Notwendigkeit gab, zog sie es vor nicht Libbys sezierte Leiche auf dem Tisch anzuschauen. Sie setzte sich, wartete, dass Morgan sich zeigte, erinnerte sich an das erste Mal, als sie Libby getroffen hatte.

Dreya kam frisch aus der Navy und dachte über ihre Zukunft nach. Aufgrund ihrer erstklassigen militärischen Sicherheitsfreigabe, wurde sie für den privaten Sicherheitsdienst angeheuert und war in dem hausinternen Trupp des Senators gelandet, seiner Tochter, damals im Teenageralter, zugewiesen. In diesem Sommer siebzehn Jahre alt war Libby eine tickende Zeitbombe, die auf die politische Karriere ihres Vaters zielte.

»Er kümmert sich nur um mich, wenn es seinen Zwecken dient«, beschwerte sich Libby. Sie saß um 1 Uhr nachts mit ihren Füßen im Pool da, mit einer Flasche Tequila in ihrer Hand.

Selbst eine erfahrene Trinkerin, erinnerte sich Dreya daran, wie die Siebzehnjährige den starken Tequila mit horrender Hemmungslosigkeit trank. Sie versuchte das Mädchen um die Flasche zu erleichtern. Da sie nichts davon wissen wollte, zog Libby einen Schmollmund und umklammerte den Tequila an ihrer Brust. »Meine Flasche. Besorg dir eine eigene.«

Dreya zog ihre Schuhe aus und rollte ihre Hosenbeine hoch. Sie setzte sich mit ihren Füßen in dem warmen Wasser neben Libby. »Glaubst du nicht, dass du ein wenig hart mit deinem Vater ins Gericht gehst?«

Libby schürzte ihre Lippen mit einem ›pfff‹ der Verachtung und einem Winken ihrer Hand. »Der Senator hat wichtigere Dinge zu tun … wie zum Beispiel die Welt zu retten.«

Sie nahm einen Schluck aus der Flasche und wischte sich ihren Mund an ihrem Blusenärmel ab. Sie wandte sich Dreya zu, ihre Augen plötzlich leuchtend über einem rate-was-ich-weiß-Grinsen. »Du solltest ein paar der Dinge hören, über die sie reden.« Sie senkte ihre Stimme und ließ ihren Blick nach rechts und links huschen. »Es ist phantastisches Zeug, was mein Daddy macht. Außerirdisch.«

Libby kam mit erstaunlicher Anmut auf ihre Füße, wenn man bedenkt wie leer die Tequilaflasche war. »Daddy«, sagte sie mit einem spöttischen Lächeln, »hat nur Zeit für wichtige Federn.« Sie schwang die Flasche mit betrunkenem Nachdruck. »Federn sind wichtig—nicht Töchter.« Sie richtete sich auf und reichte Dreya die Flasche. »Hier, ich gehe ins Bett.« Sie blieb torkelnd auf ihren Füßen, während Dreya ihre Schuhe wieder anzog und die Flasche nahm.

»Ich mag dich«, platzte Libby heraus, bevor sie gemütlich davonschwankte.

Dreya hielt mit Libby mit, beobachtete sie, um sicherzustellen, dass sie es in ihr Bett schaffte ohne etwas kaputt zu machen. Offensichtlich eine erfahrene Betrunkene, schaffte es die Teenagerin ihr Bett zu erreichen und vollständig bekleidet bewusstlos zu werden ohne zu kotzen. Dreya stellte einen Abfalleimer neben ihr Bett, nur für den Fall.

»Gute Nacht«, sagte sie, schloss die Schlafzimmertür. Sie blieb dort für eine Weile stehen, horchte, ob Libby Hilfe brauchte. Sie schnaubte bei der Ironie. Wie viele Male hatte sie diese Aufgabe verrichtet, diese folge-der-Betrunkenen-Routine für ihre alkoholisierte Mutter. »Na ja, du weißt nie worauf dich das Leben vorbereitet.«

Als sie schlussendlich in dieser Nacht weggegangen war, fragte sie sich, um welches Wort Libby sich in ihrem berauschten Zustand bemüht hatte, als sie ›Federn‹ gesagt hatte. Zu dieser Zeit dachte sie es war lediglich Gefasel eines besoffenen Gehirns, aber im Büro des Gerichtsmediziners sitzend, wissend, dass Libby im Raum nebenan aufgeschnitten wurde, musste sie sich fragen … wenn Federn das Wort war, das Libby beabsichtigt hatte, worüber zum Teufel hat sie geredet?

Ein Paar Männerstimmen zog sie aus ihrem Tagtraum. Verwundert sah sie Morgan aus dem Autopsieschauplatz gehen, während er mit dem Gerichtsmediziner plauderte. Als sie aufstand, blickte sie den Detective aus zusammengekniffenen Augen an, legte ihren Kopf schief.

Wie zum Teufel macht er das?

Bailey kehrte zum Autopsieraum zurück, während Morgan zu ihr herüber kam. Sie schluckte ihre Verwunderung über ihn, dass er sie von Örtlichkeit zu Örtlichkeit schlug. Sie war genervt, jedoch auf perverse Weise dankbar dafür, dass sein Timing sie davon abhielt den Autopsieraum mit Libby auf dem Tisch zu betreten. Er zog einen Notizblock heraus und ging seine Liste durch.

»Bailey hatte nicht gerade viel«, berichtete er. »Da es noch immer ein bisschen früh ist, füllen wir die ›verwerfen-wir‹-Liste aus. Libbys Mageninhalte waren harmlos; sie war nicht schwanger; hatte keine Anzeichen für sexuelle Aktivität oder Tätlichkeit; und kein Anzeichen von Drogenkonsum durch Injektion oder Schnupfen an diesem Abend; und es gab keine Fingerabdrücke auf ihrem Körper. Die abgeknipsten Nägel brauchen ein oder zwei Tage.«

Sie wartete darauf, dass er erwähnte, dass—

»Der Gerichtsmediziner sagte, dass die Anomalie ihrer Hautfarbe nicht nur auf ihre Haut beschränkt war.«

Sie runzelte die Stirn, versuchte diese Aussage zu enträtseln.

»Anscheinend ist die Farbanomalie flächendeckend. Er hat Objektträger mit verschiedenen Geweben und die Anomalie ist durchgängig in Muskeln, Haut und Organen. Er kennt den Grund deswegen noch nicht.«

Sie zwickte sich in den Nasenrücken. »Und den Toxikologiebericht werden wir wochenlang nicht erhalten.«

Eine Farbanomalie. Eine Feder. Was zum Teufel geht hier vor?

»Lassen Sie uns in ihr Apartment gehen«, sagte sie. »P Street, Nordwesten, ich sehe Sie dort.«

Sie kannte den Weg. Das Anwesen auf der P Street war Familieneigentum, das Libby geerbt hatte, als sie letztes Jahr ihren Abschluss in Politikwissenschaften an der Georgetown University gemacht hatte. Dreya hatte eine kleine Abschlussfeier dort besucht.

Libby war an diesem Abend fröhlich und lebhaft gewesen, so stolz auf ihren Abschluss. Sie wartete darauf, dass ihr Vater kam, aber als der Abend später wurde, verblasste ihre gute Stimmung. Als klar wurde, dass er nicht auftauchen würde, öffnete sie eine Flasche Tequila und goss eine heftige Portion in ein Glas. Sie kippte das Glas in Dreyas Richtung und sagte: »Ich hab’s dir gesagt—und ich hatte Recht, oder nicht?«

Die Erinnerung beiseite schiebend, verkündete Dreya: »Libby, Süße, du warst von Geburt an ein Opfer.« Sie bog auf den Parkplatz vor dem Eingang ein und lächelte widerwillig, als sie sah, dass Morgan bereits hier war.

Er traf sie auf dem Weg. »Bereit?« Er ließ einen Schlüssel aufblitzen.

»Wie haben Sie den bekommen?«

»Die PR-Leute des Senators.«

Er ging voraus und öffnete die Tür, näherte sich der Alarmanlage und tippte den Code ein. Sie zog Handschuhe an. Er nahm das Wohnzimmer und die Küche; sie ging durch das Schlafzimmer und Bad.

Sie fuhr mit ihren Händen unter die Kante der Matratze; durchwühlte das Nachttischchen und fand ein Sexspielzeug, ein paar Kondome und einen Erotikroman. Sie kniete sich hin und ging mit ihrer Taschenlampe unter dem Bett durch. Nichts darunter, aber sie fand einige benutzte Kondome im Müll neben dem Bett. Sie tütete sie ein und etikettierte sie als Beweismittel.

Im Badezimmer bot der Medizinschrank nichts als Arzneimittel. Ein Spektrum an Kosmetika und Hautpflegeprodukten übersäten die Ablage; alle waren hochpreisig, nichts von einem Drogeriemarkt.

Im vorderen Raum wurde Morgan gerade fertig. »Es ist sauber. Die Bar ist gut ausgerüstet, nur mit dem Besten.«

»Kein Handy?«

»Kein Handy.«

»Dann benötigen wir einen Durchsuchungsbefehl für den Server.«

»Und wir müssen die Verkehrskameras überprüfen«, fügte er hinzu.

Sie zog ihr Handy heraus. »Ich rufe den Senator an. Da wir nichts an diesem Ende haben, müssen wir zurück an den Anfang gehen.«

Morgan hielt sie auf. »Stanton ist nicht in der Stadt. Er wird bis morgen nicht zurück sein. Sehen Sie, ich habe einen Kumpel drüben in der Verkehrsabteilung. Ich werde hingehen und das Filmmaterial der Verkehrskameras anschauen. Sie arbeiten den Durchsuchungsbefehl aus und gehen nach Hause. Wir können bis morgen nichts anderes machen, bis wir Zugriff auf den Server haben.«

Er hatte Recht. Er war auch sehr effizient. Sie verstand warum der Senator ihn an diesem Fall wollte. Sie blickte auf ihre Uhr. Es war gerade erst Mittag. Was für ein langer Morgen das gewesen war.

Das gibt mir Zeit den Nachmittag mit Kit zu verbringen.

»In Ordnung«, sagte. »Ich sehe Sie dann am Morgen … irgendwo.«

»Verlassen Sie sich drauf«, sagte er.

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