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Das Medium

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Bartholomäus nickte nur, um zu verdeutlichen, dass er Tjalf natürlich begleiten würde, wenn dieser zu einem Medium möchte. Eine Diskussion an dieser Stelle würde nur unnötig Zeit kosten, die sie sich nicht leisten konnten.

„Wir werden uns alle auf den Weg machen“, war für Tjalf klar, „denn ich will nicht schon wieder, dass wir getrennt sind und Malit die Chance ergreifen kann, uns weiter zu schwächen.“

„Ich werde dieses Mal auch mitkommen“, sagte Professor Lux, „vielleicht kann mir dieser Dyako ja bei meinem Zombieproblem helfen.“

„Wer weiß…“, meinte Tjalf.

Piet schaute etwas bedröppelt, denn es bedeutete für ihn, dass seine Freunde sich erneut in ein Abenteuer stürzen und er hier an Ort und Stelle verweilen müsste. Er hoffte für sich, sie alle weidersehen zu können. Sei verabschiedeten sich von dem Hausgeist und machten sich auf den Weg zu Dyako. Das Buch nahmen sie mit.

Tjalf wusste den Weg noch zu dem Haus, bei dem sie das Medium das letzte Mal getroffen hatten und er hoffte inständig, dass sie es erneut sehen konnten, denn er wüsste nicht, wo er sonst nach Dyako suchen sollte.

„Bist du sicher, dass der hier wohnt?“ wollte Bartholomäus wissen, der daran sehr stark zweifelte, denn das Haus und das Grundstück sahen so schlicht aus, als würden an diesem Ort ganz normale Menschen wohnen.

„Nein, aber ich muss es riskieren“, antwortete Tjalf und betrat das Grundstück, indem er die Pforte öffnete.

Sie quietschte ein wenig, sodass er erstmal stoppte und abwartete, ob jemand kommen könnte. Als sich nichts regte, ging er hindurch. Die Bande folgte ihm. Bartholomäus sicherte nach hinten ab, denn er traute dem Braten nicht.

„Sei vorsichtig“, meinte Professor Lux, dem ebenfalls nicht ganz geheuer war.

„Ja“, bestätigte Tjalf und stand vor der Haustür.

Dann klingelte er an der Tür und war gespannt. Der Professor schaute immerzu, ob sich irgendeine Falle aktivierte- welche das auch immer sein sollte und Peter war entspannt, denn er vertraute auf den Plan von Tjalf, während Bartholomäus sich in Alarmbereitschaft befand.

Die Tür öffnete sich und ein Junge stand vor der Geisterbande. Er schaute sich um und lächelte ein wenig. Er wirkte nicht wie ein kleiner Junge, weil er sehr ernsthaft rüberkam.

„Dyako?“ fragte Tjalf, denn er wollte wissen.

„Habe Geduld, junger Venator“, antwortete der Junge.

Nun war sich Tjalf nicht sicher, ob es sich bei dem Jungen um Dyako oder jemand anderes handelte. Denn weshalb sollte er geduldig sein?

„Ich bringe euch zu Dyako“, verriet der Junge und damit war allen klar, dass er nicht das Medium war.

Es war ohnehin alles anders als beim letzten Mal, denn da gab es den Jungen nicht. Aber auch das Haus war beim Eintreten anders ausgestattet, als wäre es nicht das Haus, welches sie beim vorherigen Besuch betreten hätten. Nur das äußere blieb gleich.

„In diesen Raum“, meinte der Junge.

Sie gingen in ein größeres Zimmer, das aussah wie eine Wohnstube. Dort saß auf einem Sessel ein alter Mann, der mit einer Pfeife in ein Kaminfeuer starrte und ausschaute, als sinnierte er über das Leben.

„Dyako?“ fragte Tjalf wieder, denn er erkannte den alten Mann nicht.

„Pssst“, meinte der Junge aus dem Hintergrund, „rede, wenn du angesprochen wirst.“

„Wir sind doch keine Kinder“, beschwerte sich Bartholomäus.

„Ihr müsst euch nicht an die Regeln halten, aber dann werde euch nicht geholfen“, entgegnete der Junge.

„Bartholomäus, halte dich bitte daran“, verlangte Tjalf und schaute ihn an.

Bartholomäus nickte etwas widerwillig. Der Professor und Peter bleiben bereits still. Peter war ein wenig Bange, aber er hatte weiterhin Vertrauen darin, dass Tjalf das Richtige tat. Professor Lux dagegen war hellauf begeistert, denn das Zimmer war voller alter Bücher und er war sich sicher, dass sich hier eine alte Seele befand, die ihm in seiner Frage sicher helfen konnte. Er konnte aber auch verstehen, dass die Rettung Hannas und Tjalfs Bruder Vorrang hatte.

„Ich habe euch bereits erwartet“, sprach der alte Mann und drehte sich zu Tjalf und der Bande herum.

„Aber warum so umständlich?“ wollte Tjalf wissen, der den Umweg über ein Buch in der Bibliothek, dass auch noch Bartholomäus gefunden hatte, eher zeitverzögernd fand.

„Es hat seine Gründe“, antwortete der Alte und rauchte an seiner Pfeife.

„Es wäre aber hilfreich, wenn wir erfahren, warum, denn meine Freunde denken, dass es sich um eine Falle handeln könnte und wir können nicht schon wieder in eine geraten, wenn es offensichtlich war“, entgegnete Tjalf.

„In Zeiten wie diesen muss auch ich mich hüten“, verriet der alte Mann, „und Vorsichtsmaßnahmen treffen, die meinen Schutz dienen. Wenn der jetzige Fürst der Unterwelt von meinem Aufenthaltsort wüsste, wäre auch ich in Gefahr.“

„Ich verstehe“, meinte Tjalf, „aber wir spielen alle im gleichen Team.“

„Dass denke ich nicht“, erwiderte der Alte, „denn die meisten spielen in ihrem eigenen Team.“

„Warum sprecht ihr immer in Rätseln?“ fragte Tjalf und man verspürte einen leichten Groll dagegen.

„Als Medium bin ich dazu verpflichtet, mein Wissen, über das ich verfüge für mich zu behalten“, antwortete er.

„Jetzt bin ich verwirrt“, sagte Tjalf, „ihr dürft mir nichts verraten? Aber weshalb macht ihr es dann?“

„Tue ich ja nicht“, erläuterte der Alte weiter, „da ich ja in Rätseln spreche. Es ist eine Art Grauzone.“

„Aber wen fürchtet ihr?“ wollte der Professor wissen.

„Dem Herrn aller Dinge, dem Schöpfer oder wir ihr sagt, Gott“, antwortete der alte Mann.

„Aber auch dem Herrscher der Unterwelt, oder?“ fragte Peter.

„Natürlich“, meinte der Alte, „aber der Herr ist der Schöpfer aller Dinge, also auch der Unterwelt und des Herrschers der Unterwelt und daher als mächtiger anzusehen.“

„Was ist dann Eure Aufgabe, wenn Ihr als Medium nichts verraten darfst?“ wollte Tjalf wissen.

„Ich soll den Lauf der Dinge im Auge behalten“, antwortete er.

„Gut, nun haben Sie uns hergeführt“, sagte Tjalf, „wollen Sie uns helfen, den Eingang zum Himmel zu finden?“

„Ja, das will ich“, antwortete er ziemlich klar.

„Dürfen Sie das überhaupt?“ fragte Professor.

„Nicht, wenn ich es direkt verrate“, antwortete der Alte.

„Ah, ich verstehe, Sie werden nun wieder in Rätseln sprechen“, sprach Tjalf.

„So ist es“, bestätigte der alte Mann.

In diesem Moment drehte sich Tjalf um, denn er wunderte sich über diesen Jungen, der immer noch an der gleichen Stelle stand. Er hatte eine merkwürdig mystische Aura. In diesem Augenblick meldete sich wie aus dem Nichts Mereg zurück:

„Er ist nicht der, für den er sich ausgibt.“

„Wer ist er denn sonst?“ wollte Tjalf wissen.

Es blieb alles in seinen Gedanken und die anderen konnten es nicht hören. Dennoch versuchte Tjalf, sich unauffällig zu verhalten, damit niemand irritiert war und damit das Medium keinen Rückzieher machte.

„Das weiß ich nicht“, meinte Mereg, „aber der Alte da ist ein ganz normaler Mensch.“

Tjalf fokussierte den Jungen, was der alte Mann nun mitbekam. Er schaute fragend und beugte sich ein wenig nach vorne.

„Was ist?“ wollte er wissen, „stimmt etwas nicht?“

„Es stimmt etwas gewaltig nicht“, antwortete Tjalf und die anderen waren plötzlich voll aufmerksam, „Sie sind nicht Dyako.“

„Aber…“, wollte der alte Mann sich erklären, aber er wurde unterbrochen, indem Tjalf einfach weiterredete:

„Er ist es!“

Dabei zeigte er auf den Jungen, der mit seinem Pokerface keine einzige Miene verzog. Es war für die anderen so, dass sie nicht sagen konnten, ob Tjalfs Vermutung nun richtig oder falsch war.

„Es war der Dämon, richtig?“ fragte der Junge.

„Ja, Mereg hat es mir verraten“, gab Tjalf preis und erinnerte alle daran, dass der Dämon allgegenwärtig war, auch wenn er sich nicht immer meldete oder gar zeigte.

„Warum diese Scharade?“ wollte der Professor wissen.

Peter schaute sich indes immer wieder um, denn es hätte ja genauso gut eine Falle sein können. Gerade, wenn das Medium die Geisterbande offensichtlich belog, um seine wahre Identität zu verheimlichen. Bartholomäus bleib wachsam. Aber nicht panisch, denn so etwas beeindruckte ihn nicht mehr. Er kannte Täuschungen schon.

„Ich erklärte es bereits“, antwortete Dyako, „ich muss mich hüten, denn auch andere Mächte sind hinter mir her.“

Er streckte seine Hand aus und der Alte stand von dem Sessel auf. Er zuckte kurz etwas und dann schaute er geradewegs zum Medium.

„Du hast deine Aufgabe erfüllt, nun gehe wieder in dein normales Leben und vergesse alles, was du hier gesehen hast“, sprach Dyako.

Der Mann ging ohne sich zu verabschieden aus der Tür heraus. Die anderen verfolgten diese Situation und überlegten, was da in diesem Moment passiert war.

„Ich habe ihn hypnotisiert“, verriet Dyako, denn er spürte die vielen Fragezeichen, die sich über ihren Köpfen gebildet hatten.

„Solange du uns nicht hypnotisierst“, machte Bartholomäus sofort deutlich, „gibt es auch kein Problem.“

„Ich denke, es ist nicht angebracht, mir zu drohen“, wehrte sich das Medium, „zumal du auch nicht der bist, für den du dich ausgibst.“

„Was soll das denn heißen?“ fragte Bartholomäus, zog sein Schwert und machte sich auf der Stelle kampfbereit.

„Was meinst du?“ wollte Tjalf plötzlich wissen und war noch etwas irritiert.

„Das ist aber jetzt kein Trick, oder?“ fragte der Professor, der nun nicht mehr wusste, ob Dyako wieder irgendwas anwendete oder ob das ein echter Hinweis war.

Peter erging es ebenso, während Tjalf wie angewurzelt dastand. Er wollte den Dämon nutzen, um herauszufinden, ob Dyako die Wahrheit sprach und Bartholomäus tatsächlich jemand anderes war.

„Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen“, antwortete Mereg im Inneren von Tjalf, „ich müsste die Kontrolle übernehmen, dann weiß ich es mit Sicherheit.“

„Toller Versuch“, erwiderte Tjalf, „aber das lassen wir mal.“

„Das Problem ist, dass ich nichts verraten darf, deshalb werde ich mich diesbezüglich nicht weiter dazu äußern“, erklärte Dyako.

„Aber das Problem ist auch, dass du uns nun eine Andeutung gemacht hast und ich nicht weiß, was richtig und was falsch ist“, machte Tjalf klar, „daher ist es von immenser Bedeutung, dass du uns nun den Rest erzählst.“

„Ich stehe hier als Angeklagter da“, beschwerte sich Bartholomäus, „und kann nicht beweisen, dass ich wirklich ich bin.“

„Ich werde es nicht verraten, ganz gleich, wie sehr ihr mir droht“, verdeutlichte Dyako, „ich hätte es vielleicht nicht andeuten, verzeiht mir. Es gibt nun wichtigere Dinge, die wir besprechen müssen.“

Tjalf dachte kurz nach. Mereg nervte nochmals damit, dass er es sicherlich sagen könnte, wenn denn Tjalf nur ihn die Kontrolle übertrug, aber dies stand für Tjalf außer Frage und er ignorierte den Dämon.

„Dann behalten wir ihn im Auge“, äußerte Tjalf.

„Und die ganze Zeit riskieren, dass er durchdreht, weil er in Wahrheit jemand anderes ist?“ fragte der Professor.

„Das müssen wir bei dir auch“, konterte Bartholomäus, „falls du dich in einen Zombie verwandelst.“

„Das stimmt…?!“ wunderte sich Professor Lux, denn er war ebenso eine Gefahr für die anderen.

„Nun hört auf“, rief Tjalf, „wir müssen alle damit umgehen und werden weitermachen, denn wir riskieren das Leben meines Bruders und das von unserer Freundin Hanna, die im Übrigen auch gefährlich werden kann, wenn sie zum Seelenfresser wird.“

Dann war es still. Jeder hatte seine Gedanken zu dem Gesagten von Tjalf. Peter dachte darüber nach, dass er wohl selbst eines Tages zum Seelenfresser werden würde und diese Vorstellung behagte ihm nicht. Bartholomäus hatte das Gefühl, dass es nun schwieriger zwischen allen werden könnte. Professor Lux machte sich Sorgen, wie lange er noch seinen Zombie unterdrücken konnte, denn er spürte ihn immerzu. Er klopfte quasi immer wieder an und der Professor hatte große Mühe, ihn zurückzuhalten. Der Einwand von Bartholomäus war daher sehr treffend.

„Wie es nun? Wollen wir uns ans Werk machen?“ fragte Dyako, nachdem er die Bande eine Weile hat überlegen lassen.

„Ja“, bestätigte Tjalf.

„Dann folgt mir“, sagte das Medium und ging voran.

Sie folgten ihm allesamt. Sie kamen in den Flur und nutzten eine Treppe, um in den Keller zu gelangen. Dort gab es ein Zimmer, welches Regale hatte, in denen sich Bücher befanden. Dyako betrat das Zimmer und nahm sich eines der Bücher.

„Die Bibel?“ erkannte Tjalf und war etwas verwirrt, denn wenn in der Bibel stand, wie man in den Himmel gelangen konnte, dann würde doch jeder darauf kommen!

„Ja, die Originalfassung“, antwortete Dyako, „die Menschen haben eine für sie geschaffene Version.“

„Interessant“, äußerte der Professor.

„Ja, wirklich, denn dieses Buch hat die Antworten auf alle Fragen, die es gibt“, erläuterte Dyako und schlug es auf, „allerdings muss man den Code erkennen. Es ist wie eine eigene Sprache. Wenn man sie versteht ist es recht einfach, nur hat jede Antwort seine eigene Symbolik.“

„Kann es nicht auch mal einfach gehen?“ fragte Peter.

„Nein, denn der Herr wollte, dass jeder die Möglichkeit hat, in den Himmel zu kommen, wenn er nur verstanden auf welche Weise“, entgegnete Dyako.

„Gilt das auch für unsereins?“ wollte der Professor wissen.

„Was ist mit unsereins gemeint?“ fragte Dyako nach.

„Naja, einem Zombie, einem Geist, einem Diviator, einem Venator mit einem Dämon in sich?“ konkretisierte Professor Lux seine Frage.

„Ich denke, da wird die Schwierigkeit liegen“, antwortete Dyako und zeigte auf eine Seite der Bibel.

Dort stand geschrieben:

„Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich`s meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.“

„Was hat das mit dem Himmel zu tun?“ wollte der Professor wissen.

„Es ist der Psalm 139, 23-24 und er verrät, wer in den Himmel darf“, antwortete Dyako, „das Herz muss rein sein und der Ewige Weg kann hier als Himmel verstanden werden. Es muss ja nicht immer das Wort genannt werden. Das wäre zu simpel.“

„Dann sind wir alle raus?“ fragte Tjalf, „wegen unserer, nennen wir es, dunklen Seite?“

„Vor Gott sind wir alle gleich, ganz gleich ob wir gläubig sind oder nicht“, erklärte das Medium, „daher kann es sein, dass der Himmel auch euch empfängt.“

„Aber ist in der Bibel nicht davon die Rede, dass alle Menschen vor Gott gleich sind?“ fragte Professor Lux nach.

„In der Menschenversion schon, aber in Wahrheit ist er so gerecht, sodass er alle gleich sieht, ob Dämon oder Mensch, ob Zombie oder Engel“, antwortete Dyako, „daher mischt er sich auch nie ein. Es sei denn, das Gleichgewicht wird derartig gestört, sodass sonst der Himmel und natürlich er in Gefahr wären, so wie damals bei Sodom und Gomorrha.“

„So eine Doppelmoral“, kommentierte der Professor, „nach der Logik dürfte es keine Unterwelt geben.“

„Nur weil er sie gleich sieht, heißt es nicht, dass sie in den Himmel kommen“, entgegnete Dyako, „denn die Taten machen den Unterschied aus.“

„Das bedeutet, dass ein Dämon auch in den Himmel kommen kann?“ fragte Professor Lux nach.

„Theoretisch ja“, antwortete Dyako, „aber ich persönlich habe davon noch nie gehört.“

Der Professor fürchtete, nach dem Tod für alle Ewigkeit in der Unterwelt festzuhängen und für seine Taten gequält zu werden. Denn er war schon einmal dort, da er gestorben war und dies lehrte ihm das Fürchten.

„Wollen wir jetzt über Gott sprechen oder den Eingang zum Himmel finden?“ fragte Tjalf etwas genervt, „ihr könnt euch auch nach der Rettung zum Kaffeeklatsch verabreden.“

„Auch wenn es sehr harsch klag, Tjalf hat recht“, musste Dyako eingestehen, „wir müssen weitermachen.“

„Es tut mir leid, ihr wisst, weshalb ich so einen Druck ausübe“, erklärte sich Tjalf, denn er wollte die anderen nicht so anfahren.

„Kein Problem“, sagte Peter, „ich vermisse Hanna ebenso wie du. Deinen Bruder will ich auch retten, wie alle anderen, sonst wären wir nicht an deiner Seite.“

Nun hatte Tjalf erst recht ein schlechtes Gewissen. Immerzu ist er so egoistisch und bedenkt nicht, dass seine Freunde an seiner Seite kämpfen. Von nun an wird er sie mit Respekt behandeln, denn sie hatten es verdient!

„Entschuldigt, ich werde mich ab jetzt anders verhalten und nicht mehr so drücken“, erklärte Tjalf.

„Macht nichts“, meinte der Professor, „ging mir auch schon so.“

„Es zeigt Größe, wenn man sich entschuldigt“, äußerte sich Dyako.

„Danke“, meinte Tjalf, „dann können wir fortfahren. Wie aber finden wir den Eingang? Auch wenn wir nicht wissen, ob wir hineindürfen?“

„Du meinst, ob es Eingänge gibt, so wie für die Unterwelt?“ stellte Dyako als Gegenfrage.

„Genau“, bestätigte Tjalf.

„Ja und nein“, antwortete das Medium, „es gibt Eingänge, nur sind sie nicht so feststehend wie ihre dunklen Brüder und Schwestern.“

„Wieder diese Rätsel“, äußerte sich Peter.

„Tut mir leid“, meinte Dyako.

„Ja, wissen wir doch“, meinte Tjalf, „aber was bedeutet es?“

„Wenn sie nicht feststehend sind, dann bewegen sie sich“, vermutete Professor Lux.

„Wie soll das denn gehen?“ fragte sich Peter, „sie können ja nicht in einer beweglichen Sache versteckt sein, denn die sind doch menschengemacht.“

„Vielleicht durch Zauberei?“ vermutete der Professor, „ich meine Filum konnte uns ganze Illusionen vorgaukeln, da wird der Himmel das auch können?“

„Ihr seid ja schnell“, musste Dyako zugeben, „kein Wunder, habt Ihr durch Eure Abenteuer auch eine Menge an Erfahrung gewonnen.“

„Aber wo ist der Zauber und wie funktioniert er?“ wollte der Professor wissen.

„Sag nicht, es steht irgendwo in der Bibel“, befürchtete Tjalf.

„Nein, keine Angst“, beruhigte Dyako sie, „ich habe eine Monophrase, die euch weiterhelfen kann.“

„Was ist eine Monophrase?“ fragte Tjalf, aber alle anderen wollten es ebenso erfahren.

„Ein Zauberspruch, der nur einmal gilt“, verriet das Medium.

„Das heißt, nur einer kann in den Himmel?“ bohrte Tjalf weiter.

„Nein, es bedeutet, dass sich ein Portal öffnet und für eine Zeit offen bleibt“, antwortete Dyako und merkte, dass er anfing zu viel zu verraten, „aber mehr gebe ich nicht preis, bevor ich dafür mein Leben herhalten muss.“

„Ein Portal aus dem Nichts?“ fragte Bartholomäus plötzlich aus dem Hintergrund.

„So ist es“, bestätigte Dyako.

„Und du hast eines dieser Zaubersprüche?“ fragte Tjalf, denn er konnte es nicht glauben.

Zum einen, da es wieder einmal Zeit kostete, wenn sie beim Medium stets alle Rätsel lösen müssen und zum anderen klang es einfach unglaublich.

„Dann mal nichts wie los“, sprach der Professor mit einer gewissen Vorfreude in seiner Stimme.

Dyako zeigte auf die Bibel, die der Professor noch immer in seiner Hand hielt. Er hatte sie sich zwischendurch genommen, um die Psalmen zu suchen, die den Aufschluss über den Himmel und wer Zugang hatte, gaben.

„In der Bibel?“ fragte Professor Lux und blätterte wild drauf los, denn er dachte, es stehe wieder alles in irgendwelchen Psalmen.

„Ja, aber nicht in einzelnen Wörtern oder nur einigen Psalmen“, antwortete das Medium.

„Dann ist es die Bibel selbst“, vermutete Tjalf, „sie ist der Schlüssel.“

„Das stimmt“, bestätigte Dyako, „nun schlage das Buch auf und du wirst die Anleitung finden. Befolge sie und du wisrt ins Himmelreich gelangen. Ich werde mich nun verziehen, denn das Böse naht.“

Kaum hatte Dyako diese Worte ausgesprochen, verschwand er, indem er sich auflöste. Welches Böse er genau meinte, hatte er nicht verraten. Tjalf hatte auch keine Zeit, über dieses Böse nachzudenken, denn er hatte es mit Malit zu tun, der derzeitiger König der Unterwelt war. Was sollte da schon kommen?

Tjalf schlug die Bibel auf und sah auf einmal eine Schrift, die sich ihm offenbarte. Im Inneren meldete sich Mereg, aber er ignorierte ihn. Der Dämon warnte immerzu, dass eine große Gefahr in Anmarsch war, aber Tjalf hatte das Interesse daran. Die Worte verrieten, dass man die Bibel auf den Boden legen sollte und die Worte „Portal Coelum“ sieben Mal wiederholen sollte, denn Gott schuf die Welt in sieben Tagen.

Tjalf legte die Bibel auf den Fußboden, als Bartholomäus in Richtung Eingang schaute. Tjalf hat das Wissen, dass etwas kam und nun hatte er eine Ahnung, wie nah dieses Böse schon war.

„Da kommt was auf uns zu“, rief Bartholomäus, „und es scheint mächtig zu sein.“

„Einer von Malits Handlangern?“ fragte Peter.

„Das ergibt keinen Sinn“, meinte der Professor, „weshalb sollten wir für ihn die Drecksarbeit machen und kurz bevor wir in den Himmel gelangen, bringt er uns um? Glaube ich irgendwie nicht.“

„Es sind nicht Malits Leute“, sagte Bartholomäus dann.

Tjalf sprach die Worte, die das Portal öffnen ließen: „Portal Coelum. Portal Coelum. Portal Coelum…“

„Woher weißt du das?“ wollte Peter wissen.

„Ähm, ich weiß nicht, eine Ahnung“, antwortete Bartholomäus für seine Verhältnisse unsicher.

Die Haustür sprang auf und die Macht konnte von allen wahrgenommen werden. Tjalf mjusste sich auf die Worte konzentrieren, denn sonst waren sie möglicherweise verloren.

„Portal Coelum. Portal Coelum. Portal Coelum. Portal Coelum“, sprach er und eine blaue Energie kam aus der Bibel und formte ein riesiges Tor, welches bläulich schimmerte und mysteriös wirkte.

„Du hast es!“ rief Bartholomäus, „lass‘ uns schnell weg von hier, gleich ist es da.“

Ohne auch nur einen Gedanken darüber zu verschwenden, ob alle durch das Portal durften, liefen alle hinein. Sie wussten auch nicht, ob ihnen das Wesen folgte, aber sie rechneten alle damit, deshalb konzentrierten sie ihre Kräfte.

Die Geisterbande und das Tor zum Himmel

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