Читать книгу Gaben der Liebe - Musenkuss - Dani Merati - Страница 6
Kapitel 3
ОглавлениеGegenwart - Lennie
Lennie hatte beschlossen, jegliche Annäherung an Mark zu vermeiden und erst einmal nur dafür zu sorgen, dass dieser wieder schreiben konnte. Er hatte mit seiner Mom telefoniert und sie über Marks Ex ausgequetscht, und als sie misstrauisch wissen wollte, warum, etwas geschwindelt. Er hatte ihr erzählt, dass Marks Schreibblockade wohl von Liebeskummer kam und er seinen Ex immer noch sehr vermisste.
Jetzt saß er vor seinem Laptop und betrachtete ein großes Porträtbild auf der Website des Bildhauers Luca Andrelli, der laut seiner Mom der Erste gewesen war, der näher an Mark herangekommen war. Fasziniert klickte er durch die verschiedenen Bilder, staunte über die Skulpturen, von denen der überwiegende Teil einen homoerotischen Hintergrund hatte. Absoluter Wahnsinn! Kein Wunder, dass Mark sich von diesem Mann beeindruckt gezeigt hatte.
Okay, kein Grund aufzugeben. Es hatte trotz allem ja nicht zwischen ihnen geklappt und das bedeutete doch, dass Mark etwas in der Beziehung gefehlt hatte. Jetzt musste er nur noch herausfinden, was das war.
Dafür wollte er heute mit Mark auf den Rummel. Von seiner Mom wusste er, dass sein Patenonkel oft mit Luca dort gewesen war. Einen Moment zauderte er, ob es klug wäre, mit ihm genau da hinzugehen. Dann schüttelte er den Kopf. Er wollte neue Erinnerungen für Mark schaffen und ein wenig über den Künstler erfahren, der ihn so fasziniert hatte. Und mit etwas Glück war sein Idol eher geneigt ihm von dem Skulpteur zu erzählen, wenn er sich an einem vertrauten Ort befand, wo er mit diesem eine schöne Zeit verbracht hatte. Natürlich wusste Lennie, dass sein Plan auch nach hinten losgehen konnte. Es gab keine Garantie für ihn, dass Mark sich ihm zuwandte. Vielleicht trieb er ihn mit seiner Aktion auch genau in die Arme des Bildhauers.
Hm, dieses Risiko musste er wohl eingehen. Dann mal los.
***
Gegenwart - Mark
Während Mark sich noch fragte, was Lennies Phase zwei bedeuten könnte, wurde er rasch aufgeklärt. Der Plan war bestechend simpel: Spaß haben und das soviel wie möglich. Mark dachte über seine gewonnenen Erkenntnisse nach und beobachtete dabei den jungen Mann, der vor ihm herhüpfte, als hätte er keine Sorgen. Hat er wohl auch nicht. Melli hat gute Arbeit geleistet. Er stutzte. Eigentlich hatte er das auch, schließlich war er ebenfalls eine wichtige Bezugsperson in Lennies Leben. Liebte er ihn? Ja, definitiv. In welche Richtung sich diese Liebe entwickeln würde, stand in den Sternen, aber das war momentan unwichtig. Es zählte nur der Augenblick.
Lennie kam auf ihn zu. „Und jetzt fahren wir in den Vergnügungspark.“ Er stolperte beinahe und wollte schon ablehnen, doch der Kleine sah ihn so erwartungsvoll an, dass er gar nichts anderes als zustimmen konnte.
Auf den Rummel gehen war seine und Lucas Lieblingsbeschäftigung gewesen. Sie hatten ihre Tickets für die Fahrgeschäfte mit dem wenigsten Personenaufkommen gekauft, um dann wie Teenager zu fummeln, sobald es losgegangen war. Normalerweise waren sie am Ende immer in der Geisterbahn gelandet, wo sie hemmungslos übereinander hergefallen waren. Seit Luca mit ihm Schluss gemacht hatte, hatte Mark keinen Gedanken mehr an Kirmes verschwendet, doch er wollte Lennie nicht enttäuschen und so nickte er nur. Dessen strahlendes Lächeln belohnte ihn für diese Entscheidung.
Und so ließ er sich von Wirbelwind Lennie mitziehen und erlaubte sich, komplett loszulassen und einfach nur Spaß zu haben. Der junge Mann zerrte ihn auf jedes mögliche Fahrgeschäft, von den waghalsigen, die Magenkrämpfe auslösten, bis zu dem albernen Kinderkarussell. Sie aßen Softeis, Mark versuchte sein Glück am Schießstand und gewann einen Teddybären, der den Kleinen zum Strahlen brachte. Mark ertappte sich dabei, in die Vergangenheit zu fallen, an dieselben Dinge zu denken, die er vorher mit Luca unternommen hatte und zum ersten Mal verspürte er keine Bitterkeit.
Und so endeten sie schließlich vor dem Geisterhaus, der Endstation, wenn er mit Luca unterwegs gewesen war. Doch Lennie ging nicht zum Ticketstand, sondern setzte sich auf die Wiese davor. Er sah Mark stumm an und dieser sank neben ihm nieder.
„Ich weiß, dass es mich eigentlich nichts angeht, aber magst du mir von ihm erzählen? Dem Mann, den du geliebt hast?“
Mark seufzte und dachte einen Moment darüber nach. Sein Patensohn war oft mit Problemen zu ihm gekommen und er hatte ihm immer wieder erklärt, wie wichtig es war, sich jemandem anzuvertrauen. Doch war es richtig, dass er seinen Kummer bei ihm ablud? Durfte er ihm solch eine Bürde aufladen? Warum fragte Lennie überhaupt? Wollte er seine Konkurrenz einschätzen? Den Gedanken verwarf er sofort. So etwas lag nicht in seinem Naturell. Er war einfach zu ehrlich für diese Welt. Deshalb wollte er ihn nicht zusätzlich belasten, aber der Kleine vertraute ihm und er verdiente nichts anderes, als das Mark das ebenfalls tat.
Er holte tief Luft. Vielleicht tat es ja auch gut, sich endlich alles von der Seele zu reden. Lennie griff nach seiner Hand, drückte sie aufmunternd und er begann zu erzählen.
***
Vergangenheit - Mark
Mark stahl sich ein Glas Champagner vom Tablett eines vorbeieilenden Kellners und nippte an dem köstlichen Getränk. Der Alkohol war bisher das Beste dieses Abends gewesen. Er war gelangweilt, müde und wollte nur noch nach Hause. Wenigstens nahm ihm die perlende Flüssigkeit ein wenig von der Frustration über den nutzlosen, zeitverschwendenden Anlass.
Sein erstes Buch erstürmte gerade die Bestsellerlisten und um das zu feiern, hatte ihm Harald, sein Verleger, Freikarten für eine Kunstausstellung geschenkt. So hatte er es zumindest ausgedrückt. Mark kannte natürlich die Wahrheit. Haralds Ehefrau ließ keine Gelegenheit aus, in Kunst zu schwelgen und mit Mark darüber zu diskutieren, da ihr Mann in dieser Hinsicht ja ein Banause wäre. Um der sympathischen Dame einen Gefallen zu tun, hatte er sich breitschlagen lassen, an der Veranstaltung teilzunehmen.
Doch die durchaus anregende Konversation mit Frau Müller konnte unterdessen nicht drüber hinwegtäuschen, dass sich die Ausstellung in einen Marketingalbtraum gewandelt hatte. Er hätte es natürlich ahnen müssen, als immer mehr Repräsentanten von Presse, Verlagen und zig andere Wichtige ihrer Zunft auf den Plan traten und ihm zu seinem Erfolg gratulierten. Dann kam die andere Seite, die Vermögen roch und die Werke ihrer Klienten verkaufen wollte. Da waren sie bei Mark allerdings an der falschen Adresse. Er gab sein Geld bevorzugt für Bücher aus, nicht für Gemälde, die aussahen wie das zufällige Kritzeln eines Kleinkinds. Moderne Kunst. Wer sollte sie verstehen?
So unauffällig wie möglich zog er sich in eine versteckte Ecke des Ausstellungsraumes zurück, zu müde, um sich noch mit den aufstrebenden Künstlern zu unterhalten. Als er sich umdrehte, fiel sein Blick auf eine Skulptur, die er zuvor nicht wahrgenommen hatte. Wie hatte er sie übersehen können? Das schien unmöglich zu sein. Sie war genau vor ihm, die lebensechte Nachbildung zweier Liebender, in Ekstase vereint, beide gesichtslos und trotzdem extrem ausdrucksvoll. Und beide sehr männlich.
Mark starrte ewig auf die Figur, checkte immer wieder das unauffällige Schild mit dem Preis. Der ließ ihn zusammenzucken, aber je länger er die Statue bewunderte, desto mehr schien dieser zusammenzuschrumpfen. Oder besser, er wurde absolut gerechtfertigt. Sicherlich konnte er sich mit einer kleinen Skulptur belohnen. Schließlich feierte er ja heute Abend seinen Erfolg.
„Mögen Sie diese Figur so sehr?“, fragte eine männliche Stimme hinter ihm.
Mark zuckte erschrocken zusammen und verschüttete den Rest seines Champagners über sein Jackett. „Scheiße“, verfluchte er sich selbst. Damit ging der Kauf der Skulptur wohl baden, wenn er an die Reinigung seines teuren Anzugs dachte.
„Oh, Entschuldigung“, erklang die Stimme wieder. „Sie haben meinetwegen Ihren Drink verkleckert.“
Der Mann klang leicht amüsiert und in Marks angetrunkenem Zustand kam ihm das äußerst unhöflich vor. Er drehte sich, um dem Übeltäter ins Gesicht zu sehen und sah sich dem attraktivsten Typen gegenüber, den er jemals gesehen hatte.
Schwarze Augen, in denen man versinken konnte, funkelten ihn an, ihre Tiefen hielten ein dunkles, sexuelles Versprechen. Ebenfalls tiefschwarzes Haar fiel in einem langen Zopf über die linke Schulter. Sein Körper sah ebenso ansprechend aus wie die Skulptur vor ihnen, die ausgeprägten Muskeln deutlich sichtbar unter dem maßgeschneiderten Anzug.
„Brauchen Sie eine Hand?“ Der Mann verzog seine vollen Lippen zu einem sinnlichen Lächeln.
„Auf jeden Fall“, antwortete Mark. Er würde eine Hand nehmen, einen Mund, einen Arsch und alles andere, was der Fremde ihm noch anbot.
„Kommen Sie mit. Ich werde Ihnen helfen, sich frisch zu machen.“
Mark folgte dem attraktiven Mann zu den Toilettenräumen. Er war zu beschäftigt, ihm auf den perfekten Hintern zu starren, dass er gar nicht mitbekam, wo sie langgingen. Zum Glück schien der andere keine bösen Absichten zu verfolgen. Sie erreichten die Herrentoilette und der Unbekannte bat ihn herein. „Nach Ihnen“, raspelte die tiefe, leicht heisere Stimme wie eine Liebkosung über seine Haut.
Mark starrte ihn an, griff nach der Hand des Mannes und zog ihn in den Raum. Im selben Augenblick, wo sie außer Sichtweite des Flurs waren, zog er ihn in eine Umarmung und presste seinen Mund auf diese verlockenden Lippen. Der Fremde kam willig, ergab sich Marks Erkundungen seiner Mundhöhle. Ihre Zungen duellierten miteinander um die Vorherrschaft, keiner von ihnen bereit, dem anderen den Sieg in ihrem stummen Kampf zu erlauben.
Mark keuchte, als der harte Schwanz des anderen Mannes mit seinem eigenen kollidierte. Verdammt fühlte sich das gut an! Er rieb sich verlangend an dem muskulösen Körper, schwelgte in der Kraft, die er im Spiel der Muskeln spürte, lechzte nach mehr Kontakt, nach Haut. In einer Ecke seines Verstandes hoffte er, dass kein Gast auf die Toilette musste. Sie waren hier schließlich nicht in einem Gayclub, wo das an der Tagesordnung war.
Doch sie schienen Glück zu haben. Der Raum war leer und bisher niemand in Sicht. Sie stolperten in eine der Kabinen und er tastete blind nach dem Schloss, damit sie ungestört blieben. Sie ließen kurz voneinander ab, um Luft zu schnappen und Mark starrte den anderen Mann an, erstaunt über sein Verhalten. Noch nie hatte er ein so alles verschlingendes Verlangen gespürt und er war eigentlich kein Typ für eine schnelle Nummer. Zum Teufel, er wusste nicht einmal den Namen des Mannes und er war bereit, seine Beine zu spreizen und sich ficken zu lassen.
Als könnte er Gedanken lesen, streckte dieser seine Hand zur Begrüßung aus. „Luca Andrelli“, stellte er sich vor.
„Mark Baier“, antwortete er und presste seine Lippen erneut auf die des anderen Mannes.
„Freut mich deine Bekanntschaft zu machen“, keuchte Luca an seinem Mund.
Dann reduzierte sich Marks Welt in einen Taumel von berauschenden Küssen, leidenschaftlichen Berührungen und zunehmend erregterem Stöhnen und Keuchen. Schließlich riss sich Luca von ihm los und warf ihm einen funkelnden Blick aus seinen Glutaugen zu. Er kniete sich auf den Fliesenboden und Mark zuckte innerlich zusammen bei dem Gedanken, welche Bakterien sich da unten tummelten. Diese Erwägungen lösten sich in Luft auf, als Luca den Reißverschluss seiner Anzughose herunterzog. Eine Hand verschwand in seinen Pants und schloss sich um sein steinhartes Glied. Er stöhnte und lehnte sich an die Wand zurück, seine Knie wacklig, als ihn die Lust überflutete.
„Verflucht, ja.“
Luca grinste ihn an und zog ihm die Unterwäsche hinunter, entließ den harten Schwanz aus der Enge. Er massierte an dem Schaft auf und ab, rieb über die feuchte Eichel, die munter tropfte. Mark ballte seine Hände zu Fäusten, sein ganzer Körper zitterte. „Verdammt blas mich. Tu es!“
Luca lachte, gehorchte jedoch. Mark beobachtete, wie sein Liebhaber einhändig ein Kondom aus seiner Hosentasche zog und die Folie mit den Zähnen aufriss. Als dieser den Gummi über seinen Schwanz rollte, verspürte er kurzes Bedauern. Er hätte ihn gerne ohne Barriere gespürt.
Luca sah ihn neutral an, als wüsste er genau, was in ihm vorging. „Nichts für ungut, doch Sicherheit geht immer vor.“
Mark nickte. Das befürwortete er von ganzem Herzen. Es war schließlich auch sein Motto. Vertrauen kam nicht einfach so und bei so etwas Wichtigem wie Gesundheit und seinem Leben durfte man kein Risiko eingehen. Vielleicht konnten sie eines Tages die Kondome weglassen. Und woher zum Teufel kam jetzt dieser Gedanke? Das war, wenn überhaupt, ein One-Night-Stand, nichts weiter.
Dann stülpte sich Lucas heißer Mund um seinen Schwanz und Mark vergaß alles, was nicht pures, brennendes Verlangen war. Selbst durch die Gummihaut fühlte es sich großartiger an, als jedes andere sexuelle Erlebnis, das er bisher erfahren hatte. Und wenige waren es nicht unbedingt gewesen in seinem 34-jährigen Leben. Luca wirbelte seine Zunge in einer Art und Weise über seine Erektion, dass er den Verstand verlor. Er versuchte sich zurückzuhalten, seinen Liebhaber tun zu lassen, was dieser wollte, aber seine Beherrschung brach. Er begann, in den Mund des anderen zu stoßen, schneller werdend, als Luca stöhnte. Dieser nahm ihn mit Leichtigkeit auf, erlaubte ihm ihn zu benutzen.
Durch den Nebel seiner Lust hörte Mark, wie ein Reißverschluss geöffnet wurde, und spürte förmlich, wie Lucas Verlangen sich steigerte. Die Realisation, dass der andere Mann seinen eigenen Schwanz bearbeitete, trieb ihn noch rascher an den Abgrund. „Ich bin so nah“, keuchte er. „So nah.“
Im selben Moment begann Luca hart zu saugen, sein Kopf bewegte sich rapide auf und ab. Schließlich nahm er Mark tief in den Rachen und schluckte. Mehr brauchte es nicht. Er stöhnte kehlig, als er sich in das Kondom ergoss.
Es dauerte einige Sekunden bis Mark wieder klar denken und halbwegs vernünftig atmen konnte. Als er es tat, bemerkte er, dass er irgendwie neben Luca auf dem Boden gelandet war. Scheiß drauf! Dieser umwerfende Orgasmus war ein paar Bakterien und die Reinigung seines Anzugs allemal wert. Er griff nach seinem Liebhaber, wollte ihm dieselbe Lust bereiten, die er empfangen hatte. Der schüttelte den Kopf. „Ist okay. Ich bin gut.“
Mark war enttäuscht und fühlte sich ein klein wenig schuldig. Er hatte sich revanchieren wollen, dem anderen Mann den Verstand wegblasen, wie dieser es bei ihm getan hatte. Luca schien seine Gedanken gelesen zu haben, denn er grinste. „Ernsthaft. Mach‘ dir keinen Kopf. Ich bin gleichzeitig mit dir gekommen. Du bist einfach zu heiß.“ Die neckende Bemerkung besserte seine Laune. „Tja, was soll ich sagen? Es ist ein Fluch.“
In entspannter Stille säuberten sich die beiden und richteten ihre Kleidung. Nachdem sie wieder vorzeigbar waren, öffnete Mark die Tür der Kabine und verließ sie, mit Luca dicht hinter ihm. Einige Männer im Vorraum warfen ihnen merkwürdige Blicke zu, blieben aber stumm. Vielleicht waren sie an so etwas in Kunstgalerien gewöhnt? Wer hätte gedacht, dass moderne Kunst so erregend sein konnte?
Obwohl, es war ja nicht diese gewesen, sondern die atemberaubende Statue der zwei Liebenden. Es war unschwer zu erraten, wer der Künstler war. „Die Skulptur ist deine, oder?“ Luca nickte. „Eine meiner Favoriten. Ich hätte sie nicht verkauft, aber sie ist unglücklicherweise eine Auftragsarbeit.“ „Sie ist bereits vergeben?“, fragte Mark enttäuscht.
Luca sah verwirrt aus. „Ja. Steht das nicht auf dem Schild?“ Mark schüttelte den Kopf. „Sie ist mit einem Preis ausgezeichnet. Einem sehr hohen Preis.“
„Verstehe.“ Luca lächelte. „Und bist du versucht?“ Mark grinste. „Sehr“, antwortete er und bezog sich damit nicht auf die Skulptur.
„Ja. Ich auch.“
***
Gegenwart - Mark
Immer noch im Vergnügungspark hörte Mark auf zu sprechen, als er realisierte, dass er sich in der Geschichte verloren hatte. So viel Zeit war seit jenem Tag vergangen, dass er dieses erste explosive Zusammentreffen beinahe vergessen hatte. Oder besser, er hatte sich dazu gezwungen zu verdrängen. Diese Vorstellung steigerte sein schlechtes Gewissen. Die Augenblicke die er an Lucas Seite verbracht hatte waren zu kostbar, als das man sie einfach so beiseiteschieben sollte.
„Und was ist dann geschehen?“ Lennie klang fasziniert und Mark sah ihn an. Keine Eifersucht, keine Traurigkeit war in seiner Miene zu sehen, nur aufrichtiges Interesse. Flüchtig dachte er daran, dass man in dem Jungen wie in einem offenen Buch lesen konnte. Und so fiel es ihm leicht, seine Geschichte weiterzuerzählen.
„Am Ende der Ausstellung sind wir wieder auf der Herrentoilette gelandet. Wir tauschten unsere Telefonnummern und ich habe es gerade mal zwei Tage ohne ihn ausgehalten, bevor ich ihn anrief.“