Читать книгу Geschichte der Kapverdischen Inseln (E-Book) - Daniel Moser-Léchot - Страница 7
Оглавление2.Die Entwicklung der Kapverdischen Inseln im «Goldenen Zeitalter» des Sklavenhandels (1460–1650)
2.1.Die Anfänge der portugiesischen Verwaltung
Nach der Entdeckung der Kapverdischen Inseln durch italienische und portugiesische Seefahrer ergriff das Königreich Portugal vom Archipel Besitz; offenbar erkannte man früh den Wert der Inselgruppe als Basis für den Ausbau des Handels mit Westafrika. Zur Bedeutung von Cabo Verde mögen auch die Meeresströmungen beigetragen haben: Die Fahrt von Portugal nach Süden wurde durch den Kanarenstrom und den Nordostpassat erleichtert, auf der Rückfahrt nach Portugal erleichterte der Golfstrom die Reise, was ein Ausholen nach Nordwesten notwendig machte.
Die Urkunde vom 3. Dezember 1460 des portugiesischen Königs Afonso V an seinen Bruder, den Infanten Fernando, übertrug diesem Machtbefugnisse als doação régia (wörtlich übersetzt eine königliche Schenkung, in der auch Abgaben an den König vorgesehen sind, also eigentlich ein Lehensvertrag) für die Inseln Madeira und Porto Santo, für die Inselgruppe der Azoren und für Cabo Verde für die Inseln Santiago (im Text der Urkunde als S. Jacobo nach dem Entdeckungstag benannt), São Filipe, Maio (Maias), Boa Vista (São Cristóvão) und Sal (Lhana).1 Die erst 1462 entdeckten Inseln Santo Antão, São Vicente und São Nicolau wurden in diesem Dokument nicht erwähnt. Die Übertragung des Lehens war verbunden mit dem Auftrag, das Gebiet zu verwalten, zu kolonisieren und die Ressourcen zu nutzen. In vielen Fällen wurde die doação erblich.
Dom Fernando trat damit das Erbe seines Onkels Dom Henrique o Navegador (Heinrich der Seefahrer) an, der am 13. November 1460 gestorben war.2 Mit der Schenkung übergab Dom Afonso V seinem Bruder die Rechte auf alle Flüsse, Ankerplätze, Wälder, Fischgründe, Korallen, Färberpflanzen, Mineralien und Muscheln der Gebiete. Ferner verfügte dieser damit über die Straf- und Zivilgerichtsbarkeit und zog die Abgaben der Bewohnerinnen und Bewohner des Archipels für den König ein. Dom Fernando besass also umfassende Wirtschafts-, Verwaltungs-, Gerichts- und Fiskalkompetenzen.3 Einzig die Todesstrafe blieb den königlichen Gerichten vorbehalten. Als Vorbild für diese Vorgehensweise dienten die Erfahrungen in der Besiedlung, Kolonisation und Administration der Azoren sowie von Madeira und Porto Santo.
Die Kapverdischen Inseln waren offensichtlich zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung unbewohnt. Zur ökonomischen Inwertsetzung des Archipels war deshalb ihre Besiedlung das vordringlichste Problem. Es war nun die Aufgabe Dom Fernandos, diesen Prozess zu finanzieren, das heisst Karavellen, Haustiere, Saatgut und Werkzeuge für den Hausbau und die Landwirtschaft zugunsten der Siedlerinnen und Siedler zu beschaffen.
Im Falle von Cabo Verde zeigten sich früh einige Schwierigkeiten der Kolonisation: Der Archipel lag geografisch wesentlich weiter weg von Portugal als Madeira oder die Azoren, das Klima unterschied sich vom Klima Portugals und der nördlicheren Inseln wesentlich, was die Kultivierung anderer landwirtschaftlicher Produkte erforderte.
Die königliche Urkunde vom 19. September 1462 bestätigte Dom Fernandos Privilegien von 1460 und teilte die Insel Santiago in zwei Kapitanate (capitanerias) auf.4 In dieser Urkunde wurden nun auch die Inseln São Nicolau, São Vicente und Santo Antão sowie Brava erwähnt.5 Für König Afonso V waren weniger die Inseln selbst von Bedeutung als vielmehr ihre geografische Position gegenüber der westafrikanischen Küste. Die Urkunde von 1462 ging jedoch sehr viel weiter als diejenige von 1460 und spiegelte die Schwierigkeiten der Portugiesen in der Besiedlung der Inseln wider. Dom Fernando erklärte denn auch im selben Jahr, dass er nicht fähig sei, die Inseln zu besiedeln.
König Afonso V stattete die Bewohnerinnen und Bewohner Cabo Verdes bereits 1466 mit neuen Privilegien aus, so mit einer Zehnten- und Zollbefreiung – eine wichtige Erleichterung. Der Archipel gewann dadurch an Attraktivität für die Siedlerinnen und Siedler.6 Die Urkunde von 1466 sicherte ihnen weiter den freien Handel mit der westafrikanischen Küste (ohne den portugiesischen Handelsstützpunkt Arguim an der mauretanischen Küste) sowie den Export nach Europa zu. Zu diesem Handel gehörte ausdrücklich auch der Sklavenhandel, für den die Verkürzung des Transportweges zur See – von der afrikanischen Küste nach Cabo Verde sind es rund 500 Kilometer, nach Portugal rund 3000 Kilometer – eine wesentliche Kosteneinsparung war. Die Privilegien für die Siedlerinnen und Siedler zeigen, mit welchen Schwierigkeiten die Besiedlung in den ersten Jahren nach der Entdeckung verbunden war. In der erwähnten Urkunde wird ausdrücklich erwähnt, dass die Gerichtsbarkeit für alle gelte, also für Mauren, Schwarze und Weisse. Folglich musste es bereits in den ersten Jahren der Besiedlung der Inseln afrikanische Sklaven und Sklavinnen gegeben haben.
Ein Viertel der Handelswaren ging an den König. 1472 erfolgte dann eine schwerwiegende Einschränkung: Das Handelsprivileg mit der afrikanischen Westküste galt nur noch für die Produkte aus Cabo Verde.7 Wie bereits erwähnt, wurde die Insel Santiago in zwei Kapitanate eingeteilt, eines davon im Süden mit der Hauptstadt Ribeira Grande (heute Ribeira Grande de Santiago, zur Unterscheidung von Ribeira Grande auf Santo Antão, in der älteren Literatur auch Cidade Velha genannt). Der Genuese Antonio da Noli, der den Anspruch erhob, zusammen mit Diogo Gomes die Inseln 1460 entdeckt zu haben, erhielt dieses Kapitanat, zusammen mit seinem Bruder Bartolomeus und seinem Neffen Rafael.8 Das Kapitanat von Alcatrazes im Norden lag in der heutigen Kirchgemeinde Maria da Luz, in der Gemeinde São Domingo im Zentrum der Insel. Es wurde Diogo Afonso zugesprochen, der zuvor die Steuern auf der Insel Madeira eingezogen hatte. Alcatrazes war durch die gotische Kirchenruine Nossa Senhora da Luz aus dem Jahre 1472 bekannt; erste Ausgrabungen fanden nach 2011 statt. Etwa 1000 Tote wurden in der Kirche beerdigt, sowohl Afrikaner wie auch Europäer. Die Grabbeigaben bestanden aus Perlen, Glasscherben, unglasierten Tonscherben und portugiesische Münzen aus den Jahren 1481 bis 1495. Pollenanalysen zeigten Spuren von Gras und Klee, aber nicht von Bäumen – entgegen den Entdeckungsberichten, die von Wäldern sprachen. Die Leute von Alcatrazes zogen um 1500 nach Praia.9
Die Verwaltung von Cabo Verde richtete sich an den Erfahrungen aus Madeira und den Azoren aus; die atlantischen Inseln wurden in mittelalterlicher Art und Weise vom König als Lehen an verdiente Adelige vergeben.10 Der capitão-donatário (der Empfänger eines Lehens) verfügte über das Mühlen- und Backofenrecht, das Salzmonopol, den Zehnten der landwirtschaftlichen Produktion, über Zuckermühlen, das Recht, zwei Bretter wöchentlich aus den Sägereien zu beziehen, und das Recht, Land zu verteilen.11
Unter König Manuel I (Regierungszeit 1495–1521) gingen die verschiedenen Inseln als Lehen an bestimmte Familien, so beispielsweise die Insel Santo Antão an João da Fonseca, Fogo an Fernão Gomes und Sal, Brava sowie die heute unbesiedelten Inseln Santa Luzia, Branco und Raso an Francisco da Fonseca und seine Nachfolger. Die Fonseca hatten sich in den Kriegen in Marokko und als Festungskommandanten in Diu (Indien) ausgezeichnet.12 An die Krone hatten sie den Zehnten des Ertrages der Ausfuhr von Ziegenhäuten, Seife und Fleisch abzugeben.
1550 ernannte König João III einen Kapitän für Santiago, der die administrativen Funktionen der bisherigen Lehens-Kapitäne übernahm. Unter König Philipp I. von Portugal (1580–1598; identisch mit König Philipp II. von Spanien) entstand auf Cabo Verde der Posten eines Generalkapitäns, der sowohl im zivilen wie im militärischen Bereich über alle Inseln regierte. Er leitete auch die Justiz, selbst über die Lehensherren. 1600 wurde schliesslich der erste Generalgouverneur der Inseln ernannt. Es zeigt sich hier deutlich, wie sich der portugiesische Staat aus der mittelalterlichen Tradition zum Absolutismus und modernen Verwaltungsstaat entwickelt hat.
2.2.Das Herkommen der frühen Bevölkerung auf Cabo Verde
Mit den ersten Entdeckern kamen auch die ersten Siedlerinnen und Siedler auf die Inseln, so mit Antonio da Noli Genuesinnen und Genuesen, mit Diogo Gomes Leute aus Nordportugal und Kastilien. Den Leuten aus Kastilien war an sich der Zutritt zu den Inseln verboten, doch fragte angesichts der zögerlichen Besiedlung der Inseln kaum jemand nach der Herkunft.13 Es handelte sich dabei mehrheitlich um Männer, sowohl Fidalgos (Ritter, vor allem zweitgeborene ohne Erbansprüche in Portugal) wie auch kleine Händler, Handwerker, niedrige Beamte und Matrosen. Über die Herkunft des afrikanischen Bevölkerungsanteils der Sklavinnen und Sklaven im 15. Jahrhundert ist wenig bekannt. Die meisten dürften von der Guineaküste gestammt haben, die sich nach den damaligen geografischen Begriffen vom heutigen Senegal bis nach Sierra Leone erstreckte.
Gewisse Sklavinnen und Sklaven blieben nur für kurze Zeit auf der Insel und wurden dann weiter verschifft, vorerst nach Sevilla, später direkt in die Karibik. Andere blieben auf den Inseln. Die meisten dieser Sklavinnen und Sklaven waren in der Landwirtschaft tätig, aber man fand sie auch in anderen Sektoren der Wirtschaft, so im Handwerk und im Handel. Der Haussklave beziehungsweise die Haussklavin war in der Regel in einer besseren Position als der Landwirtschaftssklave. Es war möglich, dass ein Haussklave für seinen Herrn nach Guinea zum Einkauf von Sklaven und Sklavinnen ging, was er mittels seiner afrikanischen Sprache gut erledigen konnte, zumindest aber begleitete er seinen Herrn in diesem Geschäft. Schon vor 1500 bildeten die schwarzen Sklavinnen und Sklaven die Bevölkerungsmehrheit auf Cabo Verde.14
Zwischen den weissen Freien und den Sklavinnen und Sklaven gab es die Gruppe der Freigelassenen. Unter den Freigelassenen fanden sich wenige Schwarze und zahlreiche Mestizen und Mestizinnen, Kinder von weissen Vätern und schwarzen Müttern. Häufig wurden sie nach den Testamenten ihrer Väter freigelassen, ja legitimiert. Das betraf aber längst nicht alle Mestizinnen und Mestizen, viele blieben Sklavinnen und Sklaven.
Der Handel mit der Guineaküste lag in den Händen einer schmalen Oberschicht. Von den 70 Grosskaufleuten der Insel Santiago nach 1500 gehörten 22 dem hohen und niedrigen Adel an. Wie in anderen Monarchien war an sich auch dem portugiesischen Adel die Arbeit im Handel verboten, was aber nie durchgesetzt wurde. Für Fidalgos und Cavaleiros (Edelleute und Ritter) bestanden auf Cabo Verde in dieser Zeit durchaus Chancen, reich zu werden. Im Portugal des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit waren die Übergänge zwischen dem Dritten Stand (Bürgertum) und dem Zweiten Stand (Adel) fliessend. In der portugiesischen Ständevertretung, den Cortes, wurden die escudeiros (Knappen) zusammen mit den Kaufleuten zu einer Kategorie zusammengefasst.15
António Carreira unterscheidet drei Phasen der Bevölkerungsentwicklung auf Cabo Verde: In einer ersten Phase im 15. Jahrhundert wurden die Inseln Santiago und Fogo von einer geringen Zahl von Leuten aus Portugal, Spanien, Genua und anderen europäischen Ländern besiedelt, es gab kaum Mestizen und Mestizinnen.
In einer zweiten Phase im 16. Jahrhundert blieb es bei einer geringen Zahl von Europäerinnen und Europäern, wobei es sich sowohl um freie wie erzwungene Migration handelte. Dazu kam eine kleine Zahl von nicht identifizierten europäischen Einwanderinnen und Einwanderern. Nun gab es auch Weisse, die auf der Insel geboren worden waren, sowie Mestizen und Mestizinnen als Söhne und Töchter aus Beziehungen zwischen europäischen Männern und freien oder unfreien afrikanischen Frauen. Es kamen nur wenige weisse Frauen auf die Inseln. Die freien und unfreien Schwarzen und Mestizen waren bald zahlreicher als die Weissen. Die Zahl der auf Cabo Verde lebenden Adeligen nahm ab.
In einer dritten Phase im 17. und 18. Jahrhundert nahm die Zahl der freiwilligen weissen Einwanderinnen und Einwanderer weiter ab, während diejenige der deportierten Weissen, der auf der Insel geborenen Weissen, der Mestizen und der Schwarzen zunahm. Die freien Mulattinnen und Mulatten und die freien Schwarzen waren nun zahlreicher als die Sklavinnen und Sklaven. Im 18. und 19. Jahrhundert stieg die Zahl der Freien, der Freigelassenen und der Entflohenen immer stärker an, während diejenige der Sklaven und Sklavinnen weiter sank. Mit dem Verbot des Sklavenhandels nördlich des Äquators 1815 sank auch die Zahl der eingeführten Sklaven und Sklavinnen, obwohl der illegale Sklavenhandel noch einige Jahrzehnte weiterging.16
Iva Cabral unterscheidet in der Frühgeschichte von Cabo Verde zwei Phasen der wirtschaftlichen Entwicklung: Eine erste Phase des prosperierenden Handels mit der Guineaküste zwischen 1473 und 1549 und eine zweite Phase der beginnenden Krise zwischen 1549 und 1599, bedingt durch die immer stärker werdende Konkurrenz von Frankreich, England und den Niederlanden sowie deren Korsaren. Die Autorin beschreibt detailliert die Zusammensetzung der Elite von Santiago im 15. und 16. Jahrhundert und stellt fest, dass sich die Adeligen allmählich aus dem Handel mit der Guineaküste zurückzogen und vermehrt in der intensiven Landwirtschaft aktiv wurden.17
Bereits im 16. Jahrhundert flohen viele Sklavinnen und Sklaven in die schwer zugänglichen Gebirgsregionen der Serra Malagueta auf der Insel Santiago oder in die höheren Regionen der Insel Fogo. Sie lebten am Rande der Gesellschaft, rechtlich gesehen waren sie nach wie vor versklavt, faktisch aber frei. Sie waren den anderen Klassen der Gesellschaft feindlich gesinnt und unternahmen immer wieder Überfälle auf die Höfe der Gutsherren. Das Refugium der Serra war für sie relativ sicher.18
Die Lançados waren meist ursprünglich Männer aus Portugal, die nach Cabo Verde verbannt wurden (sie wurden auch tangomaos genannt, weil sie sich afrikanische Tattoos anbringen liessen). Sie spielten in Guinea in der Vermittlung von Handelsbeziehungen zwischen Portugal und den Einheimischen eine wichtige Rolle, obwohl sie dazu keine königliche Erlaubnis besassen. Für die Zeitgenossen galten die Lançados als Abenteurer und Halbwilde, die unter den Afrikanerinnen und Afrikanern wohnten, sich mit afrikanischen Frauen verbanden und eigene Dörfer gründeten. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Santiago trieben ebenfalls Handel mit den Lançados. Die portugiesischen Könige versuchten, die Tätigkeiten dieser unkontrollierbaren Männer zu verhindern, da sie den königlichen Handel und den Handel der königlichen Vertragspartner (contratadores) in Guinea konkurrenzierten.19 Im 17. Jahrhundert wurden die Lançados immer stärker von der Geistlichkeit kritisiert: Sie würden Götzen anbeten und Fetische verehren, seien Mörder, Verräter, Leute ohne Recht mit Appetit auf die Hölle, so Padre Manuel Álvares von der Societas Jesu 1609.20
2.3.Soziale Klassen auf Santiago im 16. Jahrhundert
Das portugiesische Recht unterschied zwischen morador (Bewohner) und vizinho (Nachbar). Der Morador war ein Einwohner, der mindestens vier Jahre am selben Ort wohnte, der Vizinho war ein Morador, der ein Haus und ein Grundstück besass. In Ribeira Grande (Santiago), Alcatrazes und in São Filipe auf Fogo wurden zu Beginn des 16. Jahrhunderts die ersten Gemeinden (câmaras) mit den Institutionen eines Gemeinderates und einer Gemeindeversammlung gebildet – wobei sich diese Gremien nicht im Sinne einer Gewaltentrennung unterschieden. Der Morador hatte das Recht, an der Gemeindeversammlung teilzunehmen und sich an den Wahlen der lokalen Behörden zu beteiligen. Die vizinhos negros – freie Schwarze – erhielten diese politischen Rechte erst nach 1546.21 Die Munizipalisierung des politischen Raumes neben dem König und dem Adel war ein neues Element. Gleichzeitig fand in Portugal eine weitgehende Verschriftlichung der Verwaltung statt, unter anderem auch mit genauen Regelungen der Kompetenzen der Gemeinden.22
Vor allem reiche Vizinhos profitierten vom Handel mit Guinea, da sie die nötigen finanziellen Mittel für die Investitionen besassen. Die Gruppe der Schiffsreeder und Kaufleute (armadores-mercadores) beherrschte die Câmara (Verwaltung) von Ribeira Grande, leitete die sozial wichtigen religiösen Bruderschaften, bildete unter sich geschäftliche Partnerschaften (auch mit ausländischen Kaufleuten), baute mehrstöckige Häuser (sobrados) aus Stein und Kalk, unterhielt Obst- und Gemüsegärten. Sie verfügte über Tausende von Sklavinnen und Sklaven für die Arbeiten in der Landwirtschaft und der Viehzucht. Als Reeder und Grossgrundbesitzer bildeten sie die wirtschaftliche und politische Elite von Cabo Verde, die meisten gehörten dem niedrigen Adel (Fidalgos) an. Wer keine Schiffe hatte, wurde von den Ämtern ausgeschlossen. Zuweilen betrieb die Elite auch Piraterie und Schmuggel, beispielsweise der Reeder, Abenteurer und Ritter des Königshauses Fernão de Melo. Er machte weite Handelsfahrten bis zum Kongo und wurde später Kapitän der Insel São Tomé. Seine Frau Dona Brígida Gouveia führte unterdessen die Landwirtschaft in São Martinho (Santiago) weiter und betätigte sich ebenfalls als Reederin. In der Kirche von Santa Maria do Rósario in Ribeira Grande (Santiago) liegt der reich geschmückte Grabstein von Fernão de Melo.23
Die «filhos da terra»: Mestizen und Mestizinnen und Freigelassene
Die Mestizenkinder hatten einen unterschiedlichen Status: Wenn der weisse Vater das Kind der schwarzen Mutter anerkannte, wurde es frei gelassen, wenn nicht, blieb es Sklave oder Sklavin. Die Legitimierung der Kinder war eine der wenigen Chancen für den sozialen Aufstieg, um beispielsweise in Ämter oder in Klöster zu gelangen.24 Die Mehrzahl der illegitimen Kinder wurde indes nicht anerkannt und blieb folglich Sklave oder Sklavin. In den Quellen tauchen die freigelassenen Mestizen und Mestizinnen selten auf, da sie nicht im Verkehr mit der Verwaltung standen und deshalb in den Registern nicht genannt wurden. Sie zahlten keine Steuern und besassen kein ländliches Eigentum. Die Lage der Freigelassenen war oft schwierig, da es kaum freie Lohnarbeit gab.
Im Verkehr zwischen Cabo Verde und Guinea wurden die Freigelassenen als Matrosen und Übersetzer eingesetzt. Schwarze waren auch im Sklavenhandel tätig, sei es selbstständig oder im Auftrag eines Herrn. Nach 1546 konnten Schwarze und Mestizen in die Verwaltung eintreten. Da unter den Portugiesen eine Versetzung nach Cabo Verde nicht besonders beliebt war, erhielten Freigelassene mit der Zeit Aufstiegsmöglichkeiten in der Verwaltung.
In Ribeira Grande gab es auch eine Reihe von Ausländerinnen und Ausländern (forasteiros), die sich nur für eine bestimmte Zeit auf Cabo Verde aufhielten.
Über die Bewohnerinnen Ribeira Grandes ist wenig bekannt: In den Berichten der portugiesischen Verwalter wurden zwar die alleinstehenden Frauen erwähnt, nicht aber die Verheirateten und die Witwen. In den Akten erscheinen einzelne Frauen im Zusammenhang mit Straffällen und Beziehungsgeschichten.
Für die Sklavinnen und Sklaven war die Ankunft auf Cabo Verde traumatisch. Es lassen sich hierbei drei Gruppen unterscheiden:
•Die Mehrzahl wurde in den Häfen der Insel ausgeladen und wartete auf den Transport nach Amerika. In den Urkunden erschienen sie als peças (Stücke). Sie trugen keine Namen.
•Die zweite Gruppe bildeten diejenigen, die auf der Insel für landwirtschaftliche Arbeiten eingesetzt werden sollten. Auch sie trugen vorerst keine Namen.
•Die dritte Gruppe bildeten die Haussklavinnen und -sklaven sowie Spezialisten und Spezialistinnen des Handwerks. In den Urkunden trugen sie Namen, im Gegensatz zu den peças.25
Haussklavinnen und -sklaven hatten am ehesten Chancen, nach den Testamenten des Sklavenhalters freigelassen zu werden. Ihre Lage war aber prekär: Bei Ungehorsam konnten sie auf die Landgüter gebracht oder im Hafen verkauft werden.
Es war wohl eher selten, dass Sklaven als Handwerker in Ribeira Grande lebten. Die wenigen weissen Handwerker auf der Insel begannen, Sklaven in handwerklichen Berufen auszubilden; Sklaven mit handwerklichen Fähigkeiten erzielten auf dem Markt hohe Preise. Die wichtigsten Sklaven waren, wie bereits erwähnt, die Händler-Sklaven: Sie reisten selbstständig an die afrikanische Küste, kauften Sklavinnen und Sklaven ein und brachten sie nach Cabo Verde.26
Die Verbannten
Verschiedene Begnadigungsurkunden zeigen, dass die Kapverdischen Inseln offenbar schon ab 1472 als Verbannungsort benutzt wurden. Seit dem 17. Jahrhundert stieg die Zahl der Deportierten stark an, im 18. und 19. Jahrhundert noch in höherem Ausmasse. Auch Sinti und Roma sowie Menschen jüdischer Herkunft gehörten häufig zu den Verbannten. Diese Praxis der Verbannung war unter den Kolonialmächten Grossbritannien, Frankreich und Spanien allgemein üblich.
Zwischen 1802 und 1882 wurden 2433 Männer und 81 Frauen nach Cabo Verde verbannt, also durchschnittlich etwa 38 Personen pro Jahr. Die Gouverneure versuchten, die Verbannten auf alle Inseln zu verteilen, doch lebten viele auf Santiago. Da es sich bei den Verbannten vor allem um Männer handelte, stieg die Zahl der Mestizen und Mestizinnen an.27
2.4.Sklaven- und Warenhandel mit der Guineaküste
Der Grund für das Interesse von Portugal am Archipel von Cabo Verde beruhte im 15. und 16. Jahrhundert in erster Linie auf dessen geografischer Lage: Die Inseln bildeten eine günstige Ausgangsposition für den Handel mit der rund 500 Kilometer entfernten Guineaküste – eine sichere Distanz zu den afrikanischen Königreichen Wolof, Cayor, Baol, Sine, Saloum und weiteren.28 Nach 1500 wurde Cabo Verde zur Zwischenstation für den Indienhandel und für den europäischen Handel mit Südamerika.
Im 15. Jahrhundert waren die wichtigsten Handelsgüter im Export Gold, Sklavinnen und Sklaven, Elfenbein, Malagueta (eine rote Pfefferschote), Hirse und Reis (für die Ernährung der Sklavinnen und Sklaven) – also Handelswaren, die bereits früher für den portugiesischen Afrikahandel von Bedeutung gewesen waren. Nach Schätzungen gelangten jährlich etwa 1400 Sklavinnen und Sklaven von der westafrikanischen Küste nach Cabo Verde. Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts stiegen ihre Preise stark an.29
1473 bewilligte König Afonso V in einer Urkunde ausdrücklich das Privileg, auf den Inseln Sklavinnen und Sklaven («escravos, escravas, machos e fêmeas») zu halten. Die Urkunde sicherte zudem die Rechte der Einwohnerinnen und Einwohner (moradores) zum Sklavinnen- und Sklavenhandel gegenüber den Lançados. Dieser Handel bildete die wichtigste Einnahmequelle der Bewohnerinnen und Bewohner von Cabo Verde. Für den König hatte der Handel mit dem afrikanischen Kontinent Priorität, nicht die Entwicklung der Landwirtschaft auf den Inseln.
Portugiesische Kaufleute besassen im Handel mit der Guineaküste dank Verträgen mit dem portugiesischen König eine zeitlich befristete Monopolstellung. Sie kamen in Konflikt mit Bewohnerinnen und Bewohnern von Cabo Verde, die ihren bisherigen Handelsverkehr fortsetzten.30
Um den Sklavenhandel zwischen Guinea, den Inseln von Cabo Verde und Portugal entwickelte sich nach 1512 ein weiterer Konflikt: Der König befahl, dass die Sklavinnen und Sklaven direkt von Guinea nach Lissabon gebracht würden, also kein Zwischenhalt auf den Inseln stattfinden sollte – zum Schaden der Siedler und Siedlerinnen auf Cabo Verde. Diese verdächtigten unter anderem die cristãos novos (neu zum Christentum konvertierte Juden und Jüdinnen), das Königshaus schlecht informiert zu haben. König Manuel I verfolgte die jüdische Gemeinschaft im gesamten portugiesischen Herrschaftsgebiet seit 1496, verbot aber die Diskriminierung der cristãos novos 1512. 1536 setzte mit der päpstlichen Bulle «Cum ad nihil magis» der Kampf der Inquisition gegen die Juden und Jüdinnen in Spanien und Portugal ein.31
Von der Massnahme des direkten Transports waren viele Händler, Escudeiros, Cavaleiros und Fidalgos betroffen. Schliesslich wurden die direkten Sklaventransporte von Guinea nach Portugal (und nicht indirekt über die Kapverdischen Inseln) doch nicht durchgeführt, nicht zuletzt auch wegen der Gefährdung des Schiffsverkehrs zwischen Guinea und Portugal durch Stürme und französische Piraten.
Portugiesische Händler beklagten sich über die hohen Preise – vor allem für Brot und Wein sowie für Tuch und Eisen auf Cabo Verde.
Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts veränderte sich der portugiesische Handel mit der Guineaküste. Mit der Erschliessung von Spanischamerika stieg der Bedarf an Arbeitskräften, das heisst von Sklavinnen und Sklaven aus Afrika, entsprechend erhöhten die Sklavenhändler die Preise und ihre Gewinne stiegen. Die Sklavinnen und Sklaven wurden in erster Linie auf die Insel Santo Domingo gebracht, später nach Honduras und Peru.32
Die Mehrzahl der Sklavinnen und Sklaven auf Cabo Verde stammten von der Guineaküste, verwaltungsmässig waren Häfen in Guinea wie Cacheu und Bissau den Kapitanaten in Cabo Verde unterstellt– eine administrative Trennung erfolgte erst im Jahre 1879.
Da sich die Franzosen in Senegal immer stärker durchsetzten, verschob sich der portugiesische Sklavenhandel weiter nach Süden. Andere Exportgüter von der Guineaküste blieben Hirse, Reis und Wachs sowie Elfenbein, das nach Europa weitertransportiert wurde.33
Der Erwerb von Sklavinnen und Sklaven
Die Portugiesen unternahmen bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts Sklavenjagden unter der einheimischen Bevölkerung in Nordafrika, so auf den Kanaren unter den Guanches und auf Arguim unter den Mauren. Heinrich der Seefahrer erkannte früh, dass die Sklavenjagden für die Entwicklung des Handels an der afrikanischen Küste schädlich waren und die guten Beziehungen zu den afrikanischen Völkern störten. Anstatt Raub schlug er Warentausch vor; zeitweise fanden offenbar beide Methoden nebeneinander Anwendung. Nach 1470 setzte sich der Warentausch durch: Waren aus Europa und Asien (wie Textilien aus Indien) gegen Sklaven und Sklavinnen, Gold und Elfenbein sowie Bernstein (ambar) und Wachs. Nur sporadisch spielte Geld als direktes Zahlungsmittel eine Rolle. Silbermünzen wurden erst sehr spät angenommen, und zwar eher als Schmuck denn als Geld, da Silber in Afrika rar war. Als Währung galten bis ins 19. Jahrhundert auch die Gehäuse der Kaurischnecken aus dem Indischen Ozean.34
Der Warentausch fand meist auf Märkten in bekannten Ortschaften statt; dasselbe Verfahren des Handels wird auch von Cadamosto und von Fernandes beschrieben (in Wolof, Cantor, Gambia und Guinea). Zwischen 1484 und 1562 waren es etwa hundert Bewohnerinnen und Bewohner von Cabo Verde, die Schiffe nach Guinea ausrüsteten, ein Teil davon beteiligte sich aktiv als Kapitäne an den Reisen. Vor der Abfahrt nach Guinea erhielten die Reeder üblicherweise die Bestellungen der Bewohner und Bewohnerinnen von Santiago: Sklaven und Sklavinnen, Reis, Hirse, Elfenbein, Wachs. João Vidão rüstete zusammen mit Dona Brígida de Gouveia zwei Schiffe aus: Zum einen die «Santa Maria do Cabo», die am 13. Oktober 1513 in Santiago ankam, mit 13 Sklaven an Bord, die an die Besteller gingen. Im Februar 1514 traf die «Santa Maria de Vitória» ein, mit 168 Sklavinnen und Sklaven sowie mit Hirse. Der gleiche Unternehmer transportierte 1528 auf der «São Marçal» 144 Sklaven, zusammen mit Hirse und 1335 Kilogramm Elfenbein. Später brachte er mit dem gleichen Schiff weitere 34 Sklaven. Im selben Jahr legte die «Santa Maria do Pardal» mit 75 Sklaven sowie mit Hirse und Elfenbein an.
Importe nach der Guineaküste
Die bereits erwähnten Einschränkungen der Handelsprivilegien im königlichen Brief vom 8. Februar 147235 führten unter anderem zu einem verstärkten illegalen Handel. Die Krone beanspruchte in gewissen Bereichen ein Monopol, so im Handel mit Malagueta und anderen Gewürzen, mit Zibetkatzen (ihr Sekret der Perianaldrüsen, das Zibet, wurde zur Herstellung von Parfum verwendet), Elfenbein, Edelsteinen und Siegellack. Wer gegen die königlichen Vorschriften verstiess, dessen Schiffsladung und beweglichen Güter wurden beschlagnahmt. Im Verlaufe des 15. Jahrhunderts erweiterte die Krone sukzessive die Liste der Waren, die nicht frei gehandelt werden durften. Später kamen zum Beispiel besondere Muscheln dazu, die es auf Cabo Verde gab und die an der afrikanischen Küste besonders gefragt waren. Am 13. September 1497 hielt ein königlicher Brief fest, dass der Handel mit Eisen ebenfalls zum königlichen Monopol gehöre. Dies wurde damit begründet, dass sich die Mauren und die Schwarzen damit Waffen schmieden würden. Zu direkten Handelswaren von Europa nach Afrika (also ohne Zwischenhalt auf Cabo Verde) gehörten seit 1497 auch Tücher aus Indien, Brokat aus Flandern, Seidenhemden, rote und gelbe Tücher, Kupferwaren, Zinn und Edelsteine.
Wer gegen die königlichen Handelsbeschränkungen verstiess, wurde für fünf Jahre nach São Tomé (seit 1493 portugiesisch) oder Sankt Helena (1502–1600 portugiesisch) verbannt. Die Verbote wurden immer wieder erneuert, offenbar wurden sie kaum beachtet.
Bereits 1481 schickte König João II einen Gesandten nach Cabo Verde, der das Problem des illegalen Handels untersuchen und die Schuldigen bestrafen sollte – ohne grossen Erfolg.
Die Bewohner und Bewohnerinnen von Cabo Verde handelten sowohl in verbotenen Gebieten (wie dem heutigen Sierra Leone) wie auch mit verbotenen Produkten. Es sind zahlreiche Fälle von illegalem Handel dokumentiert.36 Grundsätzlich war mit illegalem Handel wesentlich mehr Geld zu verdienen als mit legalem. König Manuel I versuchte 1517 erneut, mit strengeren Strafandrohungen den illegalen Handel zu unterdrücken – wiederum mit wenig Erfolg.
Zu den aus Cabo Verde nach dem afrikanischen Kontinent exportierten Waren gehörten unter anderem Tücher (panos), die aus der auf Cabo Verde angepflanzten Baumwolle (seit 1517 nachgewiesen) hergestellt wurden. Sie bestanden aus Streifen von 12 bis 15 Zentimetern Breite, die zusammengenäht wurden.
Abb. 3: Beispiel eines «panos» (20. Jahrhundert).
Auf dem afrikanischen Kontinent waren ausserdem Pferde aus Cabo Verde besonders begehrt, da sie als Zeichen eines hohen gesellschaftlichen Standes galten.37 Die Bewohnerinnen und Bewohner der Inseln hatten gegenüber den Kaufleuten mit Vertrag aus Lissabon oder auch aus Spanien den Vorteil, dass sie die Guineaküste viel häufiger besuchen konnten, da sie wesentlich kürzere Schifffahrtswege zurückzulegen hatten. Schliesslich wurde auch Salz von den Inseln Maio, Boa Vista und Sal an die afrikanische Küste exportiert, da es als besonders sauber galt.
Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts verschoben sich die Gewichte der Güter, die an die afrikanische Küste exportiert wurden: Während die Baumwolle und die Baumwolltücher wichtiger wurden, nahm die Zahl der exportierten Pferde ab.38
Die Bewohnerinnen und Bewohner von Cabo Verde gegen den königlichen Handel und die Monopolgesellschaften
Die «Casa de Guiné» war eine erste Monopolgesellschaft unter der Leitung von Heinrich dem Seefahrer mit Sitz in Lagos, später in Lissabon. 1482 bis 1483 hiess sie «Casa de Guiné e da Mina» (Elmina im heutigen Ghana), dann «Casa da Índia e da Guiné» (1499) und schliesslich nur noch «Casa da Índia», blieb aber in Guinea tätig. Die Veränderungen im Namen zeigen deutlich den Wechsel der Destinationen und deren Bedeutung im portugiesischen Überseehandel.
Der portugiesische König Afonso V schloss bereits 1469 mit dem Kaufmann und Ritter Fernão Gomes aus Lissabon einen Vertrag über fünf Jahre ab, worin dieser für den Handel mit Guinea und Sierra Leone ein Monopol erhielt und dafür neben Geldzahlungen an die Krone auch die Pflicht hatte, jährlich 100 Meilen afrikanische Küste zu erforschen. Schliesslich wurde im Vertrag festgelegt, dass dem König alles Elfenbein zukomme. Dieses spielte in der sakralen Kunst in Europa eine wichtige Rolle.39 Solche Monopolverträge wurden in den folgenden Jahrzehnten üblich und schmälerten die Handelsrechte der Siedler auf Cabo Verde.
Zum Sklavenhandel gibt ein 1510 auf drei Jahre abgeschlossener Vertrag zwischen dem portugiesischen König Manuel I und António Rodrigues Mascarenhas Auskunft. Mascarenhas hatte für dieses Privileg Sklavinnen und Sklaven im Wert von 900 000 Réis an das Königshaus abzugeben, was ungefähr 130 Sklavinnen und Sklaven entsprach.40
Der hohe Justizbeamte (corregedor) und Finanzverwalter (contador) der Krone auf Santiago, Rui Gomes, stellte 1517 fest, dass Bewohnerinnen und Bewohner der Insel Santiago mit Sierra Leone Handel trieben, namentlich mit Elfenbein, Wachs, Eisen und anderen verbotenen Waren. Sklavinnen und Sklaven konnten die Bewohner und Bewohnerinnen der Insel nur zum eigenen Gebrauch erwerben. Schliesslich wurde angedroht, dass bei Übertretung dieser Verbote die Schiffe der Handelnden beschlagnahmt würden. Zudem klagte Rui Gomes 1518 über die geringen Gewinne aus dem Guineahandel.41 Im selben Jahr hob der portugiesische König alle Privilegien und Monopole im Guineahandel auf und erklärte diesen als Sache des Königs. Die Lançados wurden aufgefordert, ihre Niederlassungen an den Flüssen Guineas aufzugeben und an den König zu transferieren, was indessen kaum erfolgte. Der Schwarzhandel mit Sklavinnen und Sklaven von der Küste nach den Inseln dauerte offensichtlich an. Der Handel mit der auf den Inseln Santiago und Fogo produzierten Baumwolle ging an die königliche Monopolgesellschaft der «Casa Real». Der König vergab auch später zeitlich beschränkte Handelsmonopole an einzelne Herren, so 1560 und 1566 an António Gonçalves de Gumão bis 1574. Konflikte mit den Kaufleuten von Santiago waren vorprogrammiert. Der Guineahandel lief nun nicht mehr von Guinea nach Santiago und von dort nach Lissabon, sondern vermehrt von Guinea direkt nach Lissabon.
Nach 1530 verlor Cabo Verde seine zentrale Stellung im atlantischen Sklavenhandel. Anfangs des 17. Jahrhunderts legten am Zoll in Santiago nur noch wenige Sklavenschiffe an, so beispielsweise in den Jahren 1611 bis 1613 bloss noch sieben. Die Schiffe, die Sklavinnen und Sklaven schmuggelten, waren auf den Zolllisten nicht verzeichnet.42 Im Verlaufe des 17. Jahrhunderts gingen die Zahlen der auf Cabo Verde nach Amerika verschifften Sklaven und Sklavinnen weiterhin deutlich zurück: Während es zwischen 1601 und 1640 noch rund 1600 waren, sanken die Zahlen zwischen 1671 und 1700 auf bloss noch 250.
Der «Restaurationskrieg» von 1640 bis 1668 zwischen Spanien und Portugal hatte auf den Sklavenhandel nach Amerika kaum Auswirkungen: Spanische Sklavenschiffe landeten auf dem portugiesischen Cabo Verde und portugiesische Schiffe verkauften ihre Sklavinnen und Sklaven in Cartagena im spanischen Neugranada.43
Versuch zur Kontrolle des Handels: Die feitoria régia
Nach dem Verbot des Handels mit Guinea für Privatpersonen 1580 – es ging um den Schutz des königlichen Monopols beziehungsweise der Vertragspartner des Königs – setzte König Manuel I 1520 Afonso de Avila als Verwalter (feitor régio) auf der Insel Santiago ein. Die schriftlichen Dokumente dazu sind allerdings rudimentär und sagen über den Handel wenig aus.
Immerhin umschrieb eine Urkunde von 1518 die Tätigkeiten des Feitors: Er bestimmte die Abfahrtszeiten der Schiffe nach Guinea mit dem Ziel zu verhindern, dass zu viele gleichzeitig an die afrikanische Küste fuhren. Weiter kontrollierte er die Waren auf den Schiffen und versuchte zu verhindern, dass die gleiche Ware zu unterschiedlichen Preisen verkauft wurde. Zudem organisierte der Feitor die Sendungen von Waren und Sklavinnen und Sklaven nach Lissabon, wobei die dem König gehörenden Sklavinnen und Sklaven entsprechend markiert wurden. Ein Schreiber führte Buch über alle Schiffe, die nach Guinea abgingen. Schliesslich war der Feitor auch dafür verantwortlich, dass genügend Baumwolle für den Handel mit Guinea bereitstand.44
Importe aus Europa
Neben dem Handel zwischen Cabo Verde und dem afrikanischen Kontinent fand selbstverständlich auch ein Austausch von Gütern zwischen Europa und den Inseln statt. Im 15. Jahrhundert wurden aus Europa Kleider und Eisenwaren sowie Weizen aus Kastilien zur Herstellung von Brot importiert, weiter Wein, Werkzeuge, Olivenöl, Rosinen, Mandeln, Feigen, Saubohnen, Nüsse, Essig, Käse und Safran.45 Die aus Europa importierten Biskuits dienten in erster Linie als Proviant für die Schiffsbesatzungen.
Im Sklavenhandel spielte Eisen als Tauschware die wichtigste Rolle. Nach den Verträgen des portugiesischen Königs war der Handel mit Eisen an sich den Inhabern der Monopole vorbehalten, doch hielten sich viele Handeltreibendende nicht an diese Bestimmungen. Da das Angebot an Eisen ständig wuchs, sanken die Preise für die Sklavinnen und Sklaven. Wichtige Handelsgüter waren schliesslich Wein (aus den Kanaren und aus Cabo Verde) sowie Zuckerrohrschnaps; Getränke, die auch von den muslimischen Afrikanern sehr geschätzt wurden.46
Neben Lebensmitteln spielten Textilien eine Rolle, so Leinen aus der Bretagne, Stoffe aus den Niederlanden, Luxustücher wie Damast, gefärbte Tücher, Satin und Samt. Dies zeigt, dass zu diesem Zeitpunkt auf Cabo Verde ein gewisser Reichtum herrschte. Die Kirche benötigte ebenfalls solche Tücher. Auf den Schiffslisten finden sich auch Waren, die für den Handel mit Guinea verboten waren, wie etwa Eisen und Waffen. Unter «Varia» sind Güter des täglichen Gebrauchs zu finden, wie Hemden, Schuhe, Hüte, Mützen, aber auch Rosenwasser und Seifen oder Produkte für die Ausstattung von Schiffen wie Seile, Hacken, Segeltücher und Kupferkessel. Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts wurden verstärkt Gewürze wie Safran, Pfeffer und Ingwer sowie Hemden, Hosen, Schuhe, Stiefel, Pantoffeln, Knöpfe und viele Hüte gehandelt. Diese Waren wurden in Ribeira Grande zu guten Preisen verkauft. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation auf den Inseln.
Exporte nach Europa
Von den Inseln mit extensiver Viehzucht wurden schon früh grosse Mengen an Leder und Fellen nach Europa exportiert, so bereits 1504 über 20 000 Stück Felle von den noch kaum besiedelten Inseln des Barlavento (Santo Antão, São Vicente, São Nicolau, Sal, Boa Vista).
Um den direkten Export von Sklavinnen und Sklaven aus Guinea nach Portugal zu fördern, verbot die königliche Urkunde von 1472 den Export von Sklavinnen und Sklaven aus Cabo Verde nach Portugal. Trotzdem wurden zwischen 1513 und 1517 auf sieben Schiffen 517 Sklavinnen und Sklaven von Cabo Verde nach Europa transportiert, meist zusammen mit Lederwaren.47
In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts ist eine allmähliche Umstrukturierung des Sklavenhandels festzustellen: Die kastilischen Sklavenhändler kauften nicht mehr auf den Sklavenmärkten in Lissabon, der Algarve oder Sevilla ein, sondern direkt auf der Insel Santiago. Damit verkürzten sie die Reisezeiten und die Sterblichkeit auf den Schiffen nahm ab. Die Verluste an Sklavinnen und Sklaven auf dem Transport von Cabo Verde nach Amerika gingen zulasten des spanischen Königs, die Verluste zwischen Afrika und Portugal zulasten des portugiesischen Königs. Portugal hatte folglich ein Interesse an einem direkten Sklaventransport von Westafrika über Cabo Verde nach Amerika.
2.6.Cabo Verde im atlantischen Schiffsverkehr, Piraten und Korsaren
Die günstige geografische Lage der Kapverdischen Inseln für den atlantischen Schiffsverkehr nach Indien und nach Südamerika zu Beginn des 16. Jahrhunderts machten sie zu einer bedeutenden Zwischenstation für die Verpflegung und Ausbesserung der portugiesischen Schiffe, besonders auch derjenigen der Monopolgesellschaft «Casa da Mina e Índia». Der Aufenthalt in Cabo Verde diente ferner zur Erholung der Schiffsmannschaften. Grosse Entdecker wie Vasco da Gama, Christoph Kolumbus und Fernão de Magalhães machten hier einen Zwischenhalt.48
Die portugiesischen Archive enthalten relativ genaue Dokumentationen zu den Lieferungen von Lebensmitteln wie Olivenöl, eingesalzenem Rindfleisch, Biskuits, Wein und Wasser, wie auch zum Reparaturmaterial für die Schiffe auf der Fahrt nach der westafrikanischen Küste, nach Brasilien und nach Indien, wie Talg, Harz, Drähte, Nägel, Keile, Federkeile, Ringe, Holzteile, Werg, Seile, Eisenstücke, Stifte, Knoten, Planken und Leinwand. Die meisten dieser Produkte stammten aus Iberien.
In Ribeira Grande ist ausserdem die Anwesenheit zahlreicher Spezialhandwerker für Schiffsreparaturen belegt: Harz- und Talgarbeiter, Schreiner, Schmiede, Kalfakter.
Verschiedene Autoren des 16. Jahrhunderts – wie Duarte Pacheco Pereira (1505–1507), Valentim Fernandes (1506–1508), Francisco de Andrade (1582) und Álvares de Andrade (1594) – beschrieben den Handel zwischen Cabo Verde und der afrikanischen Küste.49
Auch im 17. Jahrhundert war Cabo Verde eine Zwischenstation für den Seeverkehr nach Afrika, Indien und Südamerika, sowohl für portugiesische wie auch für Schiffe anderer Nationen. Der Handel zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern der Insel und den Schiffsbesatzungen wickelte sich auf informelle Art und Weise ab. Die Ankunft von Schiffen wurde durch Kanonenschüsse von den Festungen an der Küste angekündigt, was gleichzeitig die Verteidigungsbereitschaft demonstrieren sollte. Wenn die Bewohner und Bewohnerinnen diese Kanonenschüsse hörten, gingen sie mit Hühnern, Schweinen, Ziegen, Kühen, Früchten und Baumwolltüchern ans Meer, zum Verkauf oder zum Tausch gegen alte Kleider, Hüte, Messer, Leergut, Weizen, Olivenöl, Leinen, Seide, Taft und Kleinwaren. An den Stränden entwickelte sich dann ein lebhafter, wenig geordneter Markt, der von der Verwaltung nicht zu besteuern und zu kontrollieren war.50
In der Literatur werden die Begriffe «Pirat» und «Korsar» häufig synonym verwendet; im Falle der Region Cabo Verde und Guinea waren wahrscheinlich die meisten Überfälle den Korsaren zuzurechnen, also staatlich autorisierten Freibeutern. Dies zeigte sich vor allem im 16. und 17. Jahrhundert während der spanisch-englischen Kriege (Portugal und Spanien waren in einer königlichen Personalunion zwischen 1580 und 1640 verbunden). Im Atlantik kam es zu grossen Veränderungen: Spanien und Portugal teilten sich seit dem Vertrag von Tortesillas 1494 den Atlantik. Es galt die Doktrin des mare clausum (der Atlantik ist allein für Spanien und Portugal zugänglich, für alle anderen Staaten geschlossen), wie sie durch eine Bulle «Inter caetera» des Papstes Alexander VI. bereits 1493 bestätigt worden war.
Diese Doktrin wurde durch Frankreich und durch die protestantischen Staaten infrage gestellt. Nach 1530 waren französische Piraten und Korsaren im Atlantik aktiv. Sie hatten es vor allem auf die Malaguetaküste (Küste des heutigen Liberia) abgesehen. Die französischen Piraten stammten häufig aus der Normandie und der Bretagne. Unter König João III versuchten portugiesische Spione die Ziele der französischen Korsaren in ihren Heimathäfen herauszufinden, doch die Korsaren machten Täuschungsmanöver und griffen Schiffe vor Brasilien an und nicht vor Afrika. Die Franzosen begannen nun auch direkten Handel mit der afrikanischen Bevölkerung zu treiben, was Portugal – unter Berufung auf den Vertrag von Tordesillas – als illegal ansah. In Westafrika versuchten sich die Franzosen vor allem im Handel mit Produkten, die der portugiesische König gesperrt hatte, beziehungsweise die dem königlichen Handel vorbehalten blieben wie Eisen, Kupfer, Schwerter, Äxte, Armreifen, Perlen und Messer.
Abb. 4: Mapa dito Cantino 1502, entstanden im Zusammenhang mit dem Vertrag von Tortesillas 1494. Die portugiesischen Stützpunkte sind durch portugiesische Fahnen gekennzeichnet, so Tanger (1474–1661), Arguim (1448–1638), Gorée (1444– 1617) und ganz links die Kapverdischen Inseln (1456–1975). Mit einem Löwen ist Serra Leão (Sierra Leone) mit ihren portugiesischen Handelsplätzen gezeichnet; schliesslich folgt die wichtige Festung von Elmina (Castello damina), Ausgangspunkt für den Goldhandel mit dem Königreich der Ashanti um das heutige Kumasi in Ghana.
König João III versuchte mit diplomatischen und anderen Mitteln mit Leuten aus Frankreich ins Gespräch zu kommen. Er etablierte «Vertrauensmänner» in den Häfen der Bretagne und der Normandie, deren Hauptaufgabe es war, den Seeverkehr zu beobachten. So informierte sich der König über die Abfahrt von Schiffen, über die Anzahl der Männer auf den Schiffen, ihre Artillerie und Munition und über die Ziele dieser Expeditionen, aber auch über die geladenen Waren. Portugal wollte so die eigenen Schiffe schützen oder Kriegsschiffe bereitstellen. Viel Erfolg hatte Portugal mit diesen Spionageaufträgen indessen nicht. 1531 ging eine diplomatische Mission des Königs von Portugal nach Fontainebleau, die 1536 schliesslich den Vertrag von Lyon abschloss. Dieser Vertrag gab Frankreich die Möglichkeit, an der afrikanischen Westküste Handel zu treiben, verbot aber Angriffe auf portugiesische Schiffe und sah im Falle eines Korsarenüberfalls ein paritätisches Gerichtsverfahren in Bayonne vor. Der Vertrag hatte allerdings kaum Auswirkungen: Die Piraten- und Korsarenüberfälle vor Westafrika und vor Brasilien gingen ungebrochen weiter, wobei auch Schiffe von kapverdischen Besitzern gekapert oder versenkt wurden.51 Diese verlangten nun einen stärkeren militärischen Schutz der Häfen durch Festungsartillerie und durch Kriegsschiffe. Tatsächlich reorganisierte Portugal nun seine Kriegsflotte (bestehend aus Galeeren, Naus und Karavellen) und teilte sie fünf Gebieten zu: der portugiesischen Westküste, der Algarve, den Azoren sowie den Gebieten vor Guinea und Brasilien.
2.7.Die innere Entwicklung von Cabo Verde
Die intensive Landwirtschaft
Nach 1466 nahm die Besiedlung der Inseln kontinuierlich zu, besonders auf Santiago und Fogo. Es kam zum Anbau von Weizen und Hirse, aber auch von Früchten, Gemüse und Indigo. Eine besonders wichtige Rolle spielte bald darauf der Anbau der bereits in Afrika und Südspanien bekannten Baumwolle. Sie soll durch die Genuesen nach Santiago gebracht worden sein und wurde dort sowohl auf trockenen (sequeiro) wie auf bewässerten Böden (regadio) angebaut. Es waren zwei Ernten im Jahr möglich: im Dezember/Januar und im Mai/Juni. Vor allem im 16. Jahrhundert wurde auf Santiago der Baumwollanbau intensiviert, ja, man sprach gar von einer Monokultur. Auch auf Fogo war der Anbau von Baumwolle bedeutend. Der Anbau, die Ernte und die Verarbeitung der Baumwolle erforderten wesentlich mehr Arbeitskräfte als die extensive Viehwirtschaft, womit der Bedarf an Sklavinnen und Sklaven in der Landwirtschaft stieg.
Wie bereits festgestellt, spielte die Pferdezucht auf Cabo Verde für den Handel mit der Guineaküste eine besonders wichtige Rolle. Die Portugiesen hatten schon früher von Portugal aus einen gewinnbringenden Pferdehandel mit der Oberschicht der westafrikanischen Königreiche getrieben; die wesentlich kürzeren Seewege von Cabo Verde an die Küste sparten deutlich Kosten. Pferde waren ein gefragtes Tauschmittel gegen Sklaven und Sklavinnen. So bekam man für ein Pferd zwischen 10 und 30 Sklavinnen und Sklaven, wobei Schimmel Höchstpreise erzielten.52 Im Laufe des 16. Jahrhunderts sanken allerdings die Preise stark, gab es doch nach 1505 für ein Pferd bloss noch ein bis vier Sklavinnen oder Sklaven. Das Pferd galt in Westafrika als Luxustier für den Adel und als Statussymbol der Vornehmen, weiter war es Hilfsmittel für den Krieg.
Eine besondere Rolle in Handel und Wirtschaft spielten bald das Sammeln und die Kommerzialisierung der Urzelaflechten zu Färbzwecken, die Salzgewinnung und das Schlachten der Ziegen für den Schiffsproviant. Die Ziegenzucht blühte vor allem auf den Inseln Boa Vista und Maio, da hier die Bestände nicht bedroht waren und eine minimale Pflege der Tiere ausreichte. 1485 erhielten die Bewohnerinnen und Bewohner von Santiago das Recht, auf den Inseln Maio und Boa Vista Ziegen zu halten – gegen ein Entgelt an den König.53
Autoren des 16. Jahrhunderts wie Valentim Fernandes und Francisco Andrade beschreiben auch die Produktion von Zuckerrohr, Mais (!), Gemüse, Reis, Feigen, Melonen und Trauben. Mais gelangte offensichtlich sehr früh nach Cabo Verde: Bei der Untersuchung des Kraters im Tal von Paúl auf der Insel Santo Antão wurden Maispollen für die Zeit zwischen 1500 und 1550 datiert.54
Der Weizenanbau auf Cabo Verde gelang nicht; Weizen wurde in Körnern oder gemahlen aus Europa importiert und diente zur Produktion von Broten für die portugiesische Oberschicht. Auf den Inseln wurde hingegen zur Ernährung der Sklavinnen und Sklaven der milho zaburro, eine Hirseart, angepflanzt.55
Im 16. Jahrhundert bildete sich ein auf der Arbeit der Sklavinnen und Sklaven beruhender Grossgrundbesitz heraus.56 So verfügte beispielsweise die Fazenda von Fernão Fiel de Lugo über 200 Kühe sowie grosse Zuckerrohrplantagen. Zur Bewirtschaftung des Zuckerrohrs besass die Fazenda «industrielle» Einrichtungen, wie etwa Zuckerpressen, Destillationsgeräte und ein Wasserreservoir. Der Grossgrundbesitz in der rechtlichen Form der Morgadios war nach den gesetzlichen Vorgaben an sich nicht aufteilbar; wie es dem feudalen Erbrecht entsprach, wollte man die Zersplitterung in kleine Grundstücke vermeiden. Das Gut ging gemäss dem Ältestenrecht an den Erstgeborenen; dieser Grundsatz wurde aber offensichtlich nicht immer durchgesetzt. Gleichzeitig war auch der Verkauf des Gutes oder von Teilen davon untersagt. Das Verbot des Verkaufs machte den Bodenbesitz immobil und verhinderte dessen Zirkulation. So kam das Land der Verarmten nicht an die Vermögenden. Einige wenige reiche Familien besassen das Landmonopol und zogen sich aus dem Liegenschaftsmarkt zurück. Wenn einem Gutsbesitzer die Sklaven und Sklavinnen fehlten, war es ihm nicht möglich, ein Stück Land zu verkaufen, um zu Geld zu kommen oder seinen Betrieb zu redimensionieren. Die exportorientierte Sklavenwirtschaft auf feudalistischer Grundlage war demnach nicht in der Lage, rechtzeitig auf die Entwicklung des Marktes zu reagieren.
Die extensive Landwirtschaft
Sowohl auf den relativ trockenen Inseln Maio und Boa Vista wie auch auf den gebirgigen und deshalb feuchteren Inseln von Santo Antão, São Nicolau und Brava entwickelte sich gegen Ende des 16. und vor allem im 17. und 18. Jahrhundert eine extensive Viehwirtschaft. Valentim Fernandes umschrieb 1505 in knappen Worten die Besiedlung, die Vegetation, das Vorkommen von Nutztieren und die Topografie der Inseln.57
Diese Inseln waren alle Lehen portugiesischer Adeliger, wobei die Lehensherren meist nicht auf den Inseln wohnten. Sie waren an einer Nutzung des Landes interessiert, die mit möglichst wenig Aufwand verbunden war. Die Anfangsinvestitionen der Viehzucht waren kleiner als diejenigen im Ackerbau. Für das Hüten des Viehs brauchte es nur wenige Sklavinnen und Sklaven; einzig das Schlachten und die Verarbeitung des Fleisches und der Häute erforderten dann eine intensive, fachlich qualifizierte Arbeit, wozu Lohnarbeiterinnen und -arbeiter eingestellt wurden.
Die Viehwirtschaft von Cabo Verde exportierte Felle, Leder und Talg nach Europa. Frisches oder eingesalzenes Fleisch wurde als Schiffsproviant verkauft, wobei nach der Mitte des 17. Jahrhunderts die Konservierungstechniken verbessert wurden.
Auf den «trockenen Inseln» – wie Maio und Boa Vista – entwickelte sich die Ziegenpopulation sehr rasch. Dies zum Schaden des Pflanzen- und Graswuchses, was unter anderem die Bodenerosion förderte. Die ökologische Problematik des Überbestandes von Ziegen (overgrazing) wurde allerdings von den Zeitgenossen kaum erkannt.
Bodenbesitz auf Cabo Verde
Die königliche Urkunde von 1472 brachte einen Kurswechsel im portugiesischen Kolonialmodell: Die Menschen auf Cabo Verde sollten nun selbst Produkte für den Handel mit der Guineaküste herstellen und nicht bloss Handel treiben. Das brachte eine Aufwertung des Bodens mit sich. Aus den Sklaven und Sklavinnen, die früher lediglich eine Handelsware waren, wurden nun Produktivkräfte auf den Inseln.58
Die Urkunde setzte den Akzent auf den Agrarhandel. Das Land war aber nicht einfach frei nutzbar, sondern der König formulierte die Regeln der Besitznahme in Form der «Sesmaria». Die Sesmaria war ein königliches portugiesisches Gesetz aus dem Jahre 1375: Adelige, aber auch Bürgerinnen und Bürger, konnten vom König Land geschenkt bekommen, mussten sich jedoch verpflichten, das Land während mindestens fünf oder zehn Jahren zu nutzen. Mit dem geschenkten Boden allein war allerdings noch keine produktive Landwirtschaft zu betreiben, nun brauchte es neben den Investitionen in Werkzeuge solche in Arbeitskräfte, das heisst in Sklaven und Sklavinnen.
Die Sesmaria schaffte Allodialbesitz, also Eigengüter. Die Inseln im kapverdischen Archipel können in zwei Kategorien unterteilt werden:
•Die östlichen und nördlichen Inseln Santo Antão, São Nicolau, Sal, Boa Vista, Maio und Brava gehörten einem Herrn, die Bewohner waren von ihm abhängig (monopropiedade).
•Santiago und Fogo gehörten verschiedenen Herren (pluripropiedade) und waren wirtschaftlich weit dynamischer als die anderen Inseln. Die Herren dieser Inseln verfolgten die Tendenz, die Erträge ihres Landes nach Portugal zu transferieren und nicht im Lande zu reinvestieren.
2.8.Das Crioulo als Befehls- und Missionssprache
Zur Entstehungsgeschichte des kapverdischen Crioulo gibt es drei Theorien: Entstehung aus den europäischen Sprachen, aus afrikanischen Sprachen abgeleitet oder schliesslich die Entwicklung aus den besonderen lokalen Verhältnissen auf Cabo Verde. Heute wird die Auffassung vertreten, dass es aus einem Pidgin, einer Befehlssprache der Sklavenhalter gegenüber den Sklavinnen und Sklaven, entstanden sei. Aus dem Pidgin entwickelte sich in der Folge das Crioulo, das als eigene Sprache anzusehen ist. Zwar basiert der Wortschatz des Crioulo zu 80 Prozent auf einem älteren Portugiesisch, aber es ist für die Menschen portugiesischer Muttersprache nicht verständlich. Die Crioulo-Varietäten der verschiedenen Inseln unterscheiden sich zudem deutlich.59
Das Crioulo wurde von den Geistlichen auch im Unterricht der Sklavinnen und Sklaven in der christlichen Religion angewendet. Die Interessen der Kirche und diejenigen der Sklavenhändler standen in einem gewissen Widerspruch: Während die Kirche zugunsten des Seelenheils der Sklavinnen und Sklaven auf eine rasche Taufe drängte, wollten die Sklavenhändler einen möglichst raschen Transport von Afrika nach Amerika, da die Sterberate mit der Dauer der Reise deutlich anstieg. Ein zentrales Thema für die Kirche war die Taufe der Sklavinnen und Sklaven: Die Jesuiten empfahlen eine erste Massentaufe und später – nach einer gewissen Unterweisung – eine zweite Taufe mit dem Sakrament und dem christlichen Namen.
Der kirchliche Unterricht führte zu längeren Aufenthalten in den Verschiffungshäfen und verzögerte damit die Überfahrt nach Amerika. Die Kirche setzte schliesslich 1580 die Regelung durch, dass die Sklavinnen und Sklaven vor der Überfahrt unterwiesen und getauft werden mussten. Die Institution der Sklaverei wurde im 16. und 17. Jahrhundert von der Kirche nicht in Zweifel gezogen. Padre Barreira meinte, dass es ohne Sklaverei nicht gehe; Weisse könnten unter den klimatischen Bedingungen der Tropen nicht arbeiten. Doch solle man Sklavinnen und Sklaven freilassen, wenn sie während einigen Jahren gute Dienste geleistet hätten. Da die Sklavinnen und Sklaven auf Cabo Verde verschiedenen Ethnien Westafrikas angehörten (Wolof, Mandingua, Serer, Lebus, Peul, Jule, Malinke, Balanta, Bambara, Soninke, Tukulor usw.; keine dieser Ethnien war dominant), die sich untereinander nicht verstanden, war eine allgemein verständliche Sprache zur Kommunikation notwendig. Die einzelnen Sklavenhalter versuchten daher, Sklavinnen und Sklaven aus der gleichen Sprachgruppe aufzukaufen; Portugiesisch oder Kreol sprechende Sklavinnen und Sklaven erzielten zudem auf den Märkten höhere Preise.
Padre Alonso de Sandoval beschrieb 1600 bis 1613 die Missionierung von Sklavinnen und Sklaven auf Cabo Verde, die aus Guinea stammten und weiter nach Cartagena in Südamerika verschickt wurden. Diese Sklavinnen und Sklaven würden teilweise Portugiesisch oder Crioulo sprechen, da sie auf Cabo Verde geboren und als Kinder getauft worden waren.60
In der Regel wurden zwei Gruppen von Sklaven und Sklavinnen unterschieden: Die boçais stammten direkt aus Guinea, die ladinos waren Kinder von Sklavinnen und Sklaven aus Kap Verde. Padre Fernão Guerreiro berichtete über Massentaufen von 300 bis 700 boçais auf den Kapverden, die meisten wurden weiter nach Brasilien oder Sevilla verschickt. Schon vor der Taufe erhielten sie christliche Vornamen. Francisco de Moura, Gouverneur zwischen 1620 und 1622, wollte gewisse Regeln einführen: Die Sklavinnen und Sklaven sollten sofort getauft werden, spätestens auf Cabo Verde, und zwar vor der Verschiffung nach Amerika, da sie sonst möglicherweise auf der Überfahrt ungetauft starben. Zuweilen wurden die Taufen bereits an der Guineaküste, in Cacheu, durchgeführt. Sie dienten der Legitimation des Sklavenhandels als Weg zur Rettung der Seelen.
Man versprach sich mit dem Sprach- und Religionsunterricht offensichtlich auch eine gewisse Domestizierung der Sklavinnen und Sklaven. Mit ihrer zahlenmässigen Überlegenheit auf den Inseln wuchs die Angst der weissen Siedler und Siedlerinnen vor Revolten und Überfällen auf die Herrenhäuser. Neben dem offiziellen Sklavenhandel mit Gebühren und Taufen gab es auch einen illegalen Sklavenhandel ohne Gebühren und ohne Taufen. Noch 1699 verbot der portugiesische König die Verschiffung von ungetauften Sklavinnen und Sklaven nach Amerika – ohne dies allerdings auch wirklich durchsetzen zu können.
2.9.Die Entwicklung von Ribeira Grande de Santiago
Bereits die Entdecker Luigi Alvise Cadamosto 1456 und Diogo Gomes 1460 beschrieben die besondere topografische Situation des Ortes, an dem später die Siedlung von Ribeira Grande auf der Insel Santiago entstand. Der heutzutage ausgetrocknete Fluss müsste gemäss Cadamosto selbst mit grossen Schiffen befahrbar gewesen sein. Die Stadt des 15. Jahrhunderts konzentrierte sich auf das kleine Flussdelta und die weniger steile rechte Talseite.
1513 gab es in Ribeira Grande (Santiago) bloss 58 weisse und 17 schwarze Vizinhos (Nachbarn) neben 58 Auswärtigen aus Portugal, 17 Kleriker, vier weisse Witwen und zehn freie schwarze Frauen. Die verheirateten Frauen und die Kinder wurden in dieser Statistik nicht erfasst. Im 16. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung von Ribeira Grande stark an: 1582 waren es bereits 508 Freie und rund 5700 Sklavinnen und Sklaven; insgesamt zählte die Stadt 6208 Einwohner und Einwohnerinnen, ähnlich wie die Stadt Bern zu dieser Zeit. Ribeira Grande war eine Männerstadt. Im 18. Jahrhundert ging die Bevölkerungszahl stark zurück: 1731 zählte die Stadt nur noch 733 Einwohner und Einwohnerinnen.61
1533 wurde Ribeira Grande als cidade, also als Stadt qualifiziert, während Praia bloss als vila (Siedlung) galt. Der pelourinho (Gerichtsstätte, Pranger) war Symbol der Gemeindeautonomie, Ort der lokalen Rechtsprechung und Zentrum des Sklavenmarktes (der Stein des heute noch bestehenden Pelourinho stammt aus Portugal). Ribeira Grande verfügte nun über eine câmara municipal (Stadtverwaltung) und einen von der örtlichen Elite gewählten Gemeinderat.62
Die königliche carta de foral (Stadtrecht) regelte die Beziehungen zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern einer Siedlung und zwischen diesen und der Herrschaft (König, Adeliger oder Kleriker). Reformen betreffend Verwaltung und Regierung der Stadt gab es unter König Manuel I (1504–1520). Sie regelten dann auch die Verwaltung und Regierung der Stadt. Die Institutionen einer Cidade (mit Gemeinderäten, Richtern und Versammlungen) und einer Vila sind nicht grundsätzlich verschieden. Mit der steigenden wirtschaftlichen Bedeutung der Städte mischten sich König und Hochadel immer stärker in die Belange der Gemeinden ein.63
Die spätgotische Kirche Nossa Senhora do Rósario ist die älteste Pfarrkirche südlich der Sahara und wurde kurz vor 1500 vollendet. Inner- und ausserhalb der Kirche findet man zahlreiche Grabplatten von Fidalgos aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Noch heute ist die Pfarrkirche mit den traditionellen portugiesischen Keramikplatten (azulejos) ausgestattet. In erhöhter Lage stehen die Kirche der Nossa Senhora de Conceição der Franziskaner und die Ruinen ihres Klosters aus dem Jahre 1640.64
Abb. 5: Nossa Senhora do Rósario in Ribeira Grande de Santiago. Diese Kirche war auch Sitz einer religiösen Bruderschaft, der ausschliesslich Afrikaner angehörten. Die Kirche wurde 2020 vollständig renoviert.
Abb. 6: Ribeira Grande de Santiago im frühen 16. Jahrhundert: Rechts unten der Bischofspalast (Palácio Episcopal, 1574) und die Kathedrale (Sé Catedral), die zwischen 1558 und 1700 gebaut wurde. Über der Stadt auf der rechten Anhöhe ist das Projekt der Festung São Filipe (1587–1593) mit ihren Bastionen eingetragen, die gegen Angriffe von der Landseite ausgerichtet sind. Links: die älteste, heute noch bestehende Kirche Santa Maria do Rósario; hinten: Kirche Nossa Senhora de Conceição (erste Kapelle 1470). In der Mitte die bis auf wenige Reste verschwundene Spitalkirche Miserícorida (1556). Auf dem Largo ist der «Pelourinho» (Gerichtsstätte, Pranger) zu erkennen.
Mit der Erhebung zur Cidade 1533 wurde Ribeira Grande auch Bischofssitz und man plante früh den Bau einer Kathedrale. Nach grossen finanziellen Schwierigkeiten begann man 1558 mit dem Bau und schloss ihn kurz vor 1700 ab. Laut einem Beschluss des Königs von 1564 sollten alle Geldbussen der Bewohner von Santiago und Fogo für den Bau der Kathedrale verwendet werden. Bereits 1712 wurde die Kathedrale durch den französischen Korsaren Cassard zur Ruine gemacht und blieb es bis heute.65
Als Antwort auf die Korsarenangriffe erfolgte in den Jahren 1587 bis 1593 der Bau umfangreicher Festungen, so die Fortaleza Real São Filipe auf der Anhöhe über der Stadt. Verteidigt wurde sie von 20 Artilleriesoldaten und von etwa 250 schlecht bewaffneten Milizsoldaten. Neben der Hauptfestung sollten verschiedene kleine Festungen an der Küste die Seeseite sichern.
Abb. 7: Der Baubestand von Ribeira Grande auf seinem Höhepunkt im 17. Jahrhundert. Es sind neue Quartiere entstanden, so S. Sebastião bei der Kathedrale und S. Brás im Westen, ältere Quartiere expandierten ins Tal hinein (S. Pedro). Bei der Kirche Nossa Senhora de Conçeição entstand ein Franziskanerkloster. Am Ufer des Meeres wurden die Festungen S. Verissimo, S. Brás und S. Lourenço zur Abwehr von Angriffen feindlicher Schiffe gebaut.
Abb. 8: Die Stadt Ribeira Grande nach de Beauchesne 1699.
A. Zitadelle (Fortaleza S. Filipe) | F. Haus des Gouverneurs |
B. Franziskanerkloster (Cordeliers) | G. Artillerie Batterie |
C. Festung | H. Fluss, an dem man Wasser holt |
D. Bischofspalast | I. Eingang zur Stadt |
E. Kirche Santa Maria do Rósario | K. Kapelle Santa Luzia |
Zum Niedergang Ribeira Grandes haben verschiedene Faktoren beigetragen. Neben den bereits erwähnten Überfällen und Zerstörungen französischer, englischer und niederländischer Korsaren und Piraten spielten auch die merkantilistischen Handels- und Monopolgesellschaften (wie die Companhia de Grão-Pará e Maranhão) und der direkte Sklavenhandel von Westafrika nach Südamerika eine Rolle. Schliesslich haben klimatische Veränderungen zum Niedergang beigetragen, häuften sich doch die Dürreperioden und damit die Hungersnöte im 17. und vor allem im 18. und 19. Jahrhundert.
Neben diesen externen Faktoren für den Niedergang gab es auch interne: Ribeira Grande galt wegen der häufigen blutigen Fehden unter den Familien der Elite als unsicher. Der Bischof zog ins Innere der Insel, später auf die Inseln São Nicolau und Santo Antão. Die Verwaltung verlegte ihren Sitz in das leichter zu verteidigende Praia.
Mit den ersten Schiffen der Entdecker waren auch bereits Missionare unterwegs, so 1466 mit Antonio da Noli drei Franziskanermönche und später Vertreter des Christusordens. Dieser Orden war 1319 gegründet worden, um den 1312 aufgelösten Templerorden zu ersetzen. Hauptsitz des Ordens war der Convente de Cristo in Tomar in Portugal. 1495 kamen die Dominikaner nach Kap Verde. Der militärische Christusorden erhielt von König Afonso V den Auftrag zur Mission, die ein wichtiger Teil der Ideologie des portugiesischen Staates war. Zwischen 1420 und 1460 war Heinrich der Seefahrer Generaladministrator des Christusordens, der von den Bistümern exemt war. Die kirchliche Gerichtsbarkeit für die entdeckten und zu entdeckenden Gebiete lag vorerst bei Heinrich, nach 1454 beim Christusorden. Der Christusorden erhielt aus dem Guineahandel fünf Prozent des Ertrages aus aller Waren. Ab 1497 begann sich der Christusorden stärker für die Kapverden zu interessieren.66 Bau und Unterhalt der Kirchen wurden aus den Zöllen und aus den Zehnten der landwirtschaftlichen Produktion sowie aus den Vergabungen in Testamenten finanziert; Erbschaften, zu denen kein Testament vorlag, fielen an die Kirche. Es war Aufgabe der Zöllner, die Abgaben für die Kirche einzuziehen. Auch hier zeigt sich, wie eng Kirche und Staat miteinander verflochten waren: Der portugiesische König hatte bei Bischofswahlen ein Vorschlagsrecht an den Papst und die drei Militärorden (Christus, Avis und Santiago) waren dem König unterstellt. Manuel I, König von Portugal von 1495 bis 1521, war gleichzeitig Grossmeister des Christusordens. 50 Jahre nach ihrer Entdeckung waren die Kapverdischen Inseln in kirchlichen Dingen bereits gut ausgerüstet.67
1514 wurde Cabo Verde dem Bistum von Funchal auf Madeira unterstellt, ein bischöflicher Vikar wirkte auf Cabo Verde. 1533 wurde mit der Bulle «Pro excellenti praeminentia» durch Papst Clemens VII. das Bistum Cabo Verde geschaffen. Zum Bistum gehörten nominell auch die Gebiete vom Gambiafluss bis zur Côte d’Yvoire (Costa do Marfim). Die Errichtung neuer Bistümer wurde mit dem Kampf gegen die Ungläubigen begründet. Die Bischöfe von Cabo Verde weilten allerdings häufig nicht auf den Inseln, sondern lebten, trotz der vom Konzil von Trient 1547 vorgeschriebenen Residenzpflicht, weiterhin in Portugal. Cabo Verde war offensichtlich kein attraktives Bistum. Aus diesen Gründen regierte vor Ort meist das Domkapitel. Der Bischof wurde übrigens durch den König besoldet, auf Cabo Verde übernahm die fazenda régia (königliche Finanzverwaltung) mit ihren Erträgen aus Zöllen und Abgaben die Besoldung der Geistlichen sowie den Bau und Unterhalt der Kirchen.
1570 wurde in Ribeira Grande ein erstes Priesterseminar gegründet, in dem die Fächer Latein, Grammatik und Moraltheologie unterrichtet wurden. Hier sollten vor allem auf den Inseln geborene Männer ausgebildet werden. Zwischen der örtlichen weltlichen Elite und den Bischöfen kam es immer wieder zu Konflikten, unter anderem auch, weil sich der Bischof als Konkurrent am Sklavenhandel beteiligte.
Erst der dritte Bischof von Cabo Verde, der Augustinermönch Francisco da Cruz (Amtszeit 1550–1574), versuchte, die Kirche zu reorganisieren, namentlich für die Vergrösserung der Einkünfte für den Bau der Kathedrale. 1604 kamen Vertreter der «Gesellschaft Jesu» nach Cabo Verde. Ihre Berichte über die Zustände auf den Inseln sind eine wichtige Informationsquelle für die Geschichtsforschung. Allerdings bestand zwischen dem lokalen Klerus, den örtlichen Behörden und dem Jesuitenorden stets ein gespanntes Verhältnis, vor allem weil die Jesuiten das Verhalten vieler Kleriker hart kritisierten. Die Kleriker gerieten aber auch mit der Câmara wegen der Besoldung in Streit, sodass sie 1619 mit einem Streik drohten.68
Schliesslich bestanden Konflikte zwischen den Jesuiten und den Franziskanern. Die Mission der Jesuiten auf Cabo Verde endete 1642, in erster Linie aus finanziellen Gründen. Eigentlich war das Ziel der Jesuiten nicht die Mission auf Cabo Verde, sondern der Kampf gegen den auf dem afrikanischen Kontinent vordringenden Islam. Zwischen 1630 und 1640 gelangten Mitglieder des Kapuzinerordens aus Nantes und aus Andalusien nach Cabo Verde, worauf der König die Ausweisung der ausländischen Missionare verlangte, da diese bloss auf den Inseln seien, um Handelsbeziehungen zu Frankreich und Spanien aufzubauen.
In einer grossmehrheitlich aus Analphabeten bestehenden Gesellschaft war das in der lokalen Kirchgemeinde mündlich vermittelte Wort von grosser Bedeutung. Die Kirche begleitete den Menschen mit den Sakramenten bei Taufe, Heirat und Tod durch das Leben. Die Gemeinschaft der Gläubigen partizipierte am Kirchenleben, wie auch am Bau und Unterhalt der Kirchen auf Santiago. Durch fromme Spenden war der Schmuck der Kirchen möglich, der allerdings heute weitgehend verschwunden ist.
Die Pfarrer hatten nach den Beschlüssen des Konzils von Trient die christliche Doktrin zu lehren. Sie gehörten zu den wenigen Leuten auf Cabo Verde, die lesen und schreiben konnten. Viele Pfarrer stammten aus der lokalen, sklavenhaltenden Elite, entsprechend verhielten sie sich auch gegenüber den Sklavinnen und Sklaven und vertraten die Interessen der Sklavenhalter. Die Jesuiten stellten fest, dass ein grosser Teil der Sklavinnen und Sklaven noch zu unterrichten sei, hätten sie doch nur diffuse Kenntnisse der katholischen Religion, vermittelt durch die Pfarrer und die Herren.
Die Sklavenhalter nahmen die Sklavinnen und Sklaven aus Gründen des Sozialprestiges in die Kirche mit. Die Kirche trug insofern zur sozialen Kohäsion bei, als sich hier Weisse, Mestizinnen und Mestizen, Herren, Freigelassene sowie Sklavinnen und Sklaven zur Liturgie und zu den christlichen Festen trafen. Nach den Vorgaben des Tridentinums erfolgte eine Verschriftlichung der wichtigen kirchlichen Ereignisse, wie Taufen, Heiraten und Beerdigungen.
Die Mission auf Cabo Verde unterschied sich stark von anderen missionarischen Aktivitäten in Afrika. Die Bevölkerung auf Cabo Verde war sehr mobil und die Aufenthalte vieler waren nur von kurzer Dauer. Eine gewisse Stabilisierung trat erst nach 1620 ein. Die Bevölkerung entstand aus freiwilliger europäischer und erzwungener afrikanischer Immigration. Diese beiden Migrationsgruppen hatten komplett unterschiedliche materielle, kulturelle und religiöse Hintergründe, wobei die Europäer und Europäerinnen unter den neuen Bedingungen nicht völlig entwurzelt wurden. Sie hielten relativ leicht an der «Nabelschnur» zu ihren Ursprüngen fest, durch die sozialen Bindungen und durch die materiellen und geistigen Güter, wie auch durch die Präsenz der Kirche.
Den Sklaven und Sklavinnen aus den verschiedenen Regionen Westafrikas blieben bloss ihr Körper und ihre Erinnerungen. Alle Verbindungen zur Heimat wurden abgebrochen – obwohl diese in den afrikanischen Gesellschaften wichtig sind. Für sie war alles anders: die Menschen, das Land, die Ernährung, die Arbeit, die Lebensbedingungen und die Religion.
Auf Cabo Verde gab es zwei Stufen der Missionierung: vorerst die Städte, danach das Land. In der Stadt war die Religion wesentlich besser verankert als auf dem Lande. Die Gegenwart der Geistlichen wurde allgemein von Sklaven und Freigelassenen begrüsst. Die katholische Religion war zwar die Religion der Mächtigen, der Herren, der Sklavenhalter, aber man versprach sich von ihr Balsam gegen die Brutalität, Vergewaltigung und Ausbeutung durch die Herren.69 Über das moralische Verhalten des Klerus gibt es seit dem 17. Jahrhundert zahlreiche Hinweise, so in Begnadigungsschreiben für illegitime Kinder. Schon das Konzil von Trient hatte festgestellt, dass die Einhaltung des Keuschheitsgebotes in den Tropen schwierig sei.70 Bis ins 20. Jahrhundert gibt es viele Geschichten über Pfarrer, die Väter zahlreicher Kinder waren.
Die verschiedenen Bruderschaften spielten im religiösen Leben von Ribeira Grande eine wichtige Rolle, beispielsweise die «Confraria de Misericórdia». Sie war der Confraria in Lissabon nachgebildet und erhielt 1594 die gleichen Privilegien. Es ging darum, gute Werke zu tun, das heisst den Hungrigen Essen zu geben, den Obdachlosen ein Dach anzubieten, die Nackten zu kleiden, die Kranken zu besuchen, die Toten zu begraben und die Waisen zu erziehen und bei sich wohnen zu lassen. Die Bruderschaft der Misericórdia engagierte sich vor allem auch im Spital gleichen Namens in Ribeira Grande. Zu diesem Spital gehörten eine Apotheke und Pflegepersonal sowie ein Arzt. Während der Hungersnot von 1610 kaufte die Bruderschaft in Guinea Hirse ein, ein Getreide, das in normalen Zeiten nur Sklavinnen und Sklaven als Nahrungsmittel diente. Die Misericórdia war auch Empfängerin von reichen Spenden und Vergabungen. Die Wirtschaftskrise führte jedoch auch sie in finanzielle Schwierigkeiten.
1612 bestanden in Ribeira Grande sieben Bruderschaften, so zur Dreieinigkeit, zum Namen Jesu, zum Heiligen Jâcome und zur Nossa Senhora do Rosário. Ferner bestanden die Bruderschaften zum Heiligen Jacinto, zum Heiligen Kreuz und zum Fegefeuer. Die Mitglieder der Bruderschaften waren verpflichtet, an den Prozessionen und den Begräbnissen teilzunehmen. Wiederholt gab es aktenkundige Streitigkeiten um die Sitzordnung in der Kirche: Die Mitglieder höherer Stände beanspruchten, besonders nahe am Altar zu sitzen.
Die religiösen Feste wurden ausgiebig mit Umzügen, Kanonenschüssen und Essen gefeiert, an Fronleichnam wurde getanzt, der Heilige Georg ritt samt Drachen durch die Gassen.71
Der Klerus auf Cabo Verde setzte sich zwischen 1460 und 1560 fast ausschliesslich aus Portugiesen zusammen. Nach 1570 mehrten sich die Bemühungen, einheimische Männer für das Priesteramt zu gewinnen. Cabo Verde war nun als Auswanderungsland nicht mehr interessant. Die Jesuiten trauten den Afrikanern das Priesteramt ohne weiteres zu, nach 1600 erfolgte eine allmähliche Afrikanisierung der Priesterschaft. Die Jesuiten kritisierten allerdings den Bildungsstand der einheimischen Priester.
Der Klerus beteiligte sich am Sklavenhandel und hielt als Landeigentümer selber Sklavinnen und Sklaven. Die Jesuiten diskutierten über die Rechtmässigkeit der Versklavung von Menschen und kamen zum Schluss, dass die Sklaverei in den meisten Fällen unrechtmässig sei.72 Diese Feststellung wurde allerdings nicht praktisch umgesetzt: Der Orden selbst hielt Sklavinnen und Sklaven. Die römisch-katholische Kirche weist eine lange Tradition auf Kap Verde auf und übt noch heute einen grossen Einfluss auf Gesellschaft und Staat aus.
1Zum Lehen vgl. Bernecker Walther R., Herbers Klaus: Geschichte Portugals. Stuttgart 2013, 111; Albuquerque Luís de, Santos Maria Emília Madeira: História Geral de Cabo Verde, Vol. I. Lissabon, Praia 2001, 15f.
2Albuquerque Luís de, Santos Maria Emília Madeira, op. cit. 2001, 30f.; Barcellos de Senna Christiano José de: Subsídios para a história de Cabo Verde e Guiné, Vol. I. Praia 2003, 25ff.
3Vgl. dazu auch Boxer C. R.: The Portuguese Seaborn Empire 1415–1825. London 1969, 87. Boxer beschreibt die doação als Mischung zwischen feudalistischen und kapitalistischen Elementen.
4Albuquerque Luís, Santos Maria Emília Madeira: História Geral de Cabo Verde, Corpo documental I. Lissabon, Praia 1988, 17f.
5Carreira António: Cabo Verde: Formação e extinção de uma sociedade escravocrata (1460–1878). Praia 1983, 28; Silva António Leão Correia e: Histórias de um Sahel insular. Praia 1996, 15.
6Carreira, op. cit. 1983, 29ff.; Albuquerque et al., op. cit. 1988, , 19ff; Silva, op.cit 1996, 17; Cabral de Ataíde Iva Maria: A Primeira Elite colonial Atlântica. Dos «homens honrados brancos» de Santiago à «Nobreza da terra». Finais do Séc. XV–Início do Séc. XVII. Praia 2015.
7Albuquerque et al., op. cit. 1988, 25ff.
8Barcellos, op. cit. 2003, 38ff.
9Evans C., Sørensen M., Allen M., Appleby J., Casimiro T., French C., Scaife R.: Finding Alcatrazes and early Luso-African settlement on Santiago Island, Cape Verde. Antiquity, 91(358), E8, 2017, 104. doi:10.15184/aqy.,
10Young Crawford: The African Colonial State in Comparative Perspective. New Haven, London 1994, 53.
11Domingues Ângela: Administração e instituições: transplante, adaptação, funcionamento, in: Albuquerque et al., op. cit. 2001, 48.
12Albuquerque et al., op. cit. 1988, 183ff.; Domingues, op. cit. 2001, 52; über die einzelnen Lehensherren vgl. 53: Fogo; 55: Maio mit Afonso, Coelho und da Cunha; 56: Santo Antão mit Fonseca und Sousa; 57: Brava, Sal, Santa Luzia, Branco und Raso mit da Fonseca und Pereira.
13Baleno Ilídio Cabral: Povoamento e formação da sociedade, in: Albuquerque et al., op. cit. 2001, 148ff.
14Baleno, op. cit. 2001, 158ff.; Cahen Michel (Hrsg.): Bourgs et villes en Afrique Lusophone. Paris 1989, 25ff.
15Der Fidalgo entsprach dem spanischen Hidalgo und bezeichnete ursprünglich den freien Mann: Er konnte Ämter bekleiden, sein Domizil war unverletzlich, er konnte nur von Gleichrangigen vor Gericht verurteilt werden, sein Titel vererbte sich auf seine Söhne. In Portugal besetzten die Fidalgos die Richter- und Gemeinderatsämter und andere Verwaltungsstellen. Wie fast überall in Europa wurden in Portugal im 15. Jahrhundert die drei Stände Klerus, Adel und Bürgertum unterschieden. Aber die Übergänge zwischen dem Zweiten und dem Dritten Stand waren fliessend: Die Kaufleute wurden beispielsweise in den Cortes von 1472 unter den «Escudeiros» (Knappen) eingestuft; 1481 erhielten qualifizierte Männer wie Schiffsbauer und Steuermänner die Privilegien eines Cavaleiros. In den Verzeichnissen von 1571 und 1586 waren die meisten Kaufleute Fidalgos. Schliesslich erfolgte unter König Sebastião (1557–1578) eine systematische Hierarchisierung der Titel. In der 1. Ordnung standen der Fidalgo Cavaleiro, dann der Fidalgo Escudeiro und schliesslich der Moço Fidalgo; in der zweiten Ordnung waren der Cavaleiro Fidalgo, der Escudeiro Fidalgo und der Moço da Câmara zu finden. Vgl. Godinho Vitorino Magalhães: A Estrutura na antiga sociedade portuguesa. Lissabon 1971, 83ff. Hierzu auch: Osterhammel Jürgen: Kolonialismus. Geschichte, Formen, Folgen. München 2017. Osterhammel definiert: «Ein dritter Typ der Siedlungskolonisation regelt die Versorgung mit Arbeitskräften…durch Zwangsimport von Sklaven und deren Beschäftigung in einer mittel- bis grossbetrieblich organisierten Plantagenökonomie.» (S. 12) Dies trifft auf Cabo Verde bis ins 17. Jahrhundert zu, dessen erste Kolonisation vielfach mit der Karibik verglichen worden ist. Der Klassifikation von Osterhammel folgend (S. 17 f.) war Cabo Verde sowohl Stützpunktkolonie (für den Sklavenhandel mit Westafrika, später auch für die Schifffahrt nach Brasilien) wie (in beschränktem Masse) Siedlungskolonie. Cabral Iva Maria de Ataíde Vilhena: A Primeira Elite Colonial Atlântica. Dos «homens honrados brancos» de Santiago à «nobreza da terra». Finais do Séc. XV–Início do Séc. XVII. 2015, S. 59 ff. unterscheidet: Fidalgo: Freiherr; Cavalheiro: Ritter; Escudeiro: Edler (Schildhalter); Moço: Knappe. Innerhalb dieser Kategorien ist weiter zu unterscheiden: 1. Ordnung: 1. Grad: Fidalgo Cavaleiro, 2. Grad: Fidalgo Escudeiro, 3. Grad: Moço Fidalgo, 4. Grad: Fidalgo Capelão (Kirche) 2. Ordnung: 1. Grad: Cavaleiro Fidalgo, 2. Grad: Escudeiro Fidalgo; 3. Grad: Moço de Câmara.
16Brunner Samuel: Reise nach Senegambien und den Inseln des grünen Vorgebürgs im Jahre 1838. Bern 1840; Moser Daniel V.: Von Bern nach den Kapverdischen Inseln – Samuel Brunners Reise nach Senegambien und den Inseln des grünen Vorgebürgs. Berner Zeitschrift für Geschichte Nr.3/2013, 28ff.
17Cabral, op. cit. 2015, 85ff.
18Baleno, op. cit. 2001, 164ff.; Ascher Françoise: Les Rabelados du Cap-Vert. L’histoire d’une révolte. Paris 2010.
19Garcia José Manuel: Dicionário História de Portugal. Lissabon 2010, 173; Disney A. R.: A History of Portugal and the Portuguese Empire. Cambridge 2009, 52ff.
20Mark Peter, Horta José da Silva: The Forgotten Diaspora: Jewish Communities in West Africa and the Making of the Atlantic World. Cambridge 2011, 137.
21Cabral, op.cit 2015, 35f., 39ff.; Carreira, op. cit. 1983, 295; Silva António Correia e: Espaço, ecologia e economia interna, in: Albuquerque et al., op. cit. 2001, 231ff.; Santos Maria Emília Madeira: História Geral de Cabo Verde, Vol. II. Lissabon, Praia 2001, 515ff. enthält eine Liste der Vizinhos von Ribeira Grande (Autorin: Iva Cabral). Diese Liste enthält ausschliesslich Männer.
22Ramos Rui et al.: História de Portugal. Lissabon 2015, 228ff.; vgl. dazu die Ordenações Afonsinas 1404– 1446 und die Ordenações Manuelinas 1512, 1521 und 1539 (www1.ci.uc.pt/ihti/proj/manuelinas/).
23Ebd. Zu Fernão de Melo insbesondere: Cabral Iva: A Primeira Elite Colonial Atlântica. Dos homens honrados brancos de Santiago à nobreza da terra. o.O. 2015, 56ff.
24Cabral Iva Maria de Ataíde Vilhena: Ribeira Grande, Vida Urbana, in: Albuquerque et al., op. cit. 2001, 240ff.
25Ebd., 256ff.
26Barreira Baltasar: Cartório dos Jesuítas, in Brásio António: Monumenta missionária africana, Vol. IV. Lissabon 1906, 357.; vgl. auch Boxer C. R.: The Portuguese Seaborn Empire 1415–1825. London 1969, 88.
27Albuquerque et al., op. cit. 2001, 29ff.; Carreira, op. cit. 1983, 300f.
28Catchpole Brian, Akinjogbin I. A: A History of West Africa in Maps and Diagrams. London, o. J.
29Torrão Maria Manuel Ferraz: Actividade comercial de Cabo Verde, in: Albuequerque et al., op. cit. 2001, 274f.
30Carreira, op. cit. 1983, 38f.
31Boxer, op. cit. 1969, 281; Bethencourt Francisco: L’inquisition à l’époque moderne, Espagne, Italie. Portugal XVe–XIXe siècle. Paris 1995, 25 ff. Die starke Stellung des Königs von Portugal zeigt sich auch in der Organisation der Inquisition. Zur Verfolgung der Juden in Portugal und Spanien vgl. auch: Geiss Imanuel: Geschichte des Rassismus. Frankfurt a. M. 1988, 119ff.
32Silva, op. cit. 1996, 55ff.
33Torrão, op. cit. 2001, 273f., 332ff.; Varela Odair Bartolomeu: Cabo Verde: A Máquina Burocrática Estatal da Modernidade, in: Sarmento Montalvão Cristina, Costa Suzano (Hrsg.) Entre Africa e a Europa: Nação, Estado e Democracia em Cabo Verde. Coimbra 2013, 173–208.
34Carreira, op. cit. 1983, 79ff.
35Albuquerque et al., op. cit. 1988, 25ff.; Carreira, op.cit. 1983, 37f.
36Torrão, op. cit. 2001, 246ff.
37Silva, op. cit. 1996, 149ff.
38Torrão, op. cit. 2001, 336f.
39Carreira, op. cit. 1983, 32f.; Silva, op. cit. 1996, 27f. Zum Elfenbein vgl. auch: Williamson Paul, Medieval Ivory Carvings: Early Christian to Romanesque. Victoria and Albert Museum. London 2010.
40Sounders A. C. de C. M.: A Social History of black Slaves and Freedmen 1441–1555. Cambridge N.Y. 2010, 37. Für eine Liste der Verträge zwischen dem König und den portugiesischen Sklavenhändlern vgl. auch: Pinto Françoise Latour da Veiga, Carreira António: La participation du Portugal à la traite négrière, in: Histoire Générale de l’Afrique. Études et documents 2. La traite négrière du XVe au XIXe siècle. Documents de travail et compte rendu de la Réunion d’experts organisée par l’Unesco à Port-au-Prince, Haiti, 31 janvier–4 février 1978. Paris 1985, 136f.
41Silva, op. cit. 1996, 48f.
42Duncan T. Bentley: Atlantic Islands. Madeira, the Acores and the Cape Verdes in Seventeenth-Century Commerce and Navigation. Chicago, London 1972, 204ff.
43Torrão Maria Manuel Ferraz: Rotas comerciais, agentes económicos, meios de pagamento, in: Santos Maria Emilia Madeira (Hrsg.): História Geral de Cabo Verde, Vol. II. Lissabon, Praia 2001, 98.
44Silva, op. cit. 2001, 255ff.
45Ebd., 288; Silva, op. cit. 1996, 21.
46Torrão, op. cit. in: Santos 2001, 99ff.
47Silva António Correia e: A sociedade agrária, in: Albuquerque et al., op. cit. 2001, 294ff.; Albuquerque et al., op. cit. 1988, Doc. 6, 8 de Fevereiro de 1472, 25ff.
48Neves Aguas: Roteiro da primeira viagem de Vasco da Gama. Mem Martins 1987, 20; Varela Consuelo: Colón Cristóbal: Textos y documentos completos. Relaciones de viajes, cartas y memoriales. Madrid 1969, 222f.; Pigafetta Antonio: Relazione del primo Viaggio intorno al mondo. Milano 1929, 80.
49Torrão, op. cit. in: Albuquerque et al. 2001, 261f.; zu Duarte Pacheco Pereira vgl. Garcia José Manuel: Dicionário essencial de história de Portugal, Lissabon 2010, 234f.; zu Valentim Fernandes: 124; zu Francisco de Andrade: 36.
50Baleno Ilídio Cabral: Reconversão do comércio, in: Santos et.al., História Geral de Cabo Verde III. Lissabon, Praia 2002,178f.
51Torrão, op. cit. in: Albuquerque et al. 2001, 320ff.
52Carreira, op. cit. 1983, 93; über den Pferdehandel allgemein ebd., 43ff., 85ff.
53Domingues, op. cit. 2001, 51.
54Vgl. Castilla-Beltrán Alvaro et al.: Late Holocene Environmental Change and the Anthropization of the Highlands of Santo Antão Island, Cabo Verde. Paleogeography, Paleoclimatology, Paleoecology 524 (2019), 101–117. Auch: Silva, op. cit. 2001, 189.
55Torrão, op. cit. in: Albuquerque et al. 2001, 288; Da Mota A. Teixeira, Carreira António: Milho Zaburro and Milho Maçaroca in Guinea and in the Islands of Cabo Verde, Journal of the International African Institute, Vol. 36, No.1 (Jan. 1966), 73–84.
56Silva, op.cit. 1996, 72. Zuvor hatten die Portugiesen bereits Zuckerrohr in der Algarve, auf Madeira und auf den Azoren angebaut, vgl. dazu Pinto et al., op. cit. 1985, 131. Der Anbau von Zuckerrohr stand stets in enger Verbindung mit Sklavenarbeit; das war zuvor bereits auf den Azoren, Madeira und den Kanarischen Inseln der Fall gewesen.
57Costa José Pereira da: Códice Valentim Fernandes, Lissabon 1997, 154ff.
58Silva, op. cit. 2001, 198ff.; Albuquerque Luís et al., op. cit. 1988, Doc. 6, 8 de Fevereiro de 1472, 25ff.
59Vgl. z. B. Cardoso Eduardo Augusto: O Crioulo da Ilha de S. Nicolau de Cabo Verde. Lissabon, Praia 1989; Silva da T. V.: Ña gida Mendi. Simenti di onti na com di manan. Rakója, organizason y prizentason. Praia 1987; Scotti-Rosin Michael: Kreolische Sprache und Kulturen in der Lusophonie. kapverde-journal.de, 12.02.2005.
60Carreira, op. cit. 1983, 276ff.
61Albuquerque Luís de: O descobrimento das Ilhas de Cabo Verde, in: Albuquerque et al., op. cit. 2001; Cabral, op. cit. 2001, 39ff.; Silva, op. cit. 1996, 40.
62Cohen Zelinda: Administração das Ilhas de Cabo Verde seu Distrito no segundo Século de colonização (1560–1640), in: Santos, op. cit. 2001. Vgl. auch Domingues José: As Ordenações Afonsinas – Três Séculos de Direito Medieval (1211–1512). Porto 2008.
63Marques A. H. de Oliveira: Portugal na Crise dos Séculos XIV e XV. Nova História de Portugal. Vol. IV. Lissabon 1987, 181ff.
64Pires Fernando: Da Cidade da Ribeira Grande à Cidade Velha em Cabo Verde. Praia 2007, 108; Pires Fernando, Cohen Zelinda: www.monumentos.gov.pt/site/app_pagesuser/sipa.aspx?id=7336 (14.06.2020).
65Pereira Daniel A.: A Importância histórica da Cidade Velha. Praia 2004; Pires Fernando, op. cit. 2007. Der Ort nennt sich heute wieder Ribeira Grande de Santiago und nicht mehr Cidade Velha.
66Urkunde vom 3.3.1493 mit Schenkungen auf Santiago und Fogo, vgl. Albuquerque et al., op. cit. 1988, 81f.
67Santos Maria Emília Madeira, Soares Maria João: Igreja, Missionação e sociedade, in: Santos et al., op. cit. 2001, 370 f.
68Santos et al., op. cit. 2001, 406 ff.
69Zur Religion der Sklavinnen und Sklaven vgl. Thornton John: Africa and Africans in the Making of the Atlantic World, 1400–1800. Cambridge 1999, 235–242
70Silva, op. cit. 2014, 93.
71Brasio António: Monumenta Missionaria Africana, Vol. IV. Lissabon 1964, 528–531, Oktober 1613.
72Ebd., 190–99, 1606. Dazu auch: Pinto et al., op. cit., 1985, 149. Während die Jesuiten erfolgreich gegen die Versklavung der Indianer agierten, war dies bei der Versklavung der Afrikanerinnen und Afrikaner nicht der Fall.