Читать книгу Wut ist gut! - Daniel Dufour - Страница 6
ОглавлениеVorwort
Der Schulmedizin fällt es sehr schwer, sich vom Zwang zur Symptombehandlung zu befreien, denn sie ist von cartesianischer Rationalität durchdrungen. Die große Mehrzahl der niedergelassenen Ärzte vernachlässigt noch immer die Ursachen unserer Leiden, um sich allein mit deren Linderung zu befassen. Sie sind dabei Teil einer größeren Bewegung, auf die bereits Michel Foucault hingewiesen hat: »Die Vorherrschaft, die man dem Krankhaften zugestanden hat, wird zu einer allgemeinen Form der Regulierung in unserer Gesellschaft …«1
Natürlich kommen sowohl die Politik als auch die Versicherungen bei diesem vereinfachenden Ansatz auf ihre Kosten. Da sie sich einzig und allein für die »Kostenbegrenzung« interessieren, gehen sie sogar so weit, die Beziehung zwischen Patient und Arzt gering zu achten, indem sie nahelegen, die freie Arztwahl einzuschränken oder gleich ganz abzuschaffen.
Und die Ärzteschaft macht schön mit. Wie sehr man sich allein dagegen sträubt, vom Medizinerkauderwelsch zu lassen, dem Garanten der eigenen Macht! Und wenn Ärzte es doch tun, dann nur, um sich über »Werkzeuge«, Berichte und Statistiken auszulassen … Es geht sehr wohl um den Patienten, aber er ist nur ein Mosaik aus Organen und Beschwerden: Seine Gastritis, seine Hüfte oder sein Cholesterinspiegel sind Dauerthema ungezählter Kolloquien und Veröffentlichungen, sein »Ich« bleibt bei diesen Debatten meist außen vor.
Genau dieses »Ich« sollte man sich aber wieder aneignen, schlägt Daniel Dufour in seinem Buch vor: Entdecken Sie die Liebe zu sich selbst vor der Liebe zu anderen, so lautet im Grunde der Vorschlag dieses Arztes. Hören Sie erst einmal auf sich, und schalten Sie Ihre »Denke« aus … So erstaunlich diese Vorschläge auch anmuten mögen, verdienen sie doch eine genauere Betrachtung. Zuerst einmal, weil sie von einem Mann kommen, der seit fünfundzwanzig Jahren als Arzt praktiziert, und das erst als Kriegsmediziner und dann als niedergelassener Arzt. Außerdem nennt Doktor Dufour so einige Wahrheiten laut beim Namen, die wir nur allzu gern vertuschen.
Wer sich um andere kümmern will, betont er zu Recht, muss sich zuerst einmal um sich selbst kümmern. Man muss sich selbst lieben, dann kann man auch andere lieben. Man muss auf sich und seinen Körper achten, um mitzubekommen, was uns dieser zu sagen hat. Denn unser Körper, hält Daniel Dufour fest, bleibt unser bester Freund. Und wer würde sich weigern, auf seinen besten Freund zu hören?
RENAUD GAUTIER