Читать книгу Royal Christmas - Daniela Felbermayr - Страница 5

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„Und, was habt ihr so über die Feiertage vor?“ Maddie Spelling nippte an ihrem Eggnog und sah in die Runde.

„Troy und ich fliegen übermorgen auf die Bahamas“, meldete Carlie Jennings sich zu Wort.

„Die Bahamas? Schmückt ihr dann eine Palme?“ Maddie, die ein absoluter Weihnachtsjunkie war und bereits im Juni damit begann, die Tage bis Heiligabend zu zählen, konnte sich die Feiertage in einem tropischen Klima überhaupt nicht vorstellen.

„Ich weiß auch noch nicht, wie es wird“, gab Carlie überfragt zu, „aber wir haben uns ewig vorgenommen, auf die Bahamas zu fliegen, und jetzt über die Feiertage bietet es sich eben an.“

„Adam und ich verbringen ein ganz traditionelles Weihnachtsfest in Vermont mit unseren Familien“, sagte Ginger Holden. Sie hatte den industriellen Adam Holden erst vor Kurzem geheiratet und war immer noch verliebt wie am ersten Tag. „Aber vermutlich könnte man mich und Adam auch in eine Höhle irgendwo in den Appalachen stecken, solange wir zusammen sind …“ Ein sanftmütiges Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus.

„Mark und ich besuchen Emma und Josh in Stonehill Creek über die Feiertage. Ich bin schon gespannt auf ein echtes Cowboy-Weihnachtsfest“, sagte Maddie.

„Was machst du an Weihnachten, Eden?“, fragte Ginger. Eden, die darüber nachgedacht hatte, dass es in diesem Jahr wohl ein ziemlich seltsames Weihnachtsfest werden würde, nahm einen Schluck ihres Eggnog und blickte in drei neugierige Augenpaare ihrer Freundinnen.

„Ich bleibe hier in New York. Die Feiertage über werde ich wohl mit meiner Familie in Boston verbringen, aber eigentlich hatte ich geplant, ein richtiges ‚New York Christmas‘ zu feiern. Mit allem Drum und Dran. Mit einem Weihnachtsfilm-Marathon, genügend Eggnog und ungesundem Essen. Ich werde so ziemlich jeden Weihnachtsmann in Manhattan abklappern und ihm ein paar Dollar in den Topf werfen. Ist ja immerhin mein erstes Jahr hier.“ Dass es auch ihr erstes Weihnachten war, das sie als Single feierte, ließ sie unerwähnt.

Eden Jones war vor acht Monaten, im April, nach New York gekommen, um hier mit ihrem Verlobten Trey zu leben. Sie und Trey waren schon auf der Highschool in Boston ein Paar gewesen, und Eden war von Anfang an klar gewesen, dass Trey der Mann für sie war. Selbst als er einen Job in Manhattan angenommen hatte, hatte sie keine Zweifel gehabt. Und auch als er begonnen hatte, die Wochenenden mehr und mehr in New York zu verbringen, anstatt zu ihr nach Boston zu fahren oder sie zu sich einzuladen. Die ganze Zeit über, als Eden ihren Umzug von Boston nach New York geplant, ihre Wohnung verkauft und ihren Job aufgegeben hatte, hatte Trey gute Miene zum bösen Spiel gemacht und keinen Mucks gesagt. Weil er gehofft hatte, dass sie irgendwie von selbst dahinterkommen würde, dass ein Zusammenziehen doch keine so gute Idee war, hatte er im Nachhinein gemeint. Und so war Eden fast mittellos und ohne Job im April in Treys Appartement in Brooklyn eingezogen. Sie wollte noch einmal von vorn anfangen mit ihrem Verlobten an ihrer Seite leben und sich auf das nächste große Ereignis, das ihnen bevorstand, konzentrieren: die Hochzeit. Als Eden kaum einen Monat in New York gelebt hatte und über ein Wochenende zurück nach Boston gefahren war, um ihre letzten Habseligkeiten aus der Garage ihrer Eltern abzuholen, kippte die Stimmung jedoch. Eigentlich hatte sie geplant, erst Montagmittag zurück nach Manhattan zu fahren, zum einen, um einen weiteren Tag mit ihrer Familie verbringen zu können, und zum anderen, um dem sonntäglichen Stoßverkehr Richtung New York zu entgehen, der vor Montagmittag nicht aufhörte. Dummerweise hatte Conrad Jones sich eine Erkältung eingefangen, mit der er auch seine Frau – Edens Mutter – angesteckt hatte. So waren Edens Eltern von einer Erkältung niedergestreckt worden, sodass sie selbst beschloss, einen Tag früher zurück nach Manhattan zu fahren, um sich nicht auch noch anzustecken. Sie hatte für die kommende Woche zahlreiche Bewerbungsgespräche vereinbart, weswegen sie vermeiden wollte, bei ihren potenziellen neuen Arbeitgebern mit Triefnase und Halskratzen aufzukreuzen. Also war sie kurz nach dem Mittagessen und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihre Eltern mit Hustensaft und Hühnersuppe versorgt waren, auf den Rückweg nach Manhattan aufgebrochen. Sie hatte einen Zwischenstopp in Daisys Bäckerei eingelegt und für Trey einen Vanillekuchen gekauft, den er heiß und innig liebte. Dann war sie zurück in ihr Appartement gekehrt und hatte Trey dabei erwischt, wie er mit einer Rothaarigen zugange war, die zwei Stockwerke über ihnen wohnte – in genau dem Bett, das Eden vor einer Woche mit ihren letzten Ersparnissen gekauft hatte, um zumindest etwas zu ihrem gemeinsamen Appartement beizutragen.

Dass dieses Weihnachtsfest anders werden würde als all jene zuvor, war Eden klar. Es würde seltsam sein, das Fest ohne Trey zu verbringen, der seine Rothaarige mittlerweile geschwängert hatte. Eden seufzte. Eigentlich war sie mit der Trennung ziemlich gut zurechtgekommen, doch gerade jetzt, in der Weihnachtszeit, schien es fast so, als würden die alten Wunden wieder aufbrechen.

„Los, kommt, lasst uns zum Weihnachtsbaum gehen und unsere Wichtelgeschenke auspacken“, schlug Ginger vor. In der Redaktion war es üblich, dass die Redakteure sich untereinander kleinere Geschenke machten, die dann direkt unter dem Baum ausgetauscht wurden. „Ich bin schon gespannt, wer mein heimlicher Weihnachtsmann ist.“ Eden reihte sich hinter Carlie, Ginger und Maddie ein, als jemand ihr auf die Schulter tippte.

„Jones? Hast du mal eine Minute?“

Eden drehte sich um. Dean Maddox, der Chefredakteur, stand mit seiner massigen Gestalt vor ihr.

„Dean? Kann ich etwas für dich tun?“

„Kannst du in der Tat, lass uns in mein Büro gehen.“

Eden sah ihren Freundinnen nach, die fast beim Weihnachtsbaum angelangt waren und die ersten Päckchen austauschten. Dann schlüpfte sie in das Büro ihres Chefredakteurs.

„Was gibt’s?“

„Hör mal, Jones, mir ist das wirklich sehr unangenehm, aber … ich habe einen Auftrag für dich.“ Dean sah Eden aus seinen kleinen Augen an und drehte seinen Schlips zu einem Strick.

„Einen … Auftrag?“, wiederholte Eden. Sie wusste nicht, was Dean nur eine Woche vor Weihnachten noch für einen „Auftrag“ haben konnte. Die Januarausgabe der Glamerica war fertig gedruckt und für die Februarausgabe hatte sie alle Artikel bereits abgegeben. Im Augenblick arbeitete sie gemeinsam mit Ginger an einem Ranking über die besten Frühlingsausflüge und an einem Muttertagsspecial, das in der Mai-Ausgabe erscheinen sollte.

„Ja. Wir haben gerade eben den heißen Tipp bekommen, dass demnächst wieder eine royale Hochzeit ins Haus steht.“

„Eine … royale Hochzeit?“ Eden sah Dean verständnislos an. „Ich denke, der kleine Prinz George kann sich noch ein Weilchen Zeit lassen, bevor er vor den Altar tritt. Und Prinz Harry hat diese Meghan doch erst im Frühling geheiratet.“ Sie war selbst darüber erstaunt, wie gut sie über das britische Königshaus informiert war. Für gewöhnlich konnte sie mit den Royals – egal mit welchen – überhaupt nichts anfangen.

„Ich meine auch nicht diese Royals. Ich meine den Herzog und die Herzogin von Preston. Die sind fast so bekannt wie die Windsors, nur noch volksnäher. Dummerweise halten sie mit Informationen über sich selbst eher hinter dem Berg. Aber jetzt ist durchgesickert, dass einer ihrer beiden Söhne demnächst seine Verlobung bekannt geben soll.“

„Der Herzog und die Herzogin von Preston? Noch nie gehört.“

„Du interessierst dich wohl nicht für das englische Königshaus“, sagte Dean pikiert, fast so, als würde er Eden einen Vorwurf daraus machen wollen, dass sie mit der Queen und ihrem Gefolge nicht sehr viel anfangen konnte.

„Nicht wirklich, stimmt“, sagte sie.

„Auf jeden Fall hat eine unserer Leserinnen in London uns die Info zugespielt, dass der Juwelier, für den sie arbeitet, eine Auswahl an erlesenen Verlobungsringen nach Preston hatte schicken müssen. Da liegt es fast auf der Hand, dass einer der Prinzen, John, James oder Alexander, in Kürze vor den Altar treten wird.“

„Und jetzt soll ich nach London fliegen und diesen verlobungswilligen Royals hinterherspionieren?“, fragte Eden unsicher. Sie hatte keine große Lust, die Feiertage ganz allein in einem Hotel in Europa zu verbringen, nur weil irgendein unbekannter Prinz sich möglicherweise – oder auch nicht – verloben könnte.

„Aber natürlich nicht. Die Prestons sind andere Adelige, als du vielleicht denkst. Sie sind viel … bürgerlicher als die Windsors. Jedes Jahr zu Weihnachten kommen sie in die Staaten und verbringen die Feiertage auf einem ihrer Landsitze in Colorado. Ich gehe davon aus, dass der Prinz, der im Augenblick auf Freiersfüßen wandelt, seine Verlobung genau dort im Kreise seiner Familie bekannt gibt, weil sein Vater das vor vierzig Jahren nämlich genauso gemacht hat. John James Preston II. hat seine Frau am Weihnachtsabend vor vierzig Jahren um ihre Hand gebeten. Da liegt es doch auf der Hand, dass der Sohnemann es ihm nachmachen wird. Und genau da kommst du ins Spiel.“

Eden schwante Unheil. So wie es aussah, hatte Dean vor, sie über Weihnachten nach Colorado zu schicken.

„Aber … sind Prominente nicht eigentlich Maddies Metier?“

„Mit Royals hat Maddie nichts am Hut“, wehrte Dean ab. „Und in der Celebrityszene ist sie bekannt wie ein bunter Hund. Wenn auffliegt, dass wir quasi verdeckt ermitteln … nein, nein. Außerdem verbringt sie die Feiertage mit ihrem Mann und ihrer Familie in Stonehill Creek bei Emma. Ich dachte, nachdem du im Augenblick ja Single bist …“

„… habe ich an Weihnachten bestimmt nichts Besseres vor, als einem unbekannten Prinzen nachzustellen, um herauszufinden, ob er seiner Angebeteten einen Antrag macht oder nicht?“, vollendete Eden Deans Satz. Etwas Unmut war in ihrer Stimme zu erkennen.

„So war das nicht gemeint. Aber für Glamerica ist es wichtig. Die Leser stehen auf die Royals, erst recht, seit sie durch Harry und William so greifbar geworden sind. Ich will vermeiden, dass die Sparkle sich diese Neuigkeit krallt und wir dann leer ausgehen. Diese Juweliersangestellte hat die Info bestimmt nicht nur uns zugespielt.“ Dean sah Eden an wie ein geschlagener Hund. „Wenn nichts an der Sache dran ist, kannst du meinetwegen am 25. zurückreisen und die Feiertage mit deiner Familie verbringen. Aber vielleicht findest du etwas raus, was uns weiterbringt. Hör dich um, sprich mit den Anwohnern. Vielleicht kannst du Kontakt zum Personal knüpfen.“

„Gott, Dean, wenn das wirklich Adelige sind, wird es vermutlich nicht so einfach sein, die Dienstboten mal eben auf ein Bier einzuladen und sie auszuquetschen.“

„Das weiß ich doch“, entgegnete Dean, „aber es wäre ein Drama, würde die Sparkle darüber berichten und wir nicht.“ Er sah Eden an. „Und hör mal, Eden, wenn du eine gute Story herausholst, steht einer Beförderung nichts mehr im Wege. Wir planen einige neue Ressorts in Zukunft, und natürlich ist klar, dass die Mitarbeiter, die sich engagieren, auch diejenigen sein werden, die zuerst befördert werden.“

Jetzt hatte Dean Eden am Haken. Schon seit der Trennung von Trey hatte sie sich vorgenommen, in Manhattan Karriere zu machen. Bislang war sie auf einem guten Weg. Sie hatte zunächst bei einem Theateragenten angeheuert, für den sie die Social-Media-Kanäle betrieb, bevor Ginger sie im Mai gebeten hatte, ihr bei einer Reportage übers Onlinedating behilflich zu sein. Sie selbst hatte einen Kerl online kennengelernt, und etwas in ihr hatte sich gesträubt, weitere Kerle zu daten. Ein Volltreffer, wie sich schließlich herausstellte. Mittlerweile waren Ginger und Adam – ein steinreicher Industrieller – verheiratet und hätten glücklicher nicht sein können. Eden arbeitete jetzt seit über eineinhalb Jahren für das Magazin und fand, dass es langsam Zeit für den nächsten Karriereschritt war.

„Okay, ich mach’s“, sagte sie und sah Dean dabei fest an.

„Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann, Jones.“

Eden war etwas durch den Wind, als sie Deans Büro verließ. Draußen war die Weihnachtsparty der Redaktion noch in vollem Gange. Mittlerweile war ein Weihnachtsmann angekommen, der vor dem Baum Geschenke verteilte. Connor Jenkins, der Leiter der Glamerica-Grafikabteilung, bandelte wie üblich mit einer der blutjungen Praktikantinnen an, und ihre Freundinnen standen bei der Eggnogbar und füllten ihre Gläser erneut auf. Eden seufzte. Hatte sie sich da drin eben tatsächlich dazu breitschlagen lassen, über Weihnachten verdeckt nach einem britischen Adeligen zu forschen, nur weil möglicherweise eine Verlobung ins Haus stand? Sie hatte keine Ahnung, wie sie es anstellen sollte, überhaupt in die Nähe dieser Familie zu gelangen, ohne nicht gleich in einen Kerker geworfen zu werden. Das war doch in etwa so, als würde man munter auf den Buckingham-Palast zuspazieren, winkend an den Wachen vorbeilaufen und sich mit der Queen gemütlich zu einem Tee und Keksen treffen. Ginger winkte ihr zu und Eden setzte sich in Bewegung. Vielleicht würde sie nach einem oder zwei Eggnogs etwas klarer sehen.

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