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Im ersten Moment war Eden orientierungslos, als sie die Geräusche von draußen vernahm, die zu ihr ins Wageninnere drangen, dann fiel ihr wieder ein, dass sie mit dem Leihwagen, der angeblich „Mätzchen“ machte, hier auf dieser Wiese gestrandet war. Sie musste wohl etwas geschlafen haben, denn erst als jemand an die mittlerweile eingeschneite Fensterscheibe klopfte und sie das Bellen eines Hundes vernahm, wurde sie wach. Ihr Herz klopfte. Sie würde hier doch nicht erfrieren, sondern gerettet werden – vorausgesetzt, derjenige, der da draußen war, war kein verrückter Serienkiller oder ein Hillbillie, der sie verschleppte. Dieses Risiko würde sie jedoch eingehen müssen, wollte sie hier drin nicht den Kältetod erleiden. Sie rappelte sich auf und öffnete die Wagentür.

Ein Schwall eiskalter Luft kam ins Wageninnere, als Eden die Tür öffnete. Sie hatte angenommen, dass es im Inneren des Wagens mittlerweile genauso kalt war wie draußen, doch da draußen mussten arktische Temperaturen herrschen. Sie stieg aus. Vor ihr stand eine große Gestalt, die ihr mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchtete und auf den ersten Blick nicht gerade vertrauenswürdig wirkte. Ein braun-weiß gefleckter Hund sprang fröhlich neben der Gestalt im Schnee herum.

„Ist alles mit Ihnen in Ordnung, Miss?“ Eden bemerkte, dass der Fremde eine unglaublich sonore, angenehme Stimme hatte, und fand ihn mit einem Mal sympathisch. Sie war sich sicher, dass dieser Mann kein Serienkiller war. Hoffte sie zumindest. „Was machen Sie hier draußen? Sind Sie liegen geblieben?“

„Ja, alles in Ordnung. Bis auf die Tatsache, dass Sie mir ins Gesicht leuchten und mich blenden“, sagte sie.

„Oh, tut mir leid.“ Die Taschenlampe wurde heruntergenommen, und Eden sah einen großen Mann vor sich stehen, der sie neugierig ansah. Sein Gesicht war immer noch hinter einer gigantischen Kapuze verborgen.

„Was machen Sie hier?“

„Ich bin vom Weg abgekommen. Ich wollte eigentlich nach Woody Creek, aber dieser blöde Wagen hier hat … ‚Mätzchen‘ gemacht. Ich bin auf dem Hang dort ins Rutschen gekommen, weil er sich nicht mehr starten ließ, und dann in diese Schneewehe gekracht.“ Sie grinste, als sie das Wort des Jungen bei Budget verwendete.

„Sie sind ja ganz schön tough“, sagte der Mann, „bei einem Schneesturm hier draußen herumzufahren.“ Er warf einen kurzen Blick auf den Toyota. „Heute Nacht können wir hier allerdings nicht mehr viel tun. Am besten, ich nehme Sie mit und wir rufen morgen früh den Abschleppdienst.“

„Vielen Dank“, sagte Eden aufrichtig. Sie war heilfroh, dass der Mann vorbeigekommen war, und stellte auch gar nicht infrage, dass er sie mitnehmen wollte. Ihr war alles recht, solange sie nur aus der fürchterlichen Kälte hier draußen wegkam. Jetzt öffnete er den Reißverschluss seiner Jacke und zog sie aus.

„Hier, nehmen Sie die, ehe Sie mir völlig durchfrieren“, sagte er. Sie stellte fest, dass er unter seiner Jacke noch einen dicken Holzfällerpullover trug. Unter seiner Kapuze, die er jetzt abgelegt hatte, trug er ein rotes Baseballcap, das einen Schatten auf sein Gesicht warf. Zu gerne hätte sie sein Gesicht deutlicher gesehen, um festzustellen, ob er genauso gut aussah, wie er sympathisch wirkte. Er legte ihr die Jacke um die Schultern und augenblicklich wurde ihr wärmer. Sie versank fast in der riesigen Jacke und stellte fest, dass der Mann ein Hüne war. Es war ihr unangenehm, ihm bei dieser Kälte die Jacke abzunehmen, doch ihre Gliedmaßen waren derart durchgefroren, dass sie das warme Kleidungsstück dennoch dankbar annahm.

„Dann wollen wir mal. Wir müssen den Hügel hinauf und dann ein Stück die Straße entlang, es ist nicht allzu weit“, sagte er. Eden schloss sich ihm an.

Sie wanderten einige Zeit stumm nebeneinanderher.

„Wohnen Sie hier in der Gegend?“, fragte sie schließlich.

„Immer mal wieder“, sagte der Mann, „meine Familie hat hier draußen eine alte Jagdhütte, die sich hervorragend dazu eignet, etwas Zeit für sich zu haben. Gerade jetzt, wo die Feiertage vor der Tür stehen, geht’s ja immer hoch her. Da genieße ich es, wenn ich vorher noch etwas Zeit allein verbringen kann.“

„Da haben Sie recht.“

„Wie heißen Sie überhaupt?“

„Eden. Eden Jones“, stellte Eden sich vor.

„Ich bin Jay“, sagte der Mann, ohne ihr seinen Nachnamen zu verraten. „Und der kleine Kerl hier ist Asterix.“ Der Hund sah freudig zu seinem Herrchen auf, als er seinen Namen vernahm.

„Freut mich, Sie und Asterix kennenzulernen, Jay. Und danke, dass Sie mich befreit haben, ich denke, mir hätte eine ziemlich unangenehme Nacht bevorgestanden.“

„Das ist gut. Eine unangenehme Nacht? Vermutlich wären Sie erfroren, hier draußen zieht es in der Nacht ziemlich an und die Temperaturen fallen bis weit unter den Gefrierpunkt. Seien Sie bloß froh, dass Asterix noch mal rauswollte und Sie gefunden hat.“

Eden ließ sich zu dem Hund hinab.

„Danke, Asterix“, sagte sie und strich über sein seidiges Fell.

Kurze Zeit später erreichten sie ein hübsches Blockhaus, das mitten auf einer Lichtung stand. „Nur herein“, sagte er, als er die Tür öffnete. Erst jetzt wurde Eden bewusst, wie sehr sie fror.

„Am besten nehmen Sie erst mal ein heißes Bad, damit die Kälte aus Ihren Knochen weicht, ich mache Ihnen inzwischen Tee und etwas zu essen zurecht.“ Er führte sie in das kleine Badezimmer, das rustikal, aber modern eingerichtet war. Eden konnte sich an keine Jagdhütte mit derart ausgestattetem Badezimmer erinnern, war aber dankbar und heilfroh, dass Jay sie gefunden hatte. Sie legte ihre Klamotten ab und sah in den Spiegel. Sie sah fürchterlich aus. Vermutlich musste Jay es bei ihrem Anblick viel eher mit der Angst zu tun bekommen als umgekehrt. Sie dachte an ihren heldenhaften Retter. Damit, dass sie die Nacht in der Waldhütte eines Fremden verbringen würde, hätte sie nicht gerechnet.

Eden hatte erwartet, dass Jay sie in eine kleine, abgewrackte Hütte brachte, doch das Blockhaus, das auf einer kleinen Waldlichtung mitten im Nirgendwo stand, überraschte sie. Es hatte zwei Zimmer und ein Bad mit Wanne, eine hübsche Küchenzeile und das Beste: einen offenen Kamin, in dem ein helles Feuer brannte und wohlige Wärme ins Innere der Hütte schickte.

„Was machen Sie in Fellow Springs?“, fragte Jay, nachdem Eden aus dem Bad gekommen war und sie gemeinsam am Tisch saßen. Jay hatte Tee gekocht und Plätzchen auf den Tisch gestellt. Mit den Worten, er wäre nur bis morgen früh hier, hatte er sich dafür entschuldigt, nichts Sättigenderes auftischen zu können, doch die Kekse waren fantastisch. Genauso wie Jay. Eden war kurz die Luft weggeblieben, als er ohne seine Jacke und Mütze am Tisch gesessen hatte. Er hatte dunkles, kurzes Haar und dunkle Augen. Sein attraktives Gesicht war markant und männlich, aber wenn er lächelte, begann er förmlich zu strahlen.

„Ich …“, begann Eden. Sie überlegte, ob sie Jay einweihen sollte. Sollte sie ihm davon erzählen, dass sie auf der Spur der Prestons war und herausbekommen wollte, welcher der beiden Söhne sich verlobte? Und mit wem? Vielleicht kannte Jay die Familie, konnte ihr sogar einen Kontakt herstellen. Oder hatte Insiderinformationen. Andererseits lag es auch im Bereich des Möglichen, dass er für die Prestons arbeitete. Vielleicht war er eine Art Hausverwalter oder Dienstbote oder so. Sie entschied, den Grund für ihre Anwesenheit vorerst für sich zu behalten. Sie hatte schon des Öfteren mitbekommen, dass manche Menschen auf Reporter nicht gerade gut zu sprechen waren, und wenn Jay zu dieser Personengruppe zählte, so wollte sie ihn nicht vergrämen und am Ende des Tages wieder in ihrem eingeschneiten Wagen landen.

„Ich gönne mir ein paar Tage Auszeit“, schwindelte sie. „Das ist das erste Weihnachtsfest ohne meinen Freund, der mich mit unserer Nachbarin betrogen hat, und obwohl die Sache schon eine Weile her ist, so trifft sie mich scheinbar so kurz vor den Feiertagen doch etwas härter als gedacht.“

„Kann ich mir vorstellen. Die Feiertage sind immer etwas Besonderes, erst recht, wenn eine Trennung mit im Spiel ist“, sagte Jay.

„Und Sie meinen, ich habe morgen Empfang, um einen Abschleppdienst anzurufen?“, fragte Eden. Sie wollte möglichst schnell das Thema wechseln, um sich nur ja nicht zu verhaspeln. Jay lächelte.

„Nein“, sagte er, „hier draußen ist es wie vor dreißig Jahren – Handyempfang gibt es nicht. Wir müssen das Festnetz im Haupthaus nehmen.“

„Das Festnetz im Haupthaus?“

„Ja. Wie gesagt, das hier ist nur eine alte Jagdhütte. Mein Großvater ist sehr oft hierhergekommen, aber seit er tot ist, wird sie kaum noch benutzt. Ich bin seit gestern Morgen hier, weil Asterix und ich uns – genauso wie Sie“, er zwinkerte ihr kurz zu, „noch eine kleine Auszeit vor dem rauschenden Familienfest gönnen wollten“, sagte Jay. „Morgen früh gehen wir weiter ins Haupthaus. Dort gibt es Telefon und von dort können Sie den Abschleppdienst rufen.“

„Danke, Jay. Ich danke Ihnen wirklich von ganzem Herzen. Sie haben was gut bei mir“, sagte Eden, und für einen kurzen Moment drängte sich der Gedanke in ihren Kopf, dass sie Jay wirklich „keinen“ Wunsch abschlagen würde.

„Ist doch Ehrensache“, sagte der. „Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Schlafzimmer.“

„Ich … bekomme das Schlafzimmer?“, fragte Eden. Ihr war nicht wohl dabei, den Hausherren auszuquartieren.

„Klar, wenn es für Sie in Ordnung ist, es zu teilen?“ Verschmitzt lächelte er sie an, und sie spürte, wie sie rot wurde. „Ich bin auch niemand, der Ihnen mitten in der Nacht die Decke klaut.“

„Ich … Ja, also … ich“, begann sie.

„Keine Sorge, nicht mit mir.“ Jay zwinkerte ihr zu. „Aber Asterix wird darauf bestehen, in seinem Körbchen im Schlafzimmer zu schlafen.“

Royal Christmas

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