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Kapitel 3: Geschichte der Hexenverfolgung
ОглавлениеUm mehr über Hexen und Wicca zu erfahren, lohnt sich ein Blick in die Geschichte. Es ist ein Irrglaube, dass Hexen im Mittelalter verfolgt wurden. Hexen wurden in der frühen Neuzeit gefoltert und verbrannt, vom 16. Jahrhundert bis zum 18. Jahrhundert. Im Mittelalter wurden Hexen und Zauberer oft um Rat gefragt, natürlich nur diejenigen, die weiße Magie ausübten. Hexen, die sich schwarzer Magie bedienten, wurden in den Kerker gesperrt und teilweise gefoltert.
„Hexen“ wurden früher alle Personen genannt, die Gott leugneten und anders waren. Dieses Schicksal traf aber auch Menschen, die mit anderen befeindet waren, denn damals reichte eine bloße Anschuldigung aus, um einen Menschen zu verklagen und auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Da man sich noch nicht mit der Natur und ihren Phänomenen auskannte, wurden Hexen und Zauberer für Regen, Donner, Vulkanausbrüche, Überflutungen und Ernteausfälle verantwortlich gemacht. Diese waren besonders tragisch, weil große Teile der Gesellschaft früher abhängig von der Landwirtschaft waren. Änderte sich das Wetter oder zerstörte eine Trockenperiode die ganze Ernte, reagierten die Menschen abergläubisch und schoben ihren Misserfolg den Hexen zu. Weil ihr Leben von einer profitablen Ernte abhing, steigerte sich bei den Bürgern die Wut bei Ausfällen ins Unermessliche.
Das Wort „Hexe“ tauchte erstmals zwischen dem 9. und 10. Jahrhundert auf, als hagazussa (weiblicher Zaungeist). Aus „hagazussa“ wurde im 15. Jahrhundert „Hexe“. Anders als heute erhielten nur Frauen den Begriff. Männer nannte man Zauberer, Hexer oder Magier. Inzwischen gehen viele – getreu dem Wicca – Kern – dazu über, sich als Hexe oder im Englischen Wiccan zu bezeichnen – egal, wessen Geschlecht sie sich zugehörig fühlen. Der Volksglaube verbreitete, dass die Hexen und Hexer ihre Fähigkeiten durch Sex mit dem Satan und Verehrung des Teufels bekamen. Das zeigt, wie sehr die Meinung anderer Leute früher zählte.
Während der Spätantike hatte die katholische Kirche mit vielen neuen Religionen und Sekten zu kämpfen. Da das Christentum an der Macht bleiben wollte, sagten die Bischöfe, Päpste und Priester den Hexen Satanismus nach. Nur weil Hexen nicht unbedingt an Gott, Jesus und die Bibel glaubten, standen die weisen Menschen plötzlich unter Verdacht mit dem Teufel zu arbeiten – jenem Feindbild, vor dem damals alle Katholiken Angst hatten. So kam es dann – angetrieben durch die Kirche – zu Verfolgungen, Aufständen und Hexenprozessen. Eine Methode, um angebliche Hexen zu entlarven, war die Wasserprobe, bei der die Angeklagten gefesselt in einen Sack gesteckt und ins Wasser geworfen wurden. Die meisten gingen natürlich unter und starben qualvoll. Eine „richtige“ Hexe wollte man daran erkennen, dass sie an der Oberfläche blieb – was den Inquisitoren dennoch die „Erlaubnis“ gab, die Beschuldigten zu töten. Als Inquisition (aufspüren) verstand man das suchen und verfolgen (töten) der Beschuldigten. Papst Innozenz III. rief dazu auf. Die Inquisitoren waren meistens Prediger oder Franziskaner –, sowie häufiger Dominikanermönche. Wer ein Inquisitor war, hatte ein gesellschaftlich hohes Ansehen; sie durften Urteile vollstrecken. Meistens sprach ein Geistlicher das Todesurteil, welches die Bürger gleich vollzogen. Hatte man von den Angeklagten nicht das gehört, was man sich wünschte, wurden diese mit Daumen – und Beinschrauben gefoltert. Diese Instrumente wurden so fest angelegt, dass viele Unschuldige irgendwann den Verfolgern nach dem Mund redeten und eine angebliche Verbindung mit dem Teufel zugaben. Das bestätigte wiederum die von der Kirche erdachten Anschuldigungen.
Durch mangelnde Aufklärung haben selbst heute noch viele Menschen ein falsches Bild von Hexen, welches durch Märchen wie Hänsel und Gretel oder Filme wie Blair Witch Project leider weiter verbreitet wird. Hexen und Zauberer die heute noch Flüche sprechen und Lebewesen töten, betreiben schwarze Magie. Mit Wicca hat dies jedoch nichts zu tun, da die Naturreligion das Leben ehrt.
Der Flug mit dem Besen kommt von der Hausarbeit, die Frauen früher noch alleine regeln mussten. Sie fegten die Wohnung mit einem Reisigbesen. In England stellten sie ihn vor die Haustüre wenn sie unterwegs waren und in der Antike fegten Hebammen damit böse Geister fort, wenn ein Kind geboren wurde. Dazu kamen Erzählungen von Hexenfesten auf hohen Bergen, wie dem 1142 Meter hohen Blocksberg bei Wernigerode (Harz). Weil man sich früher nicht vorstellen konnte, wie man auf solche hohen Berge gelangte, erfand man eine Anreise mit dem fliegenden Besen. Auch die aus neun Zutaten bestehende Hexensalbe sorgte für die Geschichte des Hexenfluges. Denn darin waren giftige Stoffe enthalten, welche die Sinne vernebelten und den Menschen so das Gefühl gaben, zu fliegen. Ein Gerücht besagte, dass die Hexensalbe aus Leichen von ungetauften Kindern bestehen würde.
Im 14. Jahrhundert verbreitete die Kirche das Gerücht, dass Hexen Kinder entführten und aßen. Die Hexen sollten ihnen angeblich das Blut aus dem Körper saugen. Dies weist Parallelen zu den Vampiren auf. Während der Hexenfeste sollen sie religiöse Zeremonien umgekehrt und Menschen im Namen des Teufels getauft haben. 1487 kam ein Buch namens „Der Hexenhammer“ heraus, mit dessen Hilfe man Hexen erkennen sollte. Passende Foltermethoden waren praktischerweise auch Teil des Buches. Nach dessen Erscheinung starben an der Anklage „Hexe“ so viele Menschen wie nie zuvor. Das Buch bestand aus drei Teilen. Der erste beschrieb sie, der zweite ihre angeblichen Schandtaten und der dritte Teil enthielt eine ausgedachte Prozessführung mit Folteranleitungen, um auch garantiert das zu hören zu bekommen, was man hören wollte.
Martin Luther, der gerne als Reformator der katholischen Kirche gefeiert wird und sich für die Gründung der evangelischen verantwortlich zeichnete, befürwortete übrigens die Hexenverfolgungen. Nicht nur Frauen starben, sondern auch Männer und Kinder. Wie bereits erwähnt, konnte jeder durch Verleumdungen im Höhepunkt der Verfolgungen als Hexe ermordet werden. Man geht davon aus, dass mehr Frauen starben, weil die Kirche sie auch wegen der Bibelgeschichte mit Eva als Feind ansah. Das steht im krassen Widerspruch, da Katholiken bekanntlich eine Frau namens Maria verehren.
Ab dem 18. Jahrhundert wurden die Menschen gebildeter und nach immer mehr Protesten, wurden die Eingesperrten wieder freigelassen. In England waren die letzten offiziellen Verbrennungen 1682. Erst 1775 fand die letzte offizielle Verbrennung in Deutschland statt. Trotzdem hatten die Menschen bis ins 20. Jahrhundert Angst vor einer Verurteilung.
Die Frauenbewegung in den 1970ern demonstrierte in der Walpurgisnacht gemeinsame Stärke und Magie. Dann kam eine neue Bewegung: Wicca. Diese ließ den ursprünglichen Hexenkult wieder auferstehen. Gerald B. Gardner verfasste mit Wicca bereits in den fünfziger Jahren ein Buch, welches heute zu den Standardwerken zählt.
Die modernen Hexen wenden sich der Naturreligion zu und setzen die Geschlechter gleich. Sie beschäftigen sich ausschließlich mit weißer, positiver Magie.