Читать книгу Aufschieberitis - Daniel Hoch - Страница 8
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Hand aufs Herz, wie viele Bücher, Artikel etc. haben Sie schon gelesen oder nur gekauft, ohne dass sich etwas Grundlegendes geändert hat?
Wir beschäftigen uns lediglich ca. 5,5 bis 6 Tage pro Jahr mit unserer Zukunft. Das entspricht ca. 2 bis 3 Prozent eines durchschnittlichen Menschenlebens. Hier ist also der Hebel anzusetzen, denn wenn nur ein paar Prozent mehr in Zukunftsgedanken und -pläne investiert werden, ist die Wirkung eine völlig andere.
Ich habe es mir zu Beruf und Berufung gemacht, dem Phänomen Aufschieberitis, das auch Sie offensichtlich beschäftigt, auf den Grund zu gehen. Mein Ansatz ist, mich dem Thema als einem ernstzunehmenden Krankheitsbild zu nähern und anzunehmen, weil es ein zunehmendes und zugleich schwerwiegendes Problem ist. Sie denken, wenn Sie das Problem des Aufschiebens erkannt haben, ist schon viel erreicht? Erkenntnis ist der erste Weg zur Besserung? Völliger Quatsch! Wir alle haben Wünsche, Ziele und Vorstellungen unseres weiteren Lebens bzw. schwelgen in der Verbesserung unserer Vergangenheit – aber hätte, hätte, hätte … Als Business-Coach und Speaker beschäftige ich mich täglich mit Fragen des Mitarbeitercoachings, der Personalführung und -entwicklung sowie des Zeitmanagements und berate dabei immer wieder Menschen, die wollen, dass bestimmte Dinge besser laufen, aber nicht wissen wie. Aus folgendem Grund bin ich unter die Autoren gegangen: Wenn Sie mal den Begriff Aufschieberitis in die Google-Suche eingeben, dann mit dem Ergebnis, dass in noch nicht einmal 0,1 Sekunden so viele Treffer kommen wie eine ausgewachsene Kleinstadt Einwohner hat. In dieser Flut an Informationen gehen viele Dinge unter. Selbst ein Fachmann kann da schon einmal den Überblick verlieren und wie soll es dann erst denen helfen, die sich vermeintlich nicht selbst helfen können? Entweder finden Sie Kurzanleitungen für ein besseres Leben, die Ihnen kurzfristigen Erfolg versprechen, aber nicht der Sache auf den Grund gehen. Oder es wird in seitenlangen Abhandlungen die Aufschieberitis, dann auch gern die Prokrastination, verwissenschaftlicht. Dem werde ich Abhilfe schaffen und das kurz, präzise und v. a. wirkungsvoll. Natürlich gehe ich auch an der einen oder anderen Stelle mehr in die Tiefe – da, wo es nötig ist – und werfe einen Blick in Ihre Psyche. Viel wichtiger ist mir, Ihnen mit den Erkenntnissen zu helfen, die in der Praxis erprobt worden sind, ob nun von Psychologen und Beratern oder vielmehr den Menschen selbst, von mir und meinen Kunden.
Seit der ersten Auflage meines Buches sind inzwischen zwei Jahre vergangen. Zwei Jahre, in denen ich viele Umfragen rund um die Aufschieberitis getätigt und ausgewertet habe, in denen ich auf über 300 Events zu meinem Fachthema sprechen und Kunden beraten durfte. Dabei wurde mir einmal mehr bewusst: Es geht nicht darum, nie wieder Dinge aufzuschieben, sondern sich des Aufschiebens bewusst zu werden! Mit meinem Buch möchte ich Sie dabei unterstützen, Ihr Krankheitsbild zu erkennen, zu deuten und zu lernen: Wie priorisiere ich richtig? Welche Strategie hilft mir dabei, Wichtiges zu erkennen? Mein Buch möchte Ihnen also das Aufschieben nicht gänzlich verbieten, sondern macht Sie vielmehr zum perfekten Aufschieber!
Bevor es losgeht, würde ich Ihnen gern zwei Frage stellen: Was erwarten Sie eigentlich? Worauf kommt es Ihnen und worauf kommt es mir an? Regt der Klappentext und vielleicht auch mein Bild auf dem Buchdeckel erst einmal eine gewisse Sympathie, dann wissen Sie nach den ersten zehn Seiten Lektüre genau, worauf Sie sich einlassen. Nach weiteren 100 Seiten sind Sie sich sicher, was Sie zu leisten imstande sind und nach noch einmal 100 Seiten, wissen Sie, wie Sie es umsetzen und viel wichtiger noch, dass Sie es umsetzen.
Ratgeber tun stets so, als wäre Ihr Leben bisher in völlig schiefen Bahnen verlaufen. Nach dem Ausmaß Ihres augenscheinlich uneffektiven Zeitmanagements und Aufgaben-Handlings zu urteilen, müsste man Ihnen sofort ein chronisches Leiden an Unzufriedenheit und grenzenlosem Unglücklichsein diagnostizieren. So zumindest stellt sich die Misere dar, wenn Sie in großen wie kleinen Buchhandlungen oder Bibliotheken nur einen kurzen Blick in das Regal der Ratgeber und Besserwisser werfen.
Ich sage nicht, dass alles in Ihrem bisherigen Leben falsch gelaufen ist; ich sage, es kann besser laufen. Es geht nicht um die Vergangenheit, es geht vielmehr darum, welche Möglichkeiten Sie jetzt und in Zukunft nutzen. Ich ziele mit meinem Buch nicht auf eine komplette Veränderung Ihres bisherigen Lebens ab. Manchmal sind es große, manchmal sind es kleine Schritte, die zum Erfolg führen. Denn jeder Mensch ist ein komplexes und ambivalentes Produkt der Evolution. Er ist ein einzigartiges Individuum, setzt ganz individuell die eigenen Prioritäten und zieht spezifische Schlussfolgerungen. Aus diesem Grund ist niemandem geholfen, stets nur die Erfolgsgeschichten anderer zu lesen. Denn was nützt es uns zu wissen, dass andere das scheinbar Unerreichbare geschafft haben, während Sie selbst noch auf der Stelle treten. Um unsere eigenen Ziele sicher zu erreichen, sollten wir in unseren eigenen Dimensionen denken. Ich möchte Ihnen damit keine Grenzen aufzeigen, ganz im Gegenteil! Schauen Sie ganz bewusst nach links und rechts, nur bedenken Sie dabei eines: Bleiben Sie objektiv und gehen Sie Ihren eigenen Weg. Abgucken ist erlaubt und sogar gewollt, schauen Sie, was andere tun und ziehen Sie daraus Lehren für sich selbst. Also abgucken, was das Zeug hält, nur machen Sie Ihr eigenes Ding daraus!
Dabei sollten Sie nicht versuchen, den Ansprüchen anderer gerecht zu werden, sondern Ihre ganz eigenen Maßstäbe anlegen. Es fängt schon damit an, dass für jedermann/-frau Glück etwas anderes bedeutet. Die Wichtigkeit von Gesundheit, Humor, sinnvoller Arbeit, Sport oder Sex wiegt bei jedem anders. Im Deutschen bezeichnen wir mit dem Begriff Glück so ziemlich alles, was mit glücklicher Fügung, Zufriedenheit, Glücksgefühlen und Heiterkeit zu tun hat. Was ist also Glück? Man wünscht es sich einfach, stellt im Nachhinein fest, dass man welches hatte oder blickt gemeinhin auf andere und meint, sie hätten es. Wie Sie sehen, können nur Sie festlegen, wie Ihr persönliches Glück aussieht und wann Ihr persönliches Ziel erreicht ist. Für den einen ist die Erfüllung eines Lebenstraums oder ein Eigenheim zu bauen pures Glück, ein anderer wähnt sich am Ziel, wenn er sein Abitur nachgeholt hat.
Sie selbst wollen die Veränderung? Dann ist dieses Buch der erste Schritt. Denn es ist von Bedeutung, sich Ihrer nicht genutzten Möglichkeiten bewusst oder bewusster zu werden, bevor Sie Ihr ganzes Leben umkrempeln wollen. Veränderungen passieren zuerst in Ihrem Kopf. Erst danach vollziehen Sie den Wandel tatsächlich, wie groß er auch sein mag, und setzen Neues um. Aus der Quantenphysik wissen wir heute mit Sicherheit, dass die Wahrnehmung der Aufmerksamkeit folgt. Das heißt, das, worauf ich meine Aufmerksamkeit richte, dahin fließt auch meine gesamte Energie. Die Frage ist: Worauf richte ich gezielt meine Aufmerksamkeit? Was will ich und was nicht?
Es bringt nichts, wenn ich Ihnen das Blaue vom Himmel erzähle und mit Ihnen Luftschlösser baue. Ich greife nicht auf reißerische Äußerungen zurück, um ein weiterer mehr oder minder großer Verkaufsschlager im Regal der Buchhandlung zu sein. Ich treffe sachbezogene und unmissverständliche Aussagen. Und ich erteile keine immerzu klugen Ratschläge, nach denen Sie die Veränderung wollen sollen. Ganz davon abgesehen, dass Phrasen und Floskeln abgedroschen sind und längst an Ausdrucksstärke verloren haben: Hintern hoch, Arsch bewegen oder den bösen inneren Schweinehund überwinden – und dann ist alles in Butter? Wir sollten aufpassen, dass wir nicht vielmehr auf solchen inhaltsleeren Worten ausrutschen, denn sie brechen uns sprichwörtlich das Genick. Wenn wir so etwas lesen, winken wir meist schon automatisch ab: Viel zu oft schon gehört. Zu wenig oder gar nichts hat sich verbessert. Das bringt doch alles nichts! Genau hier fängt es mit dem Abwehren und von sich weg Schieben an. Haben Sie zu Beginn der Lektüre noch gedacht, der Schreiberling liefert Ihnen die Mittel für Ihr persönliches Anliegen, ist meist nach den ersten zehn Seiten bereits das Feuer aus und nach weiteren zehn hat sich wahrscheinlich die anfängliche Sympathie in eine Abwehrhaltung gewandelt. Alles, was Sie jetzt noch lesen, sparen Sie sich am besten, weil Sie sich unbewusst gegen die Veränderung wehren, zu der Sie sich selbst nicht durchringen, die aber nach Aussage aller anderen doch so einfach sei, wenn Sie sich nur einen Ruck gäben! Legen Sie all diese Bücher getrost zur Seite.
Sicherlich stellt sich Ihnen jetzt die Frage, worin sich mein Buch von den anderen unterscheidet und warum Sie ausgerechnet mein Buch nicht zum Rest der Ratgeber verbannen. Was bietet es Ihnen Anderes oder gar Neues? Mit ebendiesem Anspruch habe ich den Stift in die Hand genommen. Ich habe mich dafür selbst in der Ratgeber-Zunft umgesehen und gelesen.
Ratgeber fordern in aller Regel das Verlangen nach Neuerungen und Abkehr vom Alten ohne Rücksicht auf den eigentlichen Gesprächspartner, ihren Leser. Sie tun dies gepaart mit mehr oder minder wissenschaftlichen Erklärungen, wie Ihr Körper funktioniert und warum Sie so ticken, wie Sie es tun. Dabei schweifen Sie als Leser spätestens bei den Ausführungen zu den 50 oder auch 100 Milliarden Nervenzellen ab, die unser Gehirn hat, weil Sie sich fragen, was Ihnen diese Zahl sagen soll. Sie ahnen im besten Fall, dass es eine Menge sein muss. Genauso wie mit all den Zahlen verhält es sich mit den kleinen Einzelheiten. Diese finden Sie in den ausführlichen Beschreibungen von Gehirn und Hormonsystem – mal mehr, mal weniger anschaulich ausgeführt. Diese Vorlaufseiten sind meist zu theoretisch, zu trocken und vor allem zu unanschaulich, um damit konkret etwas anzufangen. Darum werde ich Sie nicht in einen Irrgarten der Zahlen und unsäglichen Details entführen.
Spätestens an diesem Punkt fragen Sie sich, was Ihnen dieses Buch eigentlich mitteilen möchte, wenn es Ihnen zuerst einmal aufzählt, was es alles nicht behandeln und zur Sprache bringen wird. Viel wichtiger als die Frage nach dem, was nicht funktioniert, ist doch die danach, was wirkt und hilft. Ich habe es Ihnen und mir damit zunächst leichtgemacht: Meistens weiß man eher, was man nicht will, aber nicht, was man will. Und das aus einem einfachen Grund: Wir wissen nicht, mit dem Wollen umzugehen. Die Folge: Aus einem schlichten Wollen wird ein Sollen und schon kreisen die Gedanken ausschließlich darum. Dieses Sollen wird zu einem Müssen. Nun baut sich Druck auf und es entsteht eine Erwartungshaltung, selbst wenn es nur die Erwartungen gegenüber sich selbst sind. Die Annahme, eine Entscheidung treffen zu müssen, lässt uns zögern und zaudern. Wie in einem fortwährenden Kreislauf werden dann routinemäßig Konsequenzen abgewogen und am Ende sehen wir meist das Negative und befürchten die Konsequenzen unseres Handelns. Wir sind Meister in detaillierten Schilderungen möglicher Schwierigkeiten und Hindernisse, was dazu führt, dass Handlungen schlussendlich nicht ausgeführt werden. Wir wagen es nicht, die Schwelle zu übertreten, obwohl wir über alle Ressourcen dafür verfügen. Viele denken, gleich wie Caesar den Rubikon überschreiten zu müssen, aber „Alea iacta est“ heißt „die Würfel sind geworfen“ – sie befinden sich in ihrer Flugbahn, gefallen sind sie längst noch nicht. Alle Möglichkeiten stehen uns demnach offen – nur weil wir etwas wagen, ist noch nichts entschieden oder verloren. Denn mit der Umsetzung dessen, wozu wir uns entschlossen haben, werden die Karten neu gemischt. Die Aufmerksamkeit auf Vergangenes zu verschwenden, hilft nicht, neue Situationen zu bewältigen. Das Ziel erreichen wir, indem wir Entscheidungen treffen und auch umsetzen. Aus Angst vor Misserfolgen werden Entscheidungen und damit verbundene Taten verschoben, verlegt oder ganz verdrängt. So füttern Sie jeden Tag die Denk- und Sorgenmaschine, bis sie zu einem ausgewachsenen Monster geworden ist, das Sie bis in Ihre Träume verfolgt. Es ist der Parasit, der an Ihrer Energie partizipiert. Das Problem Ihres Aufschiebens und Verdrängens hat sich festgebissen, wächst und gedeiht. Das Problem trägt einen Namen: Aufschieberitis.
Darum lassen Sie uns nach den Ursachen schauen und auch schwerwiegende Nebenwirkungen in den Blick nehmen, um Sie erfolgreich vor erneuter Ansteckung mit der Volkskrankheit Aufschieberitis zu schützen. Die Liste der wirksamen Medikamente ist lang, doch von mir erfahren Sie, was wirklich hilft. Ich gebe Ihnen auf Ihren persönlichen Bedarfsbereich – sei es die Gesundheit, der Beruf oder die finanzielle Situation – zugeschnittene Erfolgsrezepte an die Hand. Diese wirken nicht nur oberflächlich gegen die Symptome, sondern sie bekämpfen die Ursache. Es geht hier um Ihre Person und weil jeder Mensch ein Individuum ist, existieren immer Unterschiede. Das ist zu akzeptieren. Wichtig ist, die Verschiedenheit als gleichwertig anzuerkennen.
»Ob Sie einen lang gehegten Wunsch, ein Etappenziel oder die Erfüllung eines Lebenstraums vor sich herschieben, nicht die Größe des Schrittes entscheidet, sondern vielmehr, ob Sie überhaupt loslaufen. Vertrauen Sie darauf – ich tue es!«
Für diejenigen, die wissen, wo ihr Problem liegt: Sie können getrost sofort in den Praxisteil blättern und zur Tat schreiten! Alle, die sich erst einmal in ihr Problem hineindenken möchten, sollten bei der Problemanalyse beginnen. Wer sagt, dass ein Buch immer von vorn nach hinten gelesen werden muss? Gehen Sie Ihr Anliegen an – das „Wie“ ist allein Ihnen überlassen. Ich bin nicht Ihr Fahrlehrer auf der Erfolgsspur, der für Sie notfalls Gas gibt oder bremst, wenn es brenzlig wird. Sie sind kein Fahrschüler mehr, bei mir geben Sie selbstständig Gas, ich sitze nur neben Ihnen und gegebenenfalls im Nacken! Ich helfe Ihnen, sich Ihrer Ziele bewusst oder bewusster zu werden, um diese tatsächlich zu erreichen – auf welchem Weg Sie ans Ziel kommen, entscheiden Sie. Denn Wege gibt es viele!