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Andreas, Montag,
achtzehnter Juni

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Andreas hatte schon die Lebensmittel zurechtgelegt, die es zum Abendessen geben sollte, als er Emmas Schlüssel im Schloss hörte. Während er das Gemüse wusch, hörte er, dass sie sich die Hände wusch und mit Anna redete. Dann kam sie zu ihm in die Küche und begann, mit ihm das Gemüse zu schnippeln.

»Hat Anna ihre Hausaufgaben gemacht?«, fragte sie, während er sich ganz auf die Möhre in seiner Hand konzentrierte, die geschält und geviertelt werden wollte.

Andreas nickte. »Ja.«

»Und, wie war dein Tag noch so - abgesehen von der Leiche auf dem Campingplatz?«, fragte Emma, nachdem sie eine Weile schweigend geschnippelt hatten.

»Ich kann dich beruhigen: ziemlich langweilig. Bis auf die Leiche im Keller bei den Klenkemeyers. Sprichwörtlich, natürlich. Er hat sie schon länger betrogen und heute Morgen hat sie es vermutlich herausgefunden. Ich denke, ich spreche mal mit dieser Damenbekanntschaft. Er sagt zwar, dass sie mit dem Verschwinden seiner Frau nichts zu tun haben kann, aber davon würde ich mich gerne selbst überzeugen.«

»Ach ja, die Campingplatz-Nachbarin von Frau Merker, die verschwunden ist. Du hattest angerufen. Sie könnte etwas wissen, was zur Aufklärung des Todesfalles beiträgt. Könnte sie dem Täter oder der Täterin begegnet sein? Wenn wir davon ausgehen, dass es sich um einen Tötungsdelikt handelt?«

»Hm. Ich habe den Ehemann befragt, aber es sieht nicht danach aus. Sie hat nach dem Besuch seelenruhig mit ihm Schach gespielt. Und sie lag am Morgen noch neben ihm im Bett.«

»Du hattest etwas angedeutet, dass du ihr schon einmal begegnet bist?«

Andreas seufzte schwer. »Vor fünf Jahren war doch dieser schreckliche Todesfall eines Kindes in der Sonderschule. Ein Junge ist auf einen anderen mit einem Messer losgegangen und dabei ist dieser zu Tode gekommen.«

Emma schaute vom Herd auf, auf dem sie das Gemüse anbriet. »Frau Merker war die Lehrerin damals, sie hat die Kinder für einen Moment lang allein gelassen. Warum sagst du erst jetzt, dass du mit diesem Fall zu tun hattest?«

»Ich bin nicht stolz auf meine Rolle darin. Damals hatte ich die traurige Aufgabe, der Mutter die Nachricht vom Tod ihres Sohnes zu überbringen. Sie hieß - heißt - Sabine Klenkemeyer. Es war meine erste Todesnachricht und ich war nervös. Dabei bin ich nicht sehr feinfühlig mit der armen Frau umgegangen.«

Er setzte sich an den Küchentisch und stützte den Kopf auf den linken Handballen.

Für einen kurzen Moment schienen die Gerüche aus der Pfanne ihn wie Watte zu umgeben, näherzukommen, langsam zu ersticken, auch das Brutzeln des Gemüses vernahm er nur noch von fern. Er atmete tief durch.

»Da ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, was ein Kind dazu treibt, mit dem Messer auf ein anderes Kind loszugehen, habe ich sie bedrängt. Ich wollte Antworten. Aber eine Mutter, die gerade ihr Kind verloren hat, zu fragen, ob es den Täter provoziert hat, ist hart. Und unprofessionell. Vor allem, wenn es ein behindertes Kind ist. Meine Entschuldigung später hat sie nicht akzeptiert. Und mich hat es nie losgelassen.«

Emma blickte Andreas mitfühlend an, dass ihm warm ums Herz wurde. »Ach, Andy, manchmal hat man als Polizist auch einen Scheißjob!« Sie legte den Kochlöffel beiseite und umarmte ihn.

Er spürte ihre Körperwärme und ihr Haar kitzelte seine Nase. »Danke, Emma. Es war einfach Mist, den ich da gebaut habe. Vielleicht kann ich ja jetzt noch mal einen Anlauf nehmen und mich entschuldigen.«

Winzige Fältchen entstanden auf Emmas Nase; sie entstanden immer dann, wenn sie nachdachte. »Es ist allerdings schon interessant, dass die Mutter des getöteten Jungen und die Lehrerin Nachbarn sind. Ach ja, und Klenkemeyer ist außerdem die Maklerin, die Carolin Merker die Eigentumswohnung verkauft hat. Hat der Hausmeister gesagt. Hat Merker sie dabei gelinkt? Und sie war am Sonntag etwa zwei Stunden auf dem Campingplatz, hat ihr Mann ausgesagt? Hm.«

»Glaubst du …«

»Aber wenn sie es gewesen ist, was ist das Tatwerkzeug? Und warum geht sie erst nach Hause und verschwindet erst am nächsten Morgen?«

Münchhausenschock

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