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Was ist da schiefgelaufen?

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Kulturelle Eigenheiten schlagen sich in allen Lebensbereichen nieder. Da stellt auch und gerade die Arbeitswelt keinen Sonderfall dar, in der es bekanntlich besonders reglementiert zugeht. Hinzu kommt, dass man sich hier nicht einfach umdrehen und seines Weges gehen kann. Diese Einschätzung ist zwar spontan einleuchtend. Dennoch müssen die entsprechenden Verhaltensweisen in der Praxis erst mühsam erlernt werden. Anfängliche Missverständnisse lassen sich da kaum vermeiden.

Die größte Herausforderung für eine Führungskraft in Thailand liegt darin, den kniffligen Anforderungen, die sich aus den hierarchischen Beziehungsgeflechten ergeben, gerecht zu werden. Dies gilt sowohl für das Bedürfnis nach glasklaren Ansagen als auch für die Erwartung der Untergebenen nach fürsorglichem Schutz. Mit dieser Doppelerwartung hat Martin, der flache Hierarchien gewohnt ist, seine liebe Not.

Thais schätzen es gemeinhin, eine Rolle zugewiesen zu bekommen, bei der sie präzise wissen, was sie zu tun und zu lassen haben. Und wenn sie eines garantiert nicht mögen, dann unklare Stellenbeschreibungen. Auch bei der Übernahme von verantwortungsvollen Aufgaben stehen sie – so viel Klischee muss sein – nicht unbedingt Schlange. Diese Haltung lässt sich gut mit der Redewendung »faa suung pen din tam« umschreiben, übersetzt: »Himmel oben, Erde unten«, was sinngemäß bedeutet, dass man die Dinge dort lassen sollte, wo sie hingehören. Dies gilt nicht zuletzt auch für die einzelnen Gesellschaftsschichten. Zugleich wird erwartet, dass die nahezu bedingungslose Unterordnung mit einer umfassenden Protektion von oben vergolten wird. Insofern hat Martin einen klaren Tabubruch begangen, als er Herrn Tammawong vor versammelter Mannschaft offen kritisiert hat.

Dies kann sich gleich in zweifacher Weise als kontraproduktiv erweisen: Zum einen wird sich nach einem solchen Affront die Arbeitsleistung des Mitarbeiters mit großer Sicherheit nicht verbessern. Zum anderen kann der erlittene Gesichtsverlust den Mitarbeiter derart mitnehmen, dass er seinem Chef langfristig sehr unfreundlich gesonnen ist. Da manche Thais unter der beherrschten Oberfläche ein leicht entzündliches Gemüt haben, sind Kurzschlussreaktionen nicht auszuschließen.

Auch in puncto Arbeitsmoral ticken die Uhren in Thailand selbst in Zeiten der Globalisierung anders. In Umkehrung des teutonischen Dogmas »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen« müsste es dort heißen: Ohne ein Minimum an Vergnügen ist überhaupt keine vernünftige Arbeit möglich! Nicht sehr clever wäre jedenfalls der Versuch, »deutsche Verhältnisse« herstellen zu wollen. Denn dieser wird aller Voraussicht nach gerade nicht zu einer Steigerung der Produktivität führen. Wahrscheinlicher ist stattdessen eine schleichende Demotivierung der Mitarbeiter. Mit alemannischen Gründlichkeitsidealen gewinnt man in Thailand keinen Blumentopf. Es bleibt dabei: Thais brauchen ihre tägliche Dosis Spaß wie die Luft zum Atmen – und entspannt währt am längsten.

Fettnäpfchenführer Thailand

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