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EINFACH FLOW

Was ist ein Trail? Wörtlich übersetzt, einfach nur ein Weg. Im Ursprungsland des Mountainbikens, den USA, fährt man also immer auf Trails. Verengt sich der Weg zum Pfad, spricht man dort von einem Singletrail. In unserem Sprachgebrauch hat sich für diesen einspurigen Pfad jedoch der Begriff Trail eingebürgert. Dieses schmale Band, das sich an Berghängen entlangzieht, in Serpentinen durch Felskulissen windet oder durch Wälder mäandert, ist für viele Mountainbiker die Essenz ihres Sports, das Tüpfelchen auf dem i.

Wir Mitteleuropäer haben mit den Alpen eine der schönsten Regionen der Welt sozusagen vor der Haustür. Da das größte Gebirge Europas schon seit Jahrtausenden kultiviert und seit einigen Jahrhunderten bewandert wird, ist es von einem dichten Netz an Wegen und Pfaden durchzogen. Der Mountainbike-Sport spielt eine immer größere Rolle bei der Nutzung der touristischen Infrastruktur. Viele Regionen erweitern ihr Wegenetz und legen neue Trails speziell für Biker an. Aber auch die Technik hat sich enorm entwickelt. Heute befahren wir mit Flow und Spaß Bergwege, auf die sich vor einigen Jahren nur Cracks getraut haben.

Dabei ist Trail nicht gleich Trail. Klassische Wintersport-Destinationen müssen ihre Bergbahnen auch im Sommerhalbjahr auslasten, um die immer schneeärmeren Winter auszugleichen. So entstehen neben Naturtrails auch gebaute Varianten, über die eine neue Generation von Bikern auf glattem Geläuf durch Steilkurven shreddet und über Doubles springt. Es ist eine Frage des Geschmacks, ob man sein Glücksgefühl lieber auf natürlichem Untergrund mit all den Hindernissen aus Wurzeln, Geröll und Felsen findet oder mit Speed und Flow über eine Bahn aus der Retorte heizt. Für uns Tourenbiker ist der Variantenreichtum ein Segen – wir können alle Arten von Trails für unsere Streifzüge durch die schönsten Landschaften der Alpen nutzen.

Dennoch gibt es Biker, die fast ausschließlich auf asphaltierten und geschotterten Forststraßen fahren. Nicht immer ist es fehlendes Fahrkönnen, sondern vielmehr Unkenntnis, was einen auf einem Trail erwartet. Ist er ausgesetzt? Felsig? Hat er große Stufen? Wie eng sind die Kurven, muss ich eventuell mein Hinterrad versetzen? Die Ungewissheit ist groß, ob man am Ende fahrend oder mühsam schiebend, im schlimmsten Fall sogar das Bike tragend ans Ziel gelangt.


Traumtrail am Passo Alpisella bei Livigno.

Unsere Tourenbewertung

Für die Bewertung von Singletrails wird häufig die Singletrail-Skala verwendet. Sie reicht von S0 (leicht) bis S5 (schwer). Die meisten Mountainbiker werden aber bereits Trails mit der Wertung S3 kaum mehr fahren können. S4 und S5 bleiben absoluten Spezialisten vorbehalten. Tourenbiker bewegen sich meist auf Trails zwischen S0 und S2. Diese drei Bewertungsstufen sind für die Beurteilung der Fahrbarkeit eines Pfades auf einer Tour nicht wirklich aussagekräftig.

Wir haben uns daher entschieden, in unserem Buch eine andere Kategorisierung vorzunehmen. Von für den leichtesten Trail im Buch bis für den schwersten von uns vorgestellten Singletrail, geben wir dem Leser eine größere Bandbreite zur Auswahl seiner Routen an die Hand.

Die Reihenfolge der Touren im Buch richtet sich nach der Schwierigkeit der Trails.

Die Bewertungen für die Kondition sind ebenfalls auf einer Skala von bis angegeben. Egal, ob man mit reiner Muskelkraft oder mit einem E-MTB unterwegs ist, die Vergleichbarkeit innerhalb des Buches ist somit immer gegeben.

Selbst die Fachliteratur macht die Überlegung, ob und welche Trailtour man fahren sollte, nicht immer leichter. Dort berichten versierte Experten von ihren Erlebnissen. Für einen Hobbybiker stellt sich die Tour vielleicht ganz anders dar. Auch der Blick ins Internet verwirrt oft mehr, als dass er hilft. Was der eine User als nette Trail-Sause beschreibt, kommentiert der andere als unfahrbaren Horrortrip.

Auch wir als langjährige Autoren von MTB-Tourenbüchern sind vor subjektiven Bewertungen nicht gefeit. Um möglichst objektiv zu bleiben, sind wir Touren mit Freizeitbikern gefahren und haben unterwegs auch die Eindrücke anderer Mountainbiker aufgenommen. Auf einigen Routen wurden wir von Guides begleitet, deren tägliches Geschäft es ist, ihren Gästen durch einen optimal angepassten Tourenlevel ein unvergessliches Erlebnis zu bieten.

Für das vorliegende Buch haben wir drei Punkte festgelegt, die alle Trails erfüllen müssen:

•Kein Trail ist gefährlich ausgesetzt.

•Alle Kurven sind fahrbar, ohne dass man das Hinterrad versetzen muss.

•Jede Stufe kann durch einfaches Überrollen gemeistert werden.

Vom Trail durch die reizvolle Wildenbachschlucht (Tour 01), der auch absoluten Anfängern keine nennenswerten Probleme bereiten sollte, steigert sich die Schwierigkeit im Buch sukzessive. So finden Sie leicht Ihren Level oder können sich zu immer neuen Herausforderungen »vorfahren«. Zuletzt werden Sie wahrscheinlich auch den schon recht bockigen Trail über den Dosso dei Roveri am Gardasee locker abrocken.

Bedenken Sie aber bitte immer: Sie bewegen sich mit Ihrem Bike in der Natur und im Hochgebirge. Vorsicht ist also jederzeit geboten. Neben dem obligatorischen Helm sollten Sie auf Trails auch Knie- und Ellenbogen-Protektoren tragen. Für Tourenbiker gibt es kleine und komfortable Modelle, die im Rucksack transportiert oder sogar bequem die ganze Tour über getragen werden können. Auch ein kleines Erste-Hilfe-Set darf auf keiner Tour fehlen.

Ob in Graubünden oder den Dolomiten, in Tirol, Kärnten oder im Trentino – trotz des Augenmerks auf gut fahrbare Trails haben wir Touren für Sie ausgewählt, die durch die schönsten Regionen der Alpen führen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen, tolle Trail-Abenteuer und immer eine gute Fahrt!

Trail-Regeln der Deutschen Initiative Mountainbike e. V.

Die Beachtung der DIMB Trail Rules führt zu umwelt- und sozialverträglichem Mountainbiking und hilft, weitere pauschale Einschränkungen unserer Sportart zu vermeiden.

1. Fahre nur auf Wegen!

Fahre nie querfeldein, du schädigst sonst die Natur! Respektiere lokale Wegesperrungen! Forstwirtschaft, Viehtrieb und Belange des Naturschutzes rechtfertigen dies. Auch in Naherholungsgebieten können lokale Sperrungen berechtigt sein. Die Art und Weise, in der du fährst, bestimmt das Handeln der Behörden und Verwaltungen. Auf Privatgrund bist du oft nur geduldet!

2. Hinterlasse keine Spuren!

Bremse nicht mit blockierenden Rädern (Ausnahme in Notsituationen)! Blockierbremsungen begünstigen die Bodenerosion und verursachen Wegeschäden. Stelle deine Fahrweise auf den Untergrund und die Wegebeschaffenheit ein. Nicht jeder Weg verträgt jedes Bremsmanöver und jede Fahrweise.

3. Halte dein Mountainbike unter Kontrolle!

Unachtsamkeit, auch nur für wenige Sekunden, kann einen Unfall verursachen. Passe deine Geschwindigkeit der jeweiligen Situation an. In nicht einsehbaren Passagen können jederzeit Fußgänger, Hindernisse oder andere Biker auftauchen. Du musst in Sichtweite anhalten können! Zu deiner eigenen Sicherheit und der anderer Menschen.

4. Respektiere andere Naturnutzer!

Kündige deine Vorbeifahrt frühzeitig an. Erschrecke keine anderen Wegenutzer! Vermindere deine Geschwindigkeit beim Passieren auf Schrittgeschwindigkeit oder halte an. Bedenke, dass andere Wegenutzer dich zu spät wahrnehmen können. Fahre, wenn möglich, nur in kleinen Gruppen!

5. Nimm Rücksicht auf Tiere!

Weidetiere und alle anderen Tiere in Wald und Flur bedürfen besonderer Rücksichtnahme! Schließe Weidezäune, nachdem du sie passiert hast. Verlasse rechtzeitig zur Dämmerung den Wald, um die Tiere bei ihrer Nahrungsaufnahme nicht zu stören.

6. Plane im Voraus!

Beginne deine Tour möglichst direkt vor deiner Haustüre. Prüfe deine Ausrüstung, schätze deine Fähigkeiten richtig ein und wähle die Gegend, in der du fahren willst, entsprechend aus. Schlechtes Wetter oder eine Panne kann deine Tour deutlich verlängern. Sei auch für unvorhersehbare Situationen gerüstet: Denke an Werkzeug, Proviant und Erste-Hilfe-Set. Trage eine Sicherheitsausrüstung! Ein Helm kann schützen, ist aber keine Lebensversicherung.

Leichte Alpentrails für Mountainbiker

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