Читать книгу Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden - David Mack - Страница 14

KAPITEL 5

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»Agent Okona wurde wie befohlen freigelassen.« Weil Worf allein im Bereitschaftsraum des Captains war, wagte er hinzuzufügen: »Aber fürs Protokoll möchte ich protestieren.«

»Protest verweigert.« Das Holoschirm-Abbild von Admiral Akaar vermittelte in beeindruckender Klarheit den finsteren Gesichtsausdruck des Hundertjährigen, selbst über die vielen Lichtjahre hinweg. »Denn es wird kein Protokoll von Okonas Festnahme auf der Enterprise geben, ebenso wenig wie von seiner Freilassung.«

Worf kannte die Anforderungen, die der Sicherheitsalltag mit sich brachte, vor allem was den Schutz von Agenten im Undercover-Einsatz wie Okona anging. Trotzdem ließ er eine gute Gelegenheit nicht gern ungenutzt. »Admiral, die Enterprise wurde nach Celes II gesandt, um eine Bande nausikaanischer Piraten zu fangen. Ich glaube, dass Agent Okona dieselben Nausikaaner jagt. Seine Informationen und unsere Ressourcen könnten …«

»Commander Worf, die Enterprise wurde ebenso nach Celes II geschickt, um der Kamhawy-Kolonie Beistand zu leisten. Ich schlage vor, dass sich die Enterprise für den Moment auf diesen Aspekt der Mission konzentriert.«

Die Implikation des Admirals war eindeutig, doch Worf wollte sie nicht ohne Weiteres akzeptieren. »Es wäre ein Fehler, Agent Okona zu erlauben, das Schiff zu verlassen, ohne ihn dazu zu verpflichten, uns bei unserer Ermittlung zu unterstützen.«

»Nein, es ist eine Investition. Eine von vielen, die wir gemacht haben, seit wir Mister Okona vor fast zwei Jahrzehnten rekrutiert haben.« Akaar machte eine Pause. »Sie müssen Folgendes verstehen, Commander. Okona ist nicht bloß irgendein Agent. Er ist wertvoll für uns, weil er kein Bürger der Föderation ist. Dadurch kann er sich an Orte bewegen und Bündnisse eingehen, die selbst unseren besten Undercover-Agenten verwehrt bleiben.«

»Es bedeutet auch, dass er keinerlei diplomatische Immunität genießt, wenn er erwischt wird.«

»Das ist wahr. Okona gilt als abstreitbarer Aktivposten, jemand, der in fremdem Raumgebiet verloren gehen oder gefangen genommen werden kann, ohne dass dies irgendwelche militärischen Reaktionen gegen die Föderation nach sich zieht. Aber das funktioniert nur so lange, wie Agent Okona nicht mit der Sternenflotte oder der Föderation in Verbindung gebracht werden kann – nicht einmal beiläufig, etwa, indem er dabei gesehen wird, wie er einer Ermittlung oder einer Verhaftungsmission der Sternenflotte behilflich ist.«

Alles, was der Admiral sagte, entsprach der Wahrheit. Worf hatte die gleichen Erklärungen im Laufe der Jahre schon viele Male gehört, wenn es um andere Agenten ging, die ohne Rückendeckung der Regierung operierten. Trotzdem machte irgendetwas gerade in Okonas Fall Worf misstrauisch.

»Abstreitbarkeit allein macht einen Mann nicht so wertvoll. Welche Dienste genau bietet Okona an, die ihm ein derart hohes Maß an Straffreiheit gewähren?«

»Commander Worf, Ihre Sicherheitsfreigabe ist nicht hoch genug, um Zugang zu solchen Informationen zu erhalten.« Der Admiral seufzte schwer. »Entlassen Sie Agent Okona und sein Schiff binnen zehn Minuten aus Ihrem Gewahrsam. Das ist ein Befehl. Akaar Ende.« Der Flottenchef beendete die Übertragung, und sein weißhaariges Haupt wurde durch das weiße Sternenflottenemblem auf azurblauem Grund ersetzt.

Worf hatte nie gern mit der Admiralität zu tun gehabt. Dieses Gespräch hatte nichts daran geändert.

Er beugte sich vor und bedeckte seine rechte Faust auf der Schreibtischplatte mit der linken Hand. »Commander La Forge, bitte kommen Sie in den Bereitschaftsraum.«

Innerhalb weniger Sekunden glitt mit einem sanften Zischen die Tür zur Brücke auf. Ganz kurz waren die Hintergrundgeräusche aus Computerzirpen und Komm-Gesprächen zu vernehmen, während La Forge eintrat und auf Worf zuging. »Wie ist es gelaufen?«, fragte er, nachdem sich die Tür geschlossen hatte.

»Wie erwartet. Ist der Peilsender einsatzbereit?«

»Steckt im Reserve-Deuteriumtank der Tain Hu. Ich werde ihn in dreißig Minuten aktivieren.«

»Und Sie sind sicher, dass Okona ihn nicht finden wird?«

»Das ist höchst unwahrscheinlich. Wir verwenden ultraniederfrequente Subraumimpulse. Selbst wenn seine Sensoren das wahrnehmen können sollten, würden die Impulse wie normale Statik klingen, die bei Langstreckenkommunikation vorkommt.«

»Gut. Sagen Sie Okona, dass er gehen kann. Und dann unterrichten Sie mich über jeden Schritt, den er macht. Er wird uns helfen, diese Nausikaaner zu finden – ganz egal, ob die Sternenflotte das mag oder nicht.«

Über die Heckrampe stieg ich in den Frachtraum der Tain Hu, dann begab ich mich nach vorn ins Cockpit. Das Innere meines Schiffs sah aus, als sei es von einer Horde wütender Tiere durchwühlt worden, was genau genommen ja auch der Fall gewesen war. Wandverkleidungen waren heruntergerissen worden, der Inhalt von Schränken lag auf dem Boden, Schubladen waren durchsucht und ihr Inhalt überall verstreut worden. Eine derartige Unordnung hatte ich seit meinem letzten wilden Wochenende auf Risa nicht mehr in der Tain Hu erlebt – damals, als es Risa noch gab.

Chaos oder nicht, ich war froh, Celes II verlassen zu können. Die hiesige Gastfreundschaft ließ doch sehr zu wünschen übrig, und die Konversation war rasch repetitiv und langweilig geworden.

Ein schneller Scan meiner Biosignatur schaltete die tausend Sicherheitssperren des Schiffs ab. Ich ließ mich auf dem Pilotensitz nieder und startete den Antrieb. Die Vibrationen, die das Deck und den Rumpf ergriffen, wirkten rastlos. Die Tain Hu wollte ebenso rasch in den Weltraum zurück wie ich.

Ich öffnete die Komm-Verbindung. »Tain Hu an Kamhawy-Flugkontrolle. Erbitte Freigabe zum Start.« Ich wusste, was sie als Nächstes haben wollten, also schickte ich es ihnen, bevor sie fragten: meinen Flugplan. Nicht meinen echten, natürlich, aber einen, der unverfänglich genug wirkte, um mich aus ihren Klauen zu befreien.

»Tain Hu, Sie haben Freigabe zum Start«, erwiderte eine Frauenstimme in zackigem Tonfall. »Der Traktorstrahl wurde deaktiviert, und das Kraftfeld der Dockbucht ist abgeschaltet. Folgen Sie nach dem Start dem Kurs drei fünf fünf zu neun, bis Sie den Kolonieschild passiert haben. Danach steht es Ihnen frei, Ihren Flug nach Belieben fortzusetzen.«

»Vielen Dank, Flugkontrolle. Tain Hu out, ich hebe ab.«

Ich gab leichten Schub auf die Düsen, gerade genug, um mein Schiff vom Boden zu heben. Dann steuerte ich es durch den Eingang der Dockbucht. Einen kurzen Moment lang verspürte ich den Drang, meinen Impulsantrieb voll aufzudrehen und mit Schwung abzuzischen, aber mein Alter meldete sich, und Diskretion triumphierte über mein Ego. Ganz brav flog ich mit einem Viertel Manövrierschub ab und schlüpfte durch die Lücke im Schild von Freehold, bevor ich auf Kurs ging und auf halben Impuls beschleunigte.

Nachdem ich den Orbit erreicht hatte, bestätigte mir ein Blick auf die Sensoren, dass mich die Enterprise nicht aktiv scannte. Das nahm ich als gutes Zeichen. Manchmal war es hilfreich, Freunde in hohen Positionen zu haben.

»Computer, Systemcheck, Level eins.«

»Systemcheck läuft«, erwiderte der Computer mit angenehm weiblicher Stimme. »Alle Systeme grün.«

»Genau das, was ich hören wollte.« Ich programmierte meinen ersten Warpsprung in die Steuerkonsole. Nach ein paar Sekunden bestätigte der Computer, das er seine Berechnungen für den Überlichtflug beendet hatte. Ich berührte die Konsole und aktivierte damit den Warpantrieb. Die Tain Hu sprang von Celes II fort.

Einige Minuten lang behielt ich die Passivsensoren im Blick. Dann fuhr ich den Quantensendeempfänger hoch und wartete auf das Bereitschaftssignal. Ich bekam es. Der Kanal war offen.

»Exeget, hier ist Agonist. Hören Sie mich?«

»Laut und deutlich, Agonist. Haben Sie Ihre Freizeit genossen?«

»Meinen Sie meine Inhaftierung auf der Enterprise? Es war genau so, wie ich es erwartet habe, und trotzdem enttäuschend. Ich gehe davon aus, dass Sie in der Zwischenzeit damit vorangekommen sind, die Informationen zu analysieren, die ich Ihnen vor meiner Gefangennahme geschickt habe.«

»Nicht so weit, wie Sie vielleicht hoffen.«

»Geben Sie mir einfach irgendetwas.«

»Es gibt ein paar Hinweise von der Fernmeldeaufklärung. Lokale Ordnungskräfte berichten von einigen Nausikaanern, die auf Argelius für Unruhe gesorgt haben. Sie haben mit Geld um sich geworfen und sich im Allgemeinen schlecht betragen.«

»Typisches Verhalten für Nausikaaner. Inwiefern betrifft das uns?«

»Einer von ihnen hat wohl mit einem dicken Fischzug auf Celes II geprahlt.«

»Okay, damit kann ich arbeiten. Schicken Sie mir so schnell wie möglichen ihren letzten bekannten Aufenthaltsort.«

»Schon hochgeladen.«

»Gute Arbeit. Danke, Exeget.«

»Bevor Sie abschalten …«

»Sagen Sie es nicht.«

»… will Protektor mit Ihnen sprechen. Bis dann!« Es gab ein sanftes Klicken, als Exeget das Gespräch zu unserem stets unzufriedenen Vorgesetzten weiterleitete.

»Diesmal haben Sie sich wirklich in die Nesseln gesetzt, Agonist. Die OPK zu verlieren, war schon für sich genommen ein Desaster. Doch dann wurden Sie von der Sternenflotte erwischt? Haben Sie eine Ahnung, wie knapp Sie davorstanden, Ihre komplette Tarnung zu verlieren?«

»Ja, ein wenig. Abgesehen davon, wie lange sollte ich warten, bevor ich den Peilsender deaktiviere, den La Forges Leute in meinem Reserve-Deuteriumtank versteckt haben?«

»Warum haben Sie ihn nicht schon abgeschaltet?«

»Zum einen, weil ich die fragwürdige Entscheidung getroffen habe, mich zuerst bei Ihnen zu melden. Zum anderen, weil sich La Forge und sein Team im Moment echt schlau vorkommen müssen, und ich möchte Ihnen das Gefühl so ungern nehmen.«

»Ich wünschte, Sie würden dieselbe Rücksicht auf meine Gefühle nehmen – ganz zu schweigen von meiner Karriere und der von Exeget. Wir sind nur noch eine Stümperei Ihrerseits davon entfernt, allesamt verleugnet zu werden.«

»Ich weiß, und das tut mir leid. Ehrlich. Aber ich werde das wieder hinbiegen, ich verspreche es.«

»Schön.«

»Sind wir dann fertig? Wenn ja, geben Sie mir noch mal Exeget.«

Ein weiteres, kaum hörbares Klick im Quantenkanal. »Exeget hier.«

»Ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich Kurs auf Argelius nehmen werde, sobald ich den Peilsender der Enterprise losgeworden bin.« Ich blickte auf den Datenschirm und sah die Polizeiberichte von Argelius’ Hauptraumhafenzentrum. »Die Tain Hu braucht eine neue Transponder-ID – die Argelianer kennen alle meine Identitäten. Und ich benötige einen Ankunftsflugplan, zurückdatiert, zusammen mit einer neuen Geschichte.«

»Und das alles in den nächsten paar Stunden? Ha, sonst noch etwas?«

»Genau genommen: ja. Könnten Sie, wenn es nicht zu viel Mühe macht, den Quartiermeister der Enterprise dazu bringen, einen hübschen Blumenstrauß zu replizieren und ihn an die Kabine von Sicherheitschefin Aneta Šmrhová zu schicken? Und lassen Sie ihn eine Karte hinzufügen: ›Danke für die schöne Zeit. Das müssen wir unbedingt wiederholen. Kuss, Thadiun.‹ Oh, und beschaffen Sie auch eine Vase. Irgendwas Hübsches.«

»Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen. Sagen Sie mir nicht, dass Sie …«

»Nein, habe ich nicht. Das macht es ja so lustig.«

»Oder selbstmörderisch.«

»Schicken Sie sie einfach, bitte.«

»Fein, aber Sie bezahlen das. Wenn Protektor das auf dem Spesenkonto sieht, geht er an die Decke.«

»Danke, Ex.«

»Gern geschehen. Und bitte seien Sie diesmal vorsichtig, ja?«

Ich lachte. »Kommen Sie, Sie kennen mich doch – ich bin immer vorsichtig.«

Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden

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