Читать книгу E-MTB: Wartung, Pflege & Reparatur - Daniel Simon - Страница 22
Оглавление2 Werkstatt & Werkzeug
Das Bike mal über einen reißenden Gebirgsbach zu tragen, ist ein reizvolles Abenteuer. Damit das Bike aber auf trockenem Boden jederzeit fahrbereit ist, braucht es Know-how bei Wartung, Pflege, Reparaturen – und das passende Werkzeug.
Perfekte Helferlein
Wer selbst an seinem Bike schraubt, tut gut daran, sich Qualitätswerkzeug zuzulegen – von Anfang an. Billig-Werkzeug macht exaktes Arbeiten unmöglich und gefühlvolles Schrauben zur Qual. Ganz zu schweigen von der Gefahr, teure Technik zu zerstören.
Zu schnell ist man mit einem zu großen Schraubendreher aus der Kreuzschlitzschraube gerutscht, hat mit einem abgenudelten Inbus die Schraube vermurkst oder mit dem unpassenden Schlüssel zu stark angezogen. Und schon macht ein teures Bauteil „knack“. Oder die Fingerknöchel bluten.
Gute Grundlage für den Aufbau einer eigenen Bike-Werkstatt ist ein gut bestückter, ganz normaler Werkzeugkasten, Marke „Haus & Hof“: Schraubendreher, Maulschlüssel, Hammer und Zangen braucht man immer, auch am E-MTB. Für Ihr Bike benötigen Sie dann nur noch wenige zusätzliche Tools für die üblichen Routinearbeiten. Trauen Sie sich auch aufwendigere Reparaturen zu, wird allerdings teures Spezialwerkzeug nötig. Die Alternative: Lagern Sie solche Arbeiten, wie zum Beispiel das Entlüften von Scheibenbremsen, an den Bikeshop Ihres Vertrauens aus. Die Zusammenstellung bike-spezifischer Werkzeuge, wie auf den nächsten Seiten gezeigt, ist unsere Empfehlung und fußt auf unserer täglichen Praxis im Umgang damit. Dennoch sollten Sie mit dieser Liste nicht sklavisch umgehen: Wer weniger Geld ausgeben möchte, nur gelegentlich schraubt oder bestimmte Arbeiten gar nicht selbst erledigen will, kann natürlich auch auf die Werkzeuge dafür verzichten. Oder man weicht auf preisgünstigere Alternativen aus. Das Angebot ist riesig: Fachhandel und erst recht das Internet halten eine unüberschaubare Anzahl an spezifischen Tools aller Preisklassen bereit.
Eine Halteklaue am Montageständer greift sich auch Elektro-Bikes. Variostützen klemmt man am stabileren Schaftrohr. Oft muss man sie vorher verdrehen, um die Zugansteuerung im Klemmenschlitz zu positionieren.
Worauf Sie jedoch nicht verzichten sollten: Genügend Platz und Zeit zum Arbeiten. Optimal ist es, wenn Sie das Schrauben auch einmal unterbrechen und dabei Werkzeug und Teile an Ort und Stelle liegen lassen können. Sorgen Sie für gutes Licht am Arbeitsplatz und einen Fußboden ohne Ritzen, in denen Kleinteile auf Nimmerwiedersehen abtauchen könnten.
Konfektionierte Werkzeug-Koffer gibt es in den verschiedensten Ausführungen, oft preisgünstiger als beim Einzelkauf. Gute Werkzeugqualität vorausgesetzt, bleibt meist der Nachteil, dass man nicht alle Tools wirklich braucht.
Absolut unverzichtbar für jede gute Bike-Werkstatt ist ein solider Montageständer:
Der hält das schwere Bike kippsicher, drehbar und in geeigneter Höhe, während Sie Hand anlegen. Am besten funktioniert dafür ein Modell mit verstellbarer Halteklaue, die die Sattelstütze klemmt.
Nicht fehlen darf auch eine solide Standpumpe mit möglichst detailliertem Manometer: MTB-Reifen haben viel Volumen, und sie reagieren sensibel auf geringste Druckunterschiede. Wählen Sie eine Pumpe, die ein Anschlussstück mit je einer Öffnung für Auto- und Sclaverand-Ventile hat. Solche Adapter halten meist länger dicht als All-in-One-Varianten. Für die Tubeless-Reifenmontage benötigt man eine Spezial-Pumpe mit Reservoir, das sein großes Luftvolumen schnell in den Reifen abgeben kann. Nur so ploppt ein Tubeless-Reifen sauber auf die Felgenschulter und hält dann zuverlässig dicht. Wer Laufräder selbst zentrieren oder bauen will, braucht einen zuverlässigen Zentrierständer. Ab etwa 70 Euro gibt es passable Modelle für Gelegenheits-Zentrierer. Profigeräte in Werkstatt-Qualität kosten jedoch schnell mehrere hundert Euro.
Eine detaillierte Anzeige an der Standpumpe ist hilfreich für exakte Druckverhältnisse in voluminösen Bike-Reifen.
Standardwerkzeug
1 Seitenschneider kürzt Kabelbinder, Speichen oder Bowdenzüge.
2 L-Inbus mit Kugelkopf für präzisen Einsatz an schwer zugänglichen Stellen. Der lange Hebel öffnet auch festsitzende Schrauben.
3 T-Inbus zum schnellen Drehen von Innensechskant-Schrauben.
4 Maßband erleichtert präzise Einstellarbeiten.
5 Gummihandschuhe bei Schmutzarbeiten an Kette, Ritzel und Reifen.
6 Maulschlüssel-Set kommt teilweise an Pedalachsen, Sattelklemmung, Laufradachsen zum Einsatz.
7 Messschieber Oft kommt es auf zehntel Millimeter an.
8 Schraubendreher Schlitz und Kreuzschlitz drehen Schrauben und dienen als Kratz-, Tast- oder Hebelwerkzeuge.
9 Wasserwaage zum präzisen Ausrichten der Sattelklemmung.
10 Kombizange zum Greifen, Halten, Ziehen, Drehen, Biegen, Quetschen.
11 Schraubenkleber mittelfest sichert Schraubengewinde, wenn es auf sicheren Sitz ankommt.
Spezialwerkzeug
1 Kettenschloss-Zange Sie arbeitet in zwei Richtungen: Zum Öffnen des Kettenschlosses drückt sie Kettenglieder auseinander, zum Schließen zusammen.
2 Reifenheber mit Speichenhaken Reifenheber sollten aus Kunststoff sein, um Schlauch, Reifen und Felge nicht zu beschädigen. Mit der Aussparung unten hängt man den ersten Heber in eine Speiche, um mit dem zweiten Heber weiterzuarbeiten.
3 Kettennieter Er öffnet und schließt jede Fahrradkette ohne Schloss. Ein Dorn an der Schraubspindel drückt klassische Nietstifte aller Kettenbreiten (8-, 9-, 10-, 11-, 12-fach-Ketten) präzise aus und ein, ohne zu verkanten.
4 Rohloff HG-IG-Check Mit diesem Instrument lässt sich Verschleiß am Ritzelpaket exakt feststellen. Die Messkette zeigt an, ob die Zahnzwischenräume am Hinterrad noch genügend Fleisch haben oder ob man die Kassette bereits tauschen muss.
5 Kettenmesslehre TL-CN42 Das Präzisionswerkzeug gibt zuverlässig Auskunft, wie stark die Kette sich gelängt hat. Sitzt der Fühler rechts zwischen zwei Gliedern, ist die Kette durch, sobald auch der linke Fühler vollständig in einen Zwischenraum fällt. Steht er noch auf, kann man die Kette weiterfahren.
6 Speichenschlüssel Die Passung für den Speichennippel sollte dreiseitig ausgelegt sein. Das senkt die Gefahr abzurutschen deutlich.
7 Dämpferpumpe Federgabel und Dämpfer benötigen hohe Innendrücke. Die erreicht man nur mit einer präzise gefertigten Dämpferpumpe. Das Manometer sollte Bar und PSI anzeigen. Ein Trennventil im Schlauch vermeidet Druckrückschläge, wenn man die Federelemente während des Pumpens zur Probe komprimiert.
8 Zughüllen-Cutter TL-CT12 Die sichelförmige Schneidkante dieser Spezialzange von Shimano verhindert, dass eine Zugülle beim Ablängen gequetscht wird. Mit den Nocken an der Innenseite lassen sich zudem Zugendkappen aufpressen.
9 Torxschlüssel Häufig werden Torx-Schrauben an Vorbau, Lenker- oder Sattelklemmung verwendet. Die sternförmigen Schraubenköpfe vertragen hohe Drehmomente besser und drehen nicht so leicht aus wie Inbus-Schrauben.
10 Centerlock-Nuss TL-LR15 Mit dieser Vielzahn-Nuss öffnen und schließen Sie Shimanos spezielle Center-lock-Verschraubung an Bremsscheiben und Ritzelpaket.
11 T-Inbus 4 & 5 mm, extra lang Mit solch langen Inbusschlüsseln lässt sich die Verschraubung von Bremszange und Adapter bequem am Laufrad vorbei bedienen.
12 Handwaschpaste Für unterwegs sogar ohne Wasser: Schmier und Dreck geht damit leicht von der Hand.
13 Montageständer Zum Schrauben unverzichtbar. Am besten funktionieren Modelle, die das Bike per einstellbarer Klaue an der Sattelstütze greifen. So kann man kurbeln, schalten, bremsen, und beide Laufräder bleiben drehbar. Die Ständerbeine sollten klappbar und kippsicher sein. Der Ständer muss auf Gewichte jenseits von 20 Kilo (E-MTB) ausgelegt sein. Leisten Sie sich hier lieber ein besseres und teureres Modell – das Geld ist gut investiert.