Читать книгу Loslassen: Glückssegen hat kurzen Weg - Dantse Dantse - Страница 11
ОглавлениеDer Mensch B
Besitzt wenige materielle Dinge.
Lebt von Hartz IV oder einem Mini-Job.
Hat keine beeindruckenden Freunde oder Bekannte.
Lebt in einer kleinen Sozialwohnung und besitzt kein Auto.
Kann sich keinen Urlaub leisten.
Bringt seine Familie mehr schlecht als recht durch.
Trägt gebrauchte Kleidung vom Flohmarkt oder der Kleiderkammer, hat kein Smartphone, Tablet oder ähnliches.
Kauft Lebensmittel nur im Discounter.
Wird von vielen verachtet oder bemitleidet.
Ist vielleicht sogar obdachlos.
Der Mensch B ist also das Gegenteil von Mensch A, vielleicht sogar ein Obdachloser. Was glaubt ihr, wen die meisten von uns beneiden werden? Sicher den Menschen A.
Wessen Kinder werden die meisten für glückliche Kinder halten? Die Kinder des Menschen A.
Wessen Ehefrau werden die meisten von uns für eine glückliche Frau halten? Ganz sicher die Frau von Mensch A.
Was glaubt ihr demzufolge, wen die meisten Menschen als glücklich bezeichnen würden? Ohne zu zögern wird die große Mehrheit den Menschen A wählen.
Fragen wir den Menschen A in der Öffentlichkeit, ob er glücklich ist, würde er sich vielleicht auf seinen Besitz beziehen, oder auch sagen, dass er glücklich sei. Solch eine Antwort könnte so aussehen: „Ich habe doch alles: Ein Haus, eine schöne Frau, bin beruflich erfolgreich, kann mir leisten, was ich will. Ja, ich bin glücklich!“
Doch stimmt das…?
Durch meinen Beruf als Coach habe ich das Glück (ha, das liebe Glück!), Menschen verschiedener Herkunft und sozialer Klassen zu betreuen und ich möchte von ein paar dieser Begegnungen berichten:
Eines Tages kam eine hübsche, elegante Frau in meine Beratung. Als ich die Tür öffnete, sah ich eine durchgestylte Frau vor mir stehen. Man erkannte sofort, dass sie vermögend war.
Aber das war es nicht, was mich aufmerksam werden ließ.
Ich sah diese Frau und dachte, ich hätte das Unglücklichsein persönlich getroffen. Obwohl sie alles tat, um dies zu kaschieren. Sie kam und setzte sich. Ich fragte sie, warum sie zu mir gekommen sei. Sie antwortete:
„Es geht mir nicht gut und ich weiß nicht, warum. Ich habe alles, um glücklich zu sein. Wie du sicher gemerkt hast, mangelt es mir nicht an Geld. Ich fahre einen Porsche Cayenne und habe für den Sommer einen Mercedes Roadster“, – ich wusste nicht einmal, was das für ein Auto ist! „Wir haben eine Villa in Deutschland, auch eine in Spanien und in Südafrika. Dort steht auch unser Boot. Mein Adressbuch ist voll mit berühmten und bekannten Persönlichkeiten. Ich kann haben, was ich will, aber es geht mir nicht gut und ich weiß nicht, warum. Ich lebe so in Angst und fühle mich unsicher.“
„Das bedeutet, du bist nicht glücklich? Denn wer glücklich ist, kennt Ängste und Unsicherheit nicht. Bist du glücklich?“, fragte ich sie. Sie erwiderte: „Ich weiß es nicht. Ich müsste eigentlich glücklich sein. Ich habe alles, was man braucht, um glücklich zu sein. Warum es mir nicht gutgeht, weiß ich nicht.“
*
Ich traf auch einmal auf einen Mann, der unbedingt reich sein wollte, aber es gelang ihm nicht richtig und deswegen war er sehr „unglücklich“. Er sagte mir:
„Dantse, das Leben ist unfair. Warum sind nur die anderen glücklich und ich nicht?“
Ich fragte ihn: „Woher weißt du, dass die anderen glücklich sind?“ Er antwortete mir: „Schau dir mal Konrad und seine Familie an: Jedes Jahr haben sie neue Autos. Jede Ferien fliegen sie in den Urlaub. Ich sage dir, sie fliegen! Die Flugkosten allein für alle 6 sind schon ein kleines Auto wert. Die haben Glück! Das Glück lacht ihnen zu und du siehst doch, wie glücklich sie sind. Und ich armer, unglücklicher Kerl stehe hier vor dir und jammere!“
*
Vor 25 Jahren, als ich Student war, fuhr ich mit Freunden mit der S-Bahn zu einem Job. Es war ungefähr 7 Uhr morgens. Wir erzählten uns Geschichten und lachten, wie Afrikaner es gerne laut tun. Da wo Afrikaner sich treffen, werden nur Geschichten zum Lachen erzählt. Es wird kaum über den Job, Autos, Urlaube, Familien etc. geredet. Alles, was im Alltag stresst, wird nicht angesprochen. Und deswegen ist die Laune fast immer so gut.
Nach einigen Minuten kam eine ca. 50-jährige Frau zu uns und fragte uns, warum wir so viel lachten, so früh am Morgen. Ein Freund antwortete: „Verehrte Dame, wir sind nicht nur glücklich über diesen Morgen, sondern auch glücklich darüber, dass wir gesund sind und lachen können.“ Die Frau beschuldigte uns, dass wir lügen würden und nicht ehrlich wären. Wir würden nur lachen, um unser Unglück zu verstecken. Einer meiner Freunde, derjenige, der damals am besten von uns Deutsch sprach, fragte sie, warum sie denke, wir würden unser Unglück verdrängen. Sehr höflich meinte sie: „Sie können doch nicht glücklich sein. Nicht glücklicher, als andere Menschen in dieser Bahn, die alle ernste Mienen haben. Ernste Mienen bedeuten, dass es ihnen bewusst ist, was sie an diesem Tag leisten werden. Haben Sie mehr Gründe als diese anderen, glücklich zu sein?“ Wir lachten weiter und fragten sie, warum sie so denke. Sie redete weiter:
„Wie können arme Menschen glücklich sein? Afrika hat doch so viele Probleme und viele können sich doch nichts leisten!“
Dieser Satz brachte uns dann richtig und endgültig dazu, uns kaputtzulachen, so wie man in Afrika eben lacht. Einer von uns fiel vor lauter Lachen auf den Boden. Überrascht und irritiert sah die Frau uns an und fragte: „Habe ich etwas Falsches gesagt?“ Wir antworteten: „Nein!“, und mein Freund sagte: „Siehst du, du sagst, dass nur Menschen, die viel haben und reich sind, glücklich sein und lachen dürfen. Wir tun es aber doch. Und das bedeutet, wir sind reich. All das, was du brauchst, um glücklich zu sein, ist kostenlos. Wie zum Beispiel das Lachen. Es ist kostenlos. Deine Meinung über Afrika kannst du gern behalten. Wenn wir dir sagen, dass deine Meinung falsch ist, wirst du uns nicht glauben. Unser Lachen sagt doch alles darüber, wie es uns geht. Es mangelt uns an nichts. Wir können uns alles leisten was wir brauchen, um so zu lachen, und deswegen sind wir glücklich. Deine Logik stimmt nicht wirklich!“ Nun lachte sie mit uns, richtig laut, gab uns ihre Karte und ging mit einem schönen Satz weg: „Ich wünsche euch einen wundervollen Tag, ihr glücklich lachenden Afrikaner!“ Später erfuhren wir über ihre Karte, dass sie eine Journalistin war, und ich habe bis heute einen tollen Kontakt zu ihr. Wenn wir uns sehen, fangen wir immer wieder an zu lachen!