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5.

Shukkner

Natürlich prangten die Sterne längst am Himmel, als sie Bossonu endlich erreichten. Die Stadttore waren verschlossen.

Shukkner fluchte. Er sprang aus der Fahrerkabine, spie das fade gekaute Halmkraut auf das unebene Pflaster und lief zur vergitterten Sichtluke neben den mächtigen Torflügeln.

Der Dovoin klopfte an die Fensterläden, dass es schepperte. Augenblicke später öffnete sich die Luke, und ein mürrisches Gesicht mit entzündeter Riechspalte erschien. Der Torwächter sah ihn aus geröteten Augen an. Das Sehorgan links der Spalte war trüb und von Narbengewebe umringt.

»Was willst du ...« Er warf einen Blick auf Shukkners bronzene Halskrause, die mit den Zeichen seines Berufsstands verziert war. »... Henker?«

»Ich hoffe auf deine Gnade für meine Verspätung, Wächter. Ich hatte eine Panne und konnte Bossonu deshalb nicht vor Sonnenuntergang erreichen.«

Shukkner machte einen Schritt zur Seite, damit der Torwächter einen Blick auf sein Gefährt werfen konnte. Der Halbblinde beäugte den Schornstein der Räucherkammer und witterte. Die entzündeten Riechschwämmchen pulsierten.

»Du stellst Würste her?«

»Ja, Wächter.«

»Dein Name?«

Shukkner strich sich zufrieden über den Bauch. Viele fahrende Händler und Handwerker stellten Lebensmittel her, um in den Gegenden fern der Städte und Dörfer nicht auf Vorräte angewiesen zu sein, die sie teuer erwerben mussten.

»Mein Name ist Shukkner.«

Erkennen glomm im gesunden Auge des Wächters auf. Ein anerkennendes Bellen entwich dem Luftmund. Shukkners Ruf und der seiner Zunft waren in Bossonu also intakt.

»Deine Wurst genießt ein gewisses Ansehen«, stellte der Wächter fest. »Gegen die Entrichtung einer Aufwandsentschädigung kann ich dich tatsächlich noch einlassen.«

»Das ist sehr gütig.«

»Vier Schlitzmünzen, dann du kannst reinfahren. Und zwei Würste, damit auch mein Partner zufrieden ist und mich nicht anschwärzt.«

Shukkner zahlte und wünschte Klurn die Nässfäule in die Riechspalte. Die Trägheit des Sklaven hatte ihn den halben Ertrag einer Hinrichtung gekostet.

*

Der Anblick einer Stadt erfreute und erschreckte Shukkner immer wieder zugleich.

Freude wärmte ihm den Bauch, wenn er an die zahlreichen Klienten dachte, denen er ein schnelles und schmerzfreies Lebensende durch sein scharfes Fallbeil schenken würde.

Schrecken ergriff Shukkner vor der schieren Wucht der Stadt. Er war freies Land gewöhnt, weite Prärien, frische Luft und Sonnenschein. In Bossonu gab es so gut wie nichts davon.

Häuser aus Stein und Holz schienen wahllos übereinandergestapelt, um der Unmenge an Dovoin Herr zu werden. Selbst die Brücken waren bewohnt. Über bis zu zwanzig Ebenen verteilt verbanden sie Gebäude und Hochstraßen miteinander – oder führten ins Nichts.

Wäsche hing an Leinen vor den winzigen Fenstern. Flackerndes Licht drang durch die oftmals blinden Scheiben, und Stimmengewirr schwappte auf die Verkehrswege hinab.

Die Kanalisation war von Unmengen an Fäkalien deutlich wahrnehmbar überlastet. War eine Wohnung nicht daran angeschlossen, schütteten die Bewohner ihre Notdurft auf die Straße in die Rinnen.

Shukkner lenkte seinen Wagen durch das Gewimmel. Mehr als einmal platschte eine stinkende Flüssigkeit auf die Kupferplatten der Karosserie. Klurn würde einige Zeit investieren müssen, das Gefährt wieder auf Hochglanz zu polieren, damit er einen guten Eindruck auf die Kundschaft machte.

Darauf bedacht, den Fäkalienstürzen zu entgehen, streckte Shukkner den Kopf aus dem Seitenfenster. Die Sterne waren nicht zu sehen. Ähnlich würde es sich am nächsten Tag in den engen Straßenschluchten mit dem Sonnenlicht verhalten.

Er seufzte bellend.

Stockfinster war es zumindest nicht. Ölfunzeln brannten. Hier und da entdeckte Shukkner Gaslaternen. Lichtstrampler mühten sich auf hohen Rädern ab, Elektrizität zu erzeugen. Generatoren konnte sich in diesem Stadtteil niemand leisten.

Bald öffnete sich die Straße zu einem Platz, auf dem einer der weithin bekannten Mitternachtsmärkte von Bossonu stattfand. Die Stadt schlief niemals ganz.

Frachtwagen rumpelten über das Pflaster. Dampfmaschinen bollerten, zischten und stampften. Marktschreier versuchten, den Lärm und die Rufe ihrer Konkurrenten zu übertönen.

Shukkner zog es in die Mitte der Fläche. Endlich roch es nicht mehr vorwiegend nach Ausscheidungen, sondern nach brennenden Kohlen, bratendem Fleisch, Gemüse, Kräutern und Schnaps.

»Klurn!«, schrie Shukkner. »Hiss die Fahne!«

Kurze Zeit später sah er, dass der Sklave dieses Mal seine Anweisungen schnell befolgte. Der dünne, biegsame Fahnenmast fuhr aus dem Rohr am linken Ende der Fahrerkabine aus. Ein leuchtend rotes Banner flatterte in der Luft.

Jeder sollte es sehen: Shukkner war in der Stadt!

Perry Rhodan 3054: Die letzte Welt der Vecuia

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