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Johnny und Roger streiten über schwarz-weiße Klischees
ОглавлениеEs war fast 21 Uhr als Johnny das Café verließ. Er wollte sich mit Roger, seinem einzigen Freund in Kribi, in einer Bar treffen. Aber er war zu müde, um noch so weit zu fahren. Er rief ihn an und schlug vor, dass sie sich lieber in seinem Hotel trafen. Roger fand das kein Problem.
30 Minuten später saßen sie im Garten des Hotels. Johnny bestellte wie immer seinen Whisky und Roger sein Bier.
„Mann, hast du alles so gemacht, wie ich dir gesagt habe?“, begann Roger.
„Nicht ganz, aber der Panther hat den Hasen gefangen“, antwortete Johnny.
Roger schüttelte Johnnys Hand, sprang hoch in die Luft und freute sich so, wie man es in Kamerun macht.
„Gut gemacht, Mann, erzähle alles, alles bis ins Details. Das könnte mir auch irgendwann helfen.“
Das tat Johnny auch und die beide platzen vor Lachen.
„Wie geht es nun weiter?“, fragte Roger.
„Ich möchte heute mit ihr schlafen. Deswegen habe ich sie gestern so verwirrt und bin plötzlich weggegangen. Ich habe nicht viel Zeit“, antwortete Johnny.
„Okay, Win-Win, tu es, aber diesmal vergiss nicht, was ich dir jetzt sage“, sagte Roger.
„Was sagst du mir jetzt?“, fragte Johnny.
Roger streckte sich und freute sich, wieder den Experten zu spielen.
„Als ich bei den Weißen war, habe ich was gelernt. Das erste Mal mit einer weißen Frau ist entscheidend dafür, ob sie bleibt oder nicht, es hängt vom ersten Bumsen ab“, fing er an und nickte sich selbst bejagend mit dem Kopf, während er Johnny in die Augen schaute.
„Ja, das weiß ich, Roger. So stand es auch im Internet.“
„Du weißt nichts, Bruder. Höre nun live, was ich dir sage, Johnny“, sagte Roger irritiert. Er war doch der Experte und nicht das Internet.
„Warum soll ich auf dich hören? Du bist mir kein gutes Beispiel, Mann“, erwiderte Johnny.
Roger hatte illegal in Frankreich gelebt und war irgendwann verhaftet und abgeschoben worden.
„Mann, sei nicht immer so streng mit mir. Es mangelte nicht an Frauen, aber die weißen Frauen waren so süß, dass ich vergaß, was ich hätte tun müssen. Ich verbrachte meine Zeit damit, Frauen wie Unterhosen zu wechseln. Und als ich Probleme hatte, wollte keine mir helfen. Sie waren alle sauer auf mich. Aber du weißt es, ich fliege wieder hin. In ein paar Monaten bin ich wieder in Paris, der Hauptstadt der großen Gauner der Welt“, sagte Roger.
„Ah ha“, seufzte Johnny nur.
„Weißt du, Johnny? Du muss nicht wie die Europäer denken, Mann. Denke, wie ein Amerikaner.“
„Nämlich?“, wollte Jonny wissen.
„Weißt du, du kannst viel von meiner Erfahrung profitieren. In Amerika ist ein Gescheiterter viel mehr gefragt als der, der eine reine Weste hat. Die reine Weste ist eine Gefahr. Der Gescheiterte, der wieder aufsteht, weiß, wie man scheitert und daraus lernt er, warum man scheitern kann. So verbesserst du deine Erfolgschance. Die reine Weste kann dir wenig helfen. Und irgendwann wird der mit der weißen Weste auch scheitern. Und zweitens sagt man doch bei uns, dass der Heiler sich selbst und seine Familie nicht heilen kann“, erklärte Roger.
Das schien Johnny zu überzeugen. „Ok Roger, ich will von deinem Scheitern und deiner Heilkunst lernen“, bestätigte Johnny.
Roger war wieder fröhlich.
„So ist es, Bruder. Ich will dir helfen. Weißt du was? Die weiße Frau interessiert sich zuerst für unser Stück in der Hose und erst danach verlieben sie sich“, sagte er.
„Echt?“, tat Johnny, als ob es das erste Mal wäre, dass er so etwas hörte.
Das ermunterte Roger. Er fühlte sich ernst genommen.
„Ja. Das sage ich dir. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht. Ich sage es dir selbst. Ja, selbst erlebt. Nicht irgendwo gelesen, wie du. Deswegen sind die Informationen, die ich dir jetzt gebe, aus erster Hand“, betonte Roger.
Er machte eine kleine Pause. Seine Flasche war leer. Er schaute sie an und sofort danach auf Johnny. Johnny begriff, was er meinte und bestellte noch ein Bier für ihn.
„Ja, Johnny, ja, Bruder, ich liebe dich. Du bist wirklich ein Bruder, aber ich danke dir nicht für das Bier. Information ist Erfolg. Das ist Geld ohne Scheine und Münzen. Meine Informationen für dich sind tausendmal wertvoller als das Bier. Deswegen erwarte nicht, dass ich mich bedanke, weil du ein Bier für 50 Cent bestellt hast. Aber trotzdem freue ich mich“, stellte er klar.
„Du musst dich nicht bedanken, Roger, ich habe dich doch eingeladen“, sagte Johnny.
„Wenn das so klar ist, möchte ich nicht mehr mit so trockenem Hals wie vorhin reden“, sagte Roger.
„Ok, Roger, verstanden“, amüsierte sich Johnny.
„Ja, Mann, wie ich dir sagte, sie verlieben sich zuerst in unseren Stock, dann in uns. Du musst sie besiegen im Bett und das sofort beim ersten Mal. Sonst wandert sie zum nächsten Bruder. Sie nehmen da alles und fangen in deiner Nähe an, das heißt bei Freunden, Brüdern, Kollegen und sie schießen wahllos los, jetzt wo sie auf den Geschmack gekommen sind. Du siehst manchmal eine schöne weiße Frau mit einem so hässlichen Bruder, der hier bei uns nicht mal bei Prostituierten Zugang hätte, und du fragst dich, ob das normal ist. Ja, sie wollen einfach alles testen. Hauptsache schwarz“, sagte Roger und schaute direkt Johnny an. Er erwartete eine heftige Reaktion von ihm wegen dieses unmöglichen Verhaltens der weißen Frauen.
„So was erleben wir doch auch hier, oder? Ich kenne viele Fälle…“, versuchte Johnny alles zu temperieren.
Roger war enttäuscht und unterbrach Johnny prompt.
„Nein, Johnny, du denkst zu europäisch, du denkst wie ein weißer Mann. Hier ist es nicht das gleiche. Wenn ja, dann nur wegen Geld und nicht wegen des Penis. Aber die weißen Frauen würden nicht mit uns schlafen, wenn ihre Männer halb so gut im Bett wären wie wir. Ich sage dir halb so gut. Es würde denen reichen“, bekräftigte er seine Linie.
„Roger, ich merke, dass du wirklich eine Rechnung mit den weißen Frauen offen hast. Sie haben dir sicher sehr wehgetan. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ihre Männer genauso gut sind wie wir. Das hat nicht mit der Rasse zu tun. Das ist individuell“, sagte Johnny.
„Mann, Mann, Mann, was denkst du denn? Wer war in Europa? Du oder ich?“, fragte Roger ziemlich genervt.
„Und dann hast du mit weißen Männern gefickt, um urteilen zu können, wie sie im Bett sind, gell? Das sind Klischees ohne Fundament, Roger. Du brauchst so etwas nicht, um dich gegenüber den weißen Männern als etwas Besseres zu sehen. Das ist komplex“, sagte Johnny ironisch.
„Ha, und die weiße Männer dürfen uns wie minderwertige Menschen behandeln?“, konterte Roger.
„Nein, so habe ich das nicht gemeint. Auch Weiße Männer, die das brauchen, um sich für etwas Besseres als Schwarze zu halten, sind bemitleidenswert. Das ist komplex, das ist Schwäche verstehst du und am Ende kann niemand auf der Welt dich minderwertig behandeln, weil du es einfach nicht zulassen würdest. Deinen Wert gibst du dir selbst“. versuchte Johnny Roger zu besänftigen.
Roger ignorierte diese Bemerkung von Johnny und kam zu dem ursprünglichen Thema zurück.
„Nein, Mann, ich habe sie richtig ausgenutzt, aber sie dachten sie tun mir weh, wenn sie mit meinen Freunden schliefen. Es war immer lustig sie zu sehen, wenn sie irgendwann feststellten, dass wir sie verarscht hatten. Ja, wir mussten das tun. Wie kann eine Frau einen ganzen Freundeskreis bumsen wollen und davon ausgehen, dass wir es nicht wissen? Um uns zu schützen haben wir uns verständigt und so getan, als ob wir nicht wissen, was sie machen. Und irgendwann mal haben wir ihnen den Namen weiße Pferde gegeben“, beklagte sich Roger.
„Ich würde dann sagen, dass ihr euch gegenseitig verarscht habt“, sagte Johnny.
„Naja, sie haben immer angefangen. Es tut weh, Mann. Es tut weh, wenn du feststellst, jemand steht nicht auf dich, sondern nur auf deinen Penis. Wir sind halt Männer, wir versagen manchmal im Bett und prompt ist die Frau, die du wirklich gern gehabt hast, fort. Andere sagen es dir auch direkt. Sie fragen dich sogar vorher wie groß dein Stück ist. Und auch, ob du ausdauernd bist. Ja das tun sie“, sagte Roger.
„Echt? Hat dir eine so eine Frage gestellt?“, fragte Johnny.
„Ha, nicht direkt. Das habe ich auch nur gehört“, erkannte auch Roger an und die beiden lachten darüber.
„Vielleicht tun sie uns nur das an, was wir auch ihnen tun, weil sie unsere Kultur nicht verstehen?“, versuchte Johnny eine Erklärung.
„Was meinst du? Ich kann dir nicht folgen“, fragte Roger.
„Ja, du weißt, dass wir sehr gern mit mehreren Frauen schlafen. Wir lieben Frauen und können nicht treu sein im Sinnen des europäischen Verständnisses. Wir bumsen auch wahllos rum. Du weißt es. Und nun in Europa, wo es für Schwarze noch viel einfacher ist, Frauen zu haben als in Afrika, werden wir fast zu männlichen Nutten. Und vielleicht tut das den weißen Frauen weh und da bei ihnen Gleichheit sehr wichtig ist, schlagen sie einfach zurück und das ganz offen mit unseren eigenen Mitteln. Vielleicht ist das ein Erklärungsversuch?“, versuchte Johnny zu ergründen, warum es so war.
Roger war nicht ganz einverstanden.
„Es mag sein, dass ich nicht treu sein kann. Ich bin doch ein Mann, ein afrikanischer Mann. Ja, wenn ich mit einer anderen Frau geschlafen habe, auch wenn sie die Freundin war, wollte ich sie nicht beleidigen. Es ging nicht darum, dass ihre Vagina mir zu groß oder ihr Busen zu hängend war. Aber sie betrügen dich, weil du im Bett nicht ein Hengst warst oder dein Penis nur so groß war, wie der von weißen Männern. Es reichte, damit sie den nächsten Schwarzen suchten. Es ging nicht um diese Scheiße von Gleichheit, viele sind gar nicht so emanzipiert. Sie wollen nur wehtun, Johnny. Glaub mir und einige sind dabei, die schlafen mit dir, aber sind total rassistisch“, insistiert Roger.
„Vielleicht ist das deine Interpretation Roger? Vielleicht tun sie mit uns nur das, was wir mit ihnen tun. Vielleicht fühlen sie sich auch sehr verletzt, wenn wir auch mit ihren Freundinnen, Bekannten usw. schlafen. Ich gehe auch davon aus, dass es nur wenige sind, die das tun und nicht die Mehrheit der weißen Frauen, die mit Schwarzen ausgehen“, sagte Johnny.
„Ha, Mann, was weißt du davon? Ich habe fünf Jahre in Frankreich gelebt. Ich war in Belgien, Italien, Spanien und ich kann dir sagen, dass ich Recht habe. Ich kann dir nur einen Ratschlag geben, es geht zuerst um deinen Penis, um das Bett und dann später um dich. A Bon entendeur salut (wer Ohren hat zu hören, der höre)“, sagte Roger sehr bestimmt.
Er trank auf einen Schluck die halbe Flasche leer.
„Mach, was du willst, verweiblichter Afrikaner, nein, das ist sogar noch besser: Europäisierter Afrikaner. Ja du bist ein Afrikaner, der die Komplexe von Europäern hat. Deswegen willst du mich nicht verstehen“, warnte Roger.
„Verstehst du nun, warum du kein Beispiel für mich bist, Roger? Nicht weil du gescheitert bist, nicht weil du keinen Erfolg hattest, nicht weil man dich abgeschoben hat. Nein sondern weil du ein Versager bist“, sagte Johnny.
„Ich, ein Versager? Mann, gehst du nicht ein bisschen zu weit?“, ärgerte sich Roger.
„Ja, Mann, du redest hier wie ein Versager. Du redest hier von Behauptungen und Annahmen und von nichts, was der Realität entspricht. Ich sage nicht, dass es so was dort nicht gibt. Ich sage nicht, dass sie sich nicht so verhalten, aber ich sehe von deinen ganzen Erzählungen, dass du dich nach fünf Jahren noch nicht damit auseinandergesetzt hast, mit der Kultur dieser Leute. Du hast nicht versucht zu kapieren, wie der europäische Mensch funktioniert. Du bist dorthin gekommen und lebtest in deinen Klischees, die dir am Ende nicht geholfen haben. Ich war noch nicht in Europa, ich war noch nirgendwo außerhalb von unserem schönen Land Kamerun, dem gesegneten Land, dem kleinen Afrika. Ich weiß aber aus meiner Erfahrungen hier zu Lande mit über 250 verschiedenen und unterschiedlichen Kulturen, Denk- und Verhaltensweise, dass ich mich jedes Mal anpassen muss je nachdem, wo ich bin und mit wem ich es zu tun haben. Ich kann nicht mit einer Frau aus Westkamerun umgehen wie mit einer aus Nordkamerun. Die Douala Frauen verhalten sich in den Details anders als die Beti-Frauen aus Südkamerun. Du musst jedes Mal umschalten und in deren Denkweise denken. Stimmt es, oder nicht?“, fragte Johnny.
„Ja das stimmt“, stimmte selbst Roger zu.
„Wenn das schon in Kamerun so stimmt, wie viel mehr dann mit Europäern und in Europa? Sag mir, Bruder? Hast du dich mal gefragt und studiert, wie die Franzosen ticken? Was sie mögen und was sie nicht mögen? Was für sie No-Gos sind und was nicht? Was sie an Menschen schätzen? Was sie an Menschen hassen? Hast du dich damit befasst, wie die Weißen untereinander Sex haben? Was du davon lernen kannst, um mit deiner Art noch besser zu werden? Hast du dich gefragt, wie die weißen Frauen verwöhnt sein wollen? Was sie an dir mögen? Welche Bücher hast du über die Franzosen gelesen? Über ihre Lebensart? Ihre Gesellschaft, ihre Psychologie? Ja, nur so kannst du die Schwachstellen und die Vorteile kennen und sie auch nutzen. Um einen Mensch zu begreifen, musst du seine Psychologie analysieren.
Nein, diese Mühe wolltest du dir nicht machen und die weißen Frauen haben sich vielleicht diese Mühe mit dir gemacht und da stehst du hier und jammerst und beklagst dich über die bösen, weißen Frauen. Bist du nach Europa gegangen, um böse Menschen zu treffen? Warum bist du hingegangen? Sag mir, warum?“, fragte Johnny.
„Johnny, ärgere mich nicht. Ich bin hier nicht dein Baby, Mann. Warum gehen wir hin? Du weißt es auch. Darum willst du auch hin, oder? Wir wollen alle gut leben. Wir wollen so leben, wie die Weißen es uns im Fernsehen zeigen. Wir wollen auch schöne Häuser haben, Geländewagen fahren, wie die es hier in Afrika tun. Wir wollen Geld suchen, um unsere Familie zu ernähren. Was soll ich tun? Ich habe fertig studiert und das hat meine Familie viel Geld gekostet. Sie alle träumten davon durch mich Wohlstand zu erfahren. Ehrlich gesagt hätte ich die Möglichkeit, hier in Kamerun Wohlstand zu erreichen, würde ich niemals das Land verlassen für Europa. Europa ist nichts außer Geld, Drogen und Sex. Wir haben es gut hier. Es fehlt uns nur das Geld, unser eigenes Geld und unser Geld liegt halt leider dort und wir müssen es zurückholen“, sagte Roger.
„Ja, Roger, ja, Roger, deswegen bist du nach Europa geflogen und bist mit nix nach Hause gekommen. Was für eine Enttäuschung für deine Familie? Zerstörte Hoffnungen. Gerade deswegen bist du ein Versager. Du stehst hier und du beklagst dich darüber, wie die Weißen dich ausgenutzt haben. Meine Frage ist: was hast du getan, um Profit von diesem Ausnutzen zu ziehen? Das zählt, Roger. Ob sie Rassisten sind oder nicht, ob sie dir wehtun wollten oder nicht, alles das ist nicht relevant. Du hast nicht all dieses Risiko auf dich genommen, um nach Europa zu kommen, damit man dich lieb findet. Die Weißen müssen auch nicht lieb sein, damit du sie lobst. Es geht allgemein um Interesse. Verstehst du, um Interesse. Du hast dir keinen Wert gegeben und deswegen warst du auch nicht interessant. Ich sage nicht, dass wir auf einmal, wenn wir in Europa sind, wie Halbpriester leben sollten. Wir können es sowieso nicht. Es juckt uns ständig in der Hose. Aber für eine Zeit, bis du das hast, was du willst und brauchst, kannst du in Abstinenz leben. Ja, die ganze Zeit nur mit einer oder zwei Frauen zu schlafen ist für die meisten von uns mehr als Abstinenz. Viele Brüder, die ich kenne machen es gut und es steht auch im Ratgeber „So angelst du die Weiße Frau, dein Eintrittsvisum nach Europa“ im Internet. Ja, viele Brüder, wenn sie merken, dass die Frau sehr eifersüchtig sein kann, tun, als seien sie die treusten Männer der Welt. Es steht im Internet, dass die weiße Frau sehr naiv ist und an alles glaubt, was sie nicht sieht und was der Schwarze ihr vormacht. Mach ihr dann vor, dass du treu bist, dass keine andere Frau dich interessiert. Sie wird überall erzählen, dass sie den besten Afrikaner bekommen hat, der sie so liebt und in Ruhe kannst du dann die ganze Zeit rumbumsen. Verstehst du, du musst wissen, wie sie ticken. Kennst du einen Bruder, der nur mit einer Frau bumst? Sogar die Frau von Kamto, du kennst ihn doch, ja der Kamto er war hier mit seiner schwangeren Frau Martha aus Deutschland und sie besuchten ihre Freundin, die hier seit 9 Monaten bei einem deutschen Entwicklungsdienst arbeitete. Martha beklagte sich, wie untreu Afrikaner sind und sogar ihre schwangeren Frauen betrogen. Aber, ihr Mann mit dem sie seit vier Jahren zusammen war, wäre so lieb und treu und hätte sie noch nie betrogen und würde niemals, gerade jetzt, wo sie schwanger war, auch nur daran denken, mit einer anderen Frau zu schlafen. Sie gab damit an, dass es auch treue Afrikaner gibt, und ich stimmte ihr zu und bekräftigte diese Meinung. Sie redete so mit mir in einem Café in Douala und wir warteten auf Kamto, der gerade in meinem Zimmer ausgerechnet ihre deutsche Freundin in die Luft schoss. Kamto hat mir gesagt, dass er mit der Freundin seiner Frau seit Deutschland, nur zwei Monaten, nachdem er seine Frau kenngelernt hatte, eine Affäre hatte, und Martha sitzt hier und redete Blödsinn. Siehst du? Kamto hat jetzt seine Papiere und nun kann Martha erfahren, was sie will. “
Johnny machte eine Pause, stand auf und ging pinkeln. Er kam zurück und fuhr fort:
„Verstehst du deinen Fehler? Du musst ihnen etwas vormachen, wenn sie einen treuen Afrikaner wollen und wirklich glauben, dass ein Afrikaner treu sein kann, dann spiel den Treuen vor. Es kostet dich nix. Aber du bist da wegen eines Ziels, wegen eines ganz präzisen und klaren Ziels, dass du dann in zwei bis drei Jahren erreichen wirst. Dafür brauchst du nicht, dass der weiße Mensch ein reiner Mensch, ein reiner Gott wird, nur weil du schwarz bist. Wenn du den Wohlstand haben möchtest, sollte es dir egal sein, ob deine weiße Freundin rumvögelt oder nicht. Es geht mehr darum, wie kann ich daraus handfest profitieren? Auf dem Weg zum Erfolg solltest du unbedingt Hass und negatives Denken beiseitelassen. Sieh sie nicht als Feinde, sondern als Möglichkeit, als Beute. Wie ein Löwe in der Savanne oder mehr, wie ein Vieh-, ein Kuhzüchter. Der ernährt und pflegt seine Kühe gut, damit er reichlich Milch und später Fleisch hat. In dieser Zeit liebt und schützt er sein Vieh, mehr als alles. Aber an dem Tag, an dem er diese Kuh schlachtet, fragt niemand mehr nach der Liebe. Er liebte seine Kühe, aber hat sie trotzdem umgebracht, um mehr Profit davon zu haben. Hätte er die Kuh als Feind gesehen, hätte er sie nicht richtig verpflegt und hätte im Gegenzug wenig Ertrag bekommen. So sollte man eingestellt sein, wenn man nach Europa geht, um die Armut zu besiegen. Um endlich mal wie der Europäer zu leben. Das ist ein Kampf, das ist ein Krieg und am Ende zählt nur das Ergebnis. Die Europäer lassen uns keine Wahl.“
Johnny machte wieder eine Pause und bestellte sich noch einen Whisky mit viel Eis. Man merkte, dass das Thema ihm sehr nah ging und er redete weiter:
„Das ist der harte Preis, den wir zahlen müssen. Dieser Preis steht in keinem Verhältnis zu all den Gefahren, die viele auf sich nehmen müssen, um nach Europa zu kommen. Viele geben Unsummen aus, wandern monatelang durch die Sahara, viele sterben unterwegs, schwangere Frauen verlieren ihre ungeborenen Babys unterwegs und schauen, wie Aasfresser vom Blutgeruch angezogen, schon die Stelle umkreisen, viele Frauen gebären allein unterwegs in der Wüste, andere Menschen werden unterwegs so krank, dass sie nicht mehr weitergehen können und allein sterben müssen und noch halblebendig sehen, wie sie von Tieren gefressen werden. Viele Eltern sind hier in Kamerun, hoffen, dass ihre Kinder irgendwann mal schreiben werden, um die gute Nachricht mitzuteilen, dass sie angekommen sind. Sie warten, warten, warten und warten und wissen nicht, dass von ihren Söhnen nur noch Knochen irgendwo im Sand oder im Meer übriggeblieben sind, tief begraben.“
Johnny atmete tief ein und wieder aus und mit ernstem Gesicht fuhr er fort: