Читать книгу Salto Fanale - Detlef Wolf - Страница 7
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ОглавлениеGleich am ersten Ferientag stand der Umzugswagen vor der Tür. Tabea hatte deshalb früher als gewöhnlich aufstehen müssen. Die Umzugsleute hatten sich für acht Uhr angesagt, und bis dahin mußten sie auf jeden Fall gefrühstückt haben, denn danach würden sie dafür keine Chance mehr haben. Das wußte sie von früheren Gelegenheiten, denn es war nicht der erste Umzug, den sie mitmachte. Das hatte sie schon mehrmals erlebt. Ihr Vater war ein Ingenieur im Industrieanlagenbau und wurde alle paar Jahre woanders eingesetzt. Jetzt war sein Arbeitsplatz von Hamburg ins Ruhrgebiet, nach Bochum, verlegt worden.
Also wußte sie, wenn die Leute von der Umzugsfirma erstmal über die Wohnung hergefallen waren, gab es dort kein ruhiges Plätzchen mehr. Am besten verdünnisierte man sich gleich, um dem Chaos zu entgehen. Nur wußte sie nicht, wohin sie sich verkrümeln sollte. Julia war immer noch krank, und außerdem wollte sie die nicht nochmal sehen. Der Abschied von ihrer Freundin war schwer genug gewesen, das brauchte sie nicht ein zweites Mal. Und dann war da auch noch ihr Bruder, und diesem verliebten Gockel wollte sie schon gleich gar nicht mehr begegnen.
Ihr eigener Bruder hatte es da besser. Der hatte sich noch am Abend vorher in seine neue Studentenbude abgesetzt, damit er den Umzugsleuten erst gar nicht über den Weg lief. Er war als vierter Mitbewohner in eine WG eingezogen, die nicht allzu weit von der Uni entfernt lag, so daß er nicht auf ein Auto angewiesen war. Tabea hatte zwar seine Adresse, aber wo das genau war, wußte sie nicht. Außerdem war’s sowieso keine gute Idee, ihn da zu besuchen. Was wußte sie, ob er überhaupt Zeit für sie hatte. Schließlich mußte er sich ja selber erstmal dort einleben.
Schließlich entschied sie sich für einen Stadtbummel. Das war sowieso die letzte Gelegenheit, sich nochmal in Ruhe in den Geschäften umzusehen. Sie wollte zwar nichts kaufen, aber ein bißchen herumstromern halt. Wer wußte schon, ob’s in Bochum genauso schöne Geschäfte gab wie in Hamburg. Sie sagte ihrer Mutter Bescheid, die ziemlich im Streß war und ihr Vorhaben eher beiläufig zur Kenntnis nahm.
„Ja, ja, geh Du nur“, sagte sie abwinkend und lief schon wieder einem der Umzugsleute nach, der anscheinend dabei war, irgendwas in den falschen Karton zu packen.
Kopfschüttelnd und grinsend machte Tabea sich davon.
Da sie nichts kaufen wollte, sah sie sich als erstes die Geschäfte an, in denen sie auch gar nichts kaufen konnte. Weil die Sachen, die es dort gab, ihr schmales Schülerinnenbudget meilenweit überstiegen. Immerhin, ansehen konnte man sich die Klamotten ja. Denn schön anzuschauen waren sie allemal. Und ein bißchen davon zu träumen, einfach in einen dieser Läden reinzugehen und dann nach Lust und Laune dieses oder jenes oder am besten beides auszusuchen und einpacken zu lassen, war ja nicht verboten.
Wahrscheinlich waren das die Geschäfte, in denen Leute wie Mr. Arrogant, Graf Adrian oder seine untreue Tussi sich einkleideten, ging es ihr durch den Kopf. Und als ob ihre Gedanken ihn auf den Plan gerufen hätten, stürmte er gerade aus dem Laden heraus, an dem sie gerade vorbeiging und rannte sie dabei fast über den Haufen.
„Holla, Du scheinst’s ja mächtig eilig zu haben“, rief sie und machte einen Satz zur Seite, um einem Zusammenstoß zu entgehen.
Augenblicklich stoppte er ab und sah sie überrascht an. „Tabea, was machst Du denn hier um diese Zeit?“ fragte er.
„Wahrscheinlich dasselbe wie Du“, gab sie zur Antwort, obwohl vermutlich nichts falscher war als das. Denn er hielt einige Einkaufstüten in der Hand, während sie, außer ihrer Handtasche, überhaupt nichts dabei hatte.
Er nickte. „Ich brauch unbedingt noch ‘n paar Klamotten“, erklärte er. „Ich soll Anfang nächster Woche mit meinem Vater auf Tour gehen, und dafür hab ich überhaupt nichts anzuziehen.“
Sie lachte. „Weißt Du was, Du hörst Dich genau an wie ‘ne Frau. Die behaupten auch immer, sie hätten nix anzuzieh’n.“
„Schließt Du da von Dir auf andere?“ grinste er.
„Nee. Wie Du siehst, hab ich ja was an.“
„Woll’n wir zusammen ‘n Kaffee trinken?“ schlug er, völlig überraschend, vor.
„Meinst Du das im Ernst?“ fragte sie ungläubig.
„Warum nicht? Oder hast Du’s eilig?“
Sie winkte ab. „Gar nicht. Im Gegenteil. Ich hab Zeit ohne Ende. Zu Hause haben wir die Umzugsleute. Das totale Chaos, sag ich Dir. Da bin ich lieber abgehauen.“
Jetzt war es an ihm, überrascht zu sein. „Ihr zieht weg?“
Sie nickte. „Hast Du das nicht gewußt? Wir zieh’n nach Bochum. Mein Vater ist dahin versetzt worden. Heute und morgen sind die Umzugsleute da und packen unsern Kram ein, und übermorgen sind wir weg.“
„Freust Du Dich?“
Sie zuckte die Achseln. „Was heißt freuen? Ist halt so. Ist ja auch nicht das erste Mal. Bochum ist vielleicht nicht mein Traumziel, aber so schlimm soll’s gar nicht sein. Schlimmer als Manchester auf keinen Fall.“
„Wie jetzt? In Manchester habt Ihr auch schon gewohnt?“
„Haben wir.“
„Deshalb kannst Du so gut Englisch.“
„Das ist Dir aufgefallen? Ich dachte immer, Du interessierst Dich nicht für die anderen aus der Klasse.“
„Tu ich auch nicht. Aber das heißt ja noch lange nicht, daß mir nicht auffällt, was da so passiert.“
„Aber daß wir wegziehen, ist Dir nicht aufgefallen.“
Er lachte. „Nee, das hab ich wohl verpaßt.“
Sie sah ihn von der Seite her an. Wenn er lachte, war er unglaublich sympathisch. Warum konnte er nicht immer so sein, fragte sie sich. Und sie sagte es ihm.
„Wenn Du so lachst, kannst Du richtig nett sein. Schade, daß Du das nicht öfter machst.“
„Warum sollte ich? Wen interessiert das schon, ob ich lache? Mich interessiert ja auch nicht, ob die anderen lachen.“ Sein Gesicht verschloß sich wieder und nahm den hochmütigen Ausdruck an, den sie von ihm gewohnt war.
Schade. Für einen Moment hatte sie gedacht, einen Draht zu ihm finden und sich mit ihm unterhalten zu können. Aber das war wohl keiner. So beschloß sie, auf seine Einladung auf einen Kaffee zu verzichten.
„Also, ich geh dann mal besser“, sagte sie.
Er sah sie an und nickte. „Wenn Du meinst“, antwortete er, und sie hatte das Gefühl, als würde ein ganz klein wenig Bedauern in seiner Stimme mitschwingen. Und auch aus seinen Augen herausschauen, die so unwahrscheinlich blau waren, daß man sich glatt hätte darin verlieben können. Wenn sie nicht Adrian Graf von Molzberg gehören würden, dem arrogantesten Arschloch der Schule. Dem superreichen Bankierssöhnchen, das mit einem goldenen Löffel im Mund geboren war und für Leute wie sie nur Verachtung übrighatte.
Oder vielleicht doch nicht?
Denn plötzlich legte er ganz vorsichtig seine Hand auf Tabeas Arm.
„Willst Du nicht doch noch bleiben?“ fragte er so leise, daß sie ihn kaum verstehen konnte. „Immerhin werden wir uns wohl kaum wiedersehen, wenn Ihr jetzt wegzieht. Da könnten wir doch wenigstens noch ‘n Abschieds-Kaffee zusammen trinken.“
Tabea war sich nicht sicher. Was wollte der Typ? Wollte er sie vielleicht angraben? Das doch wohl gar nicht. Sie paßte doch überhaupt nicht in sein Beuteschema. Außerdem hatte er schon jemand. Dachte er zumindest. Aber auf einmal sah er total unsicher aus. Und so zerbrechlich, irgendwie. Plötzlich tat er ihr leid. Also stimmte sie zu.
„Na gut. Wenn Du unbedingt willst.“
Er brachte nur ein Nicken zustande. Schweigend trotteten sie nebeneinander her, bis sie an einem der zahlreichen Straßencafés vorbeikamen.
„Hier vielleicht?“ fragte Adrian in einem Tonfall, den Tabea von ihm überhaupt nicht gewöhnt war.
Ein wenig erstaunt sah sie ihn an und nickte. „Ja, warum nicht?“
Es waren zu dieser relativ frühen Morgenstunde noch eine Menge Tische unbesetzt. Sie suchten sich einen unter einem Sonnenschirm, denn die Sonne brannte schon ganz schön heiß. Darum entschieden sie sich auch, statt eines gewöhnlichen einen Eiskaffee zu bestellen.
Während sie warteten, daß das Getränk serviert wurde, betrachtete Tabea neugierig die Einkaufstüten, die Adrian auf den dritten, leeren Stuhl an ihrem Tisch gestellt hatte.
„Viel an Klamotten scheinst Du ja nicht gebraucht zu haben“, meinte sie.
„Ach das, das sind doch nur Kleinigkeiten“, antwortete Adrian. „Am meisten brauchte ich Hemden. Aber die müssen erst genäht werden. Samstag kann ich sie abholen.“
„Wie jetzt, Du läßt Dir Deine Hemden extra nähen?“ Tabea faßte es ja nicht.
„Na klar. Schließlich sollen sie ja ordentlich sitzen.“
Etwas von der gewohnten Arroganz kam wieder durch.
„Und das da, was ist das? Das hast Du aber wohl einfach so gekauft?“
„Ach, das sind nur Kleinigkeiten“, winkte Adrian ab. „Krawatten und so.“
„Echt? Zeig doch mal“, sagte Tabea, neugierig geworden.
Es ging ihr ähnlich wie den meisten Frauen. Beim Kleiderkaufen kannten sie keine Zurückhaltung. Blitzschnell hatte sie daher nach einer der Tüten gegriffen und hineingesehen. Allerdings handelte es sich beim Inhalt nicht um Krawatten, sondern um etwas, das Adrian mit ‚und so‘ beschrieben hatte, eine Reihe von kleinen Päckchen, von denen Tabea eines herausnahm und den Deckel abnahm, ohne auf das Bild darauf geachtet zu haben. Der Inhalt war in Seidenpapier eingeschlagen.
Als sie das Seidenpapier auseinanderfaltete, hörte die Welt für einen Moment auf, sich zu drehen. Zum Vorschein kam eine Männerunterhose aus feinstem Material. Erschrocken starrte Tabea das Kleidungsstück an, das sie da in der Hand hielt, dann Adrian, dann wieder den Slip.
Ganz so schnell wie das Auspacken gelang ihr das Einpacken zwar nicht, aber sie bemühte sich. Als die Tüte samt Inhalt wieder neben ihr auf dem Stuhl stand, fuhr die Welt fort, sich weiterzudrehen. Stumm und mit vor Verlegenheit roten Gesichtern saßen sie sich gegenüber. Tabea war die Erste, die ihre Sprache wiederfand.
„Es tut mir so leid, Adrian, aber das wollte ich nicht“, sagte sie leise und mit belegter Stimme.
Adrian brauchte noch einen Moment, um sich zu sammeln, aber dann grinste er. „Wenigstens weißt Du jetzt, was ich drunter trage“, meinte er. „Ich hoffe, es hat Dir gefallen.“
„Keine Ahnung, so richtig hab ich’s ja gar nicht gesehen“, antwortete Tabea.
Dann mußten sie beide lachen.
„Wenn Du mich nicht verrätst, kannst Du das ja noch nachholen“, schlug er vor.
„Wie soll ich Dich denn verraten?“ fragte sie zurück. „Ich seh doch keinen von denen mehr, die wir kennen.“
„Na, dann bitte“, forderte er sie auf und deutete mit der Hand auf die Einkaufstüte.
Tabea winkte ab. „Nee, laß mal. So sehr interessieren mich Deine Unterhosen jetzt auch nicht.“
Der Eiskaffee wurde serviert und irgendwie war der peinliche Vorfall dazu angetan gewesen, ihre Zungen zu lockern. Jedenfalls entspann sich zwischen ihnen eine richtige Unterhaltung, von der keiner von beiden je gedacht hätte, daß sie möglich gewesen wäre.
Als sie sich schließlich einen weiteren Eiskaffee später voneinander verabschiedeten, fand Tabea den von ihr so genannten ‚Arschloch Grafen‘ keineswegs mehr so furchtbar arrogant und eingebildet, und Adrian sah Tabea auch nicht mehr nur als ‚Eine von denen, die in meine Klasse gehen‘. Das gab ihnen beiden ein ganz angenehmes Gefühl. Wenn auch ein einmaliges, denn wiedersehen würden sie sich wohl nicht.
***
Natürlich kam Lukas vorbei, bevor sie abfuhren.
Die Wohnung war leer, die Umzugsleute hatten sich schon auf den Weg gemacht. All die Sachen, die sie selbst mitnehmen wollten, hatten sie bereits im Auto verstaut.
Ready for Take-off.
Abschiedsstimmung machte sich breit, und wie immer das so war in solchen Situationen, wurde nur über Belanglosigkeiten geredet. Einzig, daß Lukas noch erzählte, wie es ihm in seiner neuen WG erging und gefiel. Das interessierte sie dann doch, und sie sprachen eine ganze Weile darüber.
„Wollen wir nicht noch irgendwo ‘ne Pizza essen geh’n, bevor Ihr losfahrt?“ schlug er vor.
Man merkte, daß es ihm doch schwerfiel, seine Familie zu verabschieden. Die zog zwar nicht allzuweit weg, aber er würde doch, von jetzt an, auf sich alleine gestellt sein.
Seine Mutter merkte wohl, wie er sich fühlte. Und sie nickte. Und auch seinem Vater war das nicht entgangen. Deshalb schlug er ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Wenn Du den Laden aussuchst.“
Natürlich war da nicht lange was auszusuchen. Sie gingen in das kleine, italienische Restaurant an der Ecke, in das sie immer gingen, wenn sie Lust auf eine Pizza hatten, oder die unvergleichlichen Spaghetti carbonara, die der Koch zubereitete. Der im übrigen gar kein Italiener war, sondern ein Türke. Aber das war seinen Gästen egal. Hauptsache seine Spaghetti waren okay. Und das waren sie.
Also fanden sie sich keine zehn Minuten an dem Tisch in der hinteren Ecke wieder, an dem sie immer saßen, wenn sie hierher kamen. Es war ein bißchen eng in dieser winzigen Nische, aber das machte ihnen nichts aus. Hatte ihnen noch nie etwas ausgemacht, und schon gar nicht an diesem Abend, an dem Tabea und ihre Eltern Abschied von Hamburg nahmen und Lukas Abschied von seiner Familie.
Aber sie ließen sich nichts anmerken. Alle vier nicht. Es fiel ihnen ein wenig schwer, aber sie schafften es. Und Tabea gelang es sogar, mit ihrem Bruder eine Unterhaltung anzufangen.
„Du ahnst ja nicht, wen ich heute Morgen in der Stadt getroffen und sogar einen Kaffee getrunken habe“, sagte sie.
„Nee, woher soll ich das wissen“, antwortete Lukas. „Also sag schon: Den Regierenden Bürgermeister etwa?“
Sie boxte ihn auf den Oberarm. „Sei nicht albern, Lukas. Nee, zufälligerweise bin ich ‚Graf Arschloch‘ über den Weg gelaufen, und er hat mich sogar in ein Café abgeschleppt. Stell Dir mal vor.“
„Das gibt’s ja gar nicht!“ rief ihr Bruder. „Mit dem Typ warst Du Kaffee trinken?“
Tabea nickte eifrig. „War ich. Und es war gar nicht mal so übel. Anscheinend kann der auch anders, wenn er will. Wir haben uns jedenfalls ‘ne ganze Weile ganz gut unterhalten.“
Dann erzählte sie ihm den Vorfall mit der Einkaufstüte.
Lukas lachte schallend. „Das ist ja’n Ding. Dann weißt Du also jetzt, was der ‚Arschloch-Graf‘ so drunter anhat. Alle Achtung. Das weißt Du ja nicht mal von mir.“
„Weiß ich wohl. Schließlich rennst Du ja oft genug so über’n Flur, wenn Du morgens aus’m Bad kommst.“
„Na gut, dann weißt Du’s eben. Aber trotzdem …“
„Was ist denn das eigentlich für einer, Dein ‚Arschloch-Graf‘?“ machte Tabeas Vater der Debatte ein Ende. „Kenn ich den?“
Tabea zuckte die Achseln. „Vielleicht. ‚Adrian von Molzberg‘ heißt der.
„Etwa der Sohn vom ‚Bankhaus Molzberg & Co‘?“
Tabea nickte. „Jener.“
Der Vater zog die Augenbrauen zusammen. „Also von dem hältst Du Dich mal besser fern. Jedenfalls wenn der Junge genauso ist wie der Alte. Das ist ein ganz übler Vertreter. Skrupellos ist der, der geht über Leichen. Mit dem muß man ganz vorsichtig sein.“
Tabea winkte ab. „Mach Dir keine Sorgen. Ich seh ihn ja nicht mehr. Ab morgen sind wir in Bochum, und er ist hier. Da wird er wohl keine Gelegenheit mehr haben, mir was Böses zu tun.“
Damit war die Sache erledigt, und sie wandten sich anderen Themen zu. Allerdings nicht für lange, schließlich hatten Tabea und ihre Eltern noch eine lange Fahrt vor sich. Doch die klappte besser als gedacht. Schon kurz nach Mitternacht erreichten sie das Hotel, in dem sie ihre erste Nacht in Bochum verbringen würden.
***
Adrian war den Rest des Tages über zu Hause geblieben. Nachdem seine Freundin Bellinda sich bereits nach Südfrankreich abgesetzt hatte, gab es niemanden mehr, mit dem er sich treffen konnte. Er hatte in seinem großzügigen Appartment gesessen und Trübsal geblasen.
Immer wieder ertappte er sich dabei, daß er über die Begegnung mit seiner Klassenkameradin – seiner ehemaligen Klassenkameradin – am Vormittag nachdachte. Tabea spukte ihm irgendwie im Kopf herum. Er mußte zugeben, daß sie nett gewesen war. Und hübsch auch.
Gut, nicht so hübsch wie Linda, natürlich, das wohl nicht. Aber Bellinda war ja auch eine richtige Frau und Tabea noch ein Mädchen. Also, fast noch ein Mädchen. Ihr Spaghettiträgertop war jedenfalls schon ganz gut gefüllt, erinnerte er sich. Trotzdem, mit Linda konnte man das nicht vergleichen. Und sowieso, nicht nur wegen der Oberweite, auch sonst. Schon deshalb nicht, weil er Tabea ja auch kaum kannte. Eigentlich überhaupt nicht, obwohl sie doch ein ganzes Jahr lang mit ihm in eine Klasse gegangen war. Und Linda kannte er nun schon sein ganzes Leben lang. Und zwar so gut, wie man überhaupt nur jemanden kennen kann. In jeder Beziehung.
Er mußte grinsen bei dem Gedanken daran, was er und Bellinda schon alles miteinander getrieben hatten. Mit Tabea konnte er sich das kaum vorstellen. Die würde sowas bestimmt nicht machen. Wahrscheinlich würde die gar nicht wissen, was man alles machen konnte. Garantiert hatte die überhaupt noch nie jemanden in ihrem Bett gehabt. Jedenfalls hatte er sie noch nie mit einem Jungen zusammen gesehen. Und wenn sie einen Freund hätte, würde er das wahrscheinlich wissen. Denn das wäre ja wohl auch einer von ihrer Schule. Aber da war keiner.
Und jetzt hatte sie ihn auf einmal getroffen. Ziemlich unerwartet. Und er mußte zugeben, die Begegnung mit ihr hatte ihm gefallen, irgendwie. Wer weiß, wenn Bellinda nicht wäre, vielleicht hätte er sich sogar in Tabea verknallen können. Wenn sie nicht weggezogen wäre, natürlich. Was das für ein Gerede gegeben hätte, in der Klasse. Nicht, daß es ihm was ausgemacht hätte. Es machte ihm ja nie was aus, was die anderen über ihn dachten und redeten. Aber lustig wär’s bestimmt gewesen.
Er stellte sich vor, wie es gewesen wäre, wenn er und Tabea eines Morgens händchenhaltend auf den Schulhof gekommen wären und mußte lachen bei dem Gedanken daran. Obwohl, so komisch war die Vorstellung vielleicht gar nicht. Sie war intelligent, das wußte er aus der Schule, und sie war amüsant, das hatte er an diesem Morgen festgestellt, genauso wie, daß sie hübsch war.
Er malte sich aus, wie sie wohl ohne ihr Top aussehen würde. Und ohne die engen Jeans, die sie angehabt hatte. Das Bild einer nackten Tabea gefiel ihm. Und es verdrängte das von Bellinda. Einen Moment lang jedenfalls.
Aber dann schlug er sich diesen Gedanken aus dem Kopf. Selbst wenn es sich so ergeben hätte, aus ihm und Tabea hätte ja nie was werden können. Sein Vater hätte ihm den Schädel eingeschlagen, wenn er mit so jemandem wie Tabea nach Hause gekommen wäre, da war er mal sicher. Von Adrian Graf von Molzberg wurde erwartet, daß er sich seine Begleitung in Kreisen suchte, die standesgemäß waren. Und dazu gehörte Tabea Lennard auf keinen Fall. Daß sein Vater sich einst über diese Konvention ebenfalls hinweggesetzt hatte, würde als Argument nicht gelten. Allerdings immerhin hatte sein Vater sich damals durchgesetzt, so wie er sich ja immer durchsetzte. Ob das dem Sohn auch gelingen würde, dessen war sich Adrian keineswegs sicher. Wahrscheinlich nicht. Also würde er es auf eine solche Auseinandersetzung gar nicht erst ankommen lassen.
Seufzend ging er ins Badezimmer hinüber, um sich für den Abend fertigzumachen. Sein Vater war zu Hause, also war das volle Programm angesagt. Er zog sich aus und duschte, und während er danach in frische Wäsche stieg, ging ihm der Vorfall am Morgen im Café wieder durch den Kopf. Hatte er es da noch ziemlich peinlich gefunden, so kam es ihm jetzt ganz amüsant vor.
Es war abstrus, aber noch einmal ertappte er sich bei dem Gedanken daran, was Tabea wohl drunter tragen würde? Von Linda wußte er das ganz genau. Natürlich wußte er das, schließlich hatte er sie ja oft genug so gesehen. Bei Tabea wäre das wahrscheinlich ganz anders. Sie würde wahrscheinlich längst nicht so elegant aussehen wie Linda. Wahrscheinlich kaufte sie sich ihre Sachen aber auch nicht in einer schicken Wäscheboutique, sondern ganz normal im Kaufhaus. So wie alle anderen Mädchen auch. Jedenfalls konnte er sich das vorstellen.
Na ja, wie auch immer.
Energisch vertrieb er den Gedanken an Tabea und beeilte sich, fertig zu werden. Höchste Zeit zum Abendessen zu gehen und sich die Ermahnungen, Belehrungen, Vorwürfe und Tiraden seines Vaters anzuhören. Er verzog angewidert das Gesicht. Wie er sich darauf schon freute!
***
Lukas Lennard nahm die U-Bahn, um nach Hause zu kommen, nachdem er sich von seinen Eltern und seiner Schwester verabschiedet hatte. Keinem von ihnen war es leicht gefallen, und Tabea hatte sogar ein paar Tränchen zerdrückt. Er hatte sie in den Arm genommen und versucht, sie zu trösten.
„Es ist ja nicht für lange, und Ihr seid ja nicht aus der Welt“, hatte er gesagt und versucht, fröhlicher zu sein, als er es eigentlich war.
Jetzt, wo sie weg waren und er in dem ratternden Zug durch den Tunnel fuhr, gab er sich seiner trüben Stimmung ungeniert hin. Er kam sich irgendwie verlassen vor. Klar, von jetzt an würde er tun und lassen können, was er wollte, jedenfalls fast, und niemand würde ihm Vorhaltungen machen oder Ermahnungen geben oder Einwände erheben, aber auch daran würde er sich erst gewöhnen müssen, daß er jetzt für alles was er tat oder nicht tat, die alleinige Verantwortung haben würde. Keiner, der ihm mehr den Rücken freihielt und ihm half, wenn er in der Klemme saß.
Oft genug hatte er gestöhnt, wenn seine Eltern Bedenken vorgetragen hatten, wenn er etwas vorhatte, was ihnen nicht behagte. Und oft genug hatte er sich auch darüber hinweggesetzt, aber immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, daß sie ihn schon raushauen würden, wenn er es verbockte. Das war jetzt vorbei. Wenn etwas schief ging, würde er es selbst ausbaden müssen.
Auch daß er Tabea endlich los war, fand er gar nicht so übel. Sie konnte einem ganz schön auf die Nerven gehen. Meistens war sie ja ganz nett, und er liebte sie ja auch, irgendwie, aber manchmal, wenn sie sich an ihn hängte wie eine Klette oder sich neugierig dazwischendrängte, wenn er mit seinen Freunden etwas vorhatte, war sie einfach ätzend gewesen. Aber das war wohl so bei kleinen Schwestern.
Andererseits konnte ihre Anhänglichkeit auch ganz schön sein. Neulich, bei ihrem letzten Besuch im Schwimmbad zum Beispiel, da war sie so lieb gewesen, da hätte er sie fressen können. Und wenn sie zu ihm kam und einen Rat von ihm haben wollte oder sich einfach ausheulen wollte, dann machte ihn das sogar richtig ein wenig stolz. Er, der große Bruder, der sich um seine kleine Schwester kümmerte und sie, die kleine Schwester, die ein bißchen zu ihrem großen Bruder aufblickte. Das war ein gutes Gefühl, das mußte er zugeben.
„Nächster Halt – Eppendorfer Baum“, tönte es aus den Lautsprechern.
Hier mußte er aussteigen.
Gedankenverloren schlenderte er über den Bahnsteig, auf dem sich kaum Menschen aufhielten, obwohl es noch nicht besonders spät am Abend war. Die drei jungen Männer, die auf ihn zukamen, bemerkte er erst, als sie unmittelbar vor ihm standen.
„Hey, Alter, haste ma ‘ne Fluppe?“ sprach ihn einer der drei an, vermutlich etwas jünger als er, ungepflegt, in zerlumpter Kleidung, aber mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck.
Lukas wußte gleich, daß das keine Bitte war, nicht einmal eine Aufforderung, sondern daß es sich ganz eindeutig um den Beginn einer Auseinandersetzung handeln würde. Mit Herumschubsen würde es anfangen und enden damit, daß einer verletzt und ohnmächtig am Boden lag. Und dieser eine würde mit Sicherheit er sein. Denn seine Chancen gegen die drei Schlägertypen waren gleich Null.
Blitzschnell sah er sich auf dem Bahnsteig um. Hilfe war keine zu erwarten, dazu waren zu wenige Menschen unterwegs, und von denen würde sich kaum einer um eine Schlägerei unter Jugendlichen kümmern. Höchstens, daß jemand die Polizei alarmieren würde, aber bis die da wäre, würde er längst blutend am Boden liegen.
Aus den Augenwinkeln sah er einen einfahrenden Zug in die Gegenrichtung.
Entschlossen stieß er einen der Drei, der ihm den Weg versperrte, zur Seite und sprintete zu der haltenden Bahn. Er schaffte es gerade so, hineinzuspringen. Die Angreifer schafften es nicht mehr.
Gerettet! – Wenn auch nur für dieses Mal.
Er fuhr zurück bis zur U-Bahn Station ,Hallerstraße‘. Dort stieg er aus, unbehelligt diesmal und machte sich zu Fuß auf den Heimweg. Er rannte, denn das Adrenalin kreiste noch immer in seinen Adern und machte es ihm unmöglich, langsam zu gehen. Er beruhigte sich erst wieder, als er die Haustür hinter sich ins Schloß schnappen hörte.
„Hey, Alter, wie siehst Du denn aus?“ fragte ihn einer seiner Mitbewohner, als er den Flur seiner Wohnung betrat. „Hast Du den Klabautermann getroffen, oder was?“
Mehment Yülek war ein Jahr älter als er und studierte Betriebswirtschaft im vierten Semester. Er wohnte hier, seitdem er sein Studium begonnen hatte. Er schlug dem Neuen in der WG frundschaftlich auf die Schulter.
„Sag nicht ‚Hey Alter‘ zu mir“, fuhr Lukas ihn an.
Erschrocken wich der andere zurück. „Was hat Dich denn gebissen?“
„So haben mich vor ‘ner halben Stunde drei Typen auf dem U-Bahnhof angemacht“, antwortete Lukas. „Die wollten mir an die Wäsche.“
Mehmet grinste. „Offensichtlich haben sie’s aber nicht geschafft“, stellte er fest. „Hast Du sie platt gemacht?“
Lukas schüttelte den Kopf. „Nee, abgehauen. Zum Glück kam gerade ‘ne Bahn. In die bin ich rein, und ab dafür. Platt machen hätt ich die auch gar nicht können, wenn die zu dritt ankommen.“
Mehmet traute sich wieder vor und gab Lukas einen weiteren Klaps auf die Schulter. „Na, jetzt komm erstmal rein, Alter. Ich geb einen aus, damit Du wieder runterkommst.“
Grinsend boxte Lukas seinen Mitbewohner vor die Brust. „Okay, Alter, das is dochmal ‘n Wort.“
Mehmet legte ihm den Arm um die Schultern und zog ihn mit sich in sein Zimmer.
***
Adrians Martyrium begann am Montag der zweiten Ferienwoche. Sein Vater hatte es ernst gemeint mit dem ‚Ferienpraktikum‘, das er ihm verschrieben hatte. Natürlich hatte er es ernst gemeint, sein Vater sagte nie etwas im Spaß. So begleitete Adrian ihn dann hinaus nach Fuhlsbüttel zu dem gemieteten Business-Jet, der sie beide nach London zu der ersten Besprechung dieser Woche bringen sollte.
Sie landeten eine gute Stunde später auf dem ‚London-City Airport‘. Alles war perfekt organisiert. Eine Limousine wartete am Flugzeug, daneben ein Beamter der Zollbehörde, der einen flüchtigen Blick auf die Pässe warf, und fünfundvierzig Minuten später betraten sie den Konferenzraum der Bank, in dem die Besprechung stattfinden sollte. Die anderen Teilnehmer hatten sich bereits versammelt.
Worum es bei dieser Besprechung eigentlich ging, vermochte Adrian nur unzureichend zu entschlüsseln. Trotzdem machte er sich eifrig Notizen, denn sein Vater hatte ihm ja aufgegeben, Berichte zu schreiben. Die Sitzung dauerte den ganzen Tag, und sie war ermüdend. Vor allem, wenn man nicht recht begriff, was der Gegenstand der Besprechung war. Aber Adrian bemühte sich nach Kräften, in seiner Aufmerksamkeit nicht nachzulassen. Dennoch konnte er am Ende nicht behaupten, wesentlich klüger geworden zu sein.
Vor allem aber war er müde und ausgelaugt. So war er dann auch dankbar darum, daß sein Vater weder auf der Fahrt zum Flughafen noch während des nachfolgenden Fluges eine Unterhaltung mit ihm anfing. Er wollte einfach nur noch ins Bett. Denn am nächsten Morgen würde es weitergehen. Frankfurt stand auf dem Programm und am Nachmittag Genf. Wo sie auch übernachten würden. Um dann am nächsten Tag nach Hongkong zu fliegen.
Ja, Adrian kam in der Welt herum während dieser Sommerferien. Europa; Asien, Amerika, und immer erster Klasse. Darum konnte man ihn schon beneiden. Nicht mehr allerdings, wenn man die näheren Umstände dieser Reisen ins Kalkül einbezog. Wobei die Strapazen der eigentlichen Reise weniger schwer ins Gewicht fielen als die, die der Vater dem Sohn bereitete. Er sorgte dafür, daß Adrian ständig unter Strom stand und kaum eine ruhige Stunde für sich hatte.
Hongkong, Singapore, New York, London, Zürich, von diesen Städten sah er so gut wie nichts. Lediglich die Flughäfen, die sich ebenso ähnelten wie die Konferenzräume der Banken, in denen sie ihre Tage verbrachten.
Und bei jeder Besprechung mußte er dabei sein. Gleichgültig, welches Thema verhandelt wurde. Lediglich wenn heikle Personalien zu Sprache kamen, wurde er hinausgeschickt. Sein Vater erledigte das durch die Andeutung einer Kopfbewegung, mit der er ihn veranlaßte, still und unauffällig den Raum zu verlassen. Ansonsten saß er als stummer Beobachter dabei und mühte sich nach Kräften, herauszufinden, um was es ging. Eines war jedenfalls sicher: Bei all diesen Zusammenkünften ging es um Geld, um viel Geld. Und bei allen gab der Vater den Ton an. Er war ein mächtiger Mann, und viele fürchteten sich vor ihm. Es war ihm irgendwie ein Trost, daß er mit dieser Furcht nicht alleine war.
***
Dann war es zu Ende.
Als er das letzte Mal aus dem Privatjet stieg, war er nicht mehr der strahlende, selbstbewußte, junge Mann, der er zu Beginn der Ferien gewesen war. Nie hätte er geglaubt, daß er je einmal das Ende der Sommerferien herbeisehnen und sich auf die Schule freuen würde. Doch es war so.
Und er freute sich auf Bellinda. Gleich morgen würde er zu ihr gehen. Morgen, nicht mehr heute. Dazu war er einfach zu müde. Er entschuldigte sich zum Abendessen, ging nach oben in sein Schlafzimmer, wo er sich sofort ins Bett legte und durchschlief bis weit in den nächsten Morgen hinein.
Den folgenden Vormittag brauchte er, um sich einigermaßen wieder zu regenerieren und zu restaurieren. Dann machte er sich auf den Weg zu Bellindas Appartment in Pöseldorf.
Bellinda öffnete ihm die Tür, bekleidet mit einem Bademantel, den sie in der Eile anscheinend nicht hatte zubinden können und den sie nun nur mühsam vorne zusammenhielt.
„Adrian!“, rief sie, offensichtlich vollkommen überrascht. „Was willst Du denn hier?“
Als sie daraufhin den Bademantel losließ, sah er, daß sie nichts darunter trug.
„Na, das ist ja mal ‘n Empfang“, antwortete er grinsend und ging an ihr vorbei in die Wohnung.
Durch die offene Schlafzimmertür sah er dann einen jungen Mann, der auf dem breiten Doppelbett ausgestreckt lag. Splitternackt. Schockiert drehte er sich zu seiner Freundin um. Doch die zeigte keine Spur von Verlegenheit.
„Tja, so ist das, Adrian“, sagte sie in einem unverfänglichen Plauderton. „Eigentlich wollte ich’s Dir schonend beibringen. Aber jetzt hast Du’s eben so erfahren. Ich konnte ja nicht ahnen, daß Du hier einfach so unangemeldet auftauchst.“
Adrian sah zwischen Bellinda und dem jungen Mann auf dem Bett hin und her. „Was soll das heißen?“ fragte er, halb verwirrt, halb ungläubig.
„Na, was denkst Du denn, was es heißt“, antwortete sie. „Du bist doch sonst nicht so schwer von Begriff.“
Nein, schwer von Begriff war er in der Tat nicht. Nur noch Bellindas letzte Bemerkung hatte er gebraucht, um sein Begreifen endgültig zu bestätigen. Er machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Wohnung. Die Wohnungstür ließ er offen.
Vor dem Haus, auf der Straße, blieb er stehen, um sich darüber vollends klar zu werden, was da gerade passiert war: Seine Freundin seit dem Babyalter war ganz offensichtlich seine Freundin nicht mehr. Die erzwungene und von ihnen beiden nicht geplante und gewollte Trennung während der Sommerferien hatte genügt, sie sich anderweitig orientieren zu lassen. Diese Erkenntnis und auch die Konsequenzen daraus trafen ihn mit voller Wucht, während er nach Hause schlich wie ein geprügelter Hund.
In der folgenden Nacht begriff Adrian Graf von Molzberg, was Trauer und Schmerz bedeuteten, und er lernte das Weinen. Die Sommerferien hatten sich für ihn zum Desaster entwickelt.