Читать книгу Eine liberale Versuchung - Delilah Jay - Страница 5
EDWARD D. WILTON IV
Оглавление"Ja, ich höre. Was sagtest du eben, Liebling? Ich kann dich nicht verstehen, die Verbindung ist schlecht. Ja, ich bin im Büro. Du, hör mal, ich habe keine Zeit mehr, muss gleich in eine Besprechung. Wir telefonieren später." Ich lege auf.
Mein Büro befindet sich in der Nähe des Flughafens von San Francisco. Das Geschäft mit dem Privatjet-Charter blüht wie nie zuvor. Seit der Attentate durch die Taliban ist mein Umsatz um rund 130 Prozent pro Jahr gestiegen. Für mich ein erfolgreicher 9/11! Ich schaue aus dem Fenster, inhaliere den Duft des Kerosins bis in die Spitzen meiner Lungen. In einer Stunde etwa treffe ich meinen Anwalt zum Mittagessen. Ja, ich mache Edwina bald zu Mrs. Edward D Wilton IV! Nur … dazu bedarf es einiger Vorbereitung. Vier Monate bis zur Hochzeit, da bleibt mir nicht viel Zeit.
Ich traf Edwina auf dieser Dinnerparty im Queen's Club in London. Sie war meine Tischpartnerin, somit hatten wir uns zwangsweise etwas zu sagen. Meine erste Frage an jede Frau ist ein Standard: "Wie viele Ärzte haben Sie?"
"Was ist das für eine Frage?", fragte sie mich lachend. "Na zwei, einen praktischen Arzt und einen, na ja, für diese Frauengeschichten, Sie wissen schon." Sie errötete.
Das gefiel mir. Ja, sie war die Richtige. Sie erzählte mir davon, dass sie mitten in der Scheidung steckte, sich blendend mit ihrem Mann oder besser fast Ex-Mann verstand, drei Söhne hat. Einer sogar in Eddies Alter. Edwina ist eine kleine, zierliche Frau, ja fast schon magersüchtig dünn, könnte man sagen. Keine Schönheit, nein. Ihr Körper gleicht eher dem eines Knaben. Kleine Brüste, gar kein Hintern. Sie ist blond, blass und sie hat diesen traurigen Humor, der in mir immer das Gefühl des Mitleids erweckt. Ein Lachen, um nicht weinen zu müssen. Sie war die Sekretärin ihres Mannes, bevor sie heirateten. Victor, ein erfolgreicher schottischer Lobbyist der Liberalen in England, machte Karriere während sie zu Hause weilte. Das gefiel mir! Sie war es gewohnt, allein gelassen zu werden, sich um die Kinder zu kümmern, zu warten. Eine Frau, die mit wenig zufrieden ist. Sie würde nicht gleich nach meinem gesamten Vermögen greifen. Victor und sie hatten einen gemeinsamen Anwalt für die Scheidung. Das klang loyal. Ich bin 68 Jahre alt und zu lebenserfahren, um noch eine Dummheit zu begehen.
"Hallo Edward! Wie ich sehe, hast du den Weg in die Fillmore Street gefunden!" Anthony klopft mir zur Begrüßung auf die Schulter.
Wir treffen uns im SPQR, einem italienischen Restaurant seiner Wahl. Ich hätte etwas Herkömmlicheres für dieses Mittagessen gewählt. Es ist sehr klein, die Tische stehen eng beieinander. Das gefällt mir nicht wirklich für diese Art von Unterhaltung, die ich mit meinem Anwalt führen will.
"Das Essen ist fantastisch! Matthew Accarrino zaubert die beste Pasta der Stadt auf den Tisch. Erlesene Weine. Nicht nur aus dem Nappa Valley!", lacht mir Anthony entgegen. Heute ist Samstag, das Lokal ist absolut ausgebucht.
"Ich werde Edwina heiraten, Anthony", versuche ich meinem Freund und Anwalt schonend beizubringen.
"Das glaube ich nicht, du, der mehr Frauen geehelicht hat als Henry der Achte? Du findest noch eine, die dir das Ja-Wort geben will? Wie machst du das bloß?" Er scherzt nicht, das weiß ich. Seit er mich aus meiner Ehe mit Mary Grace gerettet hat kann er das Wort 'Heiraten' im Zusammenhang mit mir nicht ertragen. "Edward, du weißt, was eine weitere Scheidung bedeutet. Du bist vermögend genug, dir in jedem Land der Welt eine Geliebte zu leisten, aber komm, muss es denn schon wieder eine Ehe sein?"
Wir schweigen beide.
"Hast du schon eine Vorspeise gewählt?"
Wir vertiefen uns erstmal in die Speisekarte.
"Sie ist die Richtige, Anthony!" Ich versuche wieder aufs Thema zu kommen.
"Das waren sie alle, Edward, inklusive Mary Grace. Vegiss' nicht was es dich gekostet hat, ihr deinen Sohn Edward zu nehmen. Denk dran: Edwina mag sich zwar blendend um Eddie kümmern, aber er wird größer und älter und geht bald aufs Internat. Es wird für dich einfacher. Du brauchst keine Ehefrau, du brauchst eine Nanny für ihn. Oder mehrere. Vergiss es, du hattest mehr Ehefrauen als gut für dich ist."