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Was ist da schiefgelaufen?

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Wie lässt sich dieser drastische Stimmungswandel erklären? Zunächst einmal gilt, wie überall auf der Welt, dass auch die Thais sich nicht so gern von Ausländern über ihre Probleme aufklären lassen. Selbstverständlich gibt es auch in Thailand eine Vielzahl von sozialen Konflikten – nach außen hin ist man jedoch stets bestrebt, vor allem das Positive herauszustellen. Dabei ist zu bedenken, dass die Thailänder trotz aller regionalen Rivalitäten glühende Patrioten sind. Schließlich haben sie es mit großem diplomatischem Geschick und einer klugen Bündnispolitik vermocht, als einziges Land Südostasiens der direkten kolonialen Fremdherrschaft zu entgehen. Genauer gesagt, hat man der Einrichtung von europäischen Handelsniederlassungen zugestimmt, was auch den Vorteil hatte, dass man sich wohldosiert mit westlichen Verhaltensweisen vertraut machen konnte. Selbst den großen Kulturen Indien und China ist es nicht gelungen, koloniale Ambitionen auf Abstand zu halten. In einer heiklen Sandwichposition zwischen Britisch-Indien und Französisch-Indochina gelegen, war dies eine Meisterleistung der thailändischen Führung, auf die man zu Recht stolz ist.

Und es macht natürlich einen riesigen Unterschied, ob dieselben Dinge von einem Insider oder einem Outsider kritisiert werden – wie würde es ein Deutscher auffassen, wenn ihn ein, sagen wir, Südkoreaner über die Vor- und Nachteile des deutschen Sozialsystems belehren würde? Hinzu kommt, dass in Thailand, mehr als in unseren Breiten, dezente Zurückhaltung und Respekt zentrale Gebote im Umgang miteinander sind.

Thais sind megatolerant und kümmern sich bevorzugt um ihren eigenen Kram. Höflichkeit ist nicht nur eine Frage der guten Kinderstube, sondern ein Grundprinzip, auf dem die thailändische Gesellschaft aufgebaut ist. Dazu gehört es, kritische Fragen – wenn sie denn unbedingt sein müssen – nur sehr dosiert und verklausuliert vorzutragen. Dies gilt speziell für direkte persönliche Kritik, auf welche die Thais enorm dünnhäutig, ja, explosiv reagieren können, aber auch für Kritik an den allgemeinen Verhältnissen. Dabei besitzen die Thais ein verblüffendes Talent, unerfreulichen Dingen und Fragen elegant auszuweichen oder diese schlicht und einfach zu ignorieren.

Wer nach Erklärungen für dieses eigentümliche Verhalten sucht, wird nicht zuletzt bei der herausgehobenen Rolle des Buddhismus in Thailand fündig, der lehrt, dass nur gleichmütiges Reden und Denken Erlösung versprechen (mehr dazu in Kapitel 14: »Don’t touch the monk!«). Bevor man irgendetwas Verfängliches von sich gibt und den anderen womöglich verletzt, belässt man es lieber bei mehrdeutigen Aussagen. Die tun niemandem weh, und (fast) jeder weiß, was von ihnen zu halten ist. Anstatt sich mit den diversen unschönen Seiten dieser Welt auseinanderzusetzen, betont man vielmehr die positiven Aspekte und erfreut sich an den (mehr oder weniger gelungenen) ästhetischen Seiten der Dinge. Vieles wird häufig weniger nach seinem praktischen Nutzen, sondern vielmehr danach beurteilt, ob es suay (schön) ist. In diesem Sinne ist auch soziale Harmonie etwas, was Thais überaus schätzen und was man nicht unbedarft infrage stellen sollte. Genau dies aber haben die Meyers getan.

Fettnäpfchenführer Thailand

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