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WAS WILLST DU ERREICHEN?

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Wenn du bis jetzt noch nicht darüber nachgedacht hast, warum du Schulleitung werden willst, dann nimmt dir ein paar Minuten Zeit und schreibe dir deine Gründe auf, überlege, was eine Schulleitung können soll oder welche Vorstellung du davon hast, wie eine Schulleitung sein soll.

Vielleicht steht auf deinem Papier einfach, dass du dir vorstellst, dass du dich dafür geeignet findest, ein Team zu leiten, oder du stellst dir vor, dass eine Schulleitung spannende Aufgaben erledigt. Das ist als Begründung für eine neue Berufslaufbahn noch nicht so fundiert. Wenn du jedoch bei diesen zwei Aspekten weiterbohrst und dich fragst: «Was finde ich denn genau spannend? Aufgrund welcher Erlebnisse oder Rückmeldungen von aussen denke ich, dass ich geeignet bin?», dann kommst du vielleicht zum Schluss, dass du geeignet bist, weil du gut organisieren kannst. Dies würde bedeuten, dass du dir vorstellst, dass Schulleitungen gut organisieren können müssen.

Denkanstoss 1 – Motivation nach Deci und Ryan

Deci und Ryan entwickelten 1985 die Selbstbestimmungstheorie. Menschen gelten dann als motiviert, wenn sie die Absicht haben, in Zukunft etwas zu erreichen. Deci und Ryan gehen davon aus, dass die Motivation einer Person von drei Bedürfnissen ausgeht:

 Kompetenz oder Wirksamkeit

 Autonomie oder Selbstbestimmung

 soziale Eingebundenheit oder Zugehörigkeit

Je mehr die drei Bedürfnisse befriedigt werden, desto höher soll die Motivation sein. Motivation kann auf einer Skala von extrinsisch bis intrinsisch beschrieben werden. Intrinsische Motivation verspüren wir dann, wenn wir aus uns heraus, selbstbestimmt eine Aufgabe anpacken. Extrinsische Motivation hängt vom aussen ab, also von Anreizen anderer Personen durch Belohnungen oder Zwang. Meist gibt es nicht nur eine Motivation, die zu einer Entscheidung für eine Neuorientierung führt, sondern mehrere Gründe, eine Kombination aus intrinsischen und extrinsischen Motiven (Deci & Ryan, 1993).

Wenn deine Motivation daraus entsteht, dass du der Meinung bist, geeignet zu sein für diese Aufgabe dann wäre ein möglicher nächster Schritt, deine Vorstellung mit dem Berufsleitbild Schulleitung des Verbandes Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH) abzugleichen. Du stellst zum Beispiel fest, dass organisatorische Fähigkeiten eine Voraussetzung zum Führen einer Schule sind.

Vielleicht haben dich Leute in deinem Umfeld dazu ermutigt, Schulleiterin oder Schulleiter zu werden. Hast du schon die Rückmeldung bekommen, dass andere dich als «Alphatier» wahrnehmen? Die Metapher «Alphatier» bezeichnet eine dominante und durchsetzungsstarke Person und zeugt von einer autoritären Vorstellung von Führung. Obwohl es in diesem Buch nicht explizit um Führung geht, kann das Thema nicht ganz beiseitegeschoben werden. Führung wird in der Literatur oft als bewusste Einflussnahme einer Person auf andere Personen zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels definiert. Meiner Meinung nach geht es bei Führung nicht nur um Einflussnahme. Für mich bedeutet Führung auch, eine Rolle bei der Ermöglichung und Gestaltung von partizipativen Prozessen zu übernehmen, wobei das Ziel der gemeinsame Weg ist.

Gerade Lehrpersonen sind sich gewohnt, Prozesse zu gestalten und in diesem Sinne Führung zu übernehmen. Dies führt zu einer speziellen Konstellation zwischen Schulleitung und Lehrpersonen, einer «kollegialen Beisshemmung» (Strittmatter). Schulleitungen sind den Lehrpersonen zwar formal vorgesetzt, haben aber von der Ausbildung her die gleichen Kompetenzen. Fachlich ist eine Schulleitung zumindest zu Beginn ihrer neuen Laufbahn meist genau gleich ausgebildet wie die Lehrpersonen. Die Anerkennung als Leitungsperson muss sich eine neue Schulleitung auf der informellen Ebene zuerst verdienen und sich die Akzeptanz im Kollegium erarbeiten.

Eine neue Schulleitung kann Kraft ihrer formalen Position versuchen, über Weisung und Kontrolle zu führen. Dieser Ansatz ist jedoch im Bereich des Unterrichts nicht wirklich erfolgversprechend, denn Lehrpersonen haben Lehrfreiheit, was bedeutet, dass sie den Unterricht so gestalten dürfen, wie sie selbst dies möchten. Zudem kann die Qualität von Unterricht nur schwer gemessen und beurteilt werden. Für eine Top-down-Führung fehlt der Schulleitung gerade bezüglich des Unterrichtsgeschehens die Legitimation. Meiner Meinung nach ist die Schulleitung auch in anderen Bereichen auf die Kooperation der Lehrpersonen angewiesen, um ihre Vorstellung einer guten Schule umsetzen zu können. Sie kann ihre Vision teilen, die Schulkultur, also die Werte und Haltungen, prägen und immer wieder in die gewünschte Richtung steuern. Dieses Steuern und Beeinflussen durch Kommunikation (Rosenbusch 1989) ist auch eine Art, die Macht der Position einzusetzen, und zwar nicht, um zu dominieren, sondern als Dienst am Kollegium.

Egal, ob du als «Alphatier» bezeichnet wirst oder nicht, du wirst mit deiner neuen Rolle eine gewisse Macht bekommen. Macht per se ist weder gut noch schlecht, sondern muss der Situation entsprechend ausgeübt werden. Wenn jedoch die Aussicht auf Macht deine Motivation ist, dann musst du dir bewusst sein, dass diese im Schulkontext nur sehr begrenzt top-down einsetzbar ist.

Um deinem Wunsch nach beruflicher Neuorientierung weiter auf den Grund zu gehen, eignet sich auch die Frage: «Wozu?» Wozu will ich Schulleitung werden? Das «Wozu» sagt dir, was deine Vorstellungen und Visionen sind. Du kannst dir vorstellen, was du gerne als Schulleitung umsetzen möchtest, oder auch, was dein Bild von einer guten Schule ist. Dazu eignet sich die Frage: «In welche Schule möchte ich meine Kinder schicken?»

Nachdem du nun darüber nachgedacht hast, warum und wozu du Schulleitung werden möchtest, wird im folgenden Kapitel ausgeführt, was eine Schulleitung eigentlich tut. Dies war mir persönlich nämlich nicht genau klar, als ich in die Schulleitung einstieg.

Traumberuf Schulleitung? (E-Book)

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