Читать книгу Das Babylon-Mysterium - Daniel Kowalsky - Страница 7

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PROLOG


In einem unterirdischen Gewölbe in Ägypten – im Jahr 1876

Jeffery Talbot Anderson schleppte die Leiche des Beduinen, den er fünf Minuten zuvor mit einem gezielten Schuss seines neu erworbenen Vetterli-Repetiergewehrs Modell 1869 eigenhändig getötet hatte, durch das lang gestreckte Labyrinth hindurch in einen weit abseits liegenden Bereich. Er grinste hämisch, als ihm erneut bewusst wurde, dass er jetzt der einzige Überlebende war, der den geheimnisvollen Ort kannte, an dem sich das PENTATRAXON befand.

Verächtlich schaute er auf den Toten herab. So ein Dummkopf! 500 Pfund hatte er verlangt, nur um ihn hierher zu führen. Jeffery hatte zugestimmt und ihm den Betrag sofort bar ausgezahlt, unter der Bedingung, dass er sonst niemandem von diesem Sensationsfund erzählte. Der Beduine hatte ihm geschworen, sich an die Vereinbarung zu halten. Doch Jeffery wusste, dass er dem Mann nicht trauen konnte. Deshalb hatte er ihn töten müssen.

Jeffery tastete den Beduinen ab und entdeckte unter seinem Gewand den Beutel mit dem Geld. Er nahm ihm den Beutel ab, steckte ihn in seinen Kamelhaar-Rucksack, den er erst vor einer Woche in Kairo erworben hatte, und holte eine schwarze Glasflasche heraus, in der sich Sprenggelatine befand. Es handelte sich hierbei um einen von Alfred Nobel erst ein Jahr zuvor entwickelten Sprengstoff, der nicht nur eine unglaubliche Sprengkraft aufwies, sondern im Gegensatz zum Nitroglycerin vor allem auch problemlos zu transportieren war. Dadurch war er jetzt in der Lage, den Beduinen durch eine gezielte Sprengung spurlos verschwinden zu lassen.

Er brachte den Sprengstoff an einer geeigneten Stelle der Höhlenwand an, steckte das Ende der Zündschnur in die Sprengmasse und zündete sie an. Schnell brachte er sich in Sicherheit. Die Explosion ließ wie gewünscht den Nebengang einstürzen, der Rest des Labyrinths blieb aber intakt. Stickig quellender Staub einer längst vergessenen Zeit durchdrang die Luft und kroch seine Nase hinauf.

Bevor er das Höhlensystem verließ, wollte er aber noch einmal zu einem mächtigen Gewölbe am anderen Ende des Höhlensystems gehen, um das zu sehen, wonach er sein ganzes Leben gesucht hatte.

Nach einem längeren Fußmarsch erreichte er sein Ziel und schaute durch den Gewölbeeingang hindurch auf das seiner Meinung nach bedeutendste Kunstwerk der Weltgeschichte: einen magisch wirkenden dreidimensionalen Stern, der den gesamten vor ihm liegenden Raum zu erfassen schien und bei jedem Betrachter eine unglaubliche Faszination auslöste. Es war ein Meisterwerk der optischen Illusion.

Jeffery starrte das PENTATRAXON gebannt an. Hatte es nun fünf Zacken oder doch elf? Oder war es in Wirklichkeit gar kein Stern, sondern ein ganz anderes Gebilde? Je nachdem, wie man es anschaute, offenbarte sich einem etwas anderes, was man vorher nicht gesehen hatte. Ja, das PENTATRAXON hatte etwas Hypnotisches, ja Göttliches an sich, was bei ihm am ganzen Körper eine Gänsehaut auslöste und ein Glücksgefühl hervorrief, das er so nicht kannte. Durch das Flackern der zahlreichen Fackeln schien es dem Betrachter so, als ob sich das PENTATRAXON bewegen würde, so, als ob es lebte.

Nur schwer konnte sich Jeffery von dem schaurig-schönen, majestätischen Anblick lösen, der sich ihm hier bot. Und er fühlte sich eins mit der Generation von Freidenkern aus der grauen Vorzeit, die der Welt einen Plan hinterlassen hatten. Und er, Jeffery Talbot Anderson, gehörte dazu. Er würde dafür sorgen, dass alle, die in den geheimen Plan eingeweiht waren und noch werden würden, sich unter dem Namen PENTATRAXON einen würden. Allein dieses atemberaubende Symbol war würdig, den Namen dieser geheimen Gesellschaft, der auch er angehörte, zu tragen. Der Name PENTATRAXON sollte für immer Ehrfurcht bei allen auslösen, die ihn zum ersten Mal hörten. Und er sollte dafür sorgen, dass alle, die der geheimen Organisation angehörten, ihn mit Macht, Stolz und Erhabenheit verknüpften.

Schweren Herzens löschte Jeffery die Fackeln, die er in den dafür vorgesehenen Halterungen angebracht hatte, wandte sich ab und verließ den Tempel, dessen Existenz er nur ein paar Auserwählten verraten würde.

Dieser geheime Ort barg ein Geheimnis, das nicht an die Öffentlichkeit gelangen durfte. Dafür würde er, Jeffery Talbot Anderson, persönlich sorgen und notfalls mit seinem Leben dafür einstehen. Nur die Geweihten der Bruderschaft waren würdig, dieses Geheimnis mit ihm zu teilen, Männer, ganz oben in der Pyramide der Macht, Männer, die wie er zur Elite der Gesellschaft gehörten und die dazu beauftragt waren, die Geschicke der Welt in die Hand zu nehmen. Enthusiasten und Visionäre der neuen Zeit, die mit ihm zusammen an der Umsetzung dieses uralten Plans arbeiteten:

Dem Babylon-Plan. Und nichts und niemand konnte sie aufhalten.

* * *

Illionois – 10. Juli

Gilbert Winter betrat unsicher eine dunkle Kathedrale, deren Wände kunstvoll mit zahlreichen fünfzackigen Sternen und vielen weiteren uralten magischen Symbolen ausgeschmückt waren. Sein Blick fiel auf den Altar, auf dem ein Leuchter stand, dessen Flamme gespenstisch flackerte und ein fahles Licht an die Dunkelheit abgab. Er blieb stehen und wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

Und plötzlich sah er ihn. Den Meister persönlich.

Direkt hinter dem Altar stand ein Mann in einer schwarzen Robe. Ehrfürchtig verneigte Gilbert sein Haupt vor ihm.

Der Mann mit der Robe trat vor, sodass im flackernden Lichtschein des Leuchters sein Gesicht kurz zu sehen war. Er schaute Gilbert Winter mit seinen hypnotisierenden Augen prüfend an.

»Du hast mich enttäuscht, Gilbert! Was ist geschehen?«

»Du weißt, was passiert ist, Meister!«

»Ja, das weiß ich. Was geschehen ist, ist geschehen, Gilbert. Aber du darfst mich nicht noch einmal enttäuschen.«

»Ich werde dich nicht mehr enttäuschen, Meister! Wie lautet dein Auftrag?«

»Jacqueline.«

»Ja, sie läuft immer noch frei herum. Sie ist nach wie vor ein Sicherheitsrisiko für uns. Soll ich sie töten, sobald wir sie aufgespürt haben?«

»Nein, sie ist zu wertvoll für uns. Ich will sie lebend haben! Und was diesen Lionel Abraham Daniels angeht, bei dem sie sich aufhält: Lock ihn aus der Reserve und stell ihn vor die Wahl: seine Familie oder Jacqueline.«

»Zu Befehl, Meister!«

Das Babylon-Mysterium

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