Читать книгу Hochzeit in fremder Galaxie - Der Bukolier - Страница 7
3. Kapitel
ОглавлениеEr wachte auf, ging ins Bad, er war noch alleine, duschte, zog sich an. Sein „Herr“ erschien mit dem Frühstück. Er dachte sich, gestern hatte er ganz schön gesponnen, er vermischte wohl schon Realität mit Phantasie. Es kam wohl daher, dass er sich so furchtbar alleine fühlte.
Er war mit dem Frühstück fertig, stand auf, sein „Herr“ stand vor ihm. Er sah ihn an. Aber er konnte nicht sehen, ob er ihn ansah, aber wahrscheinlich war es so.
Plötzlich griff sein „Herr“ an den Ring, durch den der Helm mit dem Raumanzug verbunden war, und begann, eine Schraube zu lösen.
Oh Gott! Jetzt war es so weit. Was kam jetzt wohl zum Vorschein? Sein „Herr“ hatte die zweite Schraube gelöst, und löste die dritte Schraube. Kam jetzt eine Frau oder doch noch ein hässliches Insekt zum Vorschein? Oder vielleicht doch der Yeti? Hatte er sich vielleicht bei seiner Einschätzung doch geirrt? Jetzt wurde die vierte Schraube gelöst. Er hatte gar nicht bemerkt, dass noch weitere von seinen Entführern in den Raum getreten waren und hinter seinem „Herrn“ standen, erst jetzt bemerkte er sie. Sie wollten wohl seine Reaktion sehen.
Jetzt ergriff sein „Herr“ den Helm, ruckelte etwas, er löste sich nicht sofort. Jetzt war er frei, er hob den Helm nach oben ab, und … sein „Herr“ war … eine „Herrin“, so, wie er sie im Buch gesehen hatte. Er war erleichtert, Gott sei Dank, es war kein Insekt, sondern ein menschliches Wesen, aber wer weiß....
Sie hatte ein schmales, ebenmäßiges Gesicht, volle Lippen, lange, dunkle Haare. Sie schüttelte den Kopf etwas, so dass die Haare sich etwas lösten. Sie sagte irgendetwas, aber er verstand sie nicht. Es war eine Sprache, die irgendwie an Russisch erinnerte. Aber es war kein Russisch, er hatte in seiner Jugend mal eine Zeit lang Russisch gelernt. Was sie sprach, war auch keine slawische Sprache, soweit er das hören könnte. Er sagte: „Ich kann dich leider nicht verstehen.“
Sie zog den Raumanzug aus. Sie war schlank, kräftig, ihn wunderte nicht mehr, dass sie ihn einfach so überwältigt hatten, sie wirkte sehr kräftig. Sie hatte eine schöne Figur, einen vollen Busen, schlanke Taille. Als er sie ganz sah, dachte er, was für eine schöne Frau. Auf der Erde wäre sie ganz sicher aufgefallen, jeder hätte sich nach ihr umgedreht. Andererseits wäre wohl kaum jemand auf die Idee gekommen, dass sie von einem fremden Planeten stammte. Sie trug etwas, das wie ein Pullover aussah, es war dunkelblau, dazu eine Art Hose, dunkelgrau.
Da er nur sie angesehen hatte, war ihm zunächst entgangen, dass die anderen auch ihre Raumanzüge ausgezogen hatten. Es waren alles Frauen, alle schlank und kräftig. Sie sahen sich alle ziemlich ähnlich, ebenfalls lange dunkle Haare, sie hätten alle Schwestern sein können. Sie waren alle schöne Frauen. Sie trugen ebenfalls irgendwelche Oberteile, wie Pullover, und Hosen. Es waren verschiedene Pastellfarben. Nur seine „Herrin“ hatte eine kräftigere Farbe. Wahrscheinlich trug sie eine besondere Farbe, weil sie seine „Herrin“ war. Eine andere sagte etwas, auch sie verstand er nicht.
Sie legten die Raumanzüge auf einen Stapel in eine Ecke. Dann setzten sie sich irgendwo im Raum auf, Stühle, einige auf den Boden. Seine „Herrin“ blieb vor ihm stehen.
Er dachte, jetzt kommt die schwierige Aufgabe, eine Sprache zu lernen, ohne irgendwelche Lehrbücher, Wörterbücher etc.
Eine andere fragte irgendetwas, er glaubte es an der Betonung zu hören, seine „Herrin“ antwortete, und die Fragerin verschwand. Was sie wohl holte?
Es dauerte eine Weile, sie kam zurück und hatte ein Tablett mit Gläsern, sie hatten eine ähnliche Form, wie er sie auch kannte, es waren Kelche, in den Händen, gefüllt mit einer rötlichen, klaren Flüssigkeit. Man wollte wohl feiern, jetzt wollten sie wohl ihre „Beute“ wirklich in Besitz nehmen. Jede bekam ein Glas, auch er, und man trank die Flüssigkeit, er dachte, ich werde wohl nicht daran sterben, schnupperte zuerst ein bisschen an dem Glas, es war wie die Blume eines guten Weines. Dann nahm er einen Schluck, es schmeckte wirklich, wie Wein, schließlich wies er auf das Glas, auf den Inhalt, und sagte: „Wein!“ Die anderen lachten. Eine sagte etwas, ein bisschen ungeduldig und wies auf das Aquarium mit den gelben Fischen. Schließlich tranken alle davon, es war ein bisschen, wie eine Feier.
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Seine „Herrin“ nahm ihn an die Hand und führte ihn zu dem Aquarium mit den gelben Fischen. Dann griff sie in das Aquarium, fing einen der kleinen Fische, und es sah fast so aus, als wollte sie ihm eine Ohrfeige geben, aber sie führte nur ihre Hand mit dem Fisch an sein Ohr. Er spürte, dass etwas Glitschiges in sein Ohr glitt, es fühlte sich ein bisschen unangenehm an, aber das Gefühl verschwand sehr schnell. Er hörte, wie diejenige, die etwas ungeduldig etwas gesagt hatte, plötzlich sagte: „Na endlich, das hättest du aber auch gleich tun können.“ Er war total erstaunt, er verstand, was sie sagte, konnte sie seine Sprache? Eine andere sagte: „Na, er muss sich doch erst mal daran gewöhnen, wie wir aussehen, das ist doch schon Schock genug.“ Er fasste sich langsam wieder, es hing wohl mit dem Fisch zusammen. Jetzt verstand er plötzlich, es war der „Babelfisch“ aus der Geschichte „Per Anhalter durch die Galaxis“. Er hatte diese Geschichte mit viel Vergnügen gelesen. Was ihn total verblüffte war, dass es diesen Fisch nun tatsächlich gab, das hatte er nicht für möglich gehalten. Hatte Adams die Geschichte gar nicht erfunden, sondern selbst erlebt? Wenn er daran dachte, fragte er sich, was ihm wohl noch bevorstand. Ford Prefect, der außerirdische Freund von Douglas Adams hatte ja von Spaß haben, und wilde Geschichten erleben geredet. Was für wilde Geschichten ihm bevorstanden? Was hatten sie mit ihm vor? Und dieser „Fisch” war jetzt der hoch willkommene Übersetzer.
Endlich! Endlich konnte er fragen, und er bekam vielleicht eine Antwort. Es war ganz einfach mit dem Fisch, ohne wäre es ein mühsames Unterfangen gewesen.
Seine gute Erziehung brach sich Bahn und er sagte: „Es ist kein Schock, wie ihr ausseht, ganz im Gegenteil, ihr seid alle schöne Frauen.“ Sie lachten alle. „Außerdem bin ich froh, dass ihr so seid, wie ihr seid. Ihr hättet ja auch …“ er verstummte, er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Eine sagte, etwas spöttisch: „Es ist ja schön, dass wir dir gefallen.“ Er wusste, dass er in einer sehr schwachen Position war.
Es entstand eine Pause. Schließlich sagte er: „Ich verstehe vieles nicht, was in den Büchern steht, oder vielmehr die Bilder.“ - „Diese Bücher sind Reiseberichte.“ - „Das dachte ich mir, aber es ist vieles trotzdem unverständlich. Eins verstehe ich überhaupt nicht. In dem Buch”, er wies auf das Buch, „sind alle möglichen Lebewesen, sie scheinen alle zwei Geschlechter zu haben, nur bei euch sehe ich nur eins, es gibt keine Abbildung von einem Mann, wieso eigentlich nicht? Woher kommen bei euch die Kinder? Oder gibt es gar keine Kinder?”
„Doch, doch, Kinder gibt es bei uns auch, aber wir vermehren uns durch Klonen. Männer gibt es bei uns gar nicht.” - „Keine Männer?” - „Nein, es gibt keine.” - „Aber wieso nicht?” - „So richtig wissen wir das auch noch nicht, unsere Herkunft liegt auch im Dunkel. Durch eine Verkettung von Zufällen ist mal eine Expedition vor sehr langer Zeit auf deinem Planeten gelandet. Und da fiel auch uns die Ähnlichkeit auf. Vielleicht stammen wir von deinem Planeten, oder wir sind beide von noch einem ganz andern Planeten. Das ist völlig unklar. Jedenfalls gibt es bei uns keine Männer. In, erst kürzlich entdeckten, ganz alten Schriften, die sehr schwer zu lesen sind, weil sich die Sprache über die Jahrhunderte stark verändert hat, gab es einige Sagen, über Wesen, die uns ziemlich ähnlich waren, aber keine Kinder haben konnten, die hatten aber dafür eine Art Fortsatz zwischen den Beinen. Die Forschungen darüber laufen noch.
Wir haben auch viele negative Geschichten darüber gefunden. Es fiel häufig der Begriff „Feminismus”. In solchen Quellen wurde über „Männer” nur verächtlich geschrieben. Es ist gut, dass man sie nicht mehr braucht etc. Sicher auch ein Grund dafür, dass diese Sachen alle unter Verschluss gehalten wurden.”
Er war total erstaunt, hier war also der aggressive Feminismus konsequent zu Ende gedacht und auch durchgeführt worden. Er sagte: „Feminismus kenne ich auch, das gibt es bei uns auch. Es gibt alle möglichen Formen, vom einfachen, eigentlich normalen, Versuch, mehr Gleichberechtigung zu bekommen, bis hin zu blankem Hass. Aber hier ist es offenbar konsequent zu Ende gedacht und gehandelt worden.” - „Ja, aber damit haben wir uns nicht zufrieden gegeben, deshalb bist du hier. Du bist also Teil eines Forschungsprojektes.” - „So etwas dachte ich mir schon, nicht gerade in dieser Richtung. - Ich hatte schon Angst vor ...” er zögerte, er dachte an alle Ideen, die er schon vorher gehabt hatte. „Vor was?” - „Äh, vor dem ... Sezieren...” - „Ach, nein, wir wollen erst mal andere Experimente durchführen.” - „Mir fällt gerade ein, was war das für ein Spiel ganz zu Anfang? Es war doch ein Spiel? Oder?” Sie lachten: „Ach das, ja das war ein Spiel darum, wer die erste bei den Experimenten sein sollte.”
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Er fragte: „Was für Experimente?” - „Na ja, Experimente, um zu verstehen, wie bei euch die Fortpflanzung funktioniert. Für uns ist das total unverständlich ohne Klonen. Wir haben natürlich einiges an Fernsehsignalen ausgewertet, so richtig verstanden haben wir es noch nicht. In der Theorie ja, aber es fehlt praktische Erfahrung. Außerdem war im Fernsehen vieles so flach, dass der Fisch es nicht übersetzen konnte. - Wie fühlt sich so etwas an?” Irgendwie erschrak er, sollte er mit einer von denen, oder gar allen ins Bett? Oh Gott! Natürlich mit seiner „Herrin”. Er sah sie sich an, sicher, sie war attraktiv, aber ... Er dachte an alle, die von den „One-Night-Stands” geredet, geprahlt hatten, das war nie seine Sache gewesen. Er war immer verliebt gewesen, wenn er mit einer ins Bett ging. Und es waren nur sehr wenige gewesen. Und jetzt? Zögernd sagte er: „Ja, also ... äh, soll ich, ... sollen wir ...” - „Na? So verlegen?” - „Ähm ja, ...” - „Wieso ist das so ein Problem? Nach dem, was wir so gesehen haben, macht das doch jeder mit jeder, also warum ist das so ein Problem?” - „Ja, viele sagen das so, aber viele auch nicht, da sollte dann auch Liebe ...” er brach ab. „Liebe?” - „Ja...” - „Habe ich auch schon oft gehört, was ist das?” Oh Gott! Jetzt sollte er etwas, das viele auch nicht verstanden haben und deshalb dicke Bücher darüber geschrieben haben, auf die Schnelle erklären.
„Ja, wie soll ich das erklären? Es ist ein Gefühl, sich hingezogen fühlen, den anderen in seinem Leben haben wollen, ja, ihn als Mittelpunkt seines Lebens haben wollen, Sehnsucht, ... ohne den anderen nicht sein können, Freude empfinden, wenn der andere da ist. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl, eins sein mit dem anderen. Für ihn einstehen. Den anderen schön finden ... für ihn sorgen ... beschützen ... Es kommt aber sicher auch durch den ... Trieb ... Nachwuchs …” - „Aha.” sagte sie und sah ihn aufmerksam an. „Nun ja, ich freue mich darüber, dass du da bist, dass wir dich gefunden haben, ich finde dich eigentlich ganz schön. - Ich sorge auch für dich, - ja – und beschützen werde ich dich auch.” sagte sie. Er ärgerte sich, dass er überhaupt davon angefangen hatte, einfach drüber rutschen, wäre wohl richtig, aber er hatte erlebt, dass er dann nicht „funktionierte” und hier wäre das besonders peinlich.
Aber irgendwie kam ihm dieser Spruch seltsam vor. Er hörte sich an wie eine Art Ehegelöbnis. Vielleicht hatten sie ja, so etwas, wie lesbische Beziehungen, die auch so einen Ehecharakter hatten. Jedenfalls war es eine Einladung, im Grunde unmissverständlich.
Aber trotzdem wusste er nicht, was er sagen sollte, sie begann von neuem: „Wir können es doch mal probieren. - Und du hast doch gerade gesagt, dass wir schöne Frauen sind.” - „Ja, schon, seid ihr auch, aber ... das reicht nicht...” - „Ja und nun? - Ich glaube, wir reden erst mal darüber, wie das so abläuft, da erfahren wir ja sicher schon eine ganze Menge.” - „Es gibt gelegentlich auch Romantik ... manchmal ... zündet es dann... und dann kommt vielleicht die Liebe... Manchmal kommt die Liebe einfach so, man weiß nicht woher und wieso. … Man kann eigentlich nicht viel dazu tun ...“ - „Romantik? Was ist denn das?” - „Na, ja, Kerzenschein, zusammen sitzen mit ein bisschen Wein ... Mondschein ... im dunklen Park … Romantik kann auf die unterschiedlichsten Weisen entstehen …” - „Aha, das können wir ja mal probieren. Wir landen bald. Da gibt es auch einen Park.”
- „Manchmal trifft man sich beim Tanzen, zuerst tanzt man vielleicht wild, und dann kommt man sich näher.“
- „Aber tanzen tun wir auch, und da kann man romantisch sein?“ - „Ja, es kommt darauf an, wie man tanzt, man kann wild tanzen, oder auch ganz sanft, in einer Umarmung, ineinander versunken … Manchmal trifft man sich beim Tanzen und sitzt danach noch zusammen. … Manchmal schreibt man sich auch Liebesbriefe...“ - „Liebesbriefe? Was ist das? Was steht da drin?“ - „Dass man den anderen liebt, was man besonders an ihm liebt, die schönen Lippen, vielleicht das schöne Lachen, irgendwas, es gibt dann so vieles ...Die Freude darüber, dass man ihn gefunden hat ... Und wenn man aus irgendeinem Grunde gerade nicht zusammen ist, die Sehnsucht ...“ - „Aha, man beschreibt also den anderen, wie er so ist.“ - „Ja, aber eben das, was man an ihm liebt.“ - „Das können wir ja auch machen. Und dann machen wir es?“ -
„Nun ja, bei uns können viele Frauen Männer verführen...” - „Verführen? Wie geht das? Ziehen die sich dann aus?” - „Nein, nein, sie zeigen zuerst ihre Reize, und das zuerst ganz ... ganz ... versteckt ....” - „Was sind das für Reize?” - Es war ihm irgendwie peinlich, es war seltsam, einer Frau erklären zu müssen, wie man verführt. Er wusste eigentlich selbst auch nicht so recht, wie das im Einzelnen geht. Er wusste, dass er kein guter Liebhaber war. Die wenigen Frauen, mit denen er zu tun gehabt hatte, hatten ihn irgendwann einfach genommen, sie waren eine Weile zusammen gewesen, und irgendwann war es dann passiert, aber wieso, was sie letztlich gemacht hatten, war ihm eigentlich gar nicht so klar.
„Ja, ... es ist manchmal einfach die Nähe, … Blicke …, spüren ... vielleicht die Oberschenkel ... Bewegungen ... der Busen ...” er brach ab. Er wusste, sie hatten im Grunde einen Fehler gemacht, ihn auszusuchen, denn seine Sexualität war zerstört. In einer Zeit als er noch ein Kleinkind war, hatte man ihn bedroht, geängstigt und so seine Sexualität zerstört. Es war in einer Zeit gewesen, die bei den meisten nicht zugänglich für die Erinnerung war. Die Umgebung hatte überhaupt nicht wahrgenommen, was da geschah. Nur: „Seltsam, er hat Albträume, wieso das denn? Hat er vielleicht etwas Falsches gegessen?“ Er war oft krank gewesen, mit erbrechen etc. Stress äußert sich auch bei Kleinkindern durch Magen/Darmkrankheiten.
Diese „kaputte“ Sexualität hatte eine unglaubliche Energie entwickelt, das „Ziel“ war aber nur ein Fetisch gewesen und keine Frauen, aber vielleicht hatte ihm das das Gefängnis erspart. Wenn es Frauen gewesen wären, hätte es vielleicht Vergewaltigungen gegeben, mindestens aber sexuelle Belästigungen. Das war ihm erspart geblieben, ein schwacher Trost.
Damals als Kleinkind war er wehrlos gewesen, aber später hätte er sich eigentlich davon befreien sollen, aber das hatte er nicht geschafft. Er hatte es nicht geschafft, sich Unterstützung zu holen, weder von einem Therapeuten, noch von einer Frau. Er hatte es so schlecht und recht überstanden, aber richtig geheilt hatte er es nicht.
Durch seine Art hatte er dann immer die Frauen angezogen, die ebenfalls geschädigt waren, dann konnten es beide nicht so richtig, oder waren voller Angst. Es war der Teufelskreis, die „normalen“ Frauen flüchteten vor ihm, weil sie intuitiv spürten, dass er irgendwie gestört war, es kamen nur die, die ebenfalls mehr oder weniger gestört waren. Es war wie ein Gefängnis.
Und wenn er es genau betrachtete, waren die „besonderen“ Dinge immer außerhalb von Beziehungen gewesen. Der erste Kuss, der wunderbar gewesen war, er hatte damals das Gefühl gehabt, er schwebte waagerecht in der Luft, war so „nebenbei“ gewesen, es war eine Zufallsbekanntschaft gewesen, die war dann auch schnell wieder weg gewesen, es war nicht seine Freundin gewesen. Er hatte sie noch nicht einmal geliebt, aber sie war diesbezüglich eine Künstlerin gewesen.
Der erste und einzige Orgasmus war bei einer professionellen gewesen, die Welt versank, es war eine Welle durch seinen Körper gegangen. Sie war sehr zärtlich gewesen.
Und die einzigen Liebesbriefe, die er bekommen hatte, es waren poetische Formulierungen darin gewesen, waren von einer „Scammerin“ gekommen, einer die ihn über das Internet dazu verleiten wollte, ihr Geld zu schicken. Angeblich, damit sie ihn besuchen könne, was aber letztlich so nicht geplant war, denn es war überhaupt kein Besuch geplant.
Eine ganze Nacht voller Zärtlichkeit, dicht aneinander geschmiegt hatte er mit einer Bekannten verbracht, mit der er eigentlich auch keine richtige Beziehung hatte.
Irgendwie war es deprimierend, andererseits hatte er solche Sternstunden erleben dürfen, wenn auch selten, und eben in seinen Beziehungen nicht. Er sollte diese Dinge eben trotzdem in seiner Erinnerung behalten als besondere Schätze. Wichtig war doch eigentlich nur, dass er es überhaupt erleben konnte.
Es hatte dann in seinen Beziehungen immer mehr oder weniger geklappt, wahrscheinlich war es für die Frauen nicht so erhebend, mit seiner Frau ging es auch oft nicht so, wie es sein sollte, aber sie schien damit zurecht zu kommen. Was sie jetzt wohl machte? Vielleicht war sie ja schon seit Tausenden Jahren gestorben, letztlich war ja gar nicht klar, was „jetzt” eigentlich bedeutete. Es erfasste ihn eine starke Sehnsucht nach ihr, ach, sie jetzt in den Armen zu halten. ...
Und ausgerechnet er sollte demonstrieren, wie Sexualität geht, ach du lieber Himmel! Sie hätten lieber einen seiner Kollegen mitnehmen sollen, den, der ständig so viele Frauen hatte, und ständig eine Affäre nach der anderen. Der hätte sie vielleicht schon längst flach gelegt.
Er sah seine „Herrin“ an, sie hatte graue Augen. Sie sah ihn unverwandt an. Er dachte, wieso haben die eigentlich keine Instinkte? Eigentlich müssten die das doch so können. … Wollten sie sich über ihn lustig machen? Oder hat man denen den Sex so ausgetrieben? Geht so etwas überhaupt? Das waren doch Dinge, die in Jahrhunderttausenden und noch längeren Zeiträumen gewachsen waren, das kann doch nicht in ein paar Jahrhunderten oder vielleicht auch Jahrtausenden verschwunden sein.
Das konnte man doch auch auf der Erde sehen, an den Bankern, den Kapitalisten, Managern etc. Sie waren noch ganz den Instinkten der Urmenschen verhaftet. Sie unterschieden sich eigentlich von den Urmenschen nur durch ihre Nadelstreifenanzüge und die sonstigen Accessoires, wie Notebooks etc. Ansonsten waren sie machtgierig und habgierig. Die Habgier hatte wahrscheinlich ihren Ursprung in dem Drang, alles, was als Vorrat brauchbar schien, in die Höhle zu schleppen, man konnte ja nie wissen, ob man in der nächsten Zeit noch etwas finden würde, oder wie lange der Winter dauern würde. Dabei war das Abschätzen der Länge des Winters schon eine Kulturleistung, die Habgier war wahrscheinlich wesentlich älter, denn das Vorrat anlegen machten ja schon Tiere. Das war vielleicht auch der Grund dafür, dass die Habgier so ziellos und grenzenlos war.
Und die Machtgier kam wohl daher, dass sie ein möglichst großes Rudel Weibchen um sich sammeln wollten und deshalb die anderen Männchen unterwerfen mussten. Und die anderen Männchen, die das nicht geschafft hatten, und leer ausgingen, wurden dann schwul, manchmal nur bis auch sie ein Weibchen ergattern konnten, und wenn sie das nicht schafften, für immer.
Aber heutzutage gab es viele Frauen, denen man lieber einen einfühlsamen Mann vorzog, also auch schwul wurde. Er hatte Frauen erlebt, bei deren Anblick er sich gedacht hatte, am besten sollte ich auf der Stelle schwul werden, aber das brachte er nicht über sich. Aber dafür war sein Verständnis für die Schwulen gewachsen.
Und dann sollte etwas wie Sexualität, das mindestens so alt war, oder noch älter, in so kurzer Zeit verschwinden? Im Grunde ist das doch die zentrale Kraft des Lebens, die stärkste Kraft neben dem Trieb zu überleben, die der Mensch hat. Ist das vielleicht durch das Klonen verloren gegangen?
Wenn nur noch das Ursprüngliche übrig geblieben wäre, hätte er gleich über sie herfallen sollen, oder vielleicht wie die Hunde erst mal einen Moment an ihrer Scheide schnuppern, aber dann … rein! Er stellte es sich vor, sie begegnen sich, er hält sie fest, zieht ihr die Hose herunter, sie zieht ihm die Hose herunter, sie beugen sich beide herunter, schnuppern ausgiebig aneinander, sie versucht, sich wegzudrehen, aber er folgt ihr, schließlich windet sie sich los, schreitet erhobenen Hauptes davon, und zieht sich im Gehen ihre Hose wieder hoch. Resigniert zieht auch er sich seine Hose wieder hoch und geht enttäuscht davon.
Oder aber, sie schnuppern immer intensiver, bis sie sich plötzlich herumdreht, sich bückt und er nimmt sie von hinten mit heftigen Stößen, dann säubern sie sich ein bisschen mit einem Kleenex-Tuch, ziehen beide ihre Hosen wieder hoch, tauschen ihre Telefonnummern aus und schreiten beschwingt von dannen, vorbei an achtlos weggeworfenen Kleenex-Tüchern.
Das Ganze wäre dann in weniger als zehn Minuten abgehandelt gewesen. Aber das war wahrscheinlich nicht das, was sie suchten, das war ja auch auf der Erde schon seit längerer Zeit weitgehend aus der Mode gekommen und hatte einer verfeinerten Kultur Platz gemacht. Was erwarteten sie also? Sollte er jetzt balzen? Auf der Erde taten die meisten Männer das, aber den meisten war gar nicht klar, dass sie so etwas machten. Er hatte sich selbst gelegentlich auch beim Balzen ertappt, es war offenbar so tief verankert, dass es offenbar von alleine ablief. Aber balzen diente der Partnerwahl, jetzt war das ja schon entschieden, er brauchte also nicht mehr zu balzen.
Ihm kam ein Gedanke, … sie könnten doch … Lesben sein … jedes Lebewesen braucht doch irgendwann Nähe … vielleicht auch ein bisschen Liebe … Und wie ziehen sie die Kinder auf?
Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken: „Aber das, was du da erzählst, heißt doch, dass sie sich auszieht.“ - „ ... Nicht unbedingt, diese Reize sind auch durch die Kleidung … Ich sehe zum Beispiel auch so, dass du einen schönen Busen hast, schöne Beine, und auch ein schönes Gesicht. ... Man zieht sich nicht sofort aus, sondern man ist zärtlich zueinander, und dann kann es passieren, dass man sich auszieht, aber das geht dann langsam, weil … weil … man langsam in einen Zustand kommt … und das passiert auch nicht immer beim ersten Mal … Es ist ganz unterschiedlich … manchmal geschieht es beim ersten Treffen, manchmal dauert es Monate oder noch länger … Aber es kommt auch vor, dass sie sich die Kleider vom Leib reißen ...“ Er dachte, ich komme mir vor, wie Oswalt Kolle, ich soll hier vorführen … womöglich noch mit Kommentaren. Oh Gott, das kann nur schief gehen. „Zärtlich? Wie geht das?“ - „Es sind Berührungen … es ist so etwas, wie ein … ein Dialog ...“ - „Dialog?“ - „Ja, Berührungen sind Kommunikation … Es gibt ein ganz altes Sprichwort: Was du nicht willst, das man dir tu, das füge auch keinem anderen zu, aber hier muss es heißen: Was du willst, das man dir tu, das füge auch dem anderen zu.“ - „Das sollten wir probieren, ich bin sehr neugierig, wie das geht.“
Er dachte, dass er mit der ersten Einschätzung, dass sein Entführer ein Wissenschaftler war, der eine Arbeit über den „Erdling“ schreiben wollte, gar nicht so falsch war. Er musste die erogenen Zonen finden, wer weiß, ob das bei ihr auch so war, wie sonst, aber was sollte er anderes machen. Zärtlichkeit und Sex mit dem Mut der Verzweiflung, eine seltsame Situation. Und außerdem musste er gut sein, was immer das heißt. Wer weiß, was sie sonst mit ihm machten.
Er dachte sich: „Was tue ich hier eigentlich? Halte Vorträge über körperliche Liebe, irgendwie total komisch. Ein Kolleg mit praktischen Übungen. Und ausgerechnet ich … Ich sollte es einfach ausprobieren und sehen, was passiert. Und richtig gezündet hat es auch noch nicht. Er dachte an den poetischen Text aus Winnetou von Karl May, die Häuptlingstochter hatte den Gefährten von Old Shatterhand gefragt: „Hat sein Herz schon gesprochen?“ - „Ich glaube nein.“ und dann sie, ganz selbstbewusst: „So wird es bei mir sprechen.“ Und hier und jetzt sollte sein Herz sprechen, aber es sagte nichts, nur ein leises Gemurmel … Und das dann als Grundlage für heftigen Sex ... Mein Gott! Nun sag doch endlich was! … Aber nur ganz leises Gemurmel ...“
Im Grunde eine total verrückte Situation, eigentlich wollte sie ihn ins Bett zerren, letztlich war ihr das aber offensichtlich nicht klar – Oder doch? War das eine ganz raffinierte Masche?
Was dachte er da eigentlich, wo war er mit den Gedanken? Es war die ganze Romantik aus der früheren Jugend. Er dachte an seine ersten beiden Freundinnen, es war wunderschön gewesen, mit der einen bei Mondschein im Park, mit der anderen, auf dem Sofa bei Kerzenschein. Allerdings war bei beiden kein Sex dabei gewesen. Später hatte es das nicht mehr so gegeben, sicher, es gab Zärtlichkeit, aber es war oft etwas Forderndes dabei gewesen. Es hatte damals noch nicht einmal das Ausziehen gegeben, die Zärtlichkeiten waren durch die Kleidung ausgetauscht worden, aber dennoch war es wunderschön gewesen. Aber jetzt sollte es ja Sex geben, also sollte man auch die Kleidung ablegen.
Er betrachtete ihre Kleidung, Gott sei Dank war es kein Overall, der hätte Probleme gemacht. Sie hatte eine Art Oberteil an, wie ein Pullover, und eine Hose, etwas ganz Normales. Er sah noch einmal genauer hin, es sah aus, wie ein Reißverschluss. Wahrscheinlich hatte sie auch kein geschlossenes Unterteil, vielleicht eine Art Unterhemd. Aber wer weiß, was für Unterzeug da zum Vorschein kam.
Die wenigen Male, wo er so etwas erlebt hatte, war dieses langsame Ausziehen das Schöne gewesen. Und Blusen waren da besonders schön, man konnte sie ganz langsam aufknöpfen und bei jedem Knopf ein bisschen mehr Haut freilegen, aber ein Reißverschluss war auch gut.
Und wie war das eigentlich mit dem Sex, wie sollte es sein? Er kam ins Schwärmen.
Was geschieht denn da eigentlich wirklich? Man nähert sich dem anderen ganz dicht, berührt ihn, kommt ihm ganz nah, man sieht ihn plötzlich, wie er wirklich ist, die Haut ganz nah, feine Härchen, ganz leicht feucht, kühl, und dann ganz heiß, kleine dunklere Fleckchen auf der Haut, die kühlen Ohrmuscheln, die zarten Ohrläppchen.
Kleine Härchen, die sich aufrichten. Sacht streicheln, mit den Lippen berühren. Die Nase, bebende Flügel, der Atem, leicht zart zu spüren, sanft die Haut kühlend. Die vollen glänzenden Lippen, die weißen Zähne leicht entblößt. Die Haare dunkel und schwer mit einem schwachen Duft fallen auf den Körper sacht kosend, streichelnd.
Die Nasen berühren sich. Die Lippen finden zu einander, ein zarter Kuss, der immer mehr die Umgebung versinken lässt, der Boden zieht sich zurück, um dem Traum der Nähe Raum zu geben, dem sanften Schweben, die Zungen berühren sich, spielen miteinander.
Ganz behutsam wird die Kleidung abgelegt, der schwellende Busen befreit sich, weiß, sanft zu streicheln die braunen Nippelchen, die sich aufrichten, leicht mit den Lippen zu berühren.
Die Schenkel, straff mit kleinen Härchen, sanft zu spüren, es strömt, geht unter die Haut, der Atem wird schneller, es strömt durch den Unterleib, berührt sanft die Lippen, die feucht sich öffnen... Ein tiefer Seufzer...
Aber so hatte er es gar nicht erlebt, es war eigentlich immer ein Traum geblieben, meistens hatte er sich nicht getraut, oder die Nähe, die so etwas eventuell zugelassen hätte, war gar nicht entstanden. Und wie sollte es jetzt sein? Ein Experiment?
Sie sagte plötzlich: „Du hast ja die ganze Zeit alleine in meinem Schlafzimmer geschlafen, heute Nacht komme ich zu dir, da können wir ja zusammen sein, vielleicht können wir uns da ja aneinander gewöhnen. Und vielleicht auch mal probieren. - Es ist ja sowieso schon spät. - Aber … du könntest uns noch einen Gefallen tun.“ - „Ja, wenn ich kann...“- „Weißt du, alle sind unglaublich neugierig … Zeig dich doch mal ganz, … ich habe dich ja zu Anfang schon mal gesehen, aber die anderen … möchten auch...“
Er dachte, gut, dass er oft FKK gemacht hatte, obwohl das hier etwas Anderes war, ein bisschen peinlich, aber er gab sich einen Ruck: „Na gut, wenn die das so gerne wollen.“ und er begann sich auszuziehen. Alle sahen ihn gespannt an, als er nur noch seine Unterhose an hatte, begannen alle, ein bisschen näher zu kommen, man sah ihnen an, wie gespannt sie waren. Er dachte, nun mache ich hier noch eine Stripvorführung, schließlich streifte er seine Unterhose auch noch ab. Alle sahen wie gebannt auf Seinen. Eine sagte: „Also so sieht das aus... ich möchte das … mal … anfassen ...“ Seine „Herrin“ sagte: „Nein, nein, jetzt noch nicht, ich glaube, das hat ihn schon etwas Überwindung gekostet … So … Und jetzt lasst uns bitte alleine, ich werde später alles genau berichten. …“
Er dachte, sie wollte verstehen, was sie da sah, und das heißt begreifen, mit der Hand berühren. Ihm kam die Geschichte „Martin“ von Manfred Hausmann in den Sinn. Der Kleine hat eine Dohle gesehen und gesagt: „Ich will ihr mal anfassen.“ - „Warum?“ - „Dann verstehe ich sie richtig.“ Und er hatte sie berührt, aber die Dohle hatte das als Angriff missverstanden und ihn in den Finger gehackt. Dabei wollte er ja nur begreifen, etwas „erfassen“. Das wollte sie offenbar auch, aber hier konnte man es auch missverstehen...
Eigentlich müssten sie sich auch ausziehen, damit er sie auch sehen könnte, ein bisschen Gleichberechtigung sollte schon sein, dachte er. Aber wenn sie „probieren“ will, wird sie sich wohl oder übel ausziehen müssen, dann könnte er ja sehen, wie sie ist. Aber, wenn sie wirklich so war, wie auf dem Bild in dem Buch, dann war sie ja nicht so fremdartig, ja sogar schön, ebenmäßig, aber dennoch würde er vielleicht Probleme haben.
Sie wandte sich an ihn: „Wir wollen dann mal sehen, wie es weiter geht...“ Die anderen gingen zögernd, die eine sagte: „Schade, ich hätte so gerne mal...“ Er dachte, wie soll das weiter gehen, sollte er herumgereicht werden? Durfte jede mal? Oh Gott, wie im Puff, nur umgekehrt. Er sollte es wohl so nehmen, wie es kam. Sie wollte sich „an ihn gewöhnen“, er sollte ihr dann wohl „zu Willen“ sein. Er sollte unbedingt „kooperativ“ sein, wer weiß, was sie mit ihm machten, wenn er irgendetwas verweigerte...
Die anderen nahmen ihre Raumanzüge und den Helm an sich und verließen den Raum. Seine „Herrin“ nahm ihren Raumanzug und ihren Helm und verstaute alles in einem Wandschrank.
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